Morgenstunde (614. Blog-Notat)

Kann das Rätsel nicht selbst auflösen, also bitte: Wer hat mir den Wenzel geschickt? So ohne Absender und Begleitwort??? Nun werde ich mir erst mal einen Plattenspieler borgen, um die Platte hören zu können. Aber natürlich freut mich die Überraschung schon an sich 😊.
Es ist Sonntag, sechs Uhr morgens. Mein Schlafmodus ist vollkommen durcheinander. Die Heizung springt an, was nach dem 12-stündigen Stromausfall von gestern bei mir ein Glücksgefühl auslöst. Der Tag hatte mich geschafft. Das kalte Haus, kochen auf dem Campingkocher mit Gaskartusche. Wasser hatte ich, Gott sein Dank, vorausschauend abgefüllt, Lesen mit der Taschenlampe… Von echten Sturmschäden blieben wir verschont. Nach den kleinen, häuslichen Verrichtungen folgt in diesen Tagen immer ein Erschöpfungsschlaf von mindestens zwei Stunden. Gewicht 49 Kilo, Muskeln nach dem langen Liegen im Arsch, jede Bewegung zieht extrem Sauerstoff, der gleich abfällt unter 90. Man könnte diesen Zustand wohl desolat bezeichnen. Aber, es ist schon besser als am Entlassungstag, an dem es keine zehn Schritte weit ging. Alles ist verlangsamt und auch die Weitererzählung der begonnenen Geschichte wird ein wenig dauern – ich lass da mal noch ein bisschen Zeit dazwischen… Habt einen schönen Sonntag allerseits und bleibt sturmfest…

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Morgenstunde (613. Blog-Notat)

Tropfenzeit

Nach acht Tagen Intensivmedizin bin ich wieder daheim. Kaum zu sagen, wieviel Chemie durch mich in dieser Zeit geflossen ist. Für die existenzielle Frage: Atmen oder nicht Atmen, ist das kein wirklicher Diskussionsstoff. Und da sitze ich nun wieder an einer „Morgenstunde“, etwas leichter und sehr viel klappriger als zuvor und frage mich gerade, wo warst du denn eigentlich, als du hier abgebrochen hast? Vielleicht ist es gut, jetzt eine andere, neue Geschichte zu erzählen. Nicht die von Frau Christa, mit der ich die letzten Tage sehr einträchtig auf der Bettkante saß und Beine baumelnd im Inhalationsnebel versank. Die „Shisha-Bar“ der Station 11 öffnete jeweils für sechs Inhalationen täglich, nach denen wir beide immer platt wie zwei hustende Briefmarken auf der Matratze lagen. Nein, diese nicht, aber natürlich wird auch die neue Geschichte ein wenig von den jüngsten Ereignissen getüncht sein, im übertragenen Sinne, wen wunderts (?) … ich beginne morgen oder übermorgen 😊

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Morgenstunde (612. Blog-Notat)

Es lohnt nicht die Klausur 2022 fortzusetzen, ich bin einfach zu kaputt von einer heftigen Bronchitis, die mein schwaches Lungensystem herausfordert (PCR-Test ist negativ!). Das sogenannte Langszeitprojekt „Roman“ wird so auf eine Novelle eingedampft, zumal – ich finde, die Handlung ist auserzählt. Die Familiengeschichte „Die Zeit der weißen Wälder“ trägt autobiografische Züge mit frei erfundenen Zugaben. Zum Beispiel sind die Emilia und der Puppenspieler nicht existent. Dieser Text verhandelt die Frage nach den Wurzeln eigener Auf- und Umbrüche, den Umgang mit persönlichen Verlusten und dem kulturellen Erbe in Zeiten des Wandels. Im Blog wird sie nicht weiter vorgestellt. Überraschungen beim Bücherkauf sollten es ja noch geben. Der Rohtext ist seit heute Morgen fertig und geht jetzt in die häusliche Korrektur. Der Liebste macht die Erste. Dann wird sie etwas auf nachfolgende (mal nicht illustrierte) Kurzgeschichten für Erwachsene warten müssen, damit sie irgendwann zwischen zwei Buchdeckel gelangt. Frau sollte sich eben nicht verbiegen, sie ist zu hippelig und schreibt dichte Geschichten. Wenn ich Bücher lese, in denen der Autor die Handlung streckt, indem er detailverliebt die Kulissen beschreibt und damit Seiten schindet – nee, dit nervt mich nur. Mein Kollege Ecki Mieder meint immer, ich sei im Galopp durch meine Geschichten unterwegs. Na gut, isso 😊, das kommt von der Journaille, aus der ich ja stamme. Meine „Erziehungsmaßnahme Roman“ für etwas mehr Langsamkeit in meinem  künstlerischen Treiben ist damit gescheitert… 😊, nicht schlimm, es bremsen ja zuweilen andere Vorkommnisse aus, beispielsweise eine Bronchitis …

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Morgenstunde (611. Blog-Notat)

Sind Zwei im Zauberwald zwischen Klein Dölln und Kurtschlag spazieren gegangen, haben die Skulpturen von Siegfried Haase und Lutz Kittler in Augenschein genommen und gewiss über das Projekt „Überraschungswald“ oder auch „Kunstwald“ mächtig gestaunt. Eben dort, am Rande sind sie auch auf drei Märchen gestoßen. Schorfheidemärchen aus meiner Hand. Und weil sie so angetan waren, rief die Frau umgehend bei mir an und hat sich heute das Buch dazu aus dem Atelier geholt. So kanns gehen, kommt aber nicht so oft vor. Der kluge Wald ist eben kein Massenschauplatz, aber, es gibt ihn und Meister Haase werkelt immer weiter daran. Es ist ein Werden und Vergehen an diesem Ort, über den ich hier schon öfter erzählt habe (folge den Links, wenn es interessiert). Kunst im Waldlabor. Die Steine von Kittler und die Märchenplatten werden viel Zeit überstehen… 😊

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Morgenstunde (610. Blog-Notat)

Zwischen den Jahren hatte ich Besuch von meinem Qi Gong-Lehrer, der auch ein Dichter und Autor ist. Als er aufs Land zog, hatte er eine Kolumne im Nordkurier. In „Georgs Landleben“ bespöttelte er seine Ankunft auf dem Lande als naiver Ex-Berliner. Als er meine Schrägen Vögel-Cartoons sah, wusste er sofort, dit isses! Seine Kolumnen bekommen jetzt nach und nach von mir eine Schräge-Vogel-Illustration, das WAS und WIE war unser Gesprächsgegenstand im Atelier. Es sind ja nur 14 Texte (je eine A4-Seite), insofern wird es irgendwann einmal (alles offen) nur ein liebliches Broschürchen werden, aber Länge ist ja nicht gleich Größe… 😊. Oben seht Ihr nun die erste Illu, besser gesagt: die freistehende Vignette, die sein erster Text umspielen wird. Ich habe dabei keinen Termindruck, so können die Teile fließen, wenn Muße ist. Sowas bereitet dann nicht nur Arbeit, sondern ist macht echt Spaß. Habt einen schönen Sonntag alle miteinander!

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Morgenstunde (609. Blog-Notat)

Trübe, trist, dunstig, duster… auch dunkelschön – diese Januartage sind wieder die Tage der Nebelfee. Tropfengespinste, Schwadenwesen… Aber der Nebelfee habe ich schon eine Handvoll Geschichten gewidmet. Das reicht wohl, aber wie wäre es denn mit einem Klammhold oder Raureifelfe oder einer Pfützenspringerin? Daraus könnte was wachsen…
Augenblicklich habe ich zwei neue Märchenplatten (wetterfestes Alu-Verbund) für den Lesegarten in Druckauftrag gegeben, die kommen nächste Woche an. Es werden dann sieben Geschichten am Efeu-Zaun am Blumenmond sein. Das ist eine gute Alternative zu den Märchenbannern in den Gartenstelen. Die aufzuhängen, macht körperliche Mühe und sie sind nicht für jedes Wetter geeignet. Die Banner mit den Schorfheidemärchen kommen so nur noch zum Einsatz, wenn es Voranmeldungen im Sommer gibt. Ist der schwindenden Kraft geschuldet…

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Morgenstunde (608. Blog-Notat)

Der 12. Januar ist immer der Tag, an dem die Weihnachtslichter in unseren Fenstern erlöschen und die Schwippbögen, die Herrnhuter Sterne, die geschnitzte Krippe und die Spieldose die „Stille Nacht“ dudelt, verpackt werden und auf dem Dachboden verschwinden. Das Häuschen ist nun wieder minimalistisch dekoriert, es reicht, wenn einen im Atelier eine Russische Hängung angrinst und zuweilen „erschlägt“…Draußen ist es spiegelglatt und der Himmel trägt dieses Mausegrau, was nicht gerade den Tag aufhübscht. Es muss sich dafür etwas anderes finden, vielleicht lächelt was aus dem Briefkasten und wenn nicht, wird es mal wieder Zeit für einen Schräge-Vögel-Cartoon mit sonnengelben Himmel 😊. Es ist die Gute-Laune-Farbe, die ich schlicht im Baumarkt fand: Gelbe Holzbeize…. Macht es Euch schön!

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Morgenstunde (607. Blog-Notat)

Nach Neujahr fühlt sich die Zeit plötzlich beklommen an. Schlechter Schlaf, diffuse Stimmung. Dann schaue ich auf den Kalender und schlagartig ist‘s klar: Todestag von Mama. Es ist doch nun wirklich lange her und dennoch fährt mir diese Zeit in die Knochen, verlangsamt es mein diesseitiges Denken. Der Kopf stochert irgendwie im Nebel. 3. Januar 1984, 20:45 Uhr. Es ist seither eine immer wiederkehrende Gedenkzeit, ein Nachsinnen, eine besetzte Zeit, in der die Toten flüstern. Sie stoßen mich alljährlich an, wollen in mir klingen. Inzwischen lasse ich das zu. Für eine Woche oder zwei. Dann kann ich die Arbeit im Atelier fast vergessen, muss rausgehen, irgendetwas Handwerkeln oder Gärtnern, um der unsichtbaren Geschichte in mir nachzuspüren, doch ich bekomme sie nicht so recht zu fassen, weil sich das ausgeatmete Momentum von diesem Ausstoß an verändert bis es formlos ist… Da stecke ich irgendwie im Ungewissen fest…

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Morgenstunde (606. Blog-Notat)

Die mildern Tage um und nach Silvester habe ich schon wieder die Gartenarbeit aufgenommen. Es ist viel, was ich im Herbst nicht geschafft habe. Das Ackern hat mir gutgetan, denn das viele Stubenhocken ist nicht so hilfreich. Dann kam der Donnerstag mit seinem Neujahrs-Qi-Gong-Training. Oh je, mein Muskelkater mauzt schon den zweiten Tag. Freitag ging es zum Markt nach Templin, die Fahrt durch die winterliche Uckermark ist immer herrlich. Einfach einen Moment ins Land lächeln, was inzwischen viel zu selten vorkommt.
Denn die Nachrichten sind ein Jammer, alle Drama-Queens bestellen hier ihr Aufgebot. Ach, ich bin so müde von den ständigen Paukenschlägen und den Zeigefinger-Posen der Sauermilch-Moralisten. Wo sind die Mutmacher? Fürs Erste wäre es ja schon mal ein Lichtblick, wenn sich die Politik um mehr als nur das Nötigste kümmerte. Ich brauche z.B. keinen Kanzler, der uns wie gestern die Corona-Regeln herbetet. Dafür gibt es den Gesundheits- und den Innenminister. Von einem Kanzler erwarte ich Visionen und Strategien und vor allem einen ungeschönten Umgang mit den Leistungen der Politik in der Pandemie. Also: Klare Analyse. Die lässt immer noch zu wünschen übrig… Ich höre nur „Wir sind da gut durchgekommen… gut aufgestellt“ usw., aber die Leute landauf, landab erleben es anders. Und zu aller Erst wünschte ich mir, die Meinungsmacher im Lande würden sich wieder ihres vollständigen Sprachschatzes erinnern und nicht nur das Corona-Vokabular benutzen. Die Permanenz der immer gleichen Worte nervt nicht nur – sie mutet einfach hilflos und dümmlich an. Außerdem erzeugen sie eine ängstliche Konformität, die ein Gleichschalten assoziiert. Das passt einfach nicht zu einer pluralistischen Gesellschaft…

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Morgenstunde (605. Blog-Notat)

„Resteknallen“ gab es Neujahr auch in unserem winzigen Schorfheidedorf. Nicht so mächtig wie vor der C-Zeit, aber immerhin… Aber was viel, viel schöner war: Kurz vor Mitternacht hatte doch einer ein stattliches Feuer am Döllnfließ angezündet. Es loderte in die Nacht und ein paar Nachtwanderer haben sich daran spontan versammelt und miteinander (ohne sich in den Armen zu liegen) auf bessere Zeiten angestoßen. Mit Sekt aus dem Rucksack. Ein Lichtblick in dieser Zeit.

Gestern habe ich die Arbeit im Atelier wieder aufgenommen und zu meinem Bild Feuer (Phönix) eine Schwarz-Weiß-Übersetzung gezeichnet, denn ich sah plötzlich, das könnte ein schöner Aufmacher zu meinem dritten Lyrikbändchen werden. Das Bändchen ist erst halb fertig, aber der Titel steht schon mal… Gestern kam auch mal wieder eine Anfrage per Mail zu einer Auftragsarbeit, aber meine Honorarvorstellung waren nicht genehm. Ein Buchcover sollte es sein. Kinner ne, wenn man/frau nicht einmal den Mindeststundensatz im Kalkül hat, dann soll er/sie gar nicht erst anfragen. Wieso eigentlich soll ich für eine Unikate-Arbeit weniger nehmen als ein Hilfsarbeiter? Die da anfragen, haben alle einen gut bezahlten Job und möchten dann, dass ich meinen wie ein Hobby verstehe. Nee, ich denke gar nicht daran, denn das läuft nicht auf Augenhöhe. Gibt’s leider immer mal wieder. Es ist etwas ganz anderes, wenn zwei Künstler ein Gemeinschaftsprojekt wagen. Das ist geteiltes Risiko, unentgeltlich, aber da wedelt keine Seite mit einem „Auftrag“, die Zusammenarbeit findet sich gewissermaßen ein…
So, nun wisst Ihr Bescheid 😊, habt eine schöne erste Woche im Jahr!

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