Zwischen den Besuchen im Atelier hab ich gerade das letzte Sonnenlicht eingefangen und dabei immer WENZELS schönes Herbstlied „Es dunkelt schon vor acht“ im Kopf. Das ist ein echter Ohrwurm, vielleicht stimme ich nachher einfach mal meine Gitarre und versuche es zu spielen. Hab ich lange nicht gemacht und kann ich auch nicht gut, aber für ein Weihnachtslied reichts es gerade noch… Der Garten leuchtet wunderschön, überall gibt es was zu entdecken, das hilft mir, meinem Kopf mal eine Pause zu gönnen. Der Liebste ist derweil beim Kopfweidenschnitt, danach sieht es immer wüst aus, aber wenn das nächste Hochbeet gebaut ist, tauchen darin die Weidenruten ab. Wenn die irren Infektionszahlen nicht wären, könnte der heutige Tag rundum schön sein, aber der Liebste muss morgen ins hochrote Corona-Gebiet fahren, ich bin besorgt. Sehr. Vor dem Tor fand ich eben ein Blumengruß (Danke, liebe Sabine😊!), wie schön.
Kategorie: Morgenstunde – Blogkolumne
Morgenstunde (412. Blog-Notat)
Der Liebste packt gerade seine sieben Sachen für seinen Elternbesuch und lässt mich mit meiner Hexe allein zu Haus, denn ich könnte gerade nicht vier Stunden im Auto sitzen, wechsele auch im Atelier ständig die Positionen. Lange schreiben ist nicht, da treibt mich ein stechender Schmerz hoch, also Stehen und Spachteln und irgendwie Rumlaufen und Hantieren. Das gedankliche Thema zu diesen Arbeiten von gestern (siehe oben) heißt „Unter den Schichten der Zeit“. Warum es mich immer wieder umtreibt, das Nachdenken über die „Zeit“ in Bildern oder Texten – ein Rätsel. Man kann darüber spötteln wie Adams in „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Zeit ist eine Illusion. Mittagszeit umso mehr…“ oder Woody Allen „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.“ Aber das Witzeln ist nicht so meins, ich hab da einen echten Milieuschaden, denn mein Mütterchen erfand einst für eine Radiosendung Witze und ich war diejenige, an der sie ihre Witzedrechselei ausprobierte. Das war nicht komisch… Und so sinniere ich lieber ernsthaft, was dann manchmal in Sätzen wie diesem mündet: Zeit ist das Zauberwort für Glück. Nächste Woche endet wieder die Sommerzeit, damit beginnt für mich die Kerzenzeit. Auch schön.
Nehmt Euch Zeit
Morgenstunde (411. Blog-Notat)
Der Wind fegt ums Häuschen und reißt das Laub von den Bäumen. Wenn ich die Haustür öffne, fallen mir die rot-goldenen Blätter in den Flur vor die Füße. Intensive Farben mit denen die alljährlichen Hof-Fege-Tage beginnen. Aber nicht bei dem Wind… Also lass ich mich weiter inspirieren und das kam dabei raus (siehe oben): Fantasien in Rot-Gold. Diese Töne begleiten mein Jahr 2020, weshalb auch immer, ein glanzvolles Jahr war es bisher nicht, eher ein hartes. Aber bekanntlich steigt der Einkauf von knallroten Lippenstiften in Krisenjahren, bei mir sind es eher die roten Farbtöpfe …
Morgenstunde (410. Blog-Notat)
Rote Spachteleien entstehen augenblicklich im Atelier. Die ersten zwei sind fertig, weitere wachsen gerade. Leider hab ich mich dabei irgendwie dämlich bewegt und zack hat mich die Hexe erwischt. Man/frau kriegt viel zu oft Dinge, die gar nicht bestellt waren. Corona hatten wir uns auch nicht gewünscht und trotzdem haben wir allesamt die Auswirkungen an der Backe. Es nervt und der allgegenwärtige Aktionismus auch. Das Ganze mutet manchmal wie eine landesweite Erziehungsanstalt an. Beherbergungsverbot für Berliner in Brandenburg, wo doch Tausende täglich vom Land in die Stadt zur Arbeit pendeln. Nicht nachvollziehbar! So sicher, wie in den Corona erprobten Hotels ist man derzeit fast nirgendwo: Desinfizierte Zimmer bei der Anreise, Maskenpflicht in den Gängen, im Fahrstuhl, dem Restaurant und im Foyer. Die Branche hat viel gelernt nach dem Lockdown im Frühjahr. Man kann das Zutrauen der Mitmenschen in diesen Tagen verspielen …
Morgenstunde (409. Blog-Notat)
Eine fette Wolkendecke lässt den Sonntag dämmern und dämpft den Farbenrausch im Hof. Trotzdem schön. Die Endredaktion zu „Seltsame Welt“ haben wir gestern abgeschlossen, heute schickt die Gestalterin die Druckvorlage in die Druckerei. Die ONLINE-Firma „Wir machen Druck“ legt dann Hand an. Drei Titelvorschläge hat mir die Gestalterin unterbreitet und daran sieht man mal, wie sehr man selbst in seinen Ideen versinkt oder sich sogar festfährt. Ich war so auf diese erste Variante fixiert, das ich gar nicht sah, dass das bessere Motiv gleich daneben lag. Die Illustrationen stammen ja alle aus meiner Hand, aber sie entstehen in einem anderen gedanklichen Kontext… In ein paar Tagen wird das Buch im Softcover Realität sein, der Rest ist WARTEN, was ja nicht so mein Ding ist. Also lenke ich mich ab und beginne heute eine neue Spachtel-Serie…
Schönen Sonntag noch, Euch da draußen in der Welt!


Morgenstunde (408. Blog-Notat)



Ausgecheckt. Ein strahlendes Sonnenlicht lang über dem Wellenschlag, der die Schaumkronen als weiße Glitzerlinien auf den Sandstrand gleiten ließ. Ein traumhaftes Abschiedsbild, das wir mitnehmen in das Leben in unserem Häuschen am Schorfheidewald. Es ist der Tag, an dem die Nachrichten Beherbergungsverbote verkünden und der Juniorchef des Hotel Buchenpark sich mit Absagen quält. Erst mal für eine Woche, denkt er und hofft, aber es wird wohl schlimmer kommen. Ein Drittel seiner Gäste stammt aus Berlin… Es ist das andere Abschiedsbild, das unseren Heimweg begleitet, ein traurig-ratloses. Das Leben ist Welle, den Aufs folgen die Abs – wie der Schlag der Wellen. Lasst Euch nicht unterkriegen und macht Euch trotzdem ein schönes Wochenende, wir sind wieder da.
Kleines Ostseevideo hier:
Morgenstunde (407. Blog-Notat)

Inseltage: Der Imkergatte ist ein Schnell-Läufer. Immer schon hatte ich Mühe, seinem zügigen Gang zu folgen, aber am dritten Insel-Tag musste ich feststellen, aus mir ist einen Strand-Schlenderin geworden. In dem Versuch mitzuhalten, habe ich mich ständig überfordert und geriet darüber in Atemnot. Es bedurfte einer neuen Verabredung: Jeder geht sein Tempo und hat so seine Freude. Er läuft Schleifen oder mir voraus und kommt immer mal wieder zu mir zurück. So schaffe ich die Tour und er schruppt doppelt so viele Kilometer. Gut. Zum Üben ist nicht viel Gelegenheit, morgen reisen wir ab und es ist fraglich, ob wir dieses Jahr noch einmal an die Küste kommen werden können. Die Corona-Zahlen vom Tage deuten etwas anderes. 4058 Neuinfektionen, meine Güte! Das ist richtig Mist.
Wir haben 2020 so viel in unserem Leben geändert, damit das eben nicht geschieht. Gestern unternahmen wir die Stippvisite in unsere Lieblingskneipe „Atlantik Pub Bansin“ bewusst zu einer Zeit, in der dort nicht der Bär steppt (17 Uhr 😊) und haben uns verdrückt, als er sich der Ort füllte. Es ist vieles anders in diesem Jahr… und wir auch.
Am Wochenende werde ich das Layout zu „Seltsame Welt“ zu sehen bekommen, bin sehr, sehr gespannt.
Morgenstunde (406. Blog-Notat)
Inseltage – das ganz große Auslüften. Langsam den Strand entlang, soweit die Lunge es zulässt. Von Bansin bis Heringsdorf und zurück bin schon mal gekommen. Danach voll erschossen. Das Reizklima der Küste reizt eben erst mal, bevor es besser wird. Das hieß am zweiten Tag: Kaum Strandlaufen, nur Strandschauen und eben mit dem Auto nach Ahlbeck zum Fischerimbiss. Atem am Limit. Morgen wird es hoffentlich wieder besser. Wir dachten, im Oktober wird es auf Usedom nicht mehr zu voll sein, ha, denkste. Das Kaiserbad Bansin platzt aus allen Nähten. Der Stand hat keine Schmeichelsteine mehr, alle abgelesen, mitgenommen. Abends kommt man kaum in eine der Wirtschaften unter, sie sind brechend voll. Also Wein und Bier aus dem Supermarkt besorgen und zum Abendmahl ein Fischbrötchen auf die Hand. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Wir hätten beim „Fischkopp“ schon von zu Hause aus reservieren müssen, um in unseren Kurzferien überhaupt einen Platz zu bekommen. Corona gibt’s hier natürlich auch, aber die Erkrankten fahren nach Hause und zählen dann dort und nicht an der Ostsee. Schau an, so sind die schmächtigen Zahlen erklärbar.
Kurz vor Usedom Bei Heringsdorf Meine Sehnsuchtsvögel Kutter in Ahlbeck Strand in Bansin In den Düne
Morgenstunde (405. Blog-Notat)
Das Bienenjahr neigt sich. Gestern hat der Imkergatte die letzten 80 Gläser abgefüllt, den Rest um die 300 Kilo geben wir einem Großmarkthändler. Es kommt bei uns nur ins Glas, was wir hier auf dem Hof bis zur nächsten Saison verkaufen können. Jetzt sollte es stiller werden, wenngleich: die komplette Veröffentlichung des WENDE-STRUDELs auf diesem Blog sorgte in mir für innerliche Turbulenzen. Dieses Leben darin ist so lange her und ehrlich, hätte ich es nicht aufgeschrieben, ich wüsste vieles nicht mehr. Wir waren damals alle so in Eile, so getrieben, dass einen vieles nicht erreichte oder man es rasch ausblendete, um darin nicht zu erstarren. Ich kann mich an eine Geburtstagsfete bei meiner Fotografenfreundin Tina erinnern, bei der diese Niederschrift der Wendezeit von ehemaligen Kollegen „bewundert“ wurde. „Ja, du hast dir die Zeit genommen, die Brüche zu bedenken. Wir sind übergangslos in den Westen gestürmt, der Arbeit und der Kohle nach. Es wird uns später wohl noch einholen und vielleicht sogar krankmachen.“ – meinte einer von ihnen. Stimmt schon, bei mir war das alles erst mal raus und von der Seele, doch die Verhältnisse steckten für mich lange im Stau. Weil ich keine Arbeit und damit keine neuen Chancen fand, schrieb ich am zweiten Buchmanuskript (das später auch niemand haben wollte), dann Umzug, Scheidung. In dem neuen Leben bekam ich nie wieder eine Festanstellung. Zu alt und damit zu teuer. Mit einer Ostkorrespondenz für ein Baumagazin in Langenfeld machte ich mich schließlich 1994 selbstständig. Später schrieb ich für ein Berliner Häuslebauer-Blatt als freie Pauschalistin. Ende der 90er stürzte die Baukrise diese Fachzeitschriften allesamt mit in die Krise. Den Freien blieb man monatelang ausstehende Honorare schuldig, was unser Leben noch ganz anders ins Trudeln brachte. Damals wäre ich fast daran gestorben, ich wog noch 48 Kilo und ich kann wirklich nicht mehr sagen, wie wir das geschafft haben, ohne Insolvenz uns da wieder rauszuarbeiten. Man wird darüber streng mit sich und hart im Nehmen. Die Kunst, das nächtliche, absichtslose Arbeiten an Bildern oder die kleinen Auszeiten auf dem Balkon für das Schreiben eines Märchens („Wallos seltsame Reise“ entstand damals), eben eine Woche Wegträumen, um mich auszuruhen, dass war es wohl, was mich am Leben hielt. Irgendwann Mitte der 2000er Jahre wurde es etwas leichter. Aber es blieb bis zuletzt ein ächzendes Laufrad, weil die Honorare der Freien in Ostbrandenburg seither nur fallen, statt steigen. Aber darüber muss ich Euch ja nichts mehr erzählen… ist Alltag für die Freiberufler hier im Osten…
Morgenstunde (404. Blog-Notat)
Wasserland Kokopelli
Regenwetter – Malzeit. Das Thema: Wasserland, ein Stilmix. Wieder einmal sind meine Glücksvögel mit dabei und das Kokopelli, der Flöte spielende Regenmacher. Diese Figur aus der indianischen Mystik ist hab Gott und halb Schelm, ein Wandelwesen. Nach einer überlieferten Pueblo-Legende bringt dieser Minnesänger einen prallen Sack voll Lieder und die Babys, ist also ein Fruchtbarkeitssymbol. Letzen Sommer hab ich so eine kleine Zeichnung auf Stoff an meine Gartenhex in das Wetter gehängt, hoffnungsvoll. Ob der Naturzauber nun etwas brachte oder nicht, sei dahingestellt, aber Fakt ist, es war nicht ganz so dürr wie im Vorjahr 😊. Ich mag den kleinen Regenmacher.
Wasserland – Glücksvögel