Morgenstunde (638. Blog-Notat)

Manchmal habe ich Sehnsucht nach den Sommern im Roten Luch in der Märkischen Schweiz. Wir hatten dort in den Jahren 2003 bis 2008 ein Waldgrundstück gepachtet, auf dem wir unsere romantische Ader voll ausleben konnten. Der Liebste fand zur Imkerei zurück und ich gestaltete meinen ersten Garten. Vier Sommer lang haben wir unterm Sternenhimmel geträumt. Ohne TV, nur ein altes Radio war dabei. Gezeichnet habe ich unter der Eiche. Im Schuppen nebenan bauten wir uns ein schickes Bad aus, das ich heute gerne hätte 😊. Die Kraft ist endlich, was wir damals noch nicht spürten. Die alte Jagdhütte (satte 20 Quadratmeter) war unser Sommerobdach. Als Freiberufler hatten wir keine Zeit für Urlaub. Dieses Quartier war eine gute Alternative, sich zu erholen. Zugleich bemerkten wir Städter, dass wir im Jahr immer länger dort draußen blieben. Berlin wurde uns fremd und wir überlegten, ganz auf das Lande zu ziehen. Weil das Grundstück im Naturschutzgebiet lag, gab es nur Bestandsschutz für die Bauten. Ein Ausbau war unmöglich und so suchten wir 2007 ein Häuschen und als wir es in Kurtschlag gefunden hatten, verließen schließlich den Ort. Aber die Fotos verkünden es uns immer noch, wir hatten dort eine gute Zeit und vielleicht war es unsere beste. Aber das lag nicht nur an dem romantischen Ort, sondern weil wir uns noch jung und stark fühlten. Die Kraft, die wir in diesen Märkischen Sand setzten, hätte ich gerne noch einmal gehabt, als wir in unserem Schorfheidedorf begannen. Mist, dumm gelaufen. Aber ein paar Kreationen sind erinnernd geblieben: Der Kalender „Hüter der Weisheit“ inklusive Märchen ist im Roten Luch  entstanden, die Kolumne „Die Mappe meiner Großmutter“ und viele Vignetten für ein Wochenblatt in Frankfurt, wohin ich über die Dörfer bis Hangelsberg (mit dem Auto) und von dort mit dem R1 bis in die Oderstadt gelangte. Weite Wege hatte ich mein Leben lang 😊. Geschichte. Jetzt, nach Ostern grünt mein zweiter Garten, er ist anders schön, nicht ganz so versteckt und verwunschen…

Frohe Ostern!

Mögen die Herzen heilen, das Leben und die Hoffnung sprießen wie das Gras  und Frieden wachsen. Ein frohes Osterfest wünsche ich allen Lesern von schorfheidewald.de, Eure Petra

Der zweifelnde Osterhase

Der Osterhase grübelte schon den ganzen Vorfrühling lang: Macht es noch Sinn? Die Welt ist aus den Angeln und ich soll so tun, als gäbe es nichts wichtigeres, als Ostereier zu verstecken? Andere steigerten ihre Vorfreude auf das Fest und das Erwachen der Natur. Aber der Osterhase rührte sich nicht. Er zweifelte und störte die gute Laune der anderen. Die Nachbartiere meinten, sie müssten ihn aufmuntern. Nacheinander besuchten sie ihn. Der Schmetterling setzte sich auf seine Nase und säuselte: „Häschen, zaudere nicht, alles wird gut!“ Aber der Hase schlug nur die Augenlieder nieder und seufzte. Der Schmetterling schickte den Igel zum Hasen. „Alles wird gut!“, grunzte der Igel und kitzelte den Hasen mit einem sanften Stachel. Der Hase aber blickte ihn nur mit verkniffenem Lächeln an. Der Igel sandte das Rotkehlchen zum Hasen. Das zwitscherte vom leuchtend blauen Himmel: „Osterhäschen, siehst du es nicht, es wird Frühling, alles wird gut, spute dich!“ Der Hase nickte und sah, wie das Sonnenlicht die Landschaft erweckte, aber noch immer zweifelte er: „Ja, es wird Ostern, aber was macht noch Sinn? Das Leben ist schwer geworden. Nichts wird von alleine gut.“
Da hat der Grübler recht, dachte das Rotkehlchen und rief die große Tiergemeinschaft zueinander. Sie alle versammelten sich um den zweifelnden Hasen und das Rotkehlchen stimmte ein Lied an: „Alles wird gut, sagen wir den Kranken und den Traurigen. Aber nichts wird gut, wenn man nichts dafür tut! Also lasst uns zuerst dem Hasen helfen, seine Aufgabe zu erfüllen, die Ostereier zu verstecken. Man soll die Feste feiern, damit alle neue Kraft finden. Und vielleicht wird dann auch wieder alles gut.“ Da lächelte der zweifelnde Osterhase, denn er fasste durch den Zuspruch neuen Mut.
© Petra Elsner

Und zum Osterwochenende fand sich das im Briefkasten :).

Morgenstunde (637. Blog-Notat)

Drei Tage ganz ruhig und so langsam haben wir uns erholt von der Tour. Der Imkergatte hats im Kreuz. Er müsste Honig auftauen, aber er kann nicht heben. Er bewohnt derweil das Sofa, während ich im Garten rumtobe und Jungpflanzen verziehe. Eine klitzekleine Ostergeschichte ist entstanden und eine Illustration dazu auch. Gestern fuhr ein Tankwagen auf den Hof und hat 1000 l Heizöl geliefert. Man, dafür muss ne alte Frau lange Socken stricken, was ich nicht kann 😊. Es ist der doppelte Preis vom bisherigen. Schöne Schei… bin auf die Stromrechnung gespannt. Da werden wir uns wohl zukünftig wärmer anziehen müssen, aber, der arme Poet ist Kummer gewöhnt. Ich erfreue mich an dem, was die Natur uns schenkt, zum Beispiel die Schachbrettblumen an der Vogeltränke. Noch eine Handvoll Tage, dann ist alles frühlingsgrün und die Stimmung wird steigen. Heute waren die ersten Schwalben da. Morgen am Gründonnerstag beginnt am Abend die Osterzeit. Es wird am Samstag im Dorf ein Osterfeuer geben und wir werden uns endlich alle, die nicht mit dem Flieger verschwanden, wiedersehen. Ein kleines Glück.

Morgenstunde (636. Blog-Notat)

Auf der Höhe hinter Zschorlau: Man sagt, im erzgebirgischen Zschorlau strahle der Mond ganz besonders hell. Diesen sagenumwobenen Glanz verdanken die Zschorlauer einzig dem Mondputzer. Der soll einst, in den bitterkalten Nächten des Advents, das Vollmondgesicht, das sich im gefrorenen Teich widerspiegelte, auf Hochglanz poliert haben. Das sprach sich herum und so hieß es fortan, in Zschorlau wohnen die Mondputzer. Heute findet sich vor vielen Häusern im Winter ein leuchtendes Mondgesicht mit Zylinder, denn inzwischen gibt es hier viele Mondputzer… 😊   

Alle Wetter hatten wir auf der Reise ins Erzgebirge und zurück: Auf den Höhen Schnee, Graupel… und in den Tälern Regen und jede Menge Wind. Es war eine anstrengende Elternzeit und wieder bekam meine Erkenntnis neue Nahrung: Heutzutage werden die Menschen viel zu früh und in einem schwachen Zustand aus den Krankenhäusern entlassen. Am dritten Tag nach seiner Heimkehr ging es dem Vater endlich etwas besser. Für meinen Geschmack hätte ich ihn erst so nach Hause geschickt. Von der unvollendeten OP, weil die Medizintechnik kaputtging, will ich gar nicht erst reden. In drei/vier Wochen liegt der 93-Jährige deshalb noch einmal auf der OP-Tisch… Herrje! Wir sind in Sorge, sehr.
Zuhause eingetroffen, habe ich eine Mahnung von der jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft Georgsmarienhütte vorgefunden. Ihr werdet es nicht glauben: Für die Wenzel-Schallplatte, von der ich seit Wochen nicht weiß, woher bzw. von wem sie kam. Das aber schlägt dem Fass den Boden aus. Jemand hat da seinen Schabernack mit mir getrieben und ich soll dafür bezahlen, zzgl., Mahngebühren. Dit is frech! Ich habe dem Geschäftsführer eben geschrieben, mal sehen wie das ausgeht. Die Platte ist ja unberührt und ich kann sie jederzeit zurücksenden. Morgen jedoch brauchen wir erst einmal eine RUHEPAUSE.

Morgenstunde (635. Blog-Notat)

Heute am Werbellinsee

Endlich hatten wir Regen. Der hat meinen Feinschliff von „Die Zeit der weißen Wälder“ begleitet. Nun kann die Novelle in die Hände einer echten Korrektorin gegeben werden. Heute Nachmittag geht es zu Sarah vom Biorama-Projekt in Joachimsthal. Ihre Saison beginnt Ostern und sie wünschte sich ein paar Kleinigkeiten für ihren Touristenshop. Also habe ich die Sagenkarten und die regionalen Kunstpostkarten aus meiner Hand eingepackt und auch eine kleine Künstler-Heft-Kollektion. Ein bisschen Zukunftsoption, vage wie immer, denn die Zeiten sind ungewiss. Der Weg zu diesem tollen 360°-Rundumblick-Aussichtsturm quer durch die Schorfheide ist ein Traum – bei jedem Wetter. Viele meiner Märchen habe ich in diesem Waldgebiet angesiedelt – zwischen dem stahlblauen Großen Döllnsee und dem grünen Wuckersee… beispielsweise die Winterfee aus meinen Schorfheidemärchen. Was haben wir hier doch für ein Glück mit Land und Leuten.
Ansonsten sind wir in Lauer-Position: Der Vater wird im Erzgebirge in den nächsten Tagen unsere Hilfe brauchen, wir warten auf seine Ansage, wann ihn das Krankenhaus entlässt, dann sprinten wir los…

Morgenstunde (634. Blog-Notat)

Böiger Wind jagt Sandwolken über das Kopfsteinpflaster. Ich hoffe, er treibt endlich die Regenschauer heran, denn an den Feldrändern liegt der Sandstaub wellig wie Ostseesand. Es braucht Wasser in Brandenburg!
In den Fenstern der Welt nur das blanke Grauen. Nie hätte ich geglaubt, dass nach den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und all den Kriegsurteilen danach, solche Gräueltaten noch in Europa verübt werden würden. Aber schon in den Balkankriegen wurde offenbar: Der Mensch bleibt verführbar und mancher zieht einfach seine humane Haut aus, wenn er tötet. Das Leid wird unverzeihlich sein.

Lyrik-Krümel

April

Die Buschwindröschen zittern
in den kahlen Frösten
das Land ruht dürr und grau
nur Sandteufel
tanzen wild im Laub
und in den nackten Ästen
sie wehen die Erdkrume
auf und davon.

© Petra Elsner

Morgenstunde (633. Blog-Notat)

Gestern Abend fiel mein Speisekammerschutzengel runter und nun ist jetzt ein bisschen derangiert. Aber ich konnte mich nicht entschließen, ihn zu entsorgen. Er ist der Hässlichste, den ich jemals geschenkt bekommen habe und deshalb ist er in der Kammer gelandet. Aber Schutzengel (und ich habe viele bekommen, damals, als der Krebs wuchs) wirft man nicht weg. Manche versteckt man, aber mehr geht nicht. Ich selbst habe ja auch so einige gezeichnet. Zeichnen ist unverfänglicher, denn lose Blätter fordern nicht so viel Platz. Es gibt Tage im Leben – vom Kummer getränkt oder einer Krankheit besetzt – da braucht man Schutzengel besonders. Und manche in unserem Häuschen hängen ganz abgearbeitet an der Wand und hoffen auf ihr Schichtende. Will sagen: Schutzengel kann man nie genug haben. Habt ein schönes Wochenende allerseits.

Einige meiner Schutzengel:

Morgenstunde (632. Blog-Notat)

Abstraktes Arbeiten mit Acryl auf Papier zum Thema Atem.

Im kalten Himmel Tiefflieger. Schallender Lärm. Ab und zu ist das so über der Schorfheide. Hat mich aus meinen Atemübungen gerissen… irgendeiner stört ja immer. Aber bewusstes Atmen kann Hausapotheke sein. In der 3sat-Mediathek fand ich die wirklich gute Dokumentation „Atmen“, die mir ein paar neue Denkansätze spendiert hat. Kann ich allen stressgeplagten Menschen nur empfehlen, es geht nicht um Lungenkranke…Jeder kann durch Verlangsamung der Atmung seinen Körper entlasten. Die Spezialisten empfehlen zweimal täglich drei Minuten lang bewusste Bauchatmung: 4 Sekunden lang einatmen, 6 Sekunden lang ausatmen. Das dürfte im Alltag praktikabel sein.

„Der Kaiser und sein Haus im Wald“

Eine Buchbesprechung

Es gehört zu den ehrenvollsten Arbeiten eines Chronisten, brüchiges Wissen zu bergen und so für die Nachwelt zu bewahren. Das war der Antrieb von Manfred Lentz, der seinen Spürsinn und Recherchegeschick einsetzte, um die Geschichte eines fast verfallenen Gemäuers im Wald zwischen Kappe und Kurtschlag zu erforschen. Ja, in den Dörfern wusste der eine oder andere noch: Der Kaiser ging auch hier in der westlichen Schorfheide jagen. Und man munkelte, Wilhelm II habe das sagenumwobene Blockhaus vom Schwedenkönig 1889 geschenkt bekommen. Aber diese Mär hat der Autor ausgeräumt. Was den meisten heutigen Bewohner der Walddörfer völlig unbekannt war, dass Wilhelm II an dieser Stelle ein Gatter für die Zucht von Ungarnhirschen unterhielt. Die mächtigeren Tiere sollten der Auffrischung des Rotwildbestandes dienen, aber wie so oft im Leben, ging die Idee nicht gut aus. Immer dann, wenn Manfred Lentz ins Erzählen oder auch Unken kommt, liest sich diese Schrift flüssig und sehr unterhaltsam, aber wie es sich für eine Chronik gehört, braucht es Belege, Faksimiles, Auszüge aus Dokumenten, um die Thesen zu stützen. Und so entstand ein fundiertes Sachbuch unter Mithilfe von Birgit Halle, Erich Voß und Manfred Grimm, das lückenlos über die Nutzung des Hauses und seiner Bewohner berichtet. Der Leser erfährt von Totschießjagden, von Lappjagden und der Pirsch. Vom Leben der Wildwärter. Von forkelnden Hirschen und interessanten Moorkulturen. Lentz bringt auch Licht in das dunkelste Kapitel: 1941 bis 1945 diente der Ort als Kriegsgefangenenlager. Er fand Belege dafür, dass hier Serben und Italiener in einer Baracke unterhalb des Blockhauses eingesperrt waren und zur Zwangsarbeit im Holzeinschlag, im Sägewerk von Vogelsang und in den Zehdenicker/Burgwaller Tongruben genötigt wurden. Nach 1945 diente das Blockhaus als Unterkunft für Waldarbeiter und Vertriebenenfamilien. Kurzweilig gab es beim Haus einen Heimtiergarten und schließlich wurde das Gemäuer Jagd- und zuletzt Forstquartier. Aber, obgleich unter Denkmalschutz gestellt, verfällt inzwischen das Blockhaus im Wald.  Was von ihm bleiben wird, sind wage Geschichten, aber definitiv Manfred Lentz‘ Gedenkschrift. (pe)

Erhältlich ist das Sachbuch „Der Kaiser und sein Haus im Wald“ nur beim Autor unter Telefon: 0171 4729673. Das Buch wird es daneben auf Dorffesten geben. Da die Nachfrage recht groß ist, wurden inzwischen weitere 150 Exemplare gedruckt. Der Preis der Zweitauflage beträgt 10 Euro.