Morgenstunde (267. Blog-Notat)

Ich wünschte mir eine kleine Schneezeit, dann wären die Tage wieder heller, wie hier im Bild von 2010 …

Die ersten Januartage waren dunkel und müde, aber allenthalben schwappte das Lebhafte von draußen rein. Beinahe jeden Tag kamen Besucher ins Atelier – ein Nachklang meiner zwei Weihnachtsgeschichten in der lokalen Presse. Eine Besucherin aus Oranienburg bedankte sich dafür sogar telefonisch und holte sich anschließend gleich vier Schräge-Vögel-Kalender für 2020 (jetzt habe ich nur noch drei Teile vorrätig). Die Besuche waren immer verbunden mit einer gesprächsreichen Teezeit, Sonnenlicht aus der Tasse… Plätzchen wollte keiner mehr.
Mittwoch war die vorerst letzte Lesung für Grundschüler. Diesmal hatte waren etwa 60 Kinder der Klassen 1 bis 3 in Gerswalde beieinander. Mit den Kleinen ist es schwerer als mit den etwas Älteren, denn sie halten nicht länger als 20 Minuten das Stillsitzen durch, dann beginnt es überall zu rascheln, zu flüstern und zu tuscheln.  Aber insgesamt war es doch O.K., schließlich müssen die Kids es erst einmal trainieren eine Schulstunde nur zuzuhören. Das Leporello mit den Buchillustrationen ist übrigens gut angekommen. Die Mühe war also nicht umsonst.
Post ist nur noch wenig dem Jahreswechsel nachgetrudelt, viele rufen einfach nur per Telefon zurück. Naja, das ist der Trend, die Karten- und Briefeschreiber sind irgendwie eine seltene Art geworden. Meiner allerliebsten Freundin aus Zeuthen ist eigentlich noch eine dieser Spezies, aber sie hatte die ganzen Feiertage 19 Menschen rund um ihren Tisch. Autsch, das wäre mir zu viel. Und so schaffte sie es einfach nicht zur Poststelle mit ihren diversen Päckchen (ich bekomme es nun nächstes Weihnachten auf den Rat ihrer Tochter hin… 😊 ) und deshalb qualmte mir abermals das Ohr am Handy – Stundengespräche mit angewinkeltem Arm sind ein Horror für mich …

Morgenstunde (266. Blog-Notat)

Der Leser – das unbekannte Wesen ist heutzutage nicht nur mehr ein geflügeltes Wort in allen Redaktionsstuben, die Ironie in dieser vagen Wahrnehmung wird zukünftig vollkommen erblassen. Die Suche nach den Leseinteressen spezieller Zielgruppen hatte in der Vergangenheit ganze Verlagshäuser umgetrieben. Für meinen Blog waren die nie relevant, denn ich verkaufe hier nicht Hochglanzblätter oder Lippenstifte, ich erzähle lediglich aus meinem Tag, meinem Schaffensprozess und äußere meinen Gedanken über Gott (das unbekannte Wesen) und die Welt. Wer das mitliest, unternimmt es freiwillig und kostenfrei und doch war es für mich immer auch interessant in der Blogstatistik auf dem Dashboard (Instrumententafel – für meine Leser nicht einsehbare Arbeitsplattform) nachzusehen, woher die Leser kommen.  Als ich 2013 mit dem Bloggen begann, gab es da auf der Weltkarte nur wenige rot gefärbte Punkte, inzwischen ist sie großzügig eingetönt. Aber weil diese Ansicht wahrscheinlich bald Seltenheitswert haben wird, zeige ich sie Euch heute mal. Unter dieser Karte befinden sich die Flaggen der Länder und die Anzahl der Zugriffe auf die Seiten, doch seit kurzem hat den obersten Rang mit den meisten Klicks eine „Unbekannte Flagge“ eingenommen, darunter dümpeln wesentlich kleinere Anzahlen über die letzten nicht anonymen Wesen im Netz, die sozusagen noch Flagge zeigen.
„Unbekannt“, das hat mich verwirrt. Ich dachte erst an Computer-Kobolde, kriminelle Hacker oder dergleichen und kontaktierte einen befreundeten Spezialisten. Wer surft da unter unbekannter Flagge? Der Spezi meinte nur ganz gelassen: Das seien die Folgen der Datenschutzbestimmungen. Herrje, da wird in Bälde meine Weltkarte wieder völlig blütenweiß sein und meine schöne Motivation „zu funken“ irgendwie lädiert. Wie schade.

Morgenstunde (265. Blog-Notat)

Ich hadere mal wieder mit dem Alter, vor allem, wenn ich mich aus der Zeitung ansehe und ein zerknautschtes Morgengesicht zurückblickt – 66 Jahre alt und längst vom Kortison gezeichnet. Heilig Abend in der Gransee Zeitung gab es einen Beitrag über meinen Blog schorfheidewald.de, die Frau dahinter und dieses unvorteilhafte Konterfei. Es haben den Artikel nicht viele entdeckt, an so einem Tag … ganz klar, da ist keine Ruhe zum Zeitungslesen und ich denke: Gott sei Dank. Herrje: Atmen oder „schönsein“? Atmen ist alternativlos. Ich bin ungeübt mit dem Altern von Frauen in meiner Nähe. Bin jetzt vier Jahre älter als meine Großmutter Marie es wurde, 13 Jahre älter als meine Mam Rita, 17 Jahre älter als meine einzige Schwester Angelika. Die Schwiegermutter wird alt, aber sie hat andere Gene. In meiner Linie stehe ich ganz vorne und grusele mich durchaus an dieser Front. Ich fürchte nicht den Tod, nur den Verfall. Wann kommt die Gelassenheit? Es ist nicht die Zeit für Gelassenheit. Die Zeit dort draußen tobt zu wild, sie rüttelt an mir, lässt mich nicht wirklich in Ruhe. Vielleicht kommt Gelassenheit irgendwann, wenn der dünne Atem das öffentliche Lesen nicht mehr möglich macht, wenn ich mich zurückziehe und nicht mehr auftreten kann. Noch ist es nicht soweit, aber der Augenblick kommt näher…

Morgenstunde (264. Blog-Notat)

Eisornament auf dem Vordach

Windgefegtes Eis auf dem Teich, Frostornament auf dem Vordach – der Winter bemüht sich an diesem ersten Januarsonntag um Schönheit. So mag ich es: Vor die Tür treten und staunen.
Eisblumen sah ich zuletzt bei meiner Großmutter, damals als die Fenster noch einglasig waren und im Winter immer zufroren. Guckloch hauchen jeden Morgen. Wie ist das Wetter hinter der Eismalerei? Eisblumen sind einfach bezaubernd, sie gehören ins Kleid der Schneekönigin und da sind sie gleich wieder – die Märchen – jedenfalls ihre Kulisse ist angerichtet. Aber heute ist etwas anderes dran: lesen, lesen, lesen…
Macht es Euch schön.

Morgenstunde (263. Blog-Notat)

Ein Leporello im A3-Format zur Präsentation von Buchillustrationen bei Vorlesestunden.

Was habe ich schon alles ausprobiert, wie man am besten Buchillustrationen Grundschulkindern vorführt. Immer stimmte etwas nicht. Entweder waren die Zeichnungen zu winzig oder das kleine Erzähltheater nicht recht praktikabel und von den Außenplätzen nicht einsehbar. Schlussendlich störte das Hantieren nebenher nur meinen Lesefluss. Aber es wird oft gewünscht, auch die Buch-Illus zu zeigen. Mittwoch habe ich die nächste Vorlesestunde vor Grundschülern und diesmal fühle ich mich gut gerüstet, denn gestern kam mir diese Idee: Ein Leporello im A3-Format. Dazu habe ich die kleinen Buchillustrationen im Kopierladen auf besagtes Format vergrößert und später auf das selbst gebaute Leporello aus dicken Finnpappen kaschiert. Es ist beidseitig benutzbar. Auf der einen Seite befinden sich die Illu-Kopien zur Mohnfee-Geschichte, auf der anderen einige Schorfheidemärchen-Illus auf Fotos. Ich denke, das hat jetzt die richtige Größe für Kids, die auf Kissen sitzend der Lesung zuhören. Schön.

Morgenstunde (262. Blog-Notat)

Ein Hauch von Winter lächelt hinter dem Fensterglas. Er hat unter einem blanken Himmelsblau eine wundervolle Raureif-Idylle inszeniert. Während einer Lese-Pause sah ich im Garten nach den winzigen Eisschönheiten, bevor in mich wieder meinem Winterprojekt zuwende, ganz unerschrocken im Anfangsstadium…

 

 

Morgenstunde (261. Blog-Notat)

In diesen dunklen Winterabenden spüre ich steinerne Müdigkeit, die immer einer Zeit folgt, die keine Spielstunden, sondern nur Pflichten kennt. Das Radio spuckt wie jeden Tag Horror-Monster und Wortgeister aus und lässt sie durch meinen Kopf schwirren. Doch sie verschwinden mit der Zeit, weil sie spurlos überschrieben werden von immer neuen Desastern. Wir können sie nicht alle in unseren Erinnerungen halten, die Last wäre einfach zu groß. Neues Leid überzeichnet altes, bis es sich verflüchtigt und unsichtbar wird. Wir haben in unserer Menschengeschichte keine Erfahrungen mit so einer monströsen Nachrichtenfülle, die sich täglich über uns ergießt, wie ein Vulkan, der Elend und Katastrophen speit. Er behindert freies Denken und trübt unsere Wahrnehmungen. Wir sollten uns doch endlich in diesem Land zusammenfinden und die Brüche, die der Erbsünde unsrer Großväter folgten mit Verständnis überspannen und Verstehen. Den Blick schärfen dafür, worin die Teilung Deutschlands wurzelte. Nur dort, an diesem Punkt – der Stunde null 1945 entstanden die Risse durch Schuld und Sühne. Alles andere ist/war nur ein Nachspiel. Wir sollten an den Spätfolgen dieser Teilung gemeinschaftlich arbeiten, denn ein Teil bekam echt schlechte Karten und hält dieses Blatt noch immer. Und morgen beginnt ein neues Jahr. Ich kann nicht jubeln, denn in dieser Zeit wohnt so viel Schmerz und Unvernunft, so viel Hass und Ungnade und so wenig Zuversicht. Trotzdem wünsche ich Euch allen: Frieden, Hoffnung, Gesundheit, Liebe und Glück.

 

Ein Neujahrsmärchen von mir findet Ihre hier:

Morgenstunde (260. Blog-Notat)

Goldrauschen im Fenster.
Der Engel für die Goldenen Zeiten.

Ich hab die Bücher aus dem Fenster genommen und ein bisschen aus meiner Spachtelserie „Goldrauschen“ reingestellt. Sozusagen als Einstimmung auf das, was da kommen mag: Die Goldenen 20er. Erst einmal sortiere ich mich für die anstehende Winterarbeit: 10 Kurzgeschichten für eine Museumsschrift.  Das Öffentliches Schreiben an Irgendwas, wird es erst danach wieder geben können. Aber ich werde vom Fortgang der Dinge in der Morgenstunde erzählen.  Neujahr werde ich mit dem Studieren der historischen Quellen beginnen, denn vor die erste Zeile schiebt sich zwangsläufig umfängliches Lesen. Ich bin gespannt, denn diese Arbeit wird mich auch aus meiner Innenschau reißen, das kann nur gut sein – außerdem ist es ein schöner Auftrag, für ein großes Dorf im Land der wachsenden Seen echte Anekdoten aus den Familien in gut geschriebenes Lesefutter zu verwandeln. Im Frühling will ich damit fertig sein. Parallel dazu geht das Zeichnen am nächsten Schräge-Vogel-Kalender und vielleicht gibt es dann und wann auch ein paar Lyrik-Krümel… mal sehen. Habt alle einen schönen Sonntag miteinander!

Lyrik-Krümel

Abgang

Verrauscht
in Wortgewittern
zieht das Jahr
seine letzten Stunden
mit lautem Getöse
durch die Zeit.
Es schweigt nur
in seiner allerletzten Sekunde,
wie ein Loch in der Nacht,
einen Atemzug vor der Ewigkeit.

© Petra Elsner

Morgenstunde (259. Blog-Notat)

Die Weihnachtsfrau macht Schicht und legt die Beine hoch.  Schnauf. Irgendwie ist sie doch schon etwas in die Jahre gekommen 😊. Heilig Abend gab es übrigens meine jüngste Weihnachtsgeschichte in den Tageszeitungen Ostbrandenburgs, das hatte mich echt verwundert, denn in die Hand gegeben hatte ich es nur der Lokalredaktion Eberswalde… Der sogenannte „Tisch“ hat wohl einen „Durchläufer“ für alle Lokalausgaben daraus gemacht, was durchaus ein Geschenk für mich war. Dankeschön.
Gestern Nachmittag las ich noch im Auditorium (Foto, rechts) des Hotel Döllnsee aus „Stumme Gänse“. Es gelang eine wache, heitere Stimmung zu erzeugen – echt schön für mich. Denn mal ehrlich, bei den klassischen Weihnachtsgeschichtenlesungen (10 Stück in einem), bei denen jede irgendwie ein kleines Wunder entfaltet und von der allerletzten Chance erzählt, schläft schon mal jemand in den Besucherreihen ein… Herrje, gut, wenn er/sie nicht schnarcht 😊. Also sowas gab es dieses Jahr nicht, dafür viele gute Worte.  Heute herrscht Stille im Quartier der schläfrigen Weihnachtsfrau, die das rote Zaubertuch bis zum nächsten Advent an den Nagel hängt hat. Am 2. Feiertag war’s bei uns daheim sowieso nicht mehr weihnachtlich: Die Eltern hatten ihren Hochzeitstag auf dieses festliche Datum gelegt und begossen ihn fortan immer mit einem leichtsinnigen Frühschoppen in der Sportlerkneipe von Zeuthen (wie hieß sie denn gleich? Café Langner? Oder so). Jedenfalls fanden sie nur leicht lädiert nach Hause, wo Großmutter und ich schon mit den Halb-und-Halb-Klößen warteten… Im Grunde war damit Weihnachten gelaufen, ist ja auch genug… Wahrscheinlich picheln die Beiden heute auf ihrer Wolke wie eh und je ihren klaren Schnaps, ich werd ein Gläschen auf sie heben in der stillen Nacht 😊.