Morgenstunde (1078. Blog-Notat)

Wann hat es in den letzten Sommern so lange hintereinander geregnet? Ich kann mich nicht erinnern, aber ich finde es schön, auch wenn wir inzwischen die Heizung angeworfen haben. Der Garten säuft sich satt 😊und der knisternde Wald dahinter auch. Der Imkergatte hat gestern die ersten 60 Gläser Honig abgefüllt, ich schnitt derweil die Etiketten. Dieser erste Honig hat eine Waldnote, die im Abgang ein wenig an Medizin erinnert… Die kleine Hofproduktion wurde nur kurzweilig von Kaffeegästen unterbrochen – das Leben kann heiter und schön sein. Da ist es für einen Moment ganz egal, dass sich die SPD noch vor der Sommerpause fast selbst zerlegt und dem Kanzler unter Vorbehalt eine Pinocchio-Nase wächst. Mir scheint, der Ernst der Lage ist im neuen Machtgefüge schon wieder abgedriftet. Armes Vaterland, hier spielt die Kapelle, nicht in Übersee…

Da passt der alte Silly-Song:

S.O.S.

Wir bezwingen Ozeane
Mit ′m gebraucht’n Narrenschiff
Über uns lacht ′ne gold’ne Fahne
Unter uns: Ein schwarzes Riff
Immer noch stampft die Dampfmaschine
Volle Kraft voraus!
Immer noch gibt uns die Kantine
Kostenloses Essen aus

(S.O.S.)
Lasst die Bordkapelle spielen
(S.O.S.)
Einen Walzer mit Gefühlen
(S.O.S.)
Fresst und sauft und sauft und fresst…

Immer noch schwimmt da vorn der Eisberg
Nur die Spitze ist zu seh’n
Immer noch träumen wir von Heimkehr
Und vertrau′n dem Kapitän
Immer noch glaubt der Mann im Ausguck
Einen Silberstrand zu seh′n
Immer noch findet sich keiner, der ausspuckt
Und keiner darf beim Kompass steh’n

(S.O.S.)
Lasst die Bordkapelle spielen
(S.O.S.)
Einen Walzer mit Gefühlen
(S.O.S.)
Fresst und sauft und sauft und fresst…


Wir bezwingen Ozeane
Mit ′m gebraucht’n Narrenschiff
Über uns lacht ′ne goldene Fahne
Unter uns: Ein schwarzes Riff
(S.O.S.) Immer noch brennt bis früh um Viere
(S.O.S.) In der Heizerkajüte Licht
(S.O.S.) Immer noch hab’n wir den Schlüssel
Von der Waffenkammer nicht

(S.O.S.)
Lasst die Bordkapelle spielen
(S.O.S.)
Einen Walzer mit Gefühlen
(S.O.S.)
Fresst und sauft und sauft und fresst…

Druckfrisch

Der Wandkalender:

„Lebensfreude und Leichtigkeit mit den Schrägen Vögeln 2026“ ist eingetroffen.

Da ist er nun, der neue Kalender mit den Gute-Laune-Cartoons auf sonnenhellem Grund. Die lebensbejahenden Sprüche und die Gestaltung kommen aus der Hand des Verlages Karla Schmook.

Seit 1999 zeichne ich in loser Folge Cartoon-Reihen für Kunstkalender. Es begann mit den Träume-Cartoons, deren Motive ich sehr viel später in meinem Buch „Seltsame Welt“ weiterverarbeitet habe. Denen wuchsen die Schräge Vögel nach, auch Paradiesvögel und natürlich immer wieder Eulen. Die Kalenderauflagen waren meist überschaubar, meine Einnahmen auch, so dass ich das Kalenderzeichen längst aufgeben wollte. Aber meine Verlegerinnen waren stets voller Hoffnung auf ein Neues… Seit Mai arbeitet ihre Verlagsbuchhandlung Ehm Welk mit Thalia in einer partnerschaftlichen Kooperation zusammen, woraus sich auch Vertriebsvorteile für ihren Verlag ergeben. Gelistet wird der Kalender ab nächste Woche sein.
Diesmal war jedoch alles anders: Die Verlagsanfrage kam inmitten einer schweren Krankheit, aber ich dachte mir, die Vögel werden mir helfen, mich daraus zu arbeiten und so war es auch. Die Stimmungsaufheller kommen nun im Großformat (A2) daher, mögen Euch die Blätter beherzt durch das nächste Jahr führen und für gute Laune sorgen…

Bibliografie
Seiten: 12 Monatsblätter
Abbildungen: 12 großformatige Gute-Laune-Cartoons von Petra Elsner
Einband: Wire-O-Bindung (Spiralbindung silber)
Format: 59,4 x 42,0 cm
Erscheinungstermin: Juli 2025
Preis (UVP): 32,00 €
Verlag: Verlag Karla Schmook 

ISBN-13: 978-3-949557-33-0

Buchhandel.de

Kleine Vorschau – eine Auswahl:

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (5 – der Schluss)

Erzählt für Erwachsene

… Als sie am Morgen des Heiligen Abend den Frühstücksraum ihrer Pension betrat, wartete auf Julis Stuhl ein großes Paket auf sie. Es roch nach Heimat. Die wenigen verbliebenen Gäste lächelten erwartungsvoll. Jeder von ihnen wusste, dass ein Weihnachtsfest fern der Familie schmerzendes Heimweh auslösen konnte. Schon die letzten Tage im Advent hatte sich die Seele der jungen Frau verdunkelt. Sie wirkte abwesend und in sich gekehrt. Juli zögerte erst, packte dann aber vor aller Augen aus. Obenauf lag der Bär, den sie sofort an ihr Herz drückte. „Mein Tröster! Ach, wie hab ich dich vermisst, mit dir kann mir nichts mehr passieren,“ frohlockte sie und lachte schief. Sie fand handgestrickte Socken (super bei 30 Grad!), eine Dose mit den köstlichen Familienplätzchen und zwei dicke Bücher über Meeresbiologie. Die wollte sie schon lange haben. Als Letztes eindeckte sie ein Kuvert mit einem Sparbuch, begleitet von einem Zettelgruß der Eltern: „Es wird dir helfen, dein Auslandssemester zu finanzieren. Wir umarmen dich.“
Juli fühlte sich gestärkt. Sie wusste jetzt, sie würde nach dem Semester guten Mutes heimkehren. Und die Zeit bis dorthin beschützte ein kleiner Bär heimlich ihre Wege.
©Petra Elsner

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (4)

Erzählt für Erwachsene

…„Ich dachte mir, sie wollte mich auf ihrer Reise nur nicht verlieren. Kommt ja oft Gepäck weg, habe ich gehört. Vielleicht hat sie auch geglaubt, dass sie mich nicht mehr braucht. Aber man ist doch nicht frei von Erinnerungen, nur indem man etwas zurücklässt. Erinnerungen wohnen in unseren Gedanken, man hat sie immer bei sich.“
Der Besen nörgelte „Wenn du meinst.“ Er wusste, man kann Erinnerungen auch verdrängen, sogar gänzlich ausblenden, aber er wollte dem Bären nicht die Hoffnung nehmen und schwieg. Warum sollte sich Juli an ihre Heimat erinnern wollen, wenn sie doch vor ihr davonlief?

An einem Sonntagmorgen im Dezember klingelte das Telefon im Flur. Der Vater drückte die Stummtaste seiner TV-Nachrichten und lief in den schmalen fensterlosen Gang: „Hallo? Juli???“ Die Mutter sprang aus ihrem Zimmer hinzu, nun lauschten beide. „Hallo ihr Zwei. Wie geht es euch? Habt ihr Schnee?“ Juli druckste herum, als die Eltern wissen wollten, wie es ihr selbst ginge. Bis die Mutter geradeheraus fragte: „Was ist wirklich los mein Kind?“ Da erzählte die Zwanzigjährige, sie habe sich beim Surfen das rechte Schlüsselbein gebrochen und könne nun einige Wochen nicht mehr Kellnern. Ohne das Trinkgeld käme sie nicht zurecht. Ihre Worte „…ich werde wohl mein Pensionszimmer verlieren. Könnt Ihr mir bitte helfen?“, brachte die Mutter auf Trab. „Natürlich Kindchen. Was sollen wir Dir überweisen?“
Der Vater sandte umgehend die gewünschten 1000 €. Beide ahnten jedoch, dass Juli damit nicht weit kommen würde…

Eine Buchbesprechung

„Der König und die Gärtnerin“ von Carmen Winter

Dieses feinsinnige Märchen für Erwachsene erzählt uns leise von der Liebe. Es beginnt, wie viele Märchen beginnen: Ein König greift nach einer Frau aus dem Volke. Genauer gesagt, nach der schönen Schlossgärtnerin. Diese Erzählung in 21 Kapiteln entspinnt sich jedoch anders als erwartet. Sie gibt Rätsel auf, wie sie zuweilen in einer Annäherung zwischen Mann und Frau entstehen. Beispielsweise schließt der König seine Gärtnerin für viele Wochen in einem geheimnisvollen Haus ein, mit der Absicht, dass sie das WARTEN lernen soll. Aber welches Warten meint er, und warum soll sie das lernen? Wir erfahren von der Fluchtkrankheit des Königs, seiner Traurigkeit, der Angst vor der Vergangenheit, einer großen Unlust aufs Regieren und den Folgen daraus. Aus Langeweile wird in ihm die Neugier entfacht. Was arbeitet die schöne Gärtnerin eigentlich im Winter? Was er entdeckt, überrascht ihn und lädt ihn ein.
Ganz subtil erzählt die Autorin von einer ungleichen Liebe, die in ihrer Zuwendung wächst und bis ans Grab hält. Die Märchenform ermöglicht Carmen Winter eine freie Assoziation von Alltag, Politik und Umwelt. Die Figuren König und Gärtnerin stehen, gleich einer Fabel, allgemein für Liebende, deren Beziehungsprobleme herausgefiltert und den Menschen der Gegenwart serviert werden. Carmen Winter erzählt mit großer Empathie und ohne Schnörkel in einer klaren, fließenden Sprache. Sehr gelungen und sehr empfehlenswert.

Der König und die Gärtnerin
Carmen Winter
ISBN: 9783819055935
erschienen bei epubli
Taschenbuch, 160 Seiten, 12 €

#carmenwinter #buchtipp #literatur #buchempfehlung #lesenswert #rezension

Morgenstunde (1077. Blog-Notat)

Bevor die ganz große Trope zuschlägt, sind wir gestern spontan zur alljährlichen Ausfahrt nach Hirschfelde aufgebrochen. Es galt das Winterfutter für die Bienen einzukaufen. Ich hatte mich auf leuchtendes Rot in den weiten Getreidefeldern gefreut, aber die Zeit der üppigen Mohnblüte war schon vorbei. Nun gut, es ist Juli und die Sonne senkt. Trotzt aller Hitze waren wir guter Dinge unterwegs, denn allein ein besseres Befinden nach dem x. Infekt führte uns schon in emotionale Höhepunkte… 😊 Auf dem Hof des Imkereifachhandel hatten die Betreiber (Mutter, Vater, erwachsene Tochter) allesamt eine ziemlich kurze Zündschur. Ein hochrotes Fauchen zischte durch die Luft, wenn die Ansagen untereinander nicht richtig und sogleich realisiert wurden. Da sah man ganz deutlich, was die Hitze mit Menschen macht, die im Freien schwer körperlich arbeiten. Blanke Nerven und Erschöpfung vom Schleppen der Futtersirup-Gebinde… Wieder daheim, wagte ich mich erst spät am Abend raus zum Gartengießen. Die Linde bekam heut noch in der Frühe noch einen ordentlichen Schluck, bevor der nächste Hitzetag zuschlägt. Unter diesem unbeschnittenen Baum wird es nach dem nächsten Einkauf einen neuen Holzstuhl geben: ein naturgegebener Hitzeschutzraum.

Morgenstunde (1076. Blog-Notat)

Die „schlechte Nacht“ entpuppte sich als Vorbote einer Magen-Darm-Grippe, die mich übers Wochenende arg gebeutelt hat.  Es ging sehr bald nichts mehr, habe dann die Zeit am Stück verschlafen. Gestern Abend ein Stückchen trockener Toast, es wird langsam besser, aber ich habe natürlich wieder ein Kilo verloren. 46 kg, es ist, als ob ich pö a pö verschwinde. Heute versuche mich mit Hühnersuppe zu rappeln und langsam den Schreibfaden wieder aufzunehmen…

Vor der Hitze – Schritte in den Garten…

Morgenstunde (1075. Blog-Notat)

Heute bleibt die Geschichte „Einsam“ liegen, ich hatte eine schlechte Nacht. Dieser kleine Bär ist mir gestern noch aus der Hand gewachsen. Der fegende Bär ist ja der mächtige Traumbär…, der Kleine ist der Tröster😊.

Die derzeitige Wetterlandschaft macht mir arg zu schaffen, die jagt den Blutdruck mal in den Keller, dann wieder an die Decke, nicht schön… Habe gestern der Parteitagsdebatte der SPD via TV zugesehen. Die Friedensgedanken und das Manifest werden abermals weggebissen. Stoische Linientreue, so gelingt die angestrebte Selbsterneuerung nicht. Ein offener Diskurs sieht für mich anders aus…. Schönes Wochenende allerseits!

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (3)

Erzählt für Erwachsene

…In der Nacht öffnete er das Fenster, sah nach den Sternen und dachte an Juli. Sie arbeitete inzwischen täglich ein paar Stunden in einer Bar am Bondi Beach von Sydney, danach surfte sie auf den Wellen. Sein Kopfkino zeigte ihm Bilder von einem leichten Leben. Ted gönnte ihr den Strandspaß, aber zugleich dachte er, es sind zu viele junge Menschen, die jedes Jahr die Heimat verlassen. Der Bär wusste nicht genau, weshalb sie auswanderten, es musste etwas sehr Beunruhigendes sein. Aber war die Summe der Bedrohungen nicht überall gleich groß? Offensichtlich lebte es sich anderenorts trotzdem leichter. Ach, sinnierte der Bär: Beim Wellenreiten lernt Juli wenigstens, dass schöne Momente die Zeit dehnen. Sie kann sich darin genussvoll strecken und das Hamsterrad der immer schneller werdenden Hatz abstreifen. Ted sehnte sich durch die Sommernacht. „Ob alle Auswanderer ihre Bären vergessen einzupacken?“ Er merkte gar nicht, dass er inzwischen seine Gedanken halblaut vor sich hinsprach und der Besen ihn hörte. „Vielleicht vergessen sie ihre Bären gar nicht, sondern verlassen sie ganz bewusst, um mit ihnen die Erinnerungen zurückzulassen.“ Ted blickte erschrocken den Besen an…

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (2)

Erzählt für Erwachsene

… Wie überhaupt alles in diesem verlassenen Zimmer zu dämmern schien. Der Bär träumte davon, mit einem mächtigen Besen die schlimmsten Weltbrände auszukehren. Nicht als Superheld. Nein, Ted wollte nur das Kriegsgeschrei vertreiben, das Stunde um Stunde aus dem Vaterzimmer hinüberschallte.  Seit Jahren dröhnte es immer lauter. Im Mutterzimmer herrschte seit dem Auszug von Juli Stille. Dort hauste nur noch Schwermut, die kein bisschen Gemeinschaft zuließ. Der Bär fegte so heftig, dass er schweißgebadet und schnaufend erwachte. Wo war der Besen? Der kicherte entspannt neben der Zimmertür, denn er kannte dieses entsetzte Erwachen: „Warst du wieder mit mir unterwegs?“
Der Bär nickte.
„Aber ich war nicht dabei.“
„Weiß schon, ich habe nur geträumt. Leider.“
„Ich bin nicht so mächtig, wie dein Traumfeger. Bin gut zum Hausputz geeignet, zu mehr nicht“ leierte der Besen vor sich hin.
Der Bär wusste das. Er selbst war auch kein Held, er war der Tröster. Immer schon, trösten konnte er gut. Er war ganz zerzaust vom vielen Trösten, aber an diesem Ort konnte er mit seiner Kunst nichts mehr ausrichten. Aus dem Vaterzimmer dröhnten wieder Geschosssalven, im Mutterzimmer schwebte die Stille. „Es ist zum Davonlaufen,“ seufzte der Bär. „So wie Juli davongelaufen ist, der es zu eng war hinter der Gardine und im Land. Australien – sie wird mich dort vergessen.“
„Einen Tröster vergisst man nicht,“ meinte der Besen. „Dein einfühlsames Brummen wird ihr bestimmt wieder einfallen, wenn sie ein Leid zu tragen hat. Bestimmt,“ setzte der Besen nach. Er hätte Ted gern in diesem Moment tröstend gestreichelt, aber er war mit seinen harten Borsten dafür nicht geschaffen. Deshalb schwieg er, ehe aus ihm ausgelatschte Floskeln heraussprudelten. Der Bär sorgte sich…