Schwere Luft, jede Arbeit schweißtreibend. Gestern Nachmittag kamen alte Berliner Freunde mit einem zeichnerisch begabten Jungen. Es ist toll den Nachwuchs zu ermutigen. Nie war ich ein Fan von Workshops, aber einzelnen jungen Menschen etwas zu erklären und mitzugeben, das mache ich sehr gerne. Heute klebt das Wetter noch mehr. Wir sind nach Burgwall an die Havel gefahren und haben im Gasthaus „Zur Fähre“ sehr gut gegessen. Mit dem Blick auf den ruhigen Fluss klingen die Katastrophenmeldungen aus dem Landkreis Ahrweiler in der Eifel furchtbar. Wildwasser aus dem Nichts. Die betroffenen Menschen tun mir unsäglich leid.
Ein Bild vom Feind – die Goldaugenbremse (Zeichnung: PE)
Die Goldaugenbremse ist lästig in diesen Tagen. Kaum steckt frau ihren Blondschopf vor die Tür und pilgert frohen Mutes in den Garten, umkreist mich eine und hofft auf einen Blutsaugertreffer. Das Bist! Man rät den Geplagten, nicht mit kurzem T-Shirt in die Landschaft zu treten, aber bei Ü30 Grad. „Nee, nich?“ Ich wedele wild um mich und entfliehe sehr bald wieder dem Grün. Dennoch hab‘ ich gestern Wiesenteile gemäht, denn mir schien, das Garten-Zustand-Checken der Sonntagsbesucher fiel nur so lala aus. Ein Garten verbreitet eben nicht jeden Tag den gleichen Charme… Also hab ich innerlich Besserung gelobt und eine Rasenmäh- und Weinschneideschicht eingelegt und immer über mir – die Goldaugenbremse – herrje…
Die Urlauber in diesen Julitagen werden bestimmt mit ´nem langen Zapfen rumtoben, was ich gut verstehen kann. Ich aber ziehe mir einfach eine dicke Jacke über und gehe im Garten für das Mittagessen ernten: Mangold, Kohlrabi, Gurke… ich liebe es, den Lohn der Frühjahrsarbeit ins Haus zu tragen. Der gestrige Besuch meiner beiden Journalistenfreundinnen brachte uns feine Anti Pasta auf die Zunge. Sie bringen oft etwas Außergewöhnliches mit, etwas was es hier nicht gleich um die Ecke gibt. Ist immer überraschend, aber so ein frisches Gartengemüse ist einfach unschlagbar. Nach unserem langen Gespräch dachte ich so bei mir, Gott sei Dank, bin ich diesem Sparwahnsinn bei den Printmedien nicht mehr ausgesetzt. Es ist ein Kaputtsparen auf Kosten der Qualität und auf dem Rücken der verbliebenden Leute. Man hat die Sekretärinnen entlassen, das Foto kommt immer öfter nicht vom Profi, sondern kostenfrei von Leser – man sieht es den Blättern inzwischen an und es wundert kaum, dass es immer weniger feste Leser gibt. O.K. Printmedien sind reine Wirtschafts- und Tendenzunternehmen, anders als die öffentlich-rechtlichen Radio- und TV-Sender. Aber auch bei Letzteren vermisst man zunehmend die Wahrnehmung ihres Bildungsauftrages. Man schielt nach dem Bildergucker-Publikum der Privaten und lässt dafür auch die Qualität und Themenvielfalt schleifen. Stattdessen verbreitet sich auf diesen Sendern das Atempause-Sprechen. Es mutet wie Missbrauch ihrer beruflichen Positionen und Klientelpolitik an, denn eine gesellschaftliche Verabredung gibt es dafür nicht. Ich kriege einfach einen ganz dicken Hals, wenn ich z.B. in einer Gartensendung ständig „Gärtner*innen“ hören muss und ich hoffe, das lebt sich schnell wieder aus…
Mein kleines Myrtenbäumchen trägt seine allererste Blüte bezaubernd schön im Küchenfenster. Sie soll ein Ebenbild von Schönheit und Liebe sein und gute Stimmung im Haus verbreiten. Deswegen habe ich die Pflanze vor zwei Jahren zu uns geholt. Ein Licht im wolkenverhangenen Tag. Vormittags konnte ich ein bisschen schreiben und an der Figur eines Marionettenspielers „feilen“. Es ist ein Herantasten an weit entrückte Bilder – bis eben. Jetzt beginnt gleich der Beutezug der Woche. Es kommen morgen und Sonntag Gäste, da wird es wieder etwas lebhafter auf dem Hof. Ich freu‘ mich drauf.
Vor dem Regen gestern schnell noch ein paar Hände voll Lindenblüten gepflückt. Getrocknet werden sie vorbeugender Wintertee sein, der die Abwehrkräfte stärkt. Heute kam ich mit dem Schreiben ein gutes Stück voran. Die Geschichte lenkt meine Gedanken nach Süden, vorbei am Land der Tausend Teiche, weiter hinauf ins Zittauer Gebirge. Auf der Spur der Erfahrungen. Nicht rückwärts gedacht, sondern ins Heute geholt. Dazu braucht es Sonderlinge, die zum Schlüssel werden. Diese Typen zu erfinden ist eine wunderbare Herausforderung…
Ein nächtlicher Besucher hat mich abermals zum Pinsel greifen lassen. Sozusagen als Fingerübung zwischendurch. Gesehen hab‘ ich ihn nicht, aber gehört. Der Schneckenjäger ist mir sehr willkommen, möge er sich fest einnisten auf dem Hof, Futter gibt’s nach dem Regen genug… Derzeit läuft in der Bienenküche die erste Sommerblütenschleuder. Die schmeckt noch lieblicher als die Frühsommerblüte, wird was Feines werden…
Kleine Verschnaufpause, ist schon wieder zu warm für mich vor der Tür. Ich arbeite an kleinen Spachteleien, die kann ich leichter für die „rückwärtigen Dienste“ der Honigschleuderei unterbrechen als das Schreiben. Die Honigernte zieht sich, weil wir langsamer sind, aber das macht wohl nichts. Der Sommer ist in vollem Gange, viele sind verreist, diese Stille tut gut, ist nicht so beklemmend, wie sie es in Lockdown-Zeiten war. Aber die Angstmacher warnen ja schon wieder unüberhörbar…
Kleine Spachtellei, 20 x 20, Aryl auf Karton, 2021
Es ist Unruhe im Wald. Wolfsrufe waren nachts vernehmbar und mir schien, die Hirsche tönten auch. Der Dauerregen dieser Tage hat erst einmal die Brandgefahr aus den Kiefernforsten genommen. Das ist schon mal beruhigend, denn die knisternde Dürre fühlte sich der Letzt nur noch ungut an. Der Garten sieht nach dem Starkregen wild aus, wo anfangen, wo aufhören? Heute nicht, sollen sich die schweren Blütenköpfe erst einmal aufrichten, ich ziehe mich an die Tastatur zurück, während der Liebste seinen Honig pflegt: Abschäumen und Rühren. Wenn es morgen wieder trocken ist, wird er weiter Honig ernten. Ein schönes Wochenende allerseits!
Ein Regenlied wispert aus dem Garten und das Wolkengrau drückt auf die Lieder… Ich könnte nach der Hitze unendlich schlafen. Die Regenröschen lassen die prächtigen Köpfe hängen. Ein gnädiger Verschnauftag verstreicht ereignislos. Im Textwerk bin einen Absatz weiter. Geduld bitte, ich übe die Langsamkeit 😊. Der Imkergatte lässt heute eine Schleuder-Pause zu und trinkt mit mir Rosenblütentee. 175 Kilo Honig hat er in den vergangenen fünf Tagen geerntet. Das ist viel. Morgen geht’s für ihn in der Bienenküche weiter…
Sattgrün ist das Juni-Laub, bis auf die Wiesen, die in der sengenden Sonne keinen Wildblumenrausch zustande bringen. Der Tanz der Schmetterlinge fällt so leider aus. Habe die ersten Samenschoten vom Sibirischen Blattkohl abgenommen und kann nun das zweijährige Gemüse jetzt neu ansähen. Wer Samen braucht, sagt es an… Das nützliche und schön anzusehende Gemüse habe ich letztes Jahr für mich entdeckt. Über dem morgendlichen Garten liegt jetzt schon schwere Schwüle, der Himmel wird‘s bald krachen lassen. Ich mach mich inzwischen ans Texten und wenn wir wegen des Gewitters später den Computerstecker ziehen müssen, werde ich schwarz-weiße Absatzvignetten zeichnen…
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