Morgenstunde (1036. Blog-Notat)

Gestern Abend hatten wir den Steuerabschluss in Sack in Tüten. Heute gegen 9:30 Uhr fiel die Heizung aus. Draußen sind noch 7 Grad minus. Die Temperaturen fallen im Haus rasch. Der Liebste ist unterwegs ins Steuerbüro, ich warte auf den Monteur. Zeit zum Nachdenken: Wir zwei Alten mit einer alten Heizung…
Wenn die Gesellschaft über den demografischen Wandel spricht, hört sich das an wie ein ländliches Elend und als wäre der Fachkräftemangel vom Himmel gefallen. Die Alten in den Dörfern führen die RBB-Landschleicher bei seinen Besuchen höflich zwischen Kirche und Feuerwehr herum, wie Wächter einer verschwundenen Zeit, in der es vor Ort noch Arbeit, Landarzt, Kita, Schule, Dorfladen, Gastwirtschaft und ein Kulturhäuschen gab. Sie leben heute ohne all das und das Deutschlandticket macht für sie auch kaum Sinn. Die Alten sind am ländlichen Dilemma nicht schuld. Sie alle haben noch Kinder bekommen, die fortgingen, um sich eine gute Arbeit zu suchen. Wenige blieben, die halten heute die letzten Lebensnerven dieser Orte intakt. Die Heizungsbauer, Kemptner, Elektriker, Schornsteinfeger, Dachdecker… ohne sie wärs hier schon dunkel. Das Dorf – eine Schicksals-Gesellschaft, der in den letzten 30 Jahren immer weniger zuteilwurde. Wer fragt noch, weshalb die AFD auf dem Lande so stark ist? Ich wähle sie nicht, aber ich verstehe, weshalb sie Zugewinne hat. Noch fünf Tage, dann sind Wahlen in Deutschland und das ganze Schmierentheater in TV-Duellen mit angeblich so neutralen Moderatoren und die empörten Brandmauerdemos machen vielleicht mal Pause und besinnen sich. Wieso ist es eigentlich so absurd, auf dem Land halbwegs gleichwertige Lebensverhältnisse zu erwarten? Und wieso und mit welchen Recht wird das so konsequent von der demokratischen Politik ignoriert? Ich finde, es ist Zeit, sich aus den Grabenkämpfen zu erheben und sich offenen Auges zu begegnen und die bedrängenden Probleme vielhändig anzupacken. Das ist längst überfällig, denn zur Demokratie gehört es, die Bannbreite der Meinungen zwischen links und rechts auszuhalten, zu moderieren und nach Kompromissen zu suchen. Ansonsten ist es keine Demokratie mehr…

Morgenstunde (1035. Blog-Notat)

Ich bin bei meiner „Lieblingsbeschäftigung“ angekommen: Seiten falten und binden. Es macht wirklich Freude so einen Neuling am Stehpult in Form zu bringen. Die ersten zwei Hefte sind schon bestellt.
Kann man das per Mail elsner@schorfheidewald.de, ein Exemplar kostet 10 € zzgl. Porto 1,80 €. Wünsche Euch eine schön kleine Schneezeit!

Danksagung zum Heft

Ich danke meinem Liebsten für die kritische Erst-Lese und seine Geduld für meinen strengen Schaffensprozess. Danke sagen möchte ich auch meiner Freundin Ines Wagenbreth, die diesen Text mehrfach Korrektur las, redigierte und mir mit Herzensgüte beistand.
Dank gilt auch allen Lesern und Leserinnen meines Blogs, die mir während meiner Klausur 2025 Zuspruch oder Hinweise spendierten.
Wer mich kennt, wird wissen, Lea Morgenstern ist die Autorin selbst und das Erzählte ist wahr. Aber ich schreibe ungern in der Ich-Form, und außerdem kann ich mir auf diese Weise immer wieder neue schöne Namen geben. Die Protagonisten der Kurzgeschichten können manchen Personen zwar ähneln, dennoch sind sie erfunden. Es ist nur manch Lebensmoment oder Charakterzug, der mir zur Fiktion den Anstoß gab.

Morgenstunde (1034. Blog-Notat)

Heute Nacht ging es wieder auf einer ausladenden Wendeltreppe, die sich sehr bald in ein Laufband mit Fangnetzen verwandelte, hinauf in luftige Höhen. Wir wollten in ein Gasthaus in den Wolken, aber es kam ein Sturm auf.  Das Laufband geriet ins Schwanken, dann ins Drehen und die Menschen fielen allesamt in die grünen Netze. Ein Hangeln und Schreien und ich sagte mir andauernd: Stopp, es ist ein Traum! Aber das Herz raste schon und in den Ohren pfiff es… Ich stiegt aus dem Alb-Bett, schlüpfte in den Bademantel, drehte die Heizung im Atelier auf und holte mit nach dem Blutdruckmessen eine Pille und ein Glas Wasser. Schnauf. Es war 4:00 Uhr. Das Warten auf die Wirkung vertrieb ich mir mit ein paar Blicken in die Mail-Post. Es steckte nur Werbung darin, also fuhr ich den Computer wieder runter und versuchte eine zweite Schlafschicht – der nächtliche Wahnsinn ebbte ab …

Morgenstunde (1033. Blog-Notat)

In der Nacht liegt Schnee wie ein flüchtiger Wintertraum. Schön. Das hilft zu Versenken. Noch bin ich beim Sortieren von Sammelstücken, eine Vorarbeit für die kommende Klausur. Es sollte wieder eine Novelle werden, kein Märchen, aber wer weiß schon, was wird. Ich hoffe, auch wenn draußen ein schlammiger Wahlkampf tobt, in meinem Innern ein bisschen Magie aufzustöbern…

Morgenstunde (1032. Blog-Notat)

Ist wieder fette Hühnersuppe im Haus. Mein Prof meinte immer, wenn es meiner Lunge schlecht ging: „Hühnersuppe, Hühnersuppe!“ Jetzt wartet so ein 10-Liter-Topf aufs Portionieren und Einfrieren und das ganze Häuschen duftet 😊. Hach, schön, wenn‘s angerichtet ist… Ich schlief noch, als heute früh das Telefon klingelte: „Mam, wir kommen nicht am Sonntag. Jetzt bin ich richtig erkältet und ich will Dich nicht anstecken. Brauchst die Rouladen nicht auftauen…“ Einer hat immer was, wir gerade nicht und so wird der Sonntag frei fürs Lesen, war ja Vorgestern wieder mal ein Buch in der Briefpost. Passt.

Morgenstunde (1031. Blog-Notat)

Wir halten Winterschlaf wie schon letzten Januar und manchen anderen davor auch. Es kam mir komisch vor, dass wir immer nach Weihnachten plötzlich 12 Stunden schliefen, zzgl. Mittagsruhe. Was ist das? Halten Menschen, wenn sie können, auch Winterschlaf? Ja, sagt inzwischen die Forschung: Kälte und Dunkelheit ändern auch das Schlafverhalten von Menschen, aber sie können nicht wie viele Tiere echten Winterschlaf halten. Dazu fehlt ihnen „braunes Fett“.  Dennoch gibt es ein Beispiel für eine Winterschlafvariante: Vor gut 100 Jahren lebte in der Gegend von Pskow ein zugewanderter sibirischer Volksstamm: In Ermanglung von ausreichend Nahrung versammelten sich die Familien beim ersten Schneefall am Lagerfeuer – und gingen danach allesamt schlafen. Einmal am Tag stand jeder kurz auf, aß ein wenig Brot und trank dazu einen Schluck Wasser und ging dann zurück auf sein Winterlager. Ganze sechs Monate genoss das kleine Volk diesen geruhsamen Zustand – bis die ersten Frühlingsboten eintrafen… Geht doch irgendwie. Nur wir essen gute Hausmannskost, wohl deshalb sind wir dann doch auch im Januar ein bisschen länger wach 😊.

Nebelschleier im Schorfheidewald zwischen Kappe und Kurtschlag am 6. Januar 2025.

Morgenstunde (1030. Blog-Notat)

Am Leben bleiben – ist ein gutes Motto für 2025 und sich behaupten. Denn das brandneue Jahr wird den windigen Mantel des Wandels überstreifen und ob die Mainstream-Parteien dem globalen Gegenwind gewachsen sind, wird sich am und nach dem 23. Februar zeigen. Wer auch immer das Rennen macht, es liegen ungeheure Herausforderungen in der gesamten Gesellschaft vor jenen und uns. Klar ist es leichter, ein Bürokratiemonster ungebremst zu füttern, als es abzuspecken. Aber das ist das Dringlichste, neben all den anderen bekannten Problemen. Es kann also 2025 ungemütlich werden, aber wir kommen um einen weitsichtigen Modernisierungsprozess nicht herum. Dafür brauchen wir Mut und Zuversicht. Wenn wir uns darauf einstimmen, schaffen wir das…

Morgenstunde (1029. Blog-Notat)

Der letzte Tag, das letzte Bild in diesem Jahr. Es war wirklich kein gutes Jahr. Aber neben all den Maläsen und Verlusten, waren es die kleinen menschlichen Überraschungen, die mir Freude schenkten. Die freundlichen Besucher meiner Lesungen, ermunternde Anrufe, die Gans Gilda von Krauses, oder heute ein Brief aus Tübingen von einer mir zugewachsenen Blog-Leserin. Es ist toll, wenn eine aus der Anonymität heraustritt und sich mir zeigt. Wenn früher ein Fremder im Zug unsere damalige Zeitung las, erzählten wir uns danach in der Redaktion: „Oh, wie schön, ich bin meinem einen Leser begegnet…“ 😊 Leserpost war damals immer politisch, nie persöhnlich, und dass das heute anders ist, genieße ich sehr. Danke Jana!
Also liebe Leserinnen und Leser von schorfheidewald.de, ich wünsche Euch allen ein friedliches Hinübergleiten in die kommende Zeit, macht Euch glücklich,
Eure Petra

Morgenstunde (1028. Blog-Notat)

… und die KLAUSUR 2025 – Ende Januar rückt auch näher…

In den letzten Tagen des Jahres finde ich zu neuer kreativer Kraft zurück. Ich spachtele kleine Platten und bette poetische Gedanken als Textspuren darin ein. Deutlicher als zuvor, weil sich sensible Zerrissenheit im Blick auf die Welt einstellt. Können wir sie noch retten? Ich weiß es nicht, aber ich will mit diesen Farbsplittern Inneres berühren, Emotionen anstimmen wie einen guten Ton, einen Friedensklang vielleicht, wenn möglich…
Das Corona-Virus sind wir seit Freitag wieder los, aber die darunterliegende Erkältung sitzt fest…

Morgenstunde (1027. Blog-Notat)

In der Harlekinweide flattern zehn, zwölf Blaumeisen um den Futterspender. Ein friedliches Bild (was ich fotografisch nicht fangen kann), ganz gleich, wie ich drauf schaue. Ob mit stiller Freude des Anblicks wegen oder mit Sorge über die Nachrichtenbilder im Hinterkopf – das Bild verwandelt sich nicht, nur mein Blick darauf. Die Schönheit des Seins ist noch gegenwärtig, aber unsere Lebensschönheit schwindet. Nicht nur weil die Bilder der Zerstörung uns umzingeln, es ist die Zeit in der wir leben, die sich nicht mehr mit dieser inneren Schönheit schmückt. Wenn ich die vergilbten Fotos meiner Großeltern betrachte, sehe ich arme Menschen, die sich dennoch festlich kleideten, weil es Weihnachten war. Heute gilt das schon mal als „overdressed“. Aber es geht bei Lebensschönheit umso viel mehr: um beherzte Worte und genüssliche Langsamkeit. Das Gleiten in tanzenden Sonnenfunken über den See beispielsweise. Nicht schnell, schnell, sondern sinnlich. Naja, man kann sie wohl noch ahnen, wenn man Naturschauspiele betrachtet…