Novemberfrost – ein Wintergedicht

Novemberfrost
Frost

Das Grau
schleicht sich
in die Landschaft,
wie das Alter
in die Lebenszeit.

Welk und müde
kräuselt sich
das Blattwerk
in die Vergänglichkeit.

Nur der Mond
leuchtet tröstlich
über all der Leere,
die frostig knistert:
Es war einmal …

Eisig schön.
Eisig schön.

© Petra Elsner
November 2016

 

Hinweis zum Urheberrecht: Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bedarf meiner Genehmigung.

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WENDE-STRUDEL (3)

Petra Elsner: Echo der Vergangenheit, 70 x100, Acryl auf Karton, 2002
Petra Elsner: Echo der Vergangenheit, 70 x100, Acryl auf Karton, 2002

Daseinspendel:

Ich hatte einen Ort, wo ich Zuhause war. Mit keinem Flecken Erde war ich so verbunden, wie mit dieser flachen, weiten, sandigen Region. Streusandbüchse nannte man sie, weil auf den Böden eigentlich nur Mohrrüben gut wuchsen. Aber auch satte Wiesen gab es hier, tiefe Wälder und romantische Seen zwischen den ländlichen Siedlungen aus Backsteinen, weißgekalkten Mauern und verwittertem Holz. Ein gerader, harter, aber aufrechter Menschenschlag gedieh hier. Etwas stoffelig vielleicht, doch zugänglich. Selbst die aus Schlesien und Böhmen Hergetriebenen, die Gestrandeten vor den Ufern Berlins, blieben nicht lange Fremde, assimilierten schließlich mit diesen Märkern.

Zuhause, darin ist alles, was einen Menschen an eine Gegend bindet – seine Wurzeln. Jeder Zweig seines Selbst’ bekommt von dorther Nahrung.

Mein Zuhause war, gleich der Zeit damals, kein Ideal. Doch ich liebte es, wie man von einem unsymmetrischen Gesicht angezogen und fasziniert sein kann. Neben den irdischen Farben der Mark erinnere ich mich kaum an eine andere, als an das an allem haftende Grau. Selbst die Leute schienen mir etwas davon zu haben, in ihren Gesichtern, ihrer Kleidung, in der Art wie sie gingen und sprachen. Doch ihren Herzen entsprang eine herbe Wärme, und die Umstände ließen sie dichter zusammenrücken denn je. Vielleicht waren es Spielarten der Notgemeinschaft – gleich Geschmähte und Besiegte im letzten großen Krieg, gleichgestellte Habenichtse durch denselben, materiell und immateriell, gleichgemacht durch die neue Ordnung in diesem Splitter Deutschlands. Die sozialen Stände verwischten sich. Der Mangel in dieser zwanghaft geschlossenen Gesellschaft prägte Beziehungen zwischen beispielsweise Handwerkern und Intelligenzlern. Eigenwillige Zweckfreundschaften entstanden. Gibst du mir, verschaff ich dir… Vielleicht aber war dieses Verbundensein miteinander auch mehr als nur ein zwangsläufiges Verhältnis. Denn man konnte vorurteilsfrei überallhin tiefe Beziehungen entwickeln, die nicht traditionellen Standesvorstellungen entsprachen. Sodann erfuhr man viel über den anderen – wenn man wollte. Gleichklang und geistige Beweglichkeit verschafften Einlass in die Nische. Diese sozial gemischten Freundeskreise waren für viele das Salz ihres Daseins. Und der Reichtum dieser menschlichen Beziehungen wog wie ein schwerer Anker.

„Geh’ Du nicht auch noch fort von mir…“, sang im Sommer ‘89 Gerhard Schöne. Warum wohl? Kaum, um das Festgefahrene zu erhalten, sondern hier zu bleiben und es zu ändern. Dass dies machbar ist, dass die sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen heilen würden, glaubten viele…

 

Da die Reaktionen auf die Leseproben recht still waren, ist dies der letzte Ausschnitt aus den Wende-Niederschriften. Ich will Euch schließlich nicht langweilen mit vergangenen Zeiten.

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WENDE-STRUDEL (2)

O-Töne aus 1991:

Fassade in der Kleinen Rosenthaler Straße. Foto: Petra Elsner
Fassade in der Kleinen Rosenthaler Straße.
Foto: Petra Elsner

Stell’ Dir vor, es hat Dich aus Deinem Land getrieben, so wie Tausende auf dem Balkan, im Nahen Osten oder sonst wo in dieser wirren Welt. Du gehst aus irgend gearteten Zwängen ohne Wiederkehr. Dort, wo Du hingerätst, musst Du Dich zurechtfinden lernen, Sprache und Umgang, Gesetze und Gepflogenheiten, jeden Tag ein bisschen mehr. Und es gibt Niederlagen, weil man so rasant nicht alles zugleich in sich aufnehmen kann. Aber es wird.

Ja, ich weiß, Du hast Deine Koffer nicht gepackt, bist hier geblieben und doch in ein anderes, unbekanntes Land gezogen, fremd geworden auf vertrautem Terrain. Kaum ein Tag, der Dich nicht verletzt, denn plötzlich bist Du zugehörig einer Minderheit, mit der man umgeht wie mit jeder Minderheit: schroff und ablehnend. Der Ostdeutsche, der einfach gelebt hat in dem Zwischen-Land seiner Geburt, das man jetzt den Unrechtsstaat nennt, nervt und verunsichert den Altländler. Doch sie werden nicht nur ihr Gesicht verlieren, wenn sie Dich noch lange zum Zweit-Klasse-Deutschen stempeln, per Gesetz und aus schlechter Gewohnheit. Steck’ nicht auf. Bei diesem Langstreckenlauf vergiss nicht, wie wir lebten, und dass wir jenen die Erfahrung einer anderen Gesellschaft und deren Niedergang voraus haben. Lass Dir Deine Erinnerungen nicht verschrecken, anzweifeln, austauschen, auch wenn der Rucksack „DDR“ schwer wiegt. Was darin steckt, macht Deinen Ursprung aus.

Ich rede nicht von Nostalgie, dem Gift, das Dir das Leben lähmt.

Sicher, es wird auch Heimweh geben, wie es die Auswanderer spüren, und Frust. Aber wenn Du nicht aufbrichst in die Jetztzeit, in der Du Deine Vergangenheit ehrlich bedenkst, wiewohl verarbeitest, wuchert sie in Dir und wird dort zum krankhaften Schattengewächs.

Jeder hat seine einzigartige Geschichte und andere Empfindungen zu seiner gelebten Zeit, vielleicht gibt es deshalb so viele Wahrheiten. Hört sie Euch an. Es wäre ja möglich, dass wir Deutschen füreinander einen Spürsinn entwickeln – mit der Zeit.

(pe) März 1991

 

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WENDE-STRUDEL

Nachdem sich zur US-Wahl die  gesellschaftlichen Eliten so komplett geirrt haben, und immer wieder von Wutbürgern und Abgehängten als ausschlaggebende gesprochen wird, eine undefinierbare Bedenklichkeit nachschwappt, ist es vielleicht besser, erst einmal hier die eigenen Hausaufgaben zu machen. Wie und warum entstehen diese “Schattengewächse”. Durch Misswirtschaft, soziale Härte, mangelde politische Verantwortung im Kontext der ungezügelten Weltwirtschaft und die Arroganz der Macht. Meiner Meinung nach birgt auch der Einigungsprozess der Deutschen solch einen Sprengstoff. Man hat einander damals nicht gut zugehört… Ich habe O-Töne aus meiner damaligen Gedakenwelt. Etwas werde ich hier posten. Wieviel davon liegt bei Euch – für ein Mehr braucht es die Nachfrage.

"Wieder geboren werden", Augsustraße, Berlin 1993
“Wieder geboren werden”, Augsustraße, Berlin 1993

Nachgesetzter Epilog:

Noch vor zwei Jahren war es selten, dass irgendwer wirklich Gehör bekam, der sich kritisch zum Prozess der Deutschen Einheit äußerte. Wer sich vorsichtig vorwagte, stand augenblicklich im Hagel. Es prasselten Vorwürfe von Undankbarkeit über ihn nieder. Wo doch so viel Geld in den Aufbau Ost fließt. Und wo kein Haben, da kein Sagen. Oder aber, man stellte den Rufer in die PDS-Ecke und verunglimpfte ihn zugleich als Ewig-Gestrigen. Wer aber will schon bei den Verlierern sein? Wenngleich, sagt das –zig tausendfache Aufstehen nach dem Fall nicht ungeheuerliches über die innere Kraft von diesen Menschen? Man könnte daraus Mut schöpfen. Oder sind die Zeiten wirklich so satt und sicher, dass man diese Wandel-Geschichten nicht als gesellschaftliche Anregung braucht? Es schien lange so. Also öffneten ohne Getöse sehr bald hier und da im Osten Kneipen mit bewusst zusammengesuchtem DDR-Ambiente. Leise, sich selbst ironisierende Schwatznischen. Im Winter 1995/96 feierten tausende in Ostdeutschland „Ost-Rock-“ und „Kessel-Buntes-Partys“. Die Gazetten nannten es Nostalgietrip. Erneut ein Schuss daneben. Das ist so, wenn vorzugsweise Westdeutsche für Ostdeutsche öffentliche Medienmeinung machen. Ein Klischee mehr ist geboren. Eines, das den Ärger der Ostdeutschen nur mehrt und sie an ihre DDR-eigenwillige „So-nicht-Mentalität“ erinnert. Tonlos wie damals, aber nie ohne Gegenwehr. Am 5. Mai 1996 sagten Ostberliner und Brandenburger zur Länder-Fusion schlichtweg NEIN. Erschütterung zuckte durchs Land. Wie schön, denn ohne Erschütterung gibt es keinen Zweifel. Aber Zweifel ist ein innovatives Moment. Die Ostdeutschen zogen nach dem unglaublichen Leben verändernden Tempo der letzten sechs Jahre einfach die Notbremse. Menschen mit östlicher Erfahrung wissen: das ist ein Zeichen. Ein „So-nicht-Zeichen“. Aber Vorsicht mit schnellen Schlüssen! Es gibt sie nicht, DIE Seelenlage der Ostdeutschen und auch nicht eine einzige Erklärung. Will man wirklich wissen, was los ist, muss man zurückgehen in die Zeit nach der Stunde Null. Wer hat westseits schon wirklich eine kleine Ahnung, was den Ostbürgern mit und nach der Wende widerfuhr?

Nein, diese nachstehenden Notate beanspruchen keine literarische Qualität. Fiktiv sind nur die Namen. Die Begebenheiten und das Bedenken der Zeit sind authentisch. Ich wollte den Strudel fassen. Jene damalige gedankliche Kasteiung und die ungeheure Hatz. Dieses „täglich neu begreifen“ zwischen Schock, Wut, Scham, Aufbruch und Erschöpfung musste ich einfach festhalten. Denn irgendwie war mir ja klar, dass man selbst Teil einer ungeheuerlichen Verwandlung war. Günter Gauss nannte den Prozess für die Ostdeutschen „Kulturschock“. Der vorliegende Text gibt bruchhafte Reflektionen dessen wider. Als distanzloses Zeitdokument auf der Suche nach Halt. Ich habe es nicht aus Sicht der Jahre danach bearbeitet, denn es geht nicht um gegenwärtige Gewissheit. Der O-Ton ist für das Nachempfinden jener Zeit (so das überhaupt geht) wichtiger.

Ganz sicher ist es etwas riskant, die betagten Gedanken unkaschiert in eine Zeit zu legen, in der die Deutschen immer noch durch soziale Befindlichkeiten getrennt sind. Das wird noch Jahrzehnte so sein. Denn ich glaube, man kann seine Wurzeln nicht einfach kappen: Schnitt, Klappe, ein neues Leben. Das Neue wird immer etwas getönt sein vom Alten. Ein völlig normaler Umstand, den man allerdings den Ostdeutschen als Handikap vorwirft. Hier beginnen die Merkwürdigkeiten und Demütigungen. Doch es hilft niemandem materielle und ideelle Krisen totzuschweigen. Man/frau muss sie als deutsches Erfahrungskapital bergen, tabuisiert reißen sie die Gräben nur weiter auf. Deshalb lege ich diese Essays in Ihren Tag. Sie stammen von einer, die einst dachte, dass die Geschichte Deutschland für immer geteilt hat und sind ein Bedenkangebot über anders gewachsene Leben mitten in Deutschland. Damals Anfang der 90er.

Petra Elsner, Mai 1996

Wenn Ihr davon etwas lesen wollt, dann sagt es.

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Die Familienweihnachtsplätzchen

Der Rezeptzettel in meinem alten Kochbuch.
Der Rezeptzettel in meinem alten Kochbuch. Nüsse nach Geschmack, ich nehme 250 Gramm.

Leute, die Weihnachtsgeschichten schreiben und sie in der Adventszeit auch noch vorlesen, auf Märkten Bücher und Bilder anbieten, die haben in der Adventszeit NULL Zeit. Und weil das bei mir auch so ist, müssen die Rituale etwas früher vorbereitet werden. Heute waren  die Familienweihnachtsplätzchen dran.

Das Rezept stammt von meiner Mutter, sie hat es von ihrer usw. Es ist ein feines Nuss-Mandelgebäck und stammt aus Böhmen. Dieser Rezeptzettel, den mir meine Mama notierte, ist etwa 41 Jahre alt. Die Krakel darüber stammen von meinem Sohn Jahn, der als Dreijähriger seinerzeit gerne mitmachte. Heute ist er 44 und eher der Genießer.

Alle Zutaten beieinander.
Alle Zutaten beieinander.

Bei diesen Plätzchen geht es weniger um die perfekte Form, denn der Teig ist so feucht-klebrig, dass er sich ausgerollt schwierig bewegen lässt. Doch wer zu mehr Mehl greift, der verliert alles: Geschmack, Aroma und das Knusperfeine. Ich liebe diese Teile.

Der Teig muss klebrig sein.
Der Teig muss klebrig sein.
Auf dem Blech...
Auf dem Blech…
Bereit zum Naschen.
Bereit zum Naschen.
... und der schöne Rest kommt in die Dose.
Und der schöne Rest kommt in die Dose.

Was nicht auf dem alten Rezeptzettel steht: Leg den fertigen Teig 1 h in den Kühlschrank, dann verarbeitet er sich leichter. Beim Ausrollen und Ausstechen so sparsam wie möglich mit Mehl umgehen, damit die Plätzchen diesen besonderen nussigen Geschmack bekommen. Gehackte Nüsse soviel wie Butter und Mehl, kann auch mehr sein. Und den Teig dünn ausrollen (2-3 mm). Die Fertigen dünn mit Puderzucker bestreuen.

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Birkengold

Goldene Birke
Goldene Birke

In diesem lichten Foto-Moment lag der ganze Glanz des ersten November-Sonntages, der ansonsten im Grau-in-Grau versank. Ich zeichne derweil Konturenblätter für ein Schulprojekt. Im Kopfe versunken in eine andere Zeit, an einen anderen Ort voller Heiterkeit …

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Erinnerungen

Verwaiste Plätze:

Zeichnung: Petra Elsner
Zeichnung: Petra Elsner

Klick-klack, klick-klack tippelt es stelzend im Innenhof des HdjT (Haus der jungen Talente) in der Klosterstraße. Eine Frau durchquert zügig den unbedachten Raum, in dem sich ein milder Herbstabend fängt. 4.11.1990. Im großen Saal referieren internationale Mitglieder und Gäste des Europäischen Bürgerforums. Aber ich konnte mich dort nicht erwärmen, taub für den bedeutsamen Redeschwall. Das Gemäuer wirft das Echo meiner Jugend zurück. Es ist lauter. Gesichter tauchen vor mir als Irrlichter auf und verschwinden wieder im wirklichen Menschengewühl. In einem Seitengang lehne ich mich in ein geöffnetes Fenster und rauche. Mir ist schlecht vor Einsamkeit. Was hat mich nur geritten, hier alleine aufzutauchen? Aber am 4.11.89 war ich ja auch alleine unter einer halben Million Menschen. Hans wollte damals wie heute nicht mit. Heute – nun gut, aber vor einem Jahr ließ sich in der Redaktion auch keiner auf Verabredungen ein. Dabei ging es doch auch um uns Journalisten: „Meinungsfreiheit, Pressefreiheit…“.

Der Mann, der in der „Jungen Welt“ am 8.10.89 seinen Kommentar zu den vornächtlichen Ereignissen mit der Frage „Wer seid Ihr?“ überschrieb, schreckte die Kollegen bei einem Verlagsforum am 3.11.89 mit den Worten: „Wer da (am 4.11.) hinginge, stütze die Konterrevolution!“ Eigentlich ging es am 3.11. um Analytisches zu rechtsradikalen Tendenzen im Land. Doch die eingestreute Warnung wirkte auf viele. Auf mich nicht mehr. Ich sah die Dinge schon anders, aber keineswegs klar. Erst unterwegs, in diesem Riesenstrom der unterschiedlichst denkenden Menschen begriff ich, es geht auch um die unkaschierte Meinungsfreiheit eines jeden. Ungeheuerlich. Warum ist mir das nicht schon früher bewusst gewesen? Wie kam ich denn nur darauf, dass es ausschließlich um Presseleute gehen könnte? Und keiner da, mit dem man dieses obskure Erwachen bereden könnte. Beängstigend. In diesen Tagen verklickern sich mir die Ausmaße meiner Denkfehler. Immer noch mehr ahnungsreich als wissend. Und das widerfährt jedem Beteiligten in der ehemaligen DDR auf andere Art und in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Es sind die jungen Leute, mit denen ich, durch meine Arbeit in der Jugendpresse, jetzt am besten reden und denken kann, während meine Verwandten und Bekannten noch in ihren Grübelkisten sitzen. Aber heute? Als „PeP“ (ein Wendemagazin) tot war, ich so den Leuten im Haus der Jugend unter den Linden nicht mehr nützlich schien, wurde ich auch dort zum Fremdkörper, mit dem man nur noch höflich umging. 4.11.90 im HdjT – das ist auch nicht mehr die Szene der Akteure und Zaungäste der gewaltigen Demo des Vorjahres. Die Jungen, 16- bis 18jährigen, erobern sich ihr Haus zurück. Wehmut? Ja. Gespaltenes. Ich habe bekannte Gesichter erwartet. Nicht nur die Crème de la Crème der Wende. Aber nichts da. Stattdessen tänzeln mir verstaubte Lieben im Kopf herum und die Aktionen im damaligen Iskraclub des Hauses. Die Nächte, in denen wir Angela-Davis-Plakate malten und Petitionen für Corvalan verfassten, die ungezählten elitären Politdiskussionen. Bettina Wegners „Eintöpfe“. Diese couragierte Liedermacherin, die selbst hochschwanger in engem, schwarzem Zeugs gegen die vielen Stasiisten im Saal ansang. Und hinter der Foyer-Diskothek Bastians Erzeuger. Man, ist das lange her. 1971/72. Fünfzehn Jahre später stand der Typ vor meiner Tür und wollte erstmals „seinen“ Sohn sehen. Klick-klak tönt es wieder vom Hof verloren durch die Nacht: Was willst du noch hier? Hast dich in der Party geirrt? Geh nach Haus spätes Mädchen…

(Aus meinem “Wendestrudel” – unveröffentichte Notate aus jenen Tagen.)

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Der Winterliche Scheunenmarkt ist wiederbelebt …

 

Blick in die Scheune.
Blick in die Scheune.

Manchmal braucht es erst einen Verlust, bevor allen schlagartig klar wird, wie besonders der Winterliche Scheunenmarkt auf dem Gestüt von Kitty Weitkamp für Annenwalde und seine Gäste war. Als die Chefin voriges Jahr das Fest nicht mehr in den Kalender schrieb, war die Enttäuschung groß, denn dieses schöne Ereignis stand längst für viele als Beginn der Adventszeit. Dieses Jahr wird es wieder so sein, weil Kitty Weitkamp Beistand bekam. Ein eigens gegründetes Dorffestkomitee, bestehend aus Alteingesessenen und Zugezogenen, hat zugesagt beim Schmücken und Aufräumen kräftig mit anzufassen. So kommt es am 19. November zu einer Neuauflage des bezaubernden Festes in der Gutsscheune. Das Szenario wird sein wie es immer war und es alle lieben: Von 11 bis 18 Uhr swingt unter dem Scheunendach die gute Laune. Zwischen lebenden Weihnachtsgänsen, Soayschafen, saisonalen Leckerbissen, Handwerk, Kunst, Kitsch & Trödel können bei Glühwein, Apfelpunsch und warmen Met, werden Winterlieder vom Annenwalder Singkreis erklingen. Jazz, Funk, Soul und Blues gibt es traditionell von der Gruppe „Don’t Tell Mama“. Kindliche Gäste können nachmittags Ponyreiten und Kutschfahrten unternehmen und im Hofladen wieder einem Puppenspiel lauschen. Das Puppentheater Lampion kommt mit dem Stück „Rotkäppchen, Madame Oh-là-là, der Wein, und der Wolf“. Für das leibliche Wohl sorgt die gegenüber gelegene Gastwirtschaft „Kleine Schorfheide“.

Kitty Weitkamp mit Friesenhengst.  Fotos: Lutz Reinhardt
Kitty Weitkamp mit Friesenhengst.
Fotos: Lutz Reinhardt

Inmitten des bunten Treibens wird Kitty, die Winterfrau, hinter dem Glühweinstand zu finden sein. Mal sehen, was das Dorf an diesem Tag noch alles auf die Beine stellt. Am Ende sind die Besucher gebeten auf den ausgewiesenen Parkplätzen zu parken, damit die Busse und die Kremser nicht ein zugeparktes Dorf vorfinden. Vermeidbare Probleme. Die Kremser fahren von den Parkplätzen ab. Übrigens nimmt auch  ein Annenwalder Bewohner, Christian Wendt, die Zügeln in die Hand.

Winterlicher Scheunenmarkt, Gutsscheune auf dem Gestüt, 17268 Annenwalde bei Templin, Telefon: 01520 3803550, Mehr Infos im Internet unter: www.pferdehof-annenwalde.de

 

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Hexlein im Garten

Gestalt aus wildem Wein. Im Frühling wird sie in Rauch aufgehen. Über den Winter kann ein Igel einziehen...
Gestalt aus wildem Wein. Im Frühling wird sie in Rauch aufgehen. Über den Winter kann ein Igel einziehen…

Wir sind beim herbstlichen Räumen und das scheint dieses Jahr besonders auszuufern. Neun Jahre sind wir an diesem Ort, seither stapeln sich unterm Dach Verpackungen  … herrje. Heute ging es ihnen an den Leib, denn dort, wo sie sich türmten, war ein Kabel zu verlegen… Danach musste ich erst einmal ne Runde im Garten spielen: dies Hexlein kam  heraus.

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Herbstverweht

Herbst im Lesegarten. Foto: pe
Herbst im Lesegarten. Foto: pe

Golden wirbeln sie davon,
die Blätter im Oktoberwind.
Sie knistern, kreisen, taumeln,
und steigen in den Böen
frech über Nachbars Zäune.
Es ist ihr letzter wilder Tanz im Jahr,
der leuchtend über kahle Kronen lacht.

© Petra Elsner
Oktober 2016

 

 

Tautropfen.
Tautropfen.

 

Hinweis zum Urheberrecht: Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bedarf meiner Genehmigung.

 

 

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