Morgenstunde (628. Blog-Notat)

Büsche auslichten

Das ganze Wochenende Flieder- und Hartriegelbüsche gelichtet und junge Triebe gekappt. Der Wind blies dazu eisig. Aus dem Nachbarzaun klapperten und wankten dazu die vom ersten Frühjahrssturm gelösten Zaunfelder. Ein knarrendes Bruchholzröhren. Aber der Garten lag so wunderfein im Frühlingslicht. Das nährte die Hoffnung, dass der Winter endlich gehen wird. Wenn ich als Kind Ostern meine Großmutter in der Osterglockensenke an der Bache besuchte, war die immer wiederkehrende Frage bei allen Begegnungen „Und, gut über den Winter gekommen?“ Danach beklagten die Alten lange all die Maläsen, die ihnen im Winter zu schaffen machten. Es muss seinerzeit, in den grauen 50er Jahren, durchweg schwieriger gewesen sein, den Winter zu überstehen. Will sagen, es starb sich damals schneller und die Leute haben sich einfach mal länger als heutzutage hingelegt, wenn es ihnen in ihren Winterhäusern nicht gut ging. Der Frühling wird richten…

Frisches Lyrik-Segel

Visits: 296

Morgenstunde (627. Blog-Notat)

Gartentage. Auch wenn ich immer noch viele Pausen einlegen muss und die Stimme noch brüchig ist… es geht voran: Die Teiche bekommen frisches Wasser und die vom Winterwind zerzausten Lyrik-Segel werden erneuert. Wassertriebe vom Haselnuss-Strauch dienten mir gestern als Baumaterial für die Rahmen der neuen Märchenplatten im Lesegarten. Da kann jetzt das Sonnenmädchen leuchten… und in die Vogellaube ziehen wieder die Sommergäste ein.
Zwei sehr verrostete Altvögel habe ich gestern mit neuer Farbe versehen. Aber so ganz glücklich bin ich mit dem Ort noch nicht, denn eigentlich war die Grundidee, dort zum kurzweiligen Lesen zu animieren. Sozusagen die kleine Kost im Lesegarten… Die handgemachten Sprüchevögel oder die „weisen Vögel“ luden dazu ein. Aber sie verwitterten so schnell und ich hatte eine Heidenarbeit mit der ständigen Instandsetzung der Falter. So wurde eine schnöde Sammelecke für geschenkte und gekaufte Vögel daraus. Aber ehrlich, die Grundidee war schöner und vielleicht fällt mir ja irgendwann noch eine wetterfeste Variante ein. Ich teste mal laminierte Teile – analog der Lyrik-Segel, schöner wäre Holz, aber das ist eben nach einem Regensommer hin…es gibt genug andere Baustellen in Haus und Hof… Wünsche ein schönes Frühlingswochenende allerseits 😊!

Visits: 287

Morgenstunde (626. Blog-Notat)

100 Tage Ampel-Koalition, da habe ich nur den Sehnsuchtsvogel im Kopf und ich bin reif für die Insel…  Nee, das war kein guter Start. Zugegeben, die Umstände hätten nicht schwieriger sein können. Die haben die Planspiele für die schöne neue Ampel-Welt komplett verstellt. Denn wer hätte Weihnachten gedacht, dass man im Lande Atomenergie und Braukohle für das Zukunfts-Tableau diskutiert?… Geben wir den Koalitionären noch etwas Zeit, um in diesen komplizierten Zeiten das rechte Maß zu finden. ABER: Ein bisschen couragierter und herzhafter könnte es schon zugehen. Wie kann es eigentlich sein, dass die Regierung dem unverschämten Treiben der Energiekonzerne so lange einfach nur zusieht, während abermals Existenzen vernichtet werden? Erschließt sich mir nicht, denn es gilt doch „Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden“ – oder?

PS: Den Sehnsuchtsvogel hab ich mir einfach mal gemalt – zum Hinfahren ist mir der Sprit zu teuer und auch die Hotelpreise klettern in nicht gekannte Höhen …

Visits: 264

Morgenstunde (625. Blog-Notat)

Frühlingseis

Mal für den Moment die Welt ausblenden, Sonne tanken und Komposterde ernten. Im Märzen – die Beete aufbereiten. Der Liebste hat mir eine bretthohe Umrandung gebaut und aufgestellt. Da kann die Komposterde für eine Gemüseansaat rein. Nach den hinfälligen Wochen war ich gestern fast den ganzen Tag draußen, es geht also aufwärts. Geschmeidiges Sonntagslicht lässt uns lächeln, das ist es, was stärkt. Nur Nachbars Kater klagt und leckt sich die Schrammen aus nächtlichen Revierkämpfen und das Radio berichtet am 17. Kriegstag von Einschlägen in der Westukraine unweit der polnischen Grenze. Der Krieg rückt näher, aber ich kann mich nicht jeden Tag emotional aufräufeln…

Das Gemüsegärtchen im März.

Visits: 283

Morgenstunde (624. Blog-Notat)

Der Husten wird nach fünf Wochen endlich leiser. Nun geht es um Kraftgewinn. Dringend. Aufmunternd sind da die schönen Besuche der letzten Woche und die lieben Briefe meiner Freundin Ines, die gestern sich mit mir ihre Wenzel-CD teilte, damit ich mir für das eine Vinyl (der Spender ist immer noch unerkannt) nicht einen Plattenspieler anschaffen muss. Letzte Woche kam unterhaltsamer Besuch aus Deutschboden ins Atelier, der mir etwas von weniger bekannten Sagenplätzen in unserem Märchenwald erzählte und mir eine Chronik von Deutschboden überließ. Gestern kam meine Freundin Petra vom Weißen See zu Besuch. Die bekannte Keramikerin schenkte mir einen handgeformten Frühlingstopf. Es ist immer wohltuend mit Menschen zu sprechen, die ebenfalls ein kreatives Leben führen, ungeachtet ihres Alters. Ich habe im Austausch die Namenschwester mit handgemachten Lyrik-Bändchen beglückt – eine gegenseitige Ermutigung. Petra Wessel aus Böhmerheide war eine der ersten Menschen in der Schorfheide, die ich einst in meinen Teezeiten-Porträts in einer Barnimer Zeitung vorstellte. Seit damals sind wir uns zugewandt. Dafür bin ich wirklich dankbar. Es zeigt, man kann auch als Journalistin Menschenfreund sein, es ist eine Frage der Achtung des Gegenübers – wie eigentlich immer im Leben… Ich geh dann jetzt mal im Garten die ersten Sonnenstrahlen genießen…

Visits: 255

Morgenstunde (623. Blog-Notat)

Die Waschbären klauen schon wieder die Meisenknödel und der Dachs stochert im Kompost – es ist zwar noch lausekalt im Garten, aber das sind deutliche Zeichen des Frühlings. Der eisige Morgen dampft in der Sonne. Es ist der 13. Kriegstag. Die Nachrichten darüber führen uns eine humanitäre Katastrophe vor Augen. Und jeden Tag stellt sich aufs Neue die Frage, lässt sich dieser Krieg stoppen? Ich habe noch niemals in meinem Leben jemandem den Tod gewünscht, jetzt hoffe ich auf einen Attentäter … Dabei schleicht die Farbe Rot wieder auf meine Malgründe, diesmal nicht als Liebe, diesmal als Blut…

Visits: 286

Morgenstunde (622. Blog-Notat)

Es ist der erste sonnige Tag, gefühlt seit Wochen und ich finde zufällig dieses Foto aus dem Lesegarten von einem Tag des offenen Ateliers. Es zeigt einen Sonntag im Mai. Nici singt und auf der Wiese und im Kaffeezelt lauschen Atelierbesucher ihr. Was haben wir doch für schöne Feste gegeben. Diese Erinnerungen wohnen für immer in mir, sie sind inzwischen Legende. Von der werde ich zehren, denn in diesem Frühling brennen sich andere Bilder ein. Keine friedlichen. Der Heizöltank leert sich, was wird der Nachschub kosten? Jetzt schon reichlich das Doppelte. Die Einkünfte halten da nicht mit. Wir werden für das Heizöl die drei Inseltage im Jahr canceln müssen und was noch? Ach, ich will mich nicht sorgen, denn es ändert eh nix…

Visits: 349

Morgenstunde (621. Blog-Notat)

Es ist schon merkwürdig, dass man/frau sich in diesen Tagen irgendwie deplatziert vorkommt, wenn er/sie ein Märchen schreibt oder wie der Blogger Werner, Reiseberichte. Es ist wie ein falscher Ton inmitten der Todesnachnichten, der Hilferufe, der Kriegsberichterstattung und den Aktionen der Hilfeleistenden. Aber wie lebt man in solchen Zeiten (richtig)?  Zuerst wohl, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen. Ja, sicher, wenn der Ukrainische Präsident vom Machthunger Putins spricht und uns warnt, der würde bis nach Berlin, den alten Standort der Mauer, ziehen… ist Angst nicht unbegründet. Aber sie ist kein guter Begleiter. Sie frisst Lebensenergie. Die aber brauchen wir alle, um durch diese Zeiten zu kommen. Viele von uns sind angeschlagen von der Corona-Zeit. Andere schütteln die gerade von sich ab und helfen direkt. Die Zehdenicker Feuerwehr mit einem Hilfstransport zum Beispiel. Möglichkeiten der Hilfe vor Ort zeigt zum Beispiel Sandra auf kurtschlag.de auf. Gesucht wird ein Quartier für zwei ukrainische Mütter mit ihren Kindern. Aber Hilfe hat viele Gesichter, zum Beispiel Mitfahrgelegenheiten für diese Mütter zu organisieren (denn sie sollen ja irgendwann auch arbeiten gehen können) und vielleicht die Einrichtung einer zeitweiligen KITA oder einer Oma-Tagespflege. Und niemand sollte ein schlechtes Gewissen mit sich tragen müssen, weil er/sie vielleicht nicht oder nicht mehr bei solchen Anstrengungen dabei sein kann oder will. Es wird sich irgendwann etwas Passendes finden…  jeder wie er kann.

Visits: 281

Morgenstunde (620. Blog-Notat)

Berlin, Auguststraße, 1992

Wenigstens einmal im Leben sollte ein Mensch so eine mächtige, stolze und zugleich friedliche Demonstration erlebt haben. So etwas prägt für das ganze Weiterleben. Gestern wäre ich gerne in Berlin dabei gewesen, aber meine Demo-Uhr ist abgelaufen. Doch, ich weiß, was ihr da alle miteinander gespürt habt – wider alle Angst. Ich war mit den vielen Menschen seinerzeit am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Allein unter einer Million Menschen – ein großes Erwachen. Ich wünsche, diese gestrige Demonstration wird der internationalen Friedensbewegung neuen Schub verleihen, denn wir dürfen nicht vor der ungeheuerlichen Drohung eines Autokraten vor Angst erstarren.
Das Älterwerden und diese Lungenkrankheit haben mir in den letzten Jahren viele kleine Abschiede beschert: Den Abschied von Stärke, von der Schönheit, von einer unermüdlichen Schaffensenergie und eben auch von den öffentlichen, politischen Aktionen. Das sind Abschiede von einer Petra, die ich einst war. Manchmal ist das zum Heulen. Aber dann räufele ich mich und zünde das Mahnlicht im Fenster an – alles hat eben seine Zeit und zum Älterwerden braucht es nicht nur Mut, sondern auch Anstand… Kommt alle gut durch diese Woche.

Visits: 301

Morgenstunde (619. Blog-Notat)

Erste Übungen im Meditationswinkel in der Schlaf- und Bücherstube. Hinter mir das Honiglager. Der Liebste hat noch Reserven vom leckeren Kurtschlager Gold… In dem schönen Winkel kann ich alles für den Moment ausblenden. Fünf Minuten lang ruhige Bauchatmung. Normalerweise sollten es 15 Minuten im Sitzen sein, dann fünf Minuten Atmen im Gehen und nochmals 10 Minuten Atmen im Sitzen. Das wird die Lunge und das Zwerchfell stärken. Bis ich da wieder angekommen bin, braucht es Rückenmuskulatur. Ich arbeite daran und bin zuversichtlich, schließlich will ich ja in ein paar Wochen wieder durch den Garten toben 😊.
Ich zünde mein Mahnlicht im Atelierfenster an. Die Nachrichten zeigen, in der Ukraine wächst der Mut. Frauen, die Molotowcocktails bauen, du meine Güte, die nächtlichen Angriffe werden zusehends aus der Luft kommen… Ich bin froh, dass die Ampel ihren Kurs gestern änderte, wenn auch nur unter Druck. Es ist der erste Kriegssonntag in Europa und mir scheint, die Anspannung wächst überall, nicht nur im Kriegsgebiet.

Visits: 260