Morgenstunde (964. Blog-Notat)

Heute gegen 9 Uhr morgens klingelte das Telefon. Eine Zeit, in der Langschläfer noch schlafen. Gewissermaßen auf der Bettkannte erklärte mir Klaus aus Bebersee, man erwarte mich heute zur „Romantischen Nacht“. Das zweisprachige Ortsschild würde eingeweiht werden und ich solle später bei Christian lesen. Was Romantisches. Ja, bei einer unverhofften Begegnung in Templin sagte er mir vor vier Wochen: „Merke Dir mal den 22. Juni, aber der Ortsvorsteher meldet sich noch bei Dir.“ Tat er nicht.  Via Internet las ich vorgestern von der neuen plattdeutschen Beschilderung, und dass es eine Lesung auf Platt geben würde. Ich konnte damit nicht gemeint sein… also war ich unvorbereitet. Schließlich entschied ich mich spontan für „Gerdas Hofgesellschaft“, 20 Minuten, aktuelles Thema, zweimal Probelesen mussten reichen. Und ja: es ging alles gut und ich bekam sogar den Bibertaler aus Keramik – für die Treue und als Danke. Schön. Hängt jetzt an der Hauswand und ich bin hübsch müde. War gut gewesen….

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ALTERN – eine Buchbesprechung

Wenn eine wie Elke Heidenreich über das Altern schreibt, dann ist das nicht ein schlichtes Nachsinnen, sondern das Ausgießen des Füllhorns der Bücherwisserin. Störrisch und kämpferisch, wie sie eben ist, die Heidenreich, erzählt sie uns von sich und ihrem zum Thema Gelesenen. Darüber entsteht ein fiktiver Dialog über Zitate. Spannend ja, aber zuweilen auch schwergewichtig wie ein Gesellschaftsvortrag. Mir sind die Passagen am liebsten, in denen sie über sich selbst schreibt. Wie zu viel Energie, für andere bedrohlich wirken kann. Sie ist eine, die sich mit 81 Jahren immer noch ein Arbeitspensum zumutet, dessen Preis „Erschöpfung und oft eine gewisse Einsamkeit…“ ist. Sie will für sich ein bisschen „Ruhe in eine Welt bringen, in der es keine Ruhe mehr gibt,“ indem sie „weniger, aber alles zu Ende“ liest, hört, sieht. Nicht weglegt, wegzappt, eben ruhig bei der Sache bleibt.
Heidenreich reflektiert über Herkunft, Glück, Lebenssinn, Schuld und (sehr wichtig!), dass man sich vor der „Enteignung“ im Alter nur durch Selbstbewusstsein schützen kann. Sie schreibt über selbst gewählte „Einsamkeit als Technik der Leidensabwehr – nicht als Dauerzustand.“ Und unterscheidet zwischen Einsamkeit als Verzicht und Vereinsamung als Verlust. Sehr wahr. Am Ende spricht sie vielen Lesern aus dem Herzen, wenn sie das „Grundgefühl der Überforderung“ der Alten benennt, die uns ab und zu in eine tiefe Niedergeschlagenheit führt. Da muss man sich wieder rausrappeln, auch um wieder gesehen zu werden. „ALTERN“ ist ein reiches, gedankenanstiftendes Essay zum Thema Altwerden in dieser unserer Zeit. (pe)

ALTERN von Elke Heidenreich, Hanser Berlin Verlag,
ISBN: 978-3-446-27964-3

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Morgenstunde (963. Blog-Notat)

Wieder gab es am Wochenende Rufe nach einem Kalifat in Deutschland. Was für eine Zumutung! Globaler Islam, der Integration als Wertediktatur ansieht! Das ist eine bekannte Gefahr, aber warum dauert es immer so lange, bis man deren Einflussnahme in Deutschland unterbindet? Wie viele Tragödien müssen also noch geschehen…? So etwas macht mich immer aufs Neue fassungslos, auch im Alter, denn es geht uns was an, wenn man an unseren gesellschaftlichen Lebenswurzeln gräbt. Der Zulauf junger Deutscher in diese radikale Szene, erklärt sich aus der Hoffnungslosigkeit auf eine gute Zukunft hier im Land. Das herrschende politische System in Deutschland braucht zukunftssichernde Antworten, eine klare gesellschaftliche Vision. Jede Epoche kennt diese Umbrüche, die mit Verwerfungen einhergehen, aber die gegenwärtige Stolperei, von einer Baustelle in die nächste, ist keine Lösung. Ehe es mir wieder den Blutdruck an die Decke treibt, gehe ich lieber in den Garten. Die sommerlichen Blicke dort besänftigen…

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Morgenstunde (962. Blog-Notat)

Kleiner Gartenrundgang zum Abend noch. Nicht in alle Ecken, immer schön den Trampelpfad entlang. In den jüngsten Tagen sind wir darauf mit einem kleinen, geborgten E-Scooter Testrunden gefahren. Der Pfad ist dadurch deutlich erkennbar. Aber das kleine Teil zum Sitzen, hat uns Schmerzen bereitet, der Sattel ist nicht gefedert… Also wird es doch so ein Stehroller werden, mit dem ich zukünftig versuche, etwas mobil im Dorf zu bleiben. Der letzte Gang, kaum einen Kilometer lang, brachte mich ins Trieseln, musste mich dreimal unterwegs hinsetzen. Da kommt keine Freude auf. Dann lieber E-mobil, auch wenn es vielleicht komisch aussehen wird, ist mir schnuppe… wir haben heute so ein Teil online bestellt 😊

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Morgenstunde (961. Blog-Notat)

Fertig mit der Wichtelei! Jetzt Scannen, Freistellen, Montage der Adventsaufmacher… Ende in Sicht… Vielleicht wird auch noch ein schönes Poster davon. Mal sehen.

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Morgenstunde (960. Blog-Notat)

Frisch draußen, da zwinkert mir der Garten nicht zu. Hab mir meinen zweiten Zeichenplatz aufgebaut, darauf kann ich mich besser ausbreiten und der Kleine wird derweil zum Besuchertischchen. Noch vier Wichtel zeichnen und farbig anlegen, dann ist das Projekt „24 Adventswichtel“ durch 😊 und ich kann mich wieder ernsthafteren Themen zuwenden.
Bin gestern wiederholt der Ringelnatter begegnet. Sie wohnt im alten Komposthaufen. Als ich dort eine Kürbispflanze hinsetzte, schlängelte sie aufgeschreckt ins Pflanzendickicht. Ich hab mich natürlich auch erschrocken… Eines ihrer Babys besuchte uns dieser Tage. Dünn und lang wie ein Strohhalm, fand die Minischlange durch einen winzigen Haustürschlitz (keine zwei Millimeter) in den Flur. Als der Liebste sie entdeckte, bekam er sie nicht zu fassen und sie husche unter das Sideboard… ☹ Aber wenig später kam sie von ganz alleine zurück durch den hauchdünnen Spalt ins Freie. Wir tranken Kaffee unter dem Glasdach und sahen ihr dabei zu. Danach aber musste der Liebste den Spalt abdichten. Das sollte sich das bitte nicht wiederholen…

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Morgenstunde (959 Blog-Notat)

Was liegt an? Hauskram und weiter in der Wichtelkritzelei für den kommenden Advent. Der Liebste ist heute in einem Ritt unterwegs ins Erzgebirge und zurück, um nach seinen Eltern sehen. Er hat die Dorfausstellung „Kurtschlager Leben“ am Mittwoch sauber gehängt. Jürgen und ich brauchten in den zwei Stunden nur transportieren und zureichen. Allein das lange Stehen machte mich zittrig. Diese Schwäche im Leib ist zum Ko… und meine Geduld dazu hat wirklich eine kurze Zündschnur. Sich fügen ist schwer… Gestern hatten wir unverhofft einen federleichten Plaudernachmittag. Eine jüngere Frau aus dem Dorf hat sich unseren Benziner-Rasenmäher geholt. Für uns war er zu schwer in der Handhabung geworden. Deshalb haben wir das funktionstüchtige Teil durch einen leichteren Akkumäher ersetzt. Wir waren froh, den Platz freizubekommen und sie schenkte uns: Wachteleier. Was für ein Luxus… 😊

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Morgenstunde (958. Blog-Notat)

Das kleine Walddorf Kurtschlag in dem wir seit 16 Jahren leben, begeht Ende Juni seine 275. Jahrfeier. Über die Zeit habe ich für den Kulturverein sechs Dorfausstellungen organisiert. Vier davon waren Ausstellungen mit historischen Aufnahmen aus den Familien und eine spezielle zum Thema Feuerwehr. Nun wünschte man sich wieder eine Fotoausstellung, aber war da nicht schon alles gesagt, vorhandenes aufbereitet? Jede präsentierte etwa 50 Motive, insgesamt also 250 und ebenso viele Passepartout-Ausschnitte. Die Bilderplatten lagerten, feinsäuberlich verpackt bei unseren Nachbarn, deren Haus einfach mehr Platz bietet. Montag breiteten wir bei Christina und Jürgen die Bilderplatten auf dem Boden aus und erwählten die neu zusammengestellten Schaustücke. Die Gemeinde hatte schon Rahmen erworben und morgen hängen wir sie im Flur des Kulturzentrums auf. Für längere Zeit kann man dann betrachten, wie sich das Dorf entwickelte. Sehen, was es schon einmal gab, auch, was nicht mehr. Der Ort ist wie viele Dörfer im Umbruch, nicht nur durch den Generationenwandel, auch der Zuzug bringt neue Lebensentwürfe hinzu. Ich bin gespannt, was dieses Dorf jetzt werden will: fernes Vorstadtschlafzimmer oder moderne Dorfgemeinschaft…

Ausstellung aus dem letzten Jahr. Die Rahmen waren aus meinem Atelierbestand geliehen. Ich brauchte sie immer wieder zurück für eigene Präsentationen. Aber nun hat die Gemeinde eigene Rahmen angeschafft, was Dauerausstellungen möglich macht.
Und hier ein Schnappschupp vom Ausrichten der neuen Präsentation “Kurtschlager Leben” für 2024. Da haben die Wähler schon am kommenden Sonntag in der Warteschlange was zu sehen….

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Morgenstunde (957. Blog-Notat)

Die Ferienzeiten mit den beiden Großcousinen Tine und Rosel unter der Linde des Modelhofes in Oberreichenbach waren für mich immer das Schönste im Jahr. Es war noch nicht lange her, dass sich nach dem II. Weltkrieg hier alle Vertriebenen unserer Familie trafen, etwas blieben, bis sie wussten, wo es nun hingehen würde. Überall ungelitten, die Flüchtlinge aus Schlesien und Böhmen. Auch die Kinder bekamen das zu spüren, man gehörte nicht dazu – eine emotionale Ausgrenzung. Die Stimmung dort war in den 50er und 60er Jahren stets angeknackst, vor allem weil die alte Schwester Alma, die den Hof über den Krieg bewirtschaftet hatte aus dem Elternhaus gedrängt wurden. Vom ältesten Sohn Paul und seiner aus dem Feld mitgebrachten taffen Rot-Kreuz-Hilde. Sie war gewissermaßen sofort in Rundumverteidigung, das bisschen Besitz zu wahren und zu mehren. Aber dort unter der Linde und im Katen meiner Großmutter an der Bache war das verspielte Leben für uns Drei schön. Oben am Hang lebte Uli, meine allerdickste Freundin. Zu viert waren wir wie ein Sommerglückskleeblatt. Hier, in der Oberlausitz war/ist meine gefühlte Wurzel. Denn wohin meine Eltern auch gingen, nach Wildau, dann Zeuthen, waren wir auch die Flüchtlinge, die Zugezogenen. Ganz gleich, dass wir Deutsche waren, wir waren die Fremden. Blieben außerhalb. Lange her und immer noch so.
Gestern machten Rosel und ihr Mann Manfred eine Reisepause bei uns. Wir hatten uns ewig nicht gesehen und doch war da sofort diese unverstellte Herzlichkeit, wie sie nur Kinder haben. Zwei Stunden Gedankenstrudel. Wer, wo, was. Sie kamen von einer Beerdigung in Mecklenburg, wohin es den geschiedenen Schwager, den anderen Manfred getrieben hatte. Ein Wendezerwürfnis mit schweren Folgen. Er war damals Chef der LPG in Oberreichenbach und hatte naiv mit einem Holländer verhandelt und so beiläufig und ohne Wissen und Mitsprache seiner Belegschaft den Betrieb verhökert. Tine, die dort auch arbeitete, hat das ihrem Manfred nie verziehen und ihn vom Hof verjagt.  Sie wurde vom Holländer wegsaniert. Dieser andere Manfred war nun mit 75 Jahren vernachlässigt gestorben. Keiner hat je in diesen Jahren seine Wohnung betreten dürfen. Wenn es was zu feiern gab, war das stets nie in seinen vier Wänden. Ausgestoßen zu sein ist wie ein niederdrückendes Schwert. Schrecklich. Das erzählten wir uns gestern an unserem Tisch, wo ich erst von seinem Tod erfuhr. Meine Güte, ein kalter Atem…

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Morgenstunde (956. Blog-Notat)

Bürotage. Hier ein Ankündiger zum Dorffest schreiben, dort die Jahresmeldung an die Verwertungsgesellschaft Bild einreichen… verspätete Geburtstagspost und eine vergessene Rechnung hinterherschieben. Bin gerade nicht sehr konzentriert und die Adventszwerge auf dem Zeichenplatz sind auch Fummelkram. Aber gut, neun habe ich fertig, sind ja nur noch 15. Wenn alle 24 als Block stehen, wird’s ne echte Wichtelei 😊

Ich habe Lust auf „Späte Zeilen“.  Ein Anfang steht da schon:

Der Weltengang war ihr am Morgen egal. Sie wusste schon vorher, wie er ausgehen würde. Frau Morgenstern hatte dieses Gespür. Wohl deshalb schickte man sie als Jugendredakteurin, damals vor 40 Jahren, zu den jährlichen Komplexeinsätzen des Zentralrates des Jugendverbandes. Vier Wochen später würde es aus diesen Praxisbegegnungen einen politischen Beschluss geben, aber ihre Zeitung wurde lange zuvor gedruckt. Ihr Instinkt schob sie beim Schreiben in die richtige Richtung. Wohl deshalb bekam sie immer diesen heiklen Auftrag, um den sich niemand riss. Heiße Eisen.

Sie hatte sich nicht rechtzeitig gekümmert, deshalb saß sie 30 Jahre später, nachts in ihrem Traum, einer Frau vom Arbeitsamt gegenüber und fragt als 70-Jährige: „Kann ich eine Umschulung bekommen? Ich würde gerne etwas mehr von Computergrafik und Drucklegungen verstehen?“ Sie wacht auf, bevor die Frau vom Amt antwortet. Sie sieht im Abgang des Traumes nur noch das verwunderte Kopfschütteln…

Aber das ist Winterarbeit, gut für die nächste Klausur. Gedanken sammeln ist natürlich erlaubt. Brüchiges Stückwerk. Wird schon werden…

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