Morgenstunde (260. Blog-Notat)

Goldrauschen im Fenster.
Der Engel für die Goldenen Zeiten.

Ich hab die Bücher aus dem Fenster genommen und ein bisschen aus meiner Spachtelserie „Goldrauschen“ reingestellt. Sozusagen als Einstimmung auf das, was da kommen mag: Die Goldenen 20er. Erst einmal sortiere ich mich für die anstehende Winterarbeit: 10 Kurzgeschichten für eine Museumsschrift.  Das Öffentliches Schreiben an Irgendwas, wird es erst danach wieder geben können. Aber ich werde vom Fortgang der Dinge in der Morgenstunde erzählen.  Neujahr werde ich mit dem Studieren der historischen Quellen beginnen, denn vor die erste Zeile schiebt sich zwangsläufig umfängliches Lesen. Ich bin gespannt, denn diese Arbeit wird mich auch aus meiner Innenschau reißen, das kann nur gut sein – außerdem ist es ein schöner Auftrag, für ein großes Dorf im Land der wachsenden Seen echte Anekdoten aus den Familien in gut geschriebenes Lesefutter zu verwandeln. Im Frühling will ich damit fertig sein. Parallel dazu geht das Zeichnen am nächsten Schräge-Vogel-Kalender und vielleicht gibt es dann und wann auch ein paar Lyrik-Krümel… mal sehen. Habt alle einen schönen Sonntag miteinander!

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Morgenstunde (259. Blog-Notat)

Die Weihnachtsfrau macht Schicht und legt die Beine hoch.  Schnauf. Irgendwie ist sie doch schon etwas in die Jahre gekommen 😊. Heilig Abend gab es übrigens meine jüngste Weihnachtsgeschichte in den Tageszeitungen Ostbrandenburgs, das hatte mich echt verwundert, denn in die Hand gegeben hatte ich es nur der Lokalredaktion Eberswalde… Der sogenannte „Tisch“ hat wohl einen “Durchläufer” für alle Lokalausgaben daraus gemacht, was durchaus ein Geschenk für mich war. Dankeschön.
Gestern Nachmittag las ich noch im Auditorium (Foto, rechts) des Hotel Döllnsee aus „Stumme Gänse“. Es gelang eine wache, heitere Stimmung zu erzeugen – echt schön für mich. Denn mal ehrlich, bei den klassischen Weihnachtsgeschichtenlesungen (10 Stück in einem), bei denen jede irgendwie ein kleines Wunder entfaltet und von der allerletzten Chance erzählt, schläft schon mal jemand in den Besucherreihen ein… Herrje, gut, wenn er/sie nicht schnarcht 😊. Also sowas gab es dieses Jahr nicht, dafür viele gute Worte.  Heute herrscht Stille im Quartier der schläfrigen Weihnachtsfrau, die das rote Zaubertuch bis zum nächsten Advent an den Nagel hängt hat. Am 2. Feiertag war’s bei uns daheim sowieso nicht mehr weihnachtlich: Die Eltern hatten ihren Hochzeitstag auf dieses festliche Datum gelegt und begossen ihn fortan immer mit einem leichtsinnigen Frühschoppen in der Sportlerkneipe von Zeuthen (wie hieß sie denn gleich? Café Langner? Oder so). Jedenfalls fanden sie nur leicht lädiert nach Hause, wo Großmutter und ich schon mit den Halb-und-Halb-Klößen warteten… Im Grunde war damit Weihnachten gelaufen, ist ja auch genug… Wahrscheinlich picheln die Beiden heute auf ihrer Wolke wie eh und je ihren klaren Schnaps, ich werd ein Gläschen auf sie heben in der stillen Nacht 😊. 

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Morgenstunde (258. Blog-Notat)

Es weihnachtet sehr. Alles ist angerichtet – in Haus und im Herzen schon zum 4. Advent. Es gibt bei uns schon seit Jahren keinen Baum zum Fest mehr. Nur ein paar Zweige sind festlich geschmückt. Geschenke gibt es auch nicht, nur weil Weihnachten ist. Es wird angeschafft, wenn etwas gebraucht wird. Kein Klimbim.  Auf meinem imaginären Wunschzettel steht so etwas:  Ich wünsche mir, es zöge in Land und Herzen Frieden und Großmut ein. Ich wünschte, wir suchen alle miteinander nach Gerechtigkeit und Akzeptanz der menschlichen Würde – mit Bedacht. Denn wir sind in Europa in Gefahr alles zu verlieren, wenn wir nicht aufeinander Acht geben, einander beschützen. Die Gier der superreichen Finanz-Jongleure ist asozial geworden. Sie spielen mit jedermanns Aufstieg und Fall – per Wette mit Rückversicherungen. Ich wünsche mir, diesem Treiben wird Einhalt geboten, damit sie nicht weiter unser aller Existenz gefährden. Ich wünsche mir einen respektvollen Umgangston. Jeder kann etwas dazu beitragen: Mit einem Lied, einem Gedicht, einem guten Zuspruch, einem kunterbunt bemalten Regenschirm, mit Widerspruch, Zuwendung und Herzwärme. Lasst uns menschlich sein und nicht hartleibig.

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Morgenstunde (256. Blog-Notat)

Januarmotiv 2021 in Arbeit
Gestern bei meiner Weihnachtslesung im Feriendorf Groß Vätersee. Foto: L. Reinhardt

So, nun ist aber gut mit Werbung in eigener Sache. Wer jetzt nichts geordert hat, den erreichen die Päckchen eh nicht mehr sicher bis zum Fest. Denn schon vor einigen Tagen bemerkte ich, der Paketversand mit der Post dauert derzeit 4 Tage. Ich wurde schon gefragt, ob die Boten im Osten wieder mit der Pferdekutsche kommen… Ja, klar – die Paket-Flut ist gewaltig, also habe ich ein Einsehen. Drum lass ich hier das Klappern und Posaunen und zeichne still vor mich hin – das erste Motiv für den Kalender 2021 entsteht gerade (siehe oben). Aber ganz langsam, denn wir schalten jetzt in den leiseren Familienmodus: Elternzeit, dafür geht es die Tage wieder ins Erzgebirge, hoffentlich ohne große Staus. Eine Lesung ist noch am 25. Dezember zu leisten, dann ruhen die Tasten und die Griffel…

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Morgenstunde (255. Blog-Notat)

Die Weihnachtspost 2019 – nächste Woche geht sie auf den Postweg.

So, ich glaube, die Weihnachtspost ist geschafft. 45 Weihnachtsbriefe und ich wette, dass sich gerade dieses Jahr wieder jemand mit einem Gruß erinnert, den ich hier nicht bedacht habe. Für viele ist diese Weihnachtspost eine lästige Formalie, die sich inzwischen viele verkneifen. Ich denke in diesen Schreibstunden an all diese Menschen, die mir in den letzten Monaten einen Zuspruch schenkten, und mich damit aus manchem Tief herausgehoben haben. Mein Gruß, verbunden mit meiner Weihnachtsgeschichte für dieses Jahr ist so gewissermaßen ein DANKE. Das sollte man auch in turbulenten Zeiten, die so gar nicht herzlich daherkommen, nicht vergessen. Es sind wir selbst, die den Grundton dort draußen vor der Tür bestimmen… Kommt gut durch diesen sonnigen Tag.

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Morgenstunde (254. Blog-Notat)

Weihnachtspost in Arbeit….

Seit gestern bin ich mit der Weihnachtspost zugange, denn irgendwie stockt die Geschichte. Vielleicht muss sie das auch, weil es doch ein Bedenken von Wirklichkeit ist. Bis dahin kam ich, jetzt lass ich das Blatt einfach mal liegen. Irgendwann geht’s vielleicht weiter oder auch nicht. Ich werd schon spüren, wenn sie gereift ist, dann fällt sie von ganz allein aus dem Baum. Hier der Einstieg:

 

Der Geschichtenbaum

Es weht eine Geschichte um den alten Lindenbaum. Ein Hauch des Schreckens, eine Ahnung nur. Schwer liegt sie sich auf die Schultern der Lebenden. Frag nicht, wie viele schon gegangen sind. Der Lebensatem unter der Linde war immer nur kurz in dieser Sippe, die aus den Bergen kam. Sie strandete auf dem letzten deutschen Hof, gleich hinter der Neiße – ein kühler Ort für Geflüchtete und Vertriebene. Die Liebe war im Frost verloren, für immer. Erstickt im Grauen gewalttätiger Krieger, die sie als Beute nahmen. Louise, schlesische Weberin. Niemals mehr würde ihr geschundener Leib noch Liebe spenden können oder gar wollen. Ihre schmalen Lippen hielten das Geschehen fest unter Verschluss.
Ein frühes Grau blitzte seither aus dem streng gewundenen Haar unter dem flauschigen Kopftuch, das ihre Schönheit verbarg und ihr zerbrochenes Leben auch. Mager war Louises Zeit unter der Linde und unerwünscht. Für ein paar Kartoffeln schuftete sie im Stall des Bruders wie eine Magd. Die Söhne bestellten sein Feld, bis sie weggingen, sich einen neuen Stolz zu suchen. Louise blieb allein, alterte schnell und lebte geduckt in der neuen Zeit. Nur in ihren Albträumen schrie sie laut. Das schlafende Enkelkind neben ihr erwachte von so einem Schauderschrei. „Was ist mit dir?“, fragte es beklommen in die Nacht. Louise aber schwieg.

Die Jahre vergingen. Ina ließ eine weiße Rose in Louises Grab gleiten und wusste indem, nie würde sie erfahren, was es war, das aus einem Wiegenlied wie Mehltau auf ihre Seele fiel. Unerklärlich pochte Louises Schmerz unter Inas Haut. Im Schatten der Linde spürte sie ihm nach. Ein Dunkel lauerte unter dem Geschichtenbaum. Die junge Frau dachte an die Feriensommer bei Louise. Was hatte sie ihr auf der Bank unter der Linde für spannende Geschichten erzählt. Die vom Berggeist Rübezahl. Ina setzte sich auf die morsche Bank und sah hinauf in die mächtige Baumkrone. Ein Rascheln, ein Wispern hing in der spätsommerlichen Luft, als eine Träne aus dem Dunst der Geschichte fiel, ein Bruchstück im Spiegel. Ina fing sie auf der flachen Hand. Im Tränenbild schwamm ein Kriegsschauplatz am Isergebirge wie ein blitzendes Licht, bevor es auf ihrer Haut vertrocknete….

© Petra Elsner, Dezember 2019

 

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Morgenstunde (253. Blog-Notat)

Aus dem Fernseher

Die innerliche Aufregung legt sich langsam. Es ist immer so ne Sache, sich in die Hände von Medienmachern zu begeben. Man weiß nie, was wirklich beim Gegenüber ankommt, wie er/sie das Gesagte versteht, was zu guter Letzt in das Format passt und was schlicht weggelassen wird (werden muss). Da wird Frau schnell mal reduziert auf „Schrift- und Grafikmalerin“, was ich vor schlapp 50 Jahren mal gelernt habe. Das sie studiert hat und heute vornehmlich als Autorin, Illustratorin und Malerin wirkt, kam, glaube ich nicht wirklich rüber, und so auch nicht die Vielfalt. Aber wie soll das auch gehen in der Mini-Sendezeit? Jedenfalls waren die Bilder ganz munter und nachträglich haben sie jetzt im rbb-Archiv hinzugeschrieben, wie man das Atelier erreichen kann, das ist ja schon mal was. Steigen wir also ein ins zweite Adventswochenende. Sonntag werde ich eine Geschichte für die Dorfweihnacht lesen, bis dahin lass ich mal alle Viere gerade (oder hängen)😊.

Der große Scheinwerfer heizte uns ganz schön ein :).

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Morgenstunde (252. Blog-Notat)

Pfaffenhütchen mit Reif.

Winterdunkel ist dieser Nikolaustag. Was war das früher immer ein Spektakel, wenn morgens die langen Wollstrümpfe im Fenster hingen. Wie beulige Riesenwürste. Schuhe putzen und vor die Tür stellen, das gab es bei uns in der 50er Jahren nicht. Vielleicht waren dafür einfach nur die Schuhe zu oll. Der Nikolausstrumpf hatte nichts mit den bunten Teilen zu schaffen, die heute durch die Werbung in die Kinderzimmer Einzug halten und als Dekoartikel die ganze Weihnachtszeit sichtbar bleiben können. Bei uns waren es die langen, braunen Strickstrümpfe, die von einem Leibchen gehalten wurden und uns um die Knie schlabberten. Hässlich, aber in so einen Strumpf ging wirklich ne Menge rein, auch wenn es meist nur Nüsse und Äpfel waren.
Wenn heute alles gut geht und nicht irgendwer die Welt verdreht, bekomme ich heute, am 6. Dezember eine Sendeminute über mein kleines Atelier in der Schorfheide geschenkt. Sie läuft im Fernseher auf RBB – in der ZIBB-Minitour um 18.32 Uhr. Die Videos der “zibb-Minitouren” sind  nach Sendung für ein ganzes Jahr verfügbar hier:

Das ist doch wirklich ein dickes Nikolausgeschenk. Und wenn Ihr noch eine Nikolausgeschichte für den Tag sucht, die Eine von mir findet Ihr hier. Habt einen entspannten Tag alle miteinander.

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Morgenstunde (251. Blog-Notat)

Reif auf den Kopfweiden im Garten.

Es gibt schon interessante Köpfe, auch Pilzköpfe in der Natur 😊, nicht nur in der 60er-Jahre-Rockmusik. Ich denke und schreibe gerade wieder an einer neuen Geschichte. Ein schwieriges Thema: „Vertreibung“. Will es dennoch in diesen Tagen umreißen, auch wenn es Kopfzerbrechen bereitet. Neulich schrieb mir ein Kollege im Bedenken unseres öffentlichen Schaffens: „… schlürfen wir nicht alle aus der Tasse des kleinen Narzissmus und wünschten uns mehr Anerkennung (und Geld)? …“ Ich glaube das nicht. Narzissmus wächst irgendwie mit dem Aus-sich-selbst heraus-Schreiben, dem Aus-sich-selbst heraus-Schöpfen wie eine nicht erwünschte Beigabe mit – mehr oder weniger. Aber selbstverliebt? Nee, es geht ganz klar um erwünschte Wahrnehmung, was ja nicht schlimm ist, denn sonst könnte ich ja einfach aufhören auf dem Tastenklavier zu spielen. Ich kann es nicht, obgleich ich mich immer mehr frage – wozu? War Kassandra vom Narzissmus geimpft? Doch sicher nicht. Schreiber sind Seher oder wenigstens Hinseher, nicht Hellseher. Andere mit dieser Gabe werden Politiker, ich schreibe, um etwas weiterzugeben. Mal verletzt, mal empört, auch mal selbstverliebt – vielleicht. Es geht eher darum, Stimme zu ergreifen und sei es nur, eine Geschichte zur Herzensbildung in die Zeit zu gießen, um einen menschlicheren Ton anzustimmen. Über die schlechte Bezahlung rede ich jetzt mal lieber nicht. Das kreative Schreiben übernehmen sowieso bald die Computer, gänzlich ohne Honorar… Ich hoffe, ich bin vorher von dieser Welt entfleucht.

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Morgenstunde (250. Blog-Notat)

Petra liest zum 1. Advent im Hof. Fotos: Lutz Reinhardt
Gäste im Atelier

War schön „jewesen“. Etwa 20 Gäste hatten wir zum 1. Advent auf dem Hof und uns hat es gut gefallen. Auch wenn die Nässe überall hing und mir das Atmen beim Vorlesen schwer machte. Ganz gleich, wir haben etwas Neues (alternativ zu Weihnachtsmärkten) ausprobiert und wissen nun, das machen wir weiter – jedes Jahr zum 1. Advent als nachmittägliches Vorspiel zum dörflichen Geschehen.

Zu jeder vollen Stunde gabs eine Weihnachtsgeschichte am Feuer.

Zum nächsten Mal laden wir noch ein paar mehr Menschen dazu. Keine Massen, es soll intim bleiben, aber vielleicht doch doppelt so viele. Die Besuche konzentrierten sich auf die erste Stunde (14 bis 15 Uhr), dann brachen einige zum Turmblasen und Kirchenkonzert auf. Die Fotos hier stammen aus der zweiten Stunde.

Zur letzten Geschichte waren es nur noch eine Handvoll Lauscher, dann einfach im warmen Atelier, was auch O.K. war. Danach löschten wir das Feuer und tauchten in das Adventstreiben auf unserer Bleiche am Döllnfließ ein. Hier waren die Lichter- und Feuerzauberer andere die Akteure und wir konnten einfach „abhängen“, denn natürlich zieht so ein Ereignis auf dem Hof auch einigermaßen Kraft. Aber so viele gute Worte, herzliche Beigaben, feste Umarmungen und Aufmerksamkeit nähren auch. Habt Dank!

 

Auf der Bleiche am Fließ.

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