Morgenstunde (718. Blog-Notat)

Da hatte ich gerade die Birkenpilze am Gartenteich fotografisch entdeckt, als es klingelte und uns unsere Nachbarn die Hälfte ihrer Pilzbeute schenkten. Wundervoll, ich danke!

Die kleine Auszeit auf der Insel tat gut. Die Distanz zum Alltag, das Heraustreten aus dem Sog der Verbindlichkeiten und die Streicheleinheit aus Wind, Sonne und Meer waren einfach heilsam. So sind wir aufgeräumt am Freitag zurückgekehrt und erfuhren aus der Werkstatt, man habe mit alten Teilen gezaubert, das Auto wird wieder fahren können und die Versicherungssumme wird den Aufbau begleichen – schnauf. Beim dörflichen Kürbisfest gestern scherzte einer, der das noch nicht wusste: „Soll ich Euch mein Fahrrad leihen…?“ 😊 Bis in die Berge zum Vater wär‘ das wohl am kommenden Freitag ein bisschen arg. Wir haben uns beim Scherzen die Hände gerieben, denn im Festsaal war es ar…kalt. Die Gäste wärmten sich an den Kaffeetassen und erfreuten sich an der geselligen Gemeinschaft. Und dennoch war da etwas Verhaltenes – die alles durchsetzende Frage, was uns als Nächstes droht. Kaum verwunderlich…

Unser Stand beim Kürbisfest.

Morgenstunde (717. Blog-Notat)

Es war eine schreckliche Woche: Schreck, Schock, Schmerz, Laufereien und am Ende sind wir wieder ein Stück ärmer. Überall hausen die Raubritter am Straßenrad: Energieabzocker, Preistreiber, schlechte Autofahrer… Dem alten Auto wurde gestern ein Totalschaden attestiert. 280 € sind der gebotene Restwert für die Autoverwertung. Diese Summe wird noch von dem Wiederbeschaffungswert über 2900 €, den die Versicherung zahlen soll, abgezogen. Nun kauft mal heutzutage davon ein gebrauchtes neues Auto… Irgendwie fühlt sich das nicht fair an, denn wir haben den Unfall ja nicht verursacht und sind doch die Geprellten. Das Auto ist halt 17 Jahre alt, dass es innen topfit ist/war, spielt da keine Rolle…Wir werden nun das Schrottauto irgendwie aufbauen lassen, mit alten Teilen und Schönheitsfehlern. Leben auf dem flachen Lande, da ist ein Auto überlebensnotwendig. So eine Sache kann einem schon ins Kreuz fahren, seit gestern Abend schleicht der Liebste mit ‘ner Hexe rum. 2022 ist kein gutes Jahr für uns. Trotzdem ist der Honig lecker geworden, trotzdem entstehen Geschichten und trotzdem fahren wir am Dienstag mit einem Mietauto ans Meer, für drei Tage – ABSCHALTEN und 20 Ehejahre feiern. Hier, auf dem Blog ist kurzweilig Funkstille. Machts gut derweil alle miteinander!

Morgenstunde (716. Blog-Notat)

Schauerwetter an der Straße nach Groß Sperrenwalde.

Eigentlich sollte es ein schöner Nachmittag werden. Mit Pflaumenkuchen und zwei Herzmenschen. Die Landschaft Ecke Groß Sperrenwalde war schon ne Schau in dem heutigen Schauerwetter. Wir blinkten links, mussten den Gegenverkehr abwarten, als es plötzlich mördermäßig krachte. Das wars mit dem Pflaumenkuchen und dem Besuch. Mein Kopf säuselt immer noch von dem Aufprall. War es das tief stehende Licht oder schlicht eine abgelenkte Fahrerin, völlig egal, das Auto hat mehr als eine Delle. Was nun werden wird müssen wir abwarten. Ob aber die Versicherung unser altes Auto noch machen lässt – wer weiß. Es gibt wahrlich schönere Nachmittage. Was aber bemerkenswert war, jedes zweite vorbeifahrende Auto verlangsamte die Fahrt und man fragte, ob wir Hilfe bräuchten. Herzensgute Uckermärker …

Morgenstunde 715

Postmachen und ein bisschen Ehrenamtliches fürs Dorf ist die letzten Tage dran gewesen. Der Bau einer neuen Krone für den Kürbiskönig des Jahres und einer Mappe für die Ausstellungstafeln, wenn die Fotos Anfang Oktober abgenommen und der Freiwilligen Feuerwehr übergeben werden. Da war Handwerkliches gefragt. Nachts führte mich der Roman eines Schriftstellerkollegen in eine Zeit zurück, die unser gesamtes Leben umwarf: Mauerfall 1989. Schlaflos kochte ich mir erst einmal kurz nach 5 Uhr morgens einen Tee… die Schichten des Unterbewusstseins besänftigen. Der Autor hat sich immer wieder gefragt, ob es Sinn macht, so einen alten Stoff aus der Perspektive von 12-Klässlern noch einmal zu bearbeiten. JA, macht es, wenn der Text so dicht an die Dinge heranführt, denn dieser Wandel wird uns immer wieder berühren, solange wir leben. Wenn sein Buch (vielleicht im Winter) erscheint, werde ich es hier besprechen…

Morgenstunde (714. Blog-Notat)

Dieser Tage kommt allenthalben etwas vorbeigeflattert. Am Freitag ein Eimer voll Birnen, am Samstag ein Sack voll Riesenäpfel. Die Geschenke aus der Nachbarschaft füllen gut meine Erntelücken 😊, denn von unseren kindlichen Obstbäumen werden wohl erst die Nachfahren richtig ernten können… Aber offensichtlich gibt es diese ausgleichende Gerechtigkeit. Danke Regina, danke Maren 😊!
Es herbstelt energisch, wir frösteln, müssen schon kurzweilig heizen, ist eben Jackenwetter. Morgen fahren wir auf einen Nachmittag zu Freunden in die Nähe des Dammsees. Da wird es auch klamm sein in dem alten Katen im Wind. Aber Steine können wir auf dem Rückweg sammeln: Trittsteine und Steine für Trolle😊. Das nächste Dorf hinter Bühlowsiege liegt schon Mecklenburg. Keine Stunde bis zur Küste. Ans Meer – dahin zieht es uns. In gut einer Woche brechen wir dorthin auf, für drei Tage – Seelenstreichler, es wird Zeit dafür…

Der Goldene (3)

Öffentliches Arbeiten – der Schluss.   

…Vor Kälte zitternd fand ihn der Rabe. „Du gehst sehr leichtsinnig mit meinen Geschenken um!“, schimpfte der Vogel. „Den Glanz der goldenen Blätter sollst du in die Welt tragen, um den Menschen vor der kargen Winterzeit noch eine pralle Freude zu bringen. Du hast ihn nicht bekommen, um dich darin allein zu sonnen!“ Der Rabe war höchst ärgerlich und murrte vor sich hin. „Wie kann man nur so seinen Daseinsgrund verpennen, nein aber auch!“  Aurel schlotterte und ihn packte die Scham als er bat: „Verzeih mir bitte, es soll nie wieder vorkommen.“ Da rief der Rabe nach seinen Brüdern vom goldenen Reif. Gemeinsam zupften sie sich die Farben des Jahres aus dem Gefieder und schenkten dem Herbstmann daraus ein neues Gewand, dessen Pracht mit ihm in die Landschaft wehte. Spät zwar, aber besonders schön.

Der Goldene. Hier die ganze Geschichte im Zusammenhang:

Der bunte Schläfer drehte sich noch einmal in seinen Wolkenkissen auf die Herzseite. Ein Zwielicht streichelte sein funkelndes Haupt. Es konnte ihm noch nicht flüstern, ob der Tag noch Sommer oder schon Herbst werden wollte. Nachts hatte es den ersten Frost gegeben und die Hirsche röhrten majestätisch im kalten Mondlicht. Doch Aurel fühlte sich nicht gerufen. Er schlummerte genüsslich, wie alle jene, die gerade den Wecker ausgeschaltet haben, um sich noch eine kleine Zugabe zu gönnen. Längst müsste der Herbstmann walten, denn der September war weit vorangeschritten und die Herbstsonne stand schon tief.
Der Hüter des Jahres war besorgt und stieß seinen Rabenreif an. Die vier Raben erwachten, reckten ihre Köpfe und krächzten: „Was ist zu tun?“ Der Maigrüne, der Mohnrote, der Goldene und der Schneeweiße sahen erwartungsvoll zu ihrem Herrn. Der raunte ernst: „Goldener, dein Herbstmann verschläft seinen Auftritt. Du musst ihn aufstöbern, damit er seine Aufgaben verrichtet. Spute dich, es eilt!“
Der Rabe erhob sich sogleich und spähte bei seinem Flug nach Aurel zwischen all dem bunten Laub auf der Erde. Irgendwo dort unten musste er doch stecken. Aber der Herbstmann schlief noch in den Wolken. Sein Blattgewand färbte sich indes von Rot zu Orange und schließlich golden. Das war die Zeit, in der Aurel besonders gefährdet war, denn sein Glanz weckte Begehrlichkeiten, was er sehr bald zu spüren bekommen sollte. Am Horizont zog ein wildes Wetter auf und in dem Sturm jagten die Wolkenreiter nach allem was edel funkelte. Das Windrauschen weckte den Schläfer, aber schon stachen die Blitze der Wolkenreiter nach seinem Blattgoldgewand. Kaum, dass er sich erheben konnte, hatten sie ihm seine ganze Pracht entrissen und ließen ihn vollkommen nackt zurück.
Vor Kälte zitternd fand ihn der Rabe. „Du gehst sehr leichtsinnig mit meinen Geschenken um!“, schimpfte der Vogel. „Den Glanz der goldenen Blätter sollst du in die Welt tragen, um den Menschen vor der kargen Winterzeit noch eine pralle Freude zu bringen. Du hast ihn nicht bekommen, um dich darin allein zu sonnen!“ Der Rabe war höchst ärgerlich und murrte vor sich hin. „Wie kann man nur so seinen Daseinsgrund verpennen, nein aber auch!“  Aurel schlotterte und ihn packte die Scham als er bat: „Verzeih mir bitte, es soll nie wieder vorkommen.“ Da rief der Rabe nach seinen Brüdern vom goldenen Reif. Gemeinsam zupften sie sich die Farben des Jahres aus dem Gefieder und schenkten dem Herbstmann daraus ein neues Gewand, dessen Pracht mit ihm in die Landschaft wehte. Spät zwar, aber besonders schön.

© Petra Elsner

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Der Goldene (2)

Öffentliches Arbeiten: Ein Märchen entsteht:

…Der Rabe erhob sich sogleich und spähte bei seinem Flug nach Aurel zwischen all dem bunten Laub auf der Erde. Irgendwo dort unten musste er doch stecken. Aber der Herbstmann schlief noch in den Wolken. Sein Blattgewand färbte sich indes von Rot zu Orange und schließlich golden. Das war die Zeit in der Aurel besonders gefährdet war, denn sein Glanz weckte Begehrlichkeiten, was er sehr bald zu spüren bekommen sollte. Am Horizont zog ein wildes Wetter auf und in dem Sturm jagten die Wolkenreiter nach allem was edel funkelte. Das Windrauschen weckte den Schläfer, aber schon stachen die Blitze der Wolkenreiter nach seinem Blattgoldgewand. Kaum, dass er sich erheben konnte, hatten sie ihm seine ganze Pracht entrissen und ließen ihn vollkommen nackt zurück…

Der Goldene (1)

Öffentliches Arbeiten: Ein Märchen entsteht….

Der bunte Schläfer drehte sich noch einmal in seinen Wolkenkissen auf die Herzseite. Ein Zwielicht streichelte sein funkelndes Haupt. Es konnte ihm noch nicht flüstern, ob der Tag noch Sommer oder schon Herbst werden wollte. Nachts hatte es den ersten Frost gegeben und die Hirsche röhrten majestätisch im kalten Mondlicht. Doch Aurel fühlte sich nicht gerufen. Er schlummerte genüsslich, wie alle jene, die gerade den Wecker ausgeschaltet haben, um sich noch eine kleine Zugabe zu gönnen. Längst müsste der Herbstmann walten, denn der September war weit vorangeschritten und die Herbstsonne stand schon tief.

Der Hüter des Jahres war besorgt und stieß seinen Rabenreif an. Die vier Raben erwachten, reckten ihre Köpfe und krächzten: „Was ist zu tun?“ Der Maigrüne, der Mohnrote, der Goldene und der Schneeweiße sahen erwartungsvoll zu ihrem Herrn. Der raunte ernst: „Goldener, dein Herbstmann verschläft seinen Auftritt. Du musst ihn aufstöbern, damit er seine Aufgaben verrichtet. Spute dich, es eilt!“…

Morgenstunde (713. Blog-Notat)

In den letzten Tagen habe ich alles gelesen, was ich über Terra Preta (Schwarzerde) finden konnte. Im Grunde hab ich ja bereits alles dafür vorrätig: Zwei ausgediente Hobbocks mit luftdichten Deckeln aus der Imkerei. Der Imkergatte hat mir je ein Abflussloch kurz über deren Böden gebohrt, die mit Holzstöpseln verschlossen werden. In diesen Eimern sammle ich nun unsere pflanzlichen Küchenabfälle, bestreue jede Lage mit je vier Löffeln gemahlener Pflanzenkohle, vermischt mit Urgesteinsmehl und Tonscherbenmehl. Alle 2 Tage lässt man die gebildeten Sickersäfte abfließen (eignen sich als Flüssigdünger). Nach vier bis sechs Wochen sind diese Abfälle fermentierter Kompost (riecht wie Sauerkraut), den man nun unter die vorhandene Gartenerde oder auf den klassischen Kompost einbringen kann. Ob das auf unseren mageren Böden wirklich zu der erwünschten Feuchtigkeit speichernder „Schwarzerde“ wird – keine Ahnung, auf jeden Fall wird es ein nährstoffreicherer Boden sein, ich versuche es einfach. Die erste Pflanzenkohle hab ich gekauft, aber die ist wirklich zu teuer. Auch hier ist ja alles auf dem Hof vorhanden: Feuerschale und Baum- und Strauchschnitt. Jetzt, wo der Regen die Waldbrandgefahr gebannt hat, traue ich mich endlich, diese Pflanzenkohle selbst zu brennen.  Abgelöscht, getrocknet, gestampft, ist sie fertig und muss nun nur noch mit einer Gabe Urin aktiviert werden, damit sie als Nähstoffspeicher wirken kann. Soweit die Theorie, was das Ganze bringt, werde ich erst nach der nächsten Gartensaison wissen. Schlechter als in diesem Jahr kanns ja kaum noch werden… Wenn es nur gelänge, den Kauf von jährlich etwa 20 Säcken Pflanzenerde einzusparen (von der man leider nie weiß, ob sie auch was taugt!), dann wäre ja auch schon einiges gewonnen…

Eimer zum Fermentieren von Küchenabfällen.

Morgenstunde (712. Blog-Notat)

Blick ins Atelier.

Die Woche mit dem schönen Regen hat Entspannung ausgelöst. Der Garten streckt sich, der Staub ist versickert, alles leuchtet unter einem matten Himmel. Der Efeu blüht und duftet wie Seifenlauge, hunderte Bienen, Hornissen, Schmetterlinge tanken darin auf. Nachts ein traumschattierter Vollmond im Dunstgewölk. In der Ferne die Böller eines Feuerwerks. Wir stoßen im Kerzenlicht auf die gelungene Woche an. Nochmal fünf Honigeimer reifen. Die Bienen haben ihr erstes Winterfutter. Das Haus bekam diese Woche seinen Herbstputz und ist gerichtet für unseren Rückzug aus dem Freien. Wir sind müde vom dritten Krisenjahr. Jeden zweiten Tag ein neuer Aufreger, zu viel – ich suche nach einer Auszeit – vielleicht in einem neuen Märchen…