Morgenstunde (292. Blog-Notat)

„Die Lage ist ernst“ haben wir gestern von Minister Spahn gehört und immer noch winken viele ab: Panikmache und leben so weiter wie eh und je. Betrifft ja nur die Alten, die Hochbetagten und die Kranken. Welche Rücksichtslosigkeit etlichen Mitmenschen eigen ist, konnte man exemplarisch am Vorabend der Sperrung des italienischen Nordens sehen. Mir geht dieses TV-Bild einer auf der Treppe drängelnden, durchgehuschten jungen Frau mit Mundschutz nicht aus dem Sinn, die zum letzten Zug gen Süden hastet. Zu Mama und der handgemachten Pasta. Ich dachte dazu, solche wie die tragen das Virus jetzt in die Häuser der Alten und seit heute bestätigen meine Annahme die Nachrichten: Über Tausend neue Fälle in Süditalien. Herrje und jetzt ist ganz Italien eine Sperrzone! Die Alten – das sind Eure Mütter und Väter oder die großen Eltern der Familie, die Hochbetagten. Italien hat noch mehr Alte in der Bevölkerung als Deutschland, weil deren Kinder in ganz Europa jobben. Die meisten Alten heißt: die meisten Toten. Und selbst, wenn die Jungen nur milde Krankheitsverläufe erleben, manche deshalb nicht einmal den Arzt aufsuchen – sie sind Überträger. Chefvirologe der Charité Prof. Dorsten meinte gestern u.a. in der täglichen PK: … „Die Großeltern gehören geschützt.“ Heißt, auf unnötige Besuche ein kleines Weilchen zu verzichten, das muss doch möglich sein. Man muss seine Infekte (auch andere) nicht immer quer durch die Landschaft tragen und andere mitreißen. Man kann mit dem Hintern auch mal ganz entspannt zuhause bleiben und ein gutes Buch lesen, einen oder zwei lange Briefe schreiben, den Frühjahrsputz vorverlegen oder was auch immer – Kontakteverzicht auf Zeit ist durchaus auszuhalten.

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Morgenstunde (291. Blog-Notat)

Schwestern 1969

Eigentlich mag ich diesen Frauentag nicht. Zu DDR-Zeiten war das sehr oft nur ein lächerliches Besäufnis, wozu die Chefs in Schürze servierten. Und heute? Heute erinnert mich dieser Tag, dass es eben immer noch so unterschiedlich für Männer und Frauen zugeht. Leider. Ich hab mich daran nie wirklich gehalten, aber gespürt hab ich es natürlich überall. Aber ich mag mich nicht ein- oder unterordnen, weil ich nicht zweitklassig bin! In der Kopfnote „Betragen“ hatte ich deswegen lange eine Drei und den Zusatz „Fügt sich nicht ein, ihr Betragen ist nicht immer zufriedenstellend.“ Oh je, also öfter noch schlechter als Drei, und dass als Mädchen! Da ist es schon wieder. Nicht sittsam, nicht anpassungsfähig, auffällig – manchmal. Meine zurückhaltende Schwester (im Bild die Dunkle) war das alles, aber sie wolle Mathe studieren! Ha, ein Griff nach der Herrenkrone. Darin war sie stark, leider wurde sie früh sehr krank und dann wurde doch nichts daraus. Trotzdem, sie hatte sich aufgemacht, denn Zahlen sind eindeutig und nicht interpretierbar wie zum Beispiel KUNST, in der die Herren immer noch ihre Klüngel pflegen. Nun denn, macht mal, ich kann ohne Euch 😊, und wer‘s braucht, soll heute feiern. Ich feiere diesen Tag (wenn es den dann noch geben sollte) erst, wenn wir wirklich chancengleich sind: Männer & Frauen, es wäre ein Glücksfall.

PS: Ja, ich höre schon wieder auf zu quasseln und kehre jetzt in meine blog-schweigsame Klausur 2020 zurück...😊

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Morgenstunde (290. Blog-Notat)

So, liebe Leute, ich tauche mal wieder für eine längere Schreibzeit ab. Muss Ablenkung ausblenden, damit ich das nächste Kurzgeschichten-Projekt bis in den April stemmen kann. Heißt, wie letzten Winter gehe ich in Klausur und halte Blog-Pause. Ich hoffe, die Konzentration schärft meinen Blick für die Dramaturgie der fiktiven Szenarien in einer realen Landschaft.
Habt alle miteinander eine gute Zeit,
Eure Petra

 

Ach, übrigens:
Am 1. März im MÄRKER Oranienburg:

Herzlichen Dank, liebe Antje!!!!!

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Morgenstunde (289. Blog-Notat)

Das achte Kalenderblatt für 2021. Zeichnung: Petra Elsner

Bisher war es eine stille Woche. Dröge irgendwie auch, weil ich wieder einmal einen ganzen gestrigen Tag in alten Dokumenten kramen musste. Dass zieht mich immer runter und dazu diese Nachrichten. Schaurig, diese Untat in Hanau. Wie lange sich die Idee vom Herrenmenschen doch hält, wie ein Drachenkopf, der immer wieder nachwächst. Mich macht das unglaublich traurig. Aber man kann den Drachen nicht „enthaupten“, man muss ihn zähmen. Und man kann das, denn der Nährboden für diesen mörderischen Hass ist immer die Erosion der Lebensverhältnisse, die Unwägbarkeiten. Unbezahlbare Mieten, desolate Arbeitsverhältnisse… hier hat die Gesellschaft Möglichkeiten, indem sie den Einzelnen nicht dem freien Spiel der Marktkräfte aussetzt. Wo Mitmenschlichkeit der wirtschaftlichen Eliten ein Fremdwort ist, braucht man sie über Exzesse nicht zu wundern. Dennoch, es gib keine Entschuldigung. Ich kann das alles nicht gut aushalten und deshalb zeichne ich mir EIN Lächeln in diesen grauen Tag: Das achte Kalenderblatt für 2021 halt….

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Morgenstunde (287. Blog-Notat)

Dieser Tag hieß: Sonne satt und Zeit zum Schauen. Die kleine Tour zur Walnussmeisterei in Herzberg (Ostprignitz-Ruppiner Land) hatte etwas von Frühlingsausfahrt. Überall in den Gärten zartes Leuchten der Krokusse und Winterlinge. Schneeglöckchen selbst in den lichten Wäldern. Das Licht war eine Streicheleinheit fürs Gemüt. Nach der dritten Nussverkostung, hatten wir unsere Sorte gefunden: Alsószentivani 117, mild-würzig, ertragssicher, nun – dass wird sich noch zeigen müssen auf unserem Heideboden. Ja, er wird natürlich gefüttert, trotzdem muss ich mich gut kümmern, damit aus ihm etwas wird. Noch ist er nur eine Rute von 1, 50 m, also nicht gerade ein Fotomotiv 😊. Auf dem Rückweg gabs einen Boxenstopp bei Reinhard und M.. Ein bisschen Plaudern zum Kaffee, wobei der fleißige Selbstversorger mich mit Stockrosenpflanzen und Sonnenrosensamen beglückt hat. Eine echte Freude für mich und wenn sie, die Stockrosen, bei mir gedeihen sollten, werden sie nach ihm heißen (Reinhards Röschen), wie alle Gartengeschenke von Freunden deren Namen tragen. Manchmal müssten deren doch die Ohren klingen, wenn ich bei meinen Gartengängen mit ihren Pflanzen spreche 😊.  Auf meinem Zeichenplatz entsteht seit gestern ein neues Kalendermotiv für 2021, morgen werde ich es bestimmt abschließen, aber heute ist einfach mal atelierfrei…

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Morgenstunde (286. Blog-Notat)

Immer noch fegt ein ruppiger Wind durch die Landschaft und es fühlt sich zwischen all den Frühlingswettern mit Pollen- und Bienenflug auch mal winterlich an. Die Wetterbeobachterin wundert inzwischen gar nichts mehr. Trotzdem werden wir am Wochenende in die Walnussmeisterei nach Herzberg fahren, um einen Baum zu kaufen. In zehn Jahren werden wir dann selbst reichlich Walnüsse ernten. Mal sehen, ob ich da noch dabei bin, wenn nicht, freuts einen anderen. Eigentlich wollte ich schon vor Jahren einen Walnussbaum pflanzen, Zeuthener Freunde hatten mir einen versprochen. Aber dann war die Zeit wieder hektisch und der Baum wuchs und wuchs. Irgendwann war er nicht mehr transportabel 😊. So geht’s manchmal, jetzt kommt der Baum, dessen grüner Seele ich 1993 meine erste märchenhafte Geschichte gewidmet hatte, eben etwas später zu mir. Das Loch ist bereits gegraben, Pflanzerde ist beschafft, Samstag werden wir Nüsse verkosten und eine Art wählen, ich bin gespannt….

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Morgenstunde (285. Blog-Notat)

Also Sabine hat uns verschont und ich hätte längst die drei Wassereimer dem Garten spendiert, hätte es nicht sooo viel geschüttet und gegraupelt. Ich warte also noch ein bisschen mit dem Wässern, vielleicht fegt der nächste Wind die Nässe wieder davon, wer weiß. Zuerst habe ich heute Morgen erst mal wieder zwei Eimer voll Eichenlaub, das vom Park hinaufgeweht kam (nervig!) vor unsrer Haustür gefunden und aufgenommen. Wir haben keine Eiche… ganz bewusst – 😊, weil das Laub so schlecht verrottet. Naja, ich weiß nicht, ob andere Nachbarn auch so viel Ehrenlaub vor der Hütte hatten oder nur wir es sind, die in der passenden Windrichtung liegen. Es ist oft so und ich fände es echt schön, im Park würde zur rechten Zeit das Eichenlaub entsorgt, bevor die Frühjahrsstürme es im ganzen Dorf verteilen. Schließlich fegen die Bürger im Herbst ja auch das Laub der Straßenlinden ordentlich weg. Wäre also toll, die Öffentlichen täten das auch. Ansonsten lag nach dem Blätterfegen eine Schreibschicht an, es geht nur langsam voran – Winterschwere irgendwie in Kopf und Gliedern, immer noch – nervt auch… Aber zwischendurch wird man/frau ja dauernd von „Beben“ geschüttelt. Neuestes Nachrichten-Unwort. Für Thüringen mag das ja gepasst haben, aber nun schon wieder als: „AKK-Beben“. Echt? Da hat nur eine nach zwei wackligen und ungeschickten Regierungsjahren ihren Hut an den Nagel gehängt. War lange zu erwarten – kein Beben also.

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Morgenstunde (284. Blog-Notat)

Der Fastvollmond von gestern am Ende unseres Gartens – vor dem Schorfheidewald.

Das bei Sturm ein Baum in die Oberleitungen fällt und ein Walddorf stundenlang ohne Strom ausharrt, ist eher – alle Jahre wieder. Dummerweise läuft in unserem Häuschen alles über Strom: Heizung, Wasser, Licht. Also haben wir mal alle Taschenlampen scharf gemacht, dem Kofferradio neue Batterien spendiert, der Gas-Campingkocher steht bereit und drei Eimer Wasser. Da wir im Funkloch leben, gibt’s auch kein Handy, also wundert Euch nicht, sollten wir morgen und übermorgen nicht erreichbar sein. Vielleicht ist es ja Panikmache, was gerade durch die Medien rauscht, aber ich erinnere mich noch an einen Sturm in den 70er Jahren. Stürme trugen seinerzeit noch keine Namen, aber dieser Novembersturm hatte die Windstärke 9 und das war mächtig. Ich hatte an diesem Tag in Berlin-Mitte eine Ausstellung aufzubauen und wollte meine Mittagspause in der Teestube namens „Tute“ am Alex verbringen. Am ehemaligen Marx-Engels-Forum baute man in dem dahinterliegenden Park an der Spree gerade den Weihnachtsmarkt auf. Und wie ich mich so in den Wind auf der Rathausstraße stemmte, zerlegte es hinter mir die Weihnachtsbuden. Die Seitenwände hoben ab und segelten über die Köpfe der Passanten hinweg. Das hätte Tote geben können. Ein kleiner Junge von vielleicht fünf Jahren wurde von den Böen erfasst. Er rannte und rannte und kam erst an einem dicken Mann mit genug Standfestigkeit zum Halten. Das Kind klebte regelrecht an dem Mann. Was will ich sagen(?): Windstärke 10 bis 12 ist richtig viel mehr und selbst wenn der Sturm heute Nacht sich an und über Land abschwächt, er wird immer noch kräftig genug unterwegs sein, um den einen oder anderen Baum umzulegen … Also passt auf Euch auf – alle miteinander und macht Euch eine kuschlige Sonntagnacht auf dem Sofa. 😊

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Morgenstunde (283. Blog-Notat)

Das Februarlicht von gestern in meinem Garten am Schorfheidewald.

Keine neuerlichen Auffälligkeiten – war das heutige Ergebnis in Schwedt bei der Tumornachsorge. Erleichterung und Freude. Da werde ich in den nächsten Tagen wieder schöpferisch sein können, denn ein schwerer Stein rollt gerade von meiner alten Seele. Wie alt sie werden will, hat sie dabei nicht verraten. Mir ist da ein altes Bändchen von Gyula Illés „In Charons Nachen oder Altwerden in Würde“ in die Hände gefallen. Er schreibt da etwas, was mich Lächeln lässt:
„Ich bin sicher, dass das verblüffend hohe Lebensalter der Greise aus dem Alten Testament – jener Methusalems – nicht daher rührt, dass man seinerzeit die Jahre anders rechnete als heute. Sondern daher, dass es damals nicht üblich war – und wohl auch kaum möglich –, über die Jahre eines Menschen peinlich Buch zu führen. So mochte es geschehen, dass manche Greise, nach ihren Lebensjahren befragt, so willkürlich wie aufrichtig jene astronomischen Zahlen nannten, gewissermaßen harmonisch miteinander wetteifernd wie galoppierende Pferde auf der Zielgeraden.“
Welch‘ herrliche Vorstellung 😊. Habt ein sturmfreies Wochenende alle miteinander!

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Morgenstunde (282. Blog-Notat)

Ein klarer Wintermorgen mit 2 Grad plus. Richtiger Schnee fällt diesen Winter in der Schorfheide aus.

Es ist wieder einmal ein paar Tage vor dem nächsten Nachsorgetermin in Schwedt (77 km-Weg), der dreimal indes verschoben wurde. Ärzte sind zuweilen eben auch krank, und so liegt der letzte Termin ein Jahr zurück. Vielleicht bin ich deshalb ein wenig schlotterig dieser Tage und diese Nacht. Ich konnte nicht schlafen, die Gedanken fuhren Schleife. Tumor-Nachsorge sollte wohl die beste Vorsorge nach Krebs sein, aber ich erlebe das ist nicht ganz so. Stichwort: Ärztemangel über Land und so auch in der Stadt, weil jeder, der sich nicht anders zu helfen weiß, dorthin gurkt. Ich versuchte im Sommer in der Berliner Charité (88 km-Weg) unterzukommen, aber selbst dort musste man mir sagen: „Beratungstermin – ja, Nachsorge übernehmen wir nicht mehr, wir sind überlastet.“ Da ist frau platt, denn die sehr wenigen Spezialisten im Norden Brandenburgs bekommen täglich Zuwachs, was alle überfordert. Nicht genug, dass es für Brustkrebspatientinnen hier in dieser Gegend null psychoonkologische Betreuung gibt, nun schlampt auch die medizin-technische Nachsorge. Ehrlich – das ist unbekömmlich. „Jetzt bloß keine flatternden Schlüpper bekommen!“ sagt man in der Uckermark gerne, wenn die Angst kommt. Ich hab dieses mulmige Gefühl stets „weggearbeitet“, aber wo leben wir denn – armes, reiches Deutschland?
Für meine zweite Med-Baustelle – einer Lungenkrankheit helfen mir inzwischen die sozialen Medien. In Ermanglung einer Lungensportgruppe o.ä. in erträglicher Nähe, nutze ich inzwischen Atemübungen, die auf YouTube demonstriert werden. Wie zum Beispiel hier. Vielleicht kommt ja demnächst ein Roboter vorbei, der Mamo- und Sonografie ausführt, auswertet, ggf. ne Chemo mixt und dann auch gleich noch dem Bestatter beizeiten Bescheid gibt…

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