Morgenstunde (918. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Das letzte Schneefoto dieser Woche, ab morgen wirds wohl tauen. Beim Nachbau diverser Künstlerhefte kam mir die Idee zum Titel für das dritte Lyrik-Bändchen in der Reihe KURTSCHLAGER EDITION. Das ist insofern witzig, weil die Gedichte dafür noch nicht vollends geschrieben sind, 9 von 16 😊. Das gab es noch nie, das Cover vor dem Inhalt…, aber schön. Damit wächst eine Reihe: „Dunkelschön“, „Rosahell“ und dann irgendwann dieses Jahr „Dämmerblau“…
Der Kühlschrank steht inzwischen, das Ausgleichen auf dem schiefen Katenboden hat am längsten gedauert. Jetzt brummt er vor sich hin…
Schönen Sonntag allerseits!

Morgenstunde (917. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Neulich Nacht fiel der Strom aus und als er morgens wieder floss, sprang der Kühlschrank nicht mehr an. Nach einigem Rütteln und genervtem Drehen an den Einstellungsknöpfen, hustete er nochmal rostig und sprang altersschwer doch wieder an. Gut, aber das war das Zeichen, sich um Ersatz zu bemühen. Das gute Stück hat schon ein Vierteljahrhundert in seinen Akkus und ein Stromfresser ist es auch… Gestern Nachmittag haben wir online einen Neuen erwählt, Montag sollte er kommen, aber gestern Abend meinte eine Mail: Kommt schon Samstag, das erstaunt dann doch 😊. Haben wir also bald einen neuen Küchenmitbewohner. Ende der 90er hatte ich so ein hübsches Spachtelthema auf Hartfaserplatten: „Was geschieht nachts in meiner Küche, wenn ich nicht drin bin?“ Da gab es denn: Flüchtige Spaghetti, Heilige Kartoffeln, Segelnde Fischgerippe… Den heimlichen Apfelkönig (siehe unten) hätte ich nicht mehr, wäre da nicht Vaterns Wohnung aufgelöst worden. Die allermeisten dieser heiter bis wolkigen Küchenbilder wurden damals verkauft, beziehungsweise einem Koch als Dauerleihgabe überlassen. Vielleicht sollte ich mal wieder…, aber nein, es ist eine andere Zeit…

Morgenstunde (916. Blog-Notat)

Weil mir gerade nichts anderes einfällt, baue ich meine Künstler-Hefte nach. Das ruhige Falten und Schneiden ist beinahe meditativ und so gut für die Seele. Braucht man in diesen aufgeregten Zeiten. Aber während ich still handfertige, geht ja das Denken weiter. Nach der Markus Lanz-Runde vom 16. Januar mit Grünen-Chefin Ricarda Lang wird offensichtlich, wie ellenweit sich Regierende vom wirklichen Sein der Menschen entfernt haben. Etwa 21 Millionen Rentner leben derzeit in Deutschland und es zeigte sich bei Lanz, Frau Lang weiß nicht wie hoch deren durchschnittliche Rente ist. Sie schätzt die Höhe auf 2000 €. Die durchschnittliche Brutto-Rente nach 35 Beitrittsjahren beträgt aber nur 1550 €. Nach Steuern und Abgaben dann nur noch 1384 €. Weil ja nicht alle diese 35 Jahre schaffen, liegen die tatsächlichen Beträge vieler Menschen noch weit darunter. Denn es gibt auch Rentner, die mit geringem Einkommen über 35 Jahre eingezahlt haben und deshalb vielleicht nur 500 € erreichen. Man würde meinen, für die gäbe es ja die Grundrente. Aber nein, wer nicht wenigsten 60 Prozent vom Durchschnittsverdienst erzielt hat, bekommt die eben nicht. Auch etwas, was viele nicht wissen…
Es ist ja ganz klar, wer nicht weiß, wie die Bevölkerungsschichten monetär ausgestattet sind, der kann nur zu falschen Entscheidungen kommen…

Morgenstunde (915. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Seit wir nicht mehr täglich das Haus verlassen müssen, geben wir im Januar der Natur nach. Wir sind wintermüde und schlafen mindestens 12 Stunden von 24. Ja, wir schlucken Vitamin D und drehen unsere Gartenrunden, aber seit einer Handvoll Jahren überkommt uns beide dieser lange Januarschlaf.  Früher stach mich ein schlechtes Gewissen, so lange in den Federn zu schlummern. Doch inzwischen lasse ich es wie eine Schlafkur zu.  Unterschwellig steckte dieses Naturell wohl schon immer in uns beiden – überlagert nur von Pflichten. Die Sehnsucht nach Winterschlaf, bekam bei mir im Jahr 2000 sogar eine Bildgestalt – Die Winterschläfer – eingepuppt in zwei Narrenräume… Ich würde das nicht Winter-Blues nennen… sondern Ruhebedürfnis.

Petra Elsner: Winterschläfer II, 70×100, Acryl auf Karton, 2000

Morgenstunde (914. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

In dem letzten Tagen warnen immer mehr Politiker vor einem gesellschaftlichen Kipp-Punkt. Wir kennen das vornehmlich aus der Klima-Debatte, die vor UNUMKEHRBAREN Kipp-Punkten warnt und einen drastischen Wandel aufzeigt oder prophezeit. Der point of no return. Diese Kipp-Punkte gibt es auch in Gesellschaften, in denen plötzlich, durch eine scheinbar unwesentliche Veränderung alles instabil wird. Wir können sie auch Agra-Diesel nennen. Wenn eine Gesellschaftspolitik über Jahre beständig am Existenziellen der Mitmenschen nagt, wie beispielsweise die Verdoppelung ihrer Strompreise, stetig steigende Mieten, steigende Lebendmittelpreise, Fortschreiten der medizinischen Unterversorgung des ländlichen Raums, Kriegsgerassel… dann fühlen sich die Menschen in ihrer Lebensgrundlage bedroht. Nicht vage oder diffus, sondern sehr konkret. Hier entstehen gesellschaftliche Kipp-Punkte. Es ist an der Zeit als sachkundige Volksvertreter zu agieren. Den Sparkurs sollte m.E. der Staat zuallererst nach innen auf den Weg bringen: Bürokratische Konstrukte auflösen, Wege abkürzen – das spart Milliarden und setzt darüber hinaus Arbeitskräfte für die Wirtschaft frei und das Ergebnis „ein schlanker Staat“ würde agiler und vielleicht auch bürgernäher sein.

Morgenstunde (913. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Die aktuelle forsa-Umfrage treibt die Ampel und ihre Unterstützer in diesen Tagen arg um. Im Osten: AFD mit Spitzenwerten. Die Sorge ist groß, aus der Komfortzone gejagt zu werden. Doch statt Ursachensuche werden schon wieder die medialen Zeigefinger gezückt. Nur leider erreichen sie nicht mehr diese Wählergruppen. Sie sehen und hören nicht mehr zu, lesen keine Zeitungen mehr. Das haben die Öffentlich-Rechtlichen selbst verspielt, nicht erst durch Staatsnähe während der Pandemie. Der Deutsche wehrt sich ja nicht bei jeder Kleinigkeit, die ihm das Leben erschwert. Vielleicht war es ja deshalb nicht sogleich zu erkennen, wie groß inzwischen der Unmut in der Bevölkerung ist. Die Zumutungen mehren sich seit langem. Und im Osten treffen sie auf sehr viele Menschen, die durch die Deindustrialisierung in den 90ern chancenlos waren, ein gutes Leben zu führen und jetzt wirkt dieser Umstand in ihren Rentenhöhen nach. Im Westen hat das nicht viele gekümmert und auch dadurch wurde Vertrauen verspielt. Aber weil den Ostdeutschen nach der Wende durch Klüngelwirtschaft die Aufstiegschancen verwehrt wurden und Personal aus dem Westen mit Stadthaltermentalitäten und Siegerposen auftrat, wird es nicht einfach die Zeit heilen. Will sagen, den Fehlern der Ampelpolitik gingen über lange Jahre die Erniedrigungen Ostdeutscher voraus. Ich fürchte, man wird diese Menschen nicht mehr erreichen und so werden wir auf amerikanische Verhältnisse zusteuern, wo die Hälfte der Bürger der anderen Hälfte nicht mehr zuhört. Es gruselt mich.

Morgenstunde (912. Blog-Notat)

Am Dreikönigstag kam mein Weihnachtsbrief bei meinem Sohn an. Ich hatte ihn am 10. Dezember 2023 abgeschickt. Kinner nee. In der Zeit wäre ja selbst ich die 70 Kilometer gelaufen. Alles wird ständig teurer und die Leistung dafür sinkt beständig. Eine Weihnachtsgeschichte braucht am 6. Januar einfach keiner mehr. Früher gabs auch Erkältungswellen, doch eine Postfrau kam trotzdem mit ihrem gelben Fahrrad. Bei Wind und Wetter. Das Briefporto kostete seinerzeit 20 Pfennige…

Seit Jahresbeginn haben wir eine neue Verrichtung im Tag und dazu brauchte es dieses gemeinsame Weihnachtsgeschenk: Eine Massageliege. Der Liebste hat seit Monaten Probleme mit den Schultern. 6 Physio-Termine bekam er, das wars, obwohl das Problem nicht behoben war. Sparzwänge.
Nun, aus meinen Zeiten als Leistungssportlerin weiß ich, wie Lockerungsmassagen gehen. Wir hatten damals auch nicht genug Physio-Personal, da haben wir Sportler uns gegenseitig geholfen. So lernt man auch. Aber auf dem Fußboden knieen – ist nicht so mehr gut, da mir bei dieser Arbeitshaltung die Atmung blockiert. Deshalb haben wir jetzt diese mobile Banke, macht sich super. 7 bis 8 Minuten schaffe ich, mehr nicht, aber immerhin und das täglich. Der Liebste verspürt Fortschritte, wer sagts denn. Ist schon irre, wie viele Dinge wir inzwischen wieder selber machen müssen…

Fotos: Lutz Reinhardt

Morgenstunde (911. Bolg-Notat)

Man muss auch mal was in die Tonne klopfen. Die fertige Geschichte dieser Woche erwies sich als vorhersehbares Konstrukt. Geht gar nicht! Also: Neues Spiel, neues Glück, der erste Absatz kann bleiben 😊. Es fließt nicht immer gleich gut. Daher entwerfe ich lieber erst mit dem Bleistift und Farbe einen Protagonisten. Das ist eine Figurengeburt und es zeigt sich eine Mischung aus Moosmännchen und Blattträger – es wird ein Grünling sein, ein Waldwesen…
Schönes Schneewochenende wünsche ich allerseits!

 



Morgenstunde (910. Blog-Notat)

Weihnachten 1956: Meine Mutter, Rita Ziegert, mit ihren Töchtern Angelika und Petra.

Es gibt so Tage, die tragen einen Trauerschleier. Heute ist der 40. Todestag meiner Mutter und ich vermisse sie immer noch. Will sagen, macht Euch keine Hoffnungen, einen liebenden Menschen vergisst man nie und der Verlustschmerz bleibt. Die Zeit heilt gar nichts und Fotos lügen auch, wie dieses hier: Glückliche Weihnachten 1956. Zuhause für eine Handvoll Tage. Wir Schwestern waren sonst im Wochenheim. Von Sonntagabend bis Samstagmittag. Nicht, weil meine Mutter karrieresüchtig war, sie hatte einen kriegsversehrten Mann, der jedes Jahr viel in Sanatorien weilte und lange krankgeschrieben blieb. Das Krankengeld war klamm, sie schuftete als Schreibkraft für vier. Die festlichen Samtkleider hat sie selbst genäht. Und trotz aller Hetzerei, sie strahlte immer eine unvergleichliche Wärme aus. Aber natürlich waren da auch die Verlockungen des Lebens, neben der harten Leier, das leichte Leben zu suchen, nachts in Westberlin bis zum Mauerbau. Sie spielte nebenberuflich in einem Kabarett und dieser Umstand brachte ihr so ein sonderbares Frauenförderstudium ein: „Regie und Journalistik“. Danach wurde sie Aufnahmeleiterin beim Rundfunk, später Redakteurin. Beliebt, wo auch immer sie war. Zu Grabe trugen sie, mit nur 53 Jahren, hunderte Menschen. Und heute – ein Totensingen in der Luft.

Morgenstunde (909. Blog-Notat)

Abgedeckt. Hab die Bücherauslage gegen Staub gesichert, denn jetzt, im Januar/Februar kommt eh keiner mehr ins Atelier, um irgendwas zu nachzufragen. Und falls doch noch ein Buch oder Heftchen gewünscht wird, ist ja das Laken schnell abgezogen. Läge Schnee, wäre es romantischer – dieses Winterstill. So schleicht nur Nachbars Kater gemächlich um die Pfützen. Wir halten inne. Lesen, Schlafen, Sinnen – die ersten Zeilen für ein neues Märchen sind geschrieben. Inhaltlich dreht es sich um die mangelnde ländliche Daseinsfürsorge des Staates. Muss nachdenken, wie das sperrige Thema eine künstlerische Verwandlung erfahren kann. Denn es soll ja kein „Erziehungsmärchen“, auch keine „Märchenhafte Petition“ sein.  Es geht darum, den rechten Herzton zum Klingen zu bringen. Ob es gelingt, wer weiß…