Nun hat es doch noch geschneit und auch wenn es schon wieder taut, in der Morgenstunde waren die Blicke aus den Fenstern ein Traum. Und doch will in diesen Tagen nicht so recht Adventsstimmung aufkeimen, auch wenn ich den Budenzauber probe und Märchenzeiten streue, die Nachrichten drücken einen einfach immer wieder in den Keller. Am ersten Advent sind wir Zwei in der Dunkelheit zur Bleiche am Fließ gelaufen: Ob vielleicht doch dort ein Feuer lodert? Aber nein, war/ist ja verboten in Brandenburg. Einsam stand der Dorfweihnachtsbaum in der dunklen Kälte. Was waren wir an dieser Stelle schon herzhaft fröhlich miteinander in unserem Dorf. In diesen Tagen trifft man sich nur noch am Zaun oder auf Beerdigungen. Kinner nee. Werde heute einen Schreibtag einlegen, eine Seite für das Roman-Projekt wird vielleicht werden. Könnt Ihr morgen lesen.
Landwärts Poesie Der Gedichtband „Landwärts Sölle“ von Frank Martens
Aufs Land gehen, die Stille zu suchen. Sie zu finden, auszuschreiten und auszuhalten, sich umzusehen, sie ansehen, sich von ihr umarmen zu lassen, zu trösten – davon erzählt die freie Lyrik von Frank Martens. Seine Gedichte kommen einem leise und listig entgegen, wie auf einem langsamen Spaziergang durch die Jahreszeiten, durch Landschaft und ländliche Gemäuer. Vom Leben erfahren wir, von seiner Süße und seiner Beschwerlichkeit. Mit körperlichem Gespür wählt der Dichter seine Worte und es ist Akkuratesse, die seine natürliche Poesie entwickelt. Intuitiv und langsam. Es sind ruhige Mitteilungen von innen nach außen, von denen manche „…mit einem Ton wie dünnes Glas knackt oder das Rückgrat nach einem Streit“ (Seite 22). Die Rhythmik muss sich der Leser bei vielen dieser Gedichte selbst wählen, denn die Aneinanderreihung der Worte folgt nicht den klassischen Hebungen und Senkungen. Das verlangt vom Leser genaue Auseinandersetzung mit der geronnenen Ruhe in Martens‘ Lyrik – sehr ungewöhnlich, als hätte sie einen Input aus zeitgenössischer Musik bekommen.
Frank Martens (Jahrgang 1964) lebt heute in Krohnhorst und betreibt dort als Lehrer ein LandDojo. Er stammt aus dem Dorf Golzow bei Brandenburg. Martens studierte Bibliothekswesen in Leipzig und arbeitete in Bibliotheken, verschiedenen Redaktionen, einer Grafikagentur und in diversen Kulturprojekten. Weitere Informationen finden sich hier:
Sein Lyrikband „Landwärts Sölle“ erscheint im Januar 2022 in der Edition Rugerup und kostet 20 €, ISBN 978-3-942955-87-4
Es ist gerade noch so dunkel draußen, dass wir schon am Morgen die Kerzen anzünden. Noch weitere 20 Tage, dann ist Wintersonnenwende – also der kürzeste Tag und die längste Nacht. Danach gehts wieder aufwärts, aber augenblicklich stecken wir im tiefsten Dunkel.
Zur Ablenkung gibts hier einen weiteren Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt: “Die Zeit der weißen Wälder”
….Emilia zeichnete. Schwarze, fließende Linien auf langen, weißen Gewebebahnen. Meterlange Lianen, die sich zu Worten wanden, ausstrahlten, um abermals zu zerfließen zu Pfaden, Jahresringen, Lebenslinien. Ihr Thema – das Menschenband, die Verstrickungen der Generationen. Plötzlich wusste Emilia, dass es genau dieser Gedanke war, der sie aufgerufen hatte, ihm Gestalt zu geben. Eine innerliche Initialisierung mit Imperativ: Du musst es zulassen und ihm folgen! All diese Linien ergaben atmende Muster, ein rhythmisches Zusammenspiel, wie ein lebender Organismus. Fieberhaft entwickelte die Frau ihren Stil in absoluter Stille. Kein Radio, kein Fernseher, nur sie und dieses schwarze Acryl auf weißen Bahnen, die an der Decke der einen Wand hingen, abwärts schwebten, über den Boden liefen, um gegenüber an der anderen Wand wieder aufzusteigen. Meterlange Gebilde und mittendrin eine Frau auf der Suche nach dem Gespür dieses großen Zusammenhangs. Sie experimentierte mit natürlichen Pflanzenfarben aus Holunder- und Blaubeeren, aus der Gerbsäure der Walnussfrucht und Spinat. Dieses kräftige Farbspektrum verdrängte das schwarze Acryl vom Malgrund. Emilia hatte das Gefühl, ihre Mutter sah ihr über die Schulter und lächelte. Eine leise Zufriedenheit machte sich in der Suchenden breit. Nur nachts lag sie unruhig und stundenlang schlaflos. Ihre Nachtgedanken kreisten um den Puppenspieler.
Sie war genervt. Seit Tagen baute sie an ihrer Website. Ihr Nacken schmerzte und die Augen waren trocken vom zu langen Starren auf den grellen Bildschirm. Emilia ging ins Bad und träufelte sich Tropfen in die Augen. Dabei dachte sie: Du hast dir den schlechtesten Zeitpunkt für deinen kreativen Aufbruch ausgesucht. Corona verschloss auch diesmal die Kulturstätten und es plante inzwischen niemand mehr wirklich eine Ausstellungszeit. Deshalb wollte sich die Frau eine virtuelle Galerie einrichten, einfach, um sich irgendwie zu zeigen. Ausgang offen – ein Versuch für öffentliche Wahrnehmung. Doch es ging ihr einfach zu mühselig voran. Aber heute könnte sie endlich beginnen, ihre schier endlosen Gewebebänder als Rauminstallation ins Netz zu stellen. Dann könnte sie ihr Wohnzimmer wieder „entkleiden“, aufräumen, um neu zu beginnen. Während sie den Raum optimal ausleuchtete und zu fotografieren begann, befielen sie wieder diese Selbstzweifel. Was ist es wert? Wer braucht das? Sie änderte ihre Perspektive und schoss im Liegen Ansichten vom Aufsteigen und Fallen der Strukturbänder. Würde sie jemand verstehen? Was löst diese Kunst aus? Könnte sie das Denken beeinflussen? Wegführen von dem detailversessenen Aufflackern von Ideen, die sehr bald wieder niedergerissen werden, ausgelöscht und vergessen? Wäre es möglich, das menschliche Sein als Ganzes anzunehmen. Altes nicht zu verwerfen, sondern einfach Neues dazuzufügen? Um wieviel reicher wäre die Welt? Und man/frau müsste nicht allenthalben Vergessenes neu bergen, um es wieder nützlich zu machen. Das Band der Generationen würde so sichtbar sein. Kein dünner Faden, sondern ein dickes Seil…
Wie auch immer gerade die Zeiten sind: Lasst Euch ein auf die Wunderzeit im Advent. Sie macht das Leben ein wenig leichter und heller. An dieser Stelle biete ich Euch einen virtuellen Adventskalender. Den Dezembertagen ist jeweils ein Link unterlegt, der zu einem Gedicht oder zu einer Geschichte aus meinem weihnachtlichen Schaffen führt. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Schmöckern, Eure Petra
Gestern Mittag bedankte sich die Druckerei Rahn aus Ahrensfelde für die von mir für sie gezeichnete Weihnachtskarte. Die Antwort war ein bisschen überfällig und ich machte mir inzwischen schon so meine Gedanken… Aber nun – puh – Erleichterung. Auftragsarbeit ist immer ein etwas heikel, weil man nie genau weiß, wie die eigene Interpretation beim Gegenüber ankommt. Aber sie fanden, es sei „eine tolle Grafik!“, wie schön. Zeigen kann ich sie hier nicht, die Drucker wollen ja damit noch ihre Kundschaft überraschen…
Weil man mich der Letzt fragte, wann könne man mal wieder einen Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt “Die Zeit der weißen Wälder” lesen (?) – Bitteschön:
…„Klar, wovor sonst“, murmelte Hans, der Täuscher und sprach dann fester: „Jeder neue Weg, der gegangen werden will, macht erst einmal Angst. Aber neues Terrain zu erkunden ist auch beflügelnd. Man spürt, wie man wächst, dass macht mit der Zeit sicherer.“ „Aber auch einsam, denn man passt plötzlich zu keinem der alten Gemeinschaft mehr, ist keiner mehr von ihnen, steht außerhalb des Kreises.“ Emilia gestikulierte mit harten Händen. Es sah beinahe so aus, als schmerzten die Worte, die fielen. Der Puppenspieler räusperte sich, „Du solltest dir neue Gefährten suchen. Menschen, die ähnliche Wege gehen.“ „Wozu? Diese Solisten sind doch alle irgendwie schräg. Völlig gefangen im eigenen Kreisel. Solche Typen wie du, verbieten sich ja sogar zu lieben.“ Da war es raus. Eigentlich wollte Emilia, die Szene am Feuer nicht kommentieren. Aber offenbar hatte seine Zurückweisung doch einen Stachel gesetzt. Schweigen begleitete das Trinken. Emilia holte die zweite Rotweinflasche, entkorkte sie und stellte sie etwas zu heftig ab. Die Becher klirrten. Eine Wucht der Gefühle schwappte wortlos aus ihr. „Ich bin ja hier, um es zu erklären, wenn es denn geht“, druckste der Mann. Emilia setzte sich demonstrativ, stemmte die Ellenbogen trotzig auf die Tischplatte und ihr Gesicht in die Hände. Ihre Augen fixierten den hageren Mann. Jedes Wort wäre jetzt das Falsche gewesen. Hans stand langsam auf und zog sie aus ihrer lauernden Position in seine Arme. „Bitte verzeih mir.“ Bittere Küsse erwiderten seine. Das Spröde wurde weicher und zwei Menschen verloren sich aneinander in dieser langen Nacht.
Am nächsten Morgen war der Strom wieder da, aber der Sturm hatte polare Luft herangeschoben. Der Wald hinter dem Haus glitzerte im Raureif. Hans war zeitig aufgestanden und bereitete ein üppiges Frühstück vor. Der Duft des Kaffees schlich über das Nachtlager und weckte Emilia. Sie fühlte sich erwärmt und geborgen als sie aufstand und in die offene Küche trat. „Morgen! Aufgehört oder ausgeschlafen?“ „Vom Duft geweckt, bekomme ja nicht jeden Tag ein Frühstück serviert.“ Hans räusperte sich: „Wird auch nie alle Tage sein. Ich muss ja weiter touren.“ Emilia verschloss sich wieder: „Ja, verstehe und was wird das nun? Eine Gelegenheitsbeziehung?“ „Frag nicht, ich weiß es doch auch nicht.“ Sie aßen miteinander, aber die Nähe der Nacht wich einer ungewissen Distanz. Hans, der Täuscher brach nach der zweiten Tasse Kaffee auf. Zu einen Schauplatz in der Lausitz. Ohne eine Verabredung. Als Emilia enttäuscht das Radio anschaltete, warnte eine dringliche Stimme vor der anschwellenden vierten Corona- Welle. Sie fluchte angewidert….
Diesen schönen Weihnachtsstern haben uns gestern zwei Herzmenschen aus Wandlitz ins Häuschen getragen. Nein, sie hatten nicht meine Absage des Adventsgeschehen auf dem Hof überlesen, sondern sich gesagt, alleine können wir ja kommen und bringen einfach Glühwein in der Thermoskanne mit. Wir zwei schauten von der Mittagsruhe noch einigermaßen verschlafen aus der Wäsche. Aber das Kichern begann, als die beiden sogar eigene Glühweintassen auspackten. So unter dem Motto: Weiß ja grade keiner so ganz genau, welche Regeln gelten und welcher Verhaltenskodex im Hause herrscht. Aber gut so, denn ich hatte erst gar keinen Glühwein im Hause, weil die Woche so leise verlief, dass ich dachte, bis Neujahr kommt eh keiner mehr… Ein Hauch von Advent schlich sich mit dem Pärchen ins Haus: bei Kerzenlicht Plätzchen verkosten und ein bisschen schnattern über die Zeit. Zwei Bücher nahmen sie mit aus dem Atelier und ihr geschenkter Stern wird nun in meine vorweihnachtliche Zeit leuchten. Habt Dank dafür!
Du kahle, schöne Winterzeit, sei mir willkommen! Licht sind die Blicke und himmelweit. Glasklar die Luft und schneidend der Wind, Nehmt Abschied, etwas Neues beginnt.
Heute back‘ ich, morgen auch. Morgen die Familienplätzchen, heute zwei kleine Stollen. Einen für die hochbetagten Eltern, den anderen für uns. Mehr wird nicht gebraucht. Wir haben es noch erlebt, wie die Großmütter und die Mütter ihren Stollenteig auf dem Schlitten in einer kleinen Zinkwanne zum Bäcker zogen. Sieben, acht Laiber wurden es, die bis Ostern reichten. Das Handgemachte bekomme ich nicht mehr von der Zunge, deshalb mag bis heute keine Industrieware, also selbst ist die Frau. Jetzt liegen die Teile in der Küche und duften vor sich hin, abends kommen sie in Blechdosen und reifen dort bis Weihnachten. Habt einen schönen ersten Advent, auch wenn die Nachrichten wieder ganz gruselig sind, bleibt alle miteinander tapfer und behaltet die Nerven!
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