Neue regionale Postkarte

Zeichnung: Petra Elsner
Sommerliche Immanuelkirche zu Groß Schönebeck. Zeichnung: Petra Elsner

Eigentlich wollte ich ja keine regionalen Postkarten mehr produzieren, weil es einfach immer weniger Menschen gibt, die Postkarten beschreiben. Aber nun wurde ich gefragt, ob meinen Schorfheider Winterkarten auch mal sommerliche Motive nachfolgen könnten.

Hm.  Als ich vor einigen Wochenn das Motiv für die Abschiedskarte von Pfarrer Flade in Groß Schönebeck zeichnen durfte, wurde ich nochmals ermutigt, vielleicht eine weitere sommerliche Kirchkarte anzubieten. Und da ist sie nun – frisch aus der Druckerei. In einer Stunde bringe ich den ersten Posten zur Touristeninformation von Groß Schönebeck, dort kann man sie für einen Euro erwerben, bei mir im Atelier natürlich auch.

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Stiller Moment

Himmel von Petra Elsner
Himmel von Petra Elsner

Wenn  du gehst,
leg‘ ich mich nieder,
erdrückt vom Schmerz.
So viele sind schon davon gegangen, beschnitten mein Herz.
Wenn du gehst,
sterb‘ ich wieder
einen stillen Moment lang.

© Petra Elsner
August 2016

 

 

 

Hinweis zum Urheberrecht: Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bedarf meiner Genehmigung.

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Der Hasenräuber – ein Schorfheidemärchen

Schorfheidemärchen
Der Hasenräuber
Zeichnung: Petra Elsner

Feiner Nieselregen fiel auf den Nachtschatten, der durch den Wiesenhain am Koppelberg huschte. Aus dem Dorfkrug bei den Eichen drangen die trunkenen Stimmen des Heideläufers und seiner gedungenen Jagdknechte. Derbe Gesellen, die aufpassten, dass keiner unerlaubt den Wald betrat oder gar wilderte. Heute würden sie ihm nicht folgen, trotzdem schlich Gustav auf leisen Sohlen und mit lauschenden Ohren. Die Kröten quakten in den Hügeln und die milde Nacht atmete raschelnde Geräusche. Gustav kannte die nächtlichen Täuschungen, dennoch schien es ihm, sein Herz klopfte noch lauter. Tief hängende Zweige formten gespenstische Gestalten und Gesichter, ob vielleicht doch ein Jagdknecht auf der Lauer lag? Seine Augen bohrten Löcher in das Dunkel, als endlich die Wolkendecke aufriss, und der Mond sein Licht auf einen Hirsch auf der Waldweide warf.

Der geduckte Mann staunte das erhabene Tier an. Nein, er würde es nicht wagen, ihm nachzustellen. Diese Jagd gehörte dem Fürsten mit seiner Steinschlagflinte. Gustav war kein hemmungsloser Wilderer, der auch vor Menschenmord nicht zurückschreckte. Er suchte keine Trophäen, sondern legte Schlingen, um damit ab und zu einen Hasen zu fangen. Das empfand der Landmann als gerecht, waren es doch die Tiere dieses Waldes, die letzten Sommer seine Feldfrüchte fraßen, weshalb die Not auf seinen Hof kroch. Doch wen sie beim Wildern erwischten – gleich ob Hirsch oder Hase, den quälten die Häscher gar fürchterlich. Gustav  musste also unentdeckt bleiben.

Dort vorne, in dem Dunkelbusch, hatte er gestern seine Schlinge ausgelegt, aber was war das? Ein Knacken wie von einem Schritt. Gustav duckte sich tiefer und wartete. Ein Zündholz flammte auf und beschien ein fahles Gesicht. Nein, das war kein menschliches Antlitz. Gustav traute seinen Augen kaum, ein grauer Nachtelf zündete sich eine Pfeife an, schmauchte und blickte plötzlich zielgenau zu ihm. „Komm her, du Hasenräuber, du hast Beute.“ Sprach er und verschwand.

Dem Mann war es nicht wohl. Er starrte um sich herum, sah aber nichts als die Schwärze der Nacht. So ging er einen Schritt auf den Busch zu, als neben ihm wieder die Pfeife erglimmte und das Elfgesicht schmunzelte. „Schenkst du mir Deinen Hasen?“

Gustav stand unschlüssig, seine Knie schlotterten, während die Graugestalt wieder vollständig aufgetaucht war. „Ich schenke dir auch dieses wundersame Pfeifchen“, setzte der Elf nach.

Gustav schüttelte seinen Kopf: „Meinst du der Tabak macht satt wie mein Hase?“

„Was heißt hier ‚mein Hase’?“ zische der Elf. „Also gut, wir teilen uns den Fang, ich weiß, wie Hunger schmerzt“, murmelte Gustav, zerlegte den Hasen und gab die Hälfte dem Grauelf. Der dankte, legte die Pfeife samt einem Tabakbeutel in die Hand des Hasenfängers, zündete sich eine andere Pfeife an und damit verschluckte ihn der Wald. Gustav stand und wunderte sich, dann packte er sein Zeug zusammen und wollte gerade aufbrechen, als es abermals ganz in der Nähe knackte. Aber diesmal erkannte Gustav den Heideläufer mit seinen Knechten. Sie kamen von allen Seiten auf ihn zu. Einer knallte mit der Peitsche, der nächste zückte einen Dolch, der dritte durchstocherte mit einer Lanze die Luft. Gustav war starr vor Schreck, so hatten die Fänger ein leichtes Spiel. Übermächtig schlugen sie auf den harmlosen Wilderer ein. Als der nicht mehr zuckte, luden sie ihn auf eine Karre, machten ein Feuer und brieten sich den halben Hasen. Gustav stöhnte leise, Blut lief ihm von den Schläfen und sein Rücken schmerzte ganz fürchterlich. Er fingerte in seinen Hosentaschen nach einem Tuch und ertastete dabei die warme Pfeife. Sie glimmte offenbar noch. Sollte er es versuchten? Warum nicht. Er zog an ihr und sah im flackernden Licht, wie er sich langsam auflöste. Schmerzgekrümmt kroch der Mann ungesehen vom Karren in die schützende Dunkelheit und ward von seinen Häschern nie mehr gesehen. Immer wenn aus Gustavs Haus ein feiner Hasenbratenduft aufstieg, stürmten sie seinen Hof, dort aber fanden sie stets nur einen Schwaden von einer Tabakpfeife vor.

(Aus meinem Buch “Schattengeschichten aus dem Wanderland” – Schorfheidemärchen, erschienen 2010 im Schibri-Verlag ).

Neu erschienen: 2018 bei der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk in Schwedt an der Oder als Märchensammlung (30 Texte) unter dem Titel “Die Gabe der Nebelfee”

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Abendmonolog

Foto: Lutz Reinhardt
Foto: Lutz Reinhardt

Wenn der Tag sich senkt
und der Wolkennacht entgegen treibt,
frage ich mich: wohin?
Soll ich mein Segel morgen wieder in den Wind schieben?
Alle Energie zerfließt in dieser Gegenwehr.
Der Zeitenwind bläst schwer
um alle Ecken und kehrt jede Nische seelenleer.
Kein schwacher Falter tänzelt dort mehr:
verweht, gestutzt, stumpf- oder plattgemacht.
Der Sog des Vergessens frisst Talente und Empathie.
Drum muss ich mein Segel wieder in den Wind setzen,
bis auch meine Kraft erlöscht.

© Petra Elsner
August 2016

Foto: Petra Elsner

Hinweis zum Urheberrecht:
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Die Flades – Immer auf Augenhöhe unterwegs

Weil diese beiden Menschen so besonders sind, stelle ich im Nachtrag meinen Zeitungsartikel auch in den Blog Schorfheidewald ein:

Die Flades
In seiner letzten Predigt fand Stephan Flade Worte, deren Essenz Kraft für den nächsten Schritt geben. Kaum zu glauben, was das Paar alles in seiner kurzen Lebenszeit in der Schorfheide alles angeregt und inszeniert hat: Sommerausstellungen in der Winterkirche, Konzerte „Schorheideklänge“, den Kintopp und das Solidario-Lädchen, das Gedenken, der von den Nazis ermordeten Pfarrersfamilie Wagner, Treffen Pflegende von Denmenzkranken, Patenschaften für Geflüchtete u.v.a.m.
Foto: Lutz Reinhardt

Groß Schönebeck. Im Kirchgarten berührten sich am  Sonntagnachmittag des 21. Augusts sommerliche Leichtigkeit und die Bittersüße des Abschieds. Statt feierlichem Einzug in die Kirche: Stühle schleppen, wie immer zupackend – die Flades. Sechs Jahre und sechs Monate hat das Pfarrerspaar gezeigt, was möglich ist, wenn Mitmenschlichkeit gelebt wird. Wie aus der Zeit gefallen, gegen den Strom. Das ist anstrengend, und fast jeder fragt sich an diesem Tage, was sein wird in Groß Schönebeck, wenn diese beiden Menschenfischer nicht mehr den Karren ziehen und andere ermutigen mitzuwirken. Und sie, Annette und Stephan Flade, sorgen sich natürlich auch, ob ihre eingebrachte Energie nachwirken wird und nicht mit der Zeit zerbröseln.

All diese Fragen schwingen mit als um 14 Uhr der Abschiedsgottesdienst in der randvollen Immanuelkirche beginnt. „Singen, den Druck rauslassen, als Überlebensmittel!“ erinnert der Pfarrer in seiner letzten Predigt, was ihm in harter Gegenwehr half unangepasst in der DDR zu leben. In einer knappen Rückschau erzählt Stephan Flade von ihrem fast 40jährigen Wirken für den Glauben. Der Pfarrerssohn aus Pirna und die Bäckerstochter aus Wittenberge ergaben diese ungewöhnliche menschliche Legierung, die an einen antiken Urglauben erinnert: Männer und Frauen waren einst ein Kugelwesen, ein All-Eines, wie es kraftvoller nicht sein kann. Flade resümiert in seiner Zustandsbeschreibung aus den beiden Lebensläufen: „Und immer wieder laufen. Christ sein hat etwas mit olympischen Dimensionen zu tun. Dranbleiben, fit sein, Zeugnis ablegen.“ Er spricht von fairem Verhalten und dem aufrechten Gang durch die Zeiten. Die Erweckung durch den Prager Frühling. Er erzählt von Fluchthilfe und Widerstand und wie sie als Pfarrer und Pfarrerin um den Abbau von Standesunterschieden und  transparenten Strukturen in Pritzwalk und Babelsberg rangen. Immer in Reibung. Bescheiden resümiert er: „Das wenige, was wir tun konnten, haben wir getan.“

Während er weiter spricht, von ihrem Einsatz in Indonesien, ihrem erlebten  Fremdsein, ergießt sich draußen ein schweres Sommergewitter. Dramatische Unterstützung von oben. Gut, dass der Pfarrer auch ein Bauherr war und die Kirche ein neues, schützendes Dach bekommen hat. Die Worte führen nach Groß Schönebeck. „Mit Mühe und Offenheit haben wir unsere Rolle wahrgenommen. Den Rest kennen Sie – im Gebrauchen und Verbrauchen.“

Es folgten die sachlichen Dankesworte des Biesenthaler Pfarrers Christoph Brust. „Hand in Hand mit Deinem Schöpfer und den Gemeinden – das war Dein Credo.“  Dann ruft er Stephan Flade zu sich zur Entpflichtung. Die Gemeinde steht und hört: „Du bleibst berufen zu predigen, zu Taufen …, aber du bist nun auch frei von allen Diensten und Pflichten. Ich bitte Dich, nimm dieses Freisein auch an.“ Nach der Entpflichtung wird auch Annette Flade, die sich offiziell schon einige Zeit im Ruhestand befindet, dazu gerufen. Zur Gemeinde spricht Brust: „Achten Sie den Dienst dieser Beiden und beten Sie für sie in ihrem neuen Lebensabschnitt!“ Sichtbar ergriffen von dem Zeremoniell geht das Paar ab und in dem Gotteshaus ringt fast jeder mit den Tränen. Kein ergriffener Reflex, die versammelten Menschen spüren erstmals den Verlust und den Schmerz der Herzlichkeit. Mit jedem folgenden Grußwort verdichtet sich diese Emotion. In den Abschiedsworten wird das reiche Wirken des Paares für die Region deutlich. Bürgermeister Uwe Schoknecht hebt die gemeinsame Gründung des Bündnisses Bunte Schorfheide hervor und fasst zusammen: „Sie haben in der Schorfheide die Zivilgesellschaft gestärkt.“ Die Barnimer Sozialdezernentin Silvia Ulonska überbrachte  Grüße von Landrat Bodo Ihrke und stellt die engagierte und höchst kompetente Flüchtlingsarbeit von Annette Flade heraus, aber auch die Schaffung des Solidario-Ladens und die Arbeit für Menschen mit Demenz. Wissend, was für ein enormer Verlust der Wegzug der Flades sein wird, ringt sie bei ihrer Ansprache um Fassung.
Stellvertretend für die augenblicklich 42 Geflüchteten in Groß Schönebeck bedankten sich die Tschetschenin Zaynab Arsunkaeva und die Syrerin Iman Mohammed in deutscher Sprache bei Annette Flade für die Aufnahme und Betreuung. Für das Groß Schönebecker Willkommensteam verabschiedete ihr Sprecher Rainer E. Klemke: „Es gehen zwei Lotsen von Bord, die uns zu neuen Ufern geführt haben. Die uns Wegweisung gaben, wenn wir an gefährlichen Klippen zu scheitern drohten, die uns Trost gespendet und neue Horizonte eröffnet haben.“

Während sich das Wetter draußen lichtete und wieder pralles Sonnenlicht in den Kirchgarten fiel, schenkte der neue Kirchenchor dem Sangesbruder Stephan Flade ein flottes Liedchen, auf die Melodie des Schlagers „Amore“ gedichtet. Diese Heiterkeit nimmt die Schwere wieder aus dem Geschehen.
Es wurden an diesem Tag noch hunderte Dankesworte gesprochen. Nach dem Gottesdienst begann gegen 16 Uhr das schier unendliche Defilee der Kirchgemeinde und ihrer Gäste. Anderthalb Stunden lang schüttelten der scheidende Pfarrer und seine Frau Hände. Herznah, fröhlich, immer noch einen Rat den Mutlosen gebend, duldsam gegenüber dem Schwachen, Kranken und Alten.
Derweil ließ man sich im Garten zum Kaffeetrinken nieder, wie bei einem entspannten Sommerfest. Die Zerpenschleuser Kirchgemeinde gab noch ein Ständchen und zu guter Letzt ertönten die Jagdhörner der Schorfheider Jagdhornbläser. Adé Familie Flade.

Petra Elsner

 

 

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Farbenrausch

Herbstleuchten. Foto: pe
Herbstleuchten. Foto: pe

Nach einer Frostnacht
erwacht das Herbstland
in einem Ballkleid,
lodernd orange und feuerrot.

Vom Morgenlicht umschmeichelt
tanzt sich galant
der Farbenrausch
zur knallbunten Explosion.

Doch in den Schauer all der Töne
webt sich ein schwerer Moderduft.
Der kündet mit leisem Gestöhne
von einem langen, kalten Tod.

© Petra Elsner , 2016

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Lesung für Deutschlehrer

Lesung: Schulstunde für Lehrer
Lesung in der UckerWelle Prenzlau.
Foto: Lutz Reinhardt

Heute durfte ich die Jahrestagung 2016 der BiSS Brandenburg, die Bildung durch Sprache und Schrift fördert, mit meiner Lesung “Alte Sagen, neue Schorfheidemärchen und einem Waldabenteuer” eröffnen.

Das war gewissermaßen eine entspannte Schulstunde für Deutschlehrer, die mir wirklich Freude bereitete.

Ich hatte dazu die originalen Buchillustrationen  temporär ausgestellt. Die Schauzeit für die Zeichnungen im Hörsahl der UckerWelle Prenzlau war allerdings ein wenig knapp, denn 15 Minuten später begannen schon die Fachvorträge. Aber gut, die Bilderschau war eh nur als ein kleines Zusatzbonbon gedacht.

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Ein Gespür für Wald

Lehmann
Spätsommer in Lehmanns Garten am Wald. Morgens der Ricke beim Äpfel naschen zusehen. Den schönen Wildblumenkreis bestaunen oder eine Runde im Teich schwimmen gehen. Ganz entspannt, in froher Zweisamkeit. Hier holen sie sich die Kraft für alle ihre Antriebe.
Foto: Lutz Reinhardt

Vor sechs Jahren wurde es den Lehmanns in Wandlitz einfach zu voll. Da suchten und fanden sie dicht am Waldrand von Groß Schönebeck ein winziges Häuschen, das ihnen jetzt gerade richtig schien. Die ehemaligen Berliner wollten die Stadt hinter sich lassen, hinaus in die Natur. Zwei Jahre lang bauten sie den Katen mit regionalen Handwerkern aus, bevor sie fest einzogen. Das Paar ist schnell heimisch geworden, denn es brachte sich gut in die örtliche Jagdgemeinschaft ein. Wenn Florian montags im Immanuelchor singt, genießt sie die Stille, in der sie die Welt verarbeiten kann.
Zum Tag der offenen Höfe waren Lehmanns mit einem geliehenen Naturmobil präsent. Sie erklärten den gut hundert Besuchern des Heusinger-Hofes den heimischen Wildbestand und die Grundsätze der Jagd. Linus, ein Amerikanischer Wüstenbussard zog die Blicke der Menschen auf sich, es gab viele neugierige Fragen zur Falknerei. Ganz klar, das interessiert. Deshalb tüfteln und bauen sie jetzt an ihrem eigenen Naturmobil, mit dem sie nächstes Jahr an den Wochenenden über Land ziehen werden.

Eigentlich ist Florian Lehmann Geigenbauermeister. Gerade hat er für David Garrett ein Instrument repariert. Schon seit den 80er Jahren ist er in diesem edlen Handwerk selbstständig. Sabine studierte gerade Heimerziehung mit der Berechtigung Sport zu lehren. „Aber als wir uns kennen lernten, passten die Arbeitszeiten nicht zueinander. Da habe ich in Markneukirchen noch eine vierjährige Ausbildung zur  Bogenbauerin gemacht. Seit 1987 arbeiten wir gemeinsam. Das war wunderbar als die Kinder kamen. Wir hatten Werkstatt und Wohnung nebeneinander. Waren immer dicht an den Kindern dran und konnten nachts noch arbeiten gehen. Inzwischen für einen Stamm von 5000 Musikern. Aber noch einmal würde ich nicht diesen Weg gehen“, verrät sie. Florian ergänzt erklärend: „Naja, wir sind in unserer Zweimannwerkstatt schon völlig weltfremd geworden. Kur beantragen, Sabbatjahr machen – so etwas kennen wir gar nicht. In den 25 Jahren waren wir nie krankgeschrieben. Aber die herangewachsene Schnäppchen-Mentalität der Leute verändert das Geschäft doch sehr.“

Doch zurück zu ihrer Waldliebe. Florian Lehmann erzählt: „Wir waren schon immer an den Wochenenden im Wald. Und weil wir beide naturbegeistert sind, haben wir unsere Jägerprüfung gemacht und Sabine sogar obendrauf die Falknerprüfung. Sie lehrt inzwischen in Steinhöfel an der Jagdschule Falknerei und Vogelkunde. Ja, sie ist in fünf Berufen unterwegs.“ Leise setzt sie nach: „Das ist manchmal ein bisschen kompliziert. Ab September gehe ich als Grundschullehrerin nach Mildenberg.“ Volles Programm möchte man meinen, doch diese zwei Groß Schönebecker haben den stetigen Wandel des Lebens gut im Blick. Deshalb entwickeln sie ihre Idee für eine kluge, leidenschaftliche Wissensvermittlung. In ihrem Naturmobil möchten sie alle deutschen Wildtiere vorstellen. Dazu suchen sie gerade Präparate. Natur, Jagd und Falknerei möchten sie vor allem Kindern näher bringen. Sinnstiftend und ein Gespür anzündend.

© Petra Elsner

 

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Meander, Kapitel 7 – der Schluss

Draußen lockte unwiderstehlich eine milde Sommernacht. Meander Memolos spürte jetzt wieder das Herannahen der nächtlichen Jagdzeit – von innen heraus, und nicht weil sein Magen knurrte – das beruhigte ihn doch sehr.

Im Schwatzbaum der Eulen. Zeichnungen: Petra Elsner
Im Schwatzbaum der Eulen.
Zeichnungen: Petra Elsner

Er schwebte erleichtert über das Wäldchen auf dem Campus und landete wahrhaft formvollendet im Schwatzbaum der benachbarten Eulen, gewissermaßen als gesellige Zwischenstation vor dem Mäusefang. Anders als gewöhnlich grüßte er sehr heiter und hörte so gar nicht gedankenverloren den Jagd- und Tratschgeschichten der Runde zu. Schon darüber wunderten sich die Eulen. Würde das schrullige Professorchen auf seine alten Tage etwa noch richtig umgänglich?

Eine sehr alte Eule fragte sodann: „Wo warst du so lange, Meander?“ „In einem Zeitloch“, antwortete er schlicht. „In einem schwarzen oder einem weißen?“ erkundigte sich die Alte. Meander Memolos schaute ungläubig: „In beiden.“  Und viel wissend raunten die Eulen und kicherten in die sternenklare Nacht.
Meander Memolos Zeitloch, erschienen 2006 bei:
Messner Druck & Verlag
Bestelltelefon: 06061 968564 oder
07823 9609750

ISBN 978-3-934309-15-9, Preis 12 Euro

© Petra Elsner

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