Kürbisvogel im Cartoon

Na, irgendwie wird das hier eine Kürbiswoche. Für die dicke Beere gibt es, wie gestern schon berichtet, in Kurtschlag seit einigen Jahren ein kleines Fest. Der Kürbis, ebenso wie die Gurke oder Tomate, gehört botanisch gesehen zur Familie der Beeren. Wer die dickste Beere erntet, wird Kürbiskönig. Und ich zeichne für dieses Herbstfest immer einen Kürbisvogel-Cartoon. Zum Beispiel diese zwei:

Kübisvogel 2012, Zeichnung Petra Elsner
Kübisvogel 2012,
Zeichnung Petra Elsner
Kürbisvogel (1),  gezeichnet von Petra Elsner (verkauft)
Kürbisvogel 2011,
gezeichnet von Petra Elsner
(verkauft)

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Das kleine Kürbisfest am Döllnfließ

Herbstzeit ist Kürbiszeit, und die wird in Kurtschlag wieder gefeiert.  „Wer hat den dicksten, wer hat den kleinsten Speisekürbis?“ heißt es, wenn am 5. Oktober 2013 der Kurtschlager Kürbiskönig oder die Kürbiskönigin gekürt wird. Ab 15 Uhr steigt in und an der Gaststätte „Mittelpunkt der Erde“ das dörfliche Herbstfest mit allerlei Köstlichkeiten rund um die üppige Frucht. Zum Programm gehören ein Marmeladen-Quiz und das Herbstliedermitsingen. An den Ständen gibt es eine kleine Pflanzen- und Sämereien-Tauschbörse, Herbstkränze und Gestecke, Garten- und Hausdekoartikel, Honig, Karten und Kunstdrucke. Auf kindliche Besucher warten Kürbisschnitzen und Blätterdruck. Gastgeber ist der örtliche Kulturverein, der mit selbst gebackenen Kuchen und leckeren Spezialitäten aufwartet. Das Schorfheidedorf am Döllnfließ freut sich bis 17.30 Uhr auf zahlreiche Besucher auch aus der Nachbarschaft. Der Eintritt ist frei. Und wer Lust hat, kann um 18 Uhr in die Rübengasse umziehen, dort startet die Freiwillige Feuerwehr ihr traditionelles Herbstfeuer, dass immer dem Tag der Deutschen Einheit gewidtmet ist.

© Petra Elsner

Kürbisvogel 2013, gezeichnet von Petra Elsner
Kürbisvogel 2013,
gezeichnet von Petra Elsner

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Feldwache – ein Kürbis-kurz-Krimi

Zeichnung von Petra Elsner
Zeichnung von Petra Elsner

Der Sturm peitschte die Birken am Feldrand und Antjes Regenjacke flatterte, als wollte sie zu Flügeln wachsen. Die dürre Frau zurrte ihr Kapuzenband fester und stemmte sich mit aller Kraft in die Böe. Sie kam kaum voran. Der Boden unter ihren Stiefeln schmatzte vor Nässe. Auch das verhinderte einen schnelleren Gang. Schon seit einer guten Stunde lief sie den Acker auf und ab. Allein.  Plötzlich bog ein Laster ohne Licht auf den Sommerweg ein und rollte leise aus. Antje fingerte nach ihrem Handy und flüsterte: „Robert, komm!“ Das Herz der jungen Frau begann zu rasen, und ihr Griff um den Luftgewehrkolben krampfte. Was, wenn die Diebe sich nicht einfach verjagen lassen? Wenn sie bewaffnet  wären, würde sie schießen? Auf Menschen (?), hämmerte es ihr in den Schläfen, während sie noch abwartend stand.
Robert Schulz hatte wundervolle Gigant’s Dills und Big Rocks auf seinen Äckern inweit von Büssow, der nördlichsten Stadt der Uckermark, angebaut. Die leuchteten schon seit September wunderbar üppig ins Land, und erweckten offenbar kleptomanische Gelüste bei einigen Ausflüglern. Der Bauer sah aus der Ferne seines Hofes so manchen Nobelschlitten an seinem Acker halten, und zapzarap war wieder so ein Dicker weg. Das ärgerte den Mann zwar, doch diese Gelegenheitsräuberei konnte er verschmerzen.
Schulze hatte im Frühjahr mehrere Hektar mit Kürbissamen bestückt. Gedacht für den späteren Verkauf und als Spende für das dörfliche Halloween-Fest. Antjes Kürbis-Schnitzkurs rangiert immer herbstwärts in der Beliebtheitsskala der Kids ganz oben. Doch die Vorfreude auf das Gruselfest war angekratzt, denn die Klauerei auf den Feldern hat neue Dimensionen. Im Schutze der Dunkelheit wurde bei Prenzlau ein ganzes Feld abgeräumt. Seither hielten die Schulzes Nachtwache.
Der Wind ließ nach. Antje sah im fahlen Mondlicht, wie mehrere Gestalten vom Laster sprangen und eine Menschenkette ins Feld bildeten. Kaum später flogen die Riesenkürbisse von Mann zu Mann in den Lastwagen. Sie hatten es auf die Schnitzkürbisse abgesehen. Nicht nur auf fünf oder zehn – auf alle. Die Frau staunte, wie schnell diese Männer ernteten. Nicht zu vergleichen mit ihren Helfern von der Agentur. Entschlossen stapfte sie nun auf die Szenerie zu und brüllte dabei wütend: „Hey! Ihr da! Was soll das?“  Doch erst ihr Schuss in die Wolken stoppte den lautlosen Koloss -Flug.
Eine gegen Sieben – die Kürbisdiebe waren nicht  sonderlich verunsichert. Im Gegenteil, einer warf sogar mit einem Big Rock nach ihr und begann zu lästern: „So allein, das ist nicht ungefährlich schöne Bäuerin   …“ – da stoppte sein Spruch.  Rund um das Feld flackerten augenblicklich unzählige Kürbis-Laternen auf. Große mit grimmigen Fratzen. Die bewegten sich heulend und schreiend auf das Diebesgesindel zu. Erst rückte jenes ein bisschen dichter zusammen, aber dann bekamen die Männer das großen Laufen – wie die Hasen, in alle Himmelsrichtungen. Natürlich durchbrachen die Diebe mit Wucht die Lichterkette und verschwanden unerkannt im Dunkel. Aber Schulzens Ernte war gerettet. Die Erwachsenen waren sehr erleichtert, dass ihr Plan gut ausgegangen war. Und Kinder der Grundschule trugen stolz ihre Grusel-Laternen nach Haus, als wäre die Aktion nur ein Vorspiel für Halloween gewesen.

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Die Kurtschlager Sambaspieler

Kurtschlager Sambaspieler „Os Velhos Sambeiros"  als "Schäge Vögel", gezeichnet von Petra Elsner
Kurtschlager Sambaspieler „Os Velhos Sambeiros” als “Schäge Vögel”,
gezeichnet von Petra Elsner

Zum einem meiner Atelierfeste schenkten mir die Kurtschlager Sambaspieler „Os Velhos Sambeiros” gemeinsam mit ihren Berliner Musikerfreunden „Brincadeiras“ (FEZ) einen wunderschönen Auftritt. Selbst eine kleine rhythmische Interaktion mit den Zuschauern gelang und amüsierte. Die ganze Aktion hatte ungeheure Power und mein Herz tanzte dazu. Als Dank hatte ich für die Trommler diese Schräge-Vogel-Karte gezeichnet und drucken lassen. Jetzt steckt das Motiv neben den Karten „Schräge Vögel auf Landpartie“ in meinem Postkartenständer und wartet auf Schreibwillige.

Die Kurtschlager Trommler beim Geburtstagsständchen im Lesegarten, September 2013, Foto: Petra Elsner
Die Kurtschlager Trommler beim Geburtstagsständchen im Lesegarten, September 2013, Foto: Petra Elsner

PS: Am jüngsten Samstag bekam ich abermals so einen schönen Auftritt geschenkt, es war der echte Hammer – habt Dank!!!

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Dorfgeflüster: Stoppelhopser

Woher des Brandenburgers Affinität zu Country-Festen stammt, war mir lange Zeit wirklich schleierhaft. Doch es gibt unzählige Country-Vereine, Westernladys, Country-Frühschoppen, Country-Weekends, Country-& Truckerfestivals, die Westernstadt Eldorado, selbst einem Einfamilienhaus der Massivbauweise gab man für Berlin-Brandenburg den Namen Country. Irgendwie eigenartig. Doch neulich wusste ich plötzlich, warum gerade jene Folk-Musik aus den USA hier so großen Anklang findet. Wir holperten gerade mit unserem alten Auto einen nett-verschlammten Waldweg entlang. Das Frühstück grüßte gewissermaßen bei jeder Bodenwelle, und endlich wusste ich es (vom Magen her): Der Brandenburger muss einfach auf solchen Pfaden ein Gefühl von „Yippi-jeh-jeh-yippi-yippi-jeh-jeh“ bekommen. Auf unseren berühmt-berüchtigten Sommerwegen und manchen vergessenen Kopfsteinstraßen kann man eben nur ein Reit- statt einem Fahrgefühl entwickeln. Und so scheint es dann doch logisch, dass es in den präriehaften Weiten der Mark Brandenburg recht viele Country- und Westernfreunde siedeln.
© Petra Elsner

Stoppelhopser von Petra Elsner
Stoppelhopser von
Petra Elsner

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Reportagen aus dem Schorfheidewald: Der Glücksschmied

Waldgnome von Uwe Thamm Foto: Lutz Reinhardt
Waldgnome von Uwe Thamm
Foto: Lutz Reinhardt

Im Kunstwald von Klein Dölln hat sich einer mit Waldgnomen verewigt – solange das Holz hält. Gemeinsam mit Siegfried Haase hat Uwe Thamm vor drei Jahren begonnen, den Zauberwald auszustatten. Mit skurrilen und heiteren Gebilden. Immer wenn dem Mann danach ist, kommt er von Zehdenick gefahren und schenkt Haases Wald Ideen und Zeit. Sein eigentliches Reich aber liegt an der Havel, 12 Kilometer westlich.
Wenn man durch den verwunschen-schönen Garten von Edeltraut und Uwe Thamm spaziert, sieht man es: Hier wirkt der Schmied des Glücks. Er hat Mobile in den Wind gestellt, die ihm ein Lied ablauschen oder Töne schöpfen. Dort zeigt eine Sonnenuhr die schönsten Stunden des Jahres an, allenthalben skurrile Tiergestalten. Das Grün auf Mutter Erde windet sich schöpferisch bis hinunter zur Havel und formt sich zu immer neuen Gartenzimmern – Separees für Klangkörper und Skulpturen aus blankem wie rostigem Metall, lackiert oder geölt. Auf der Terrasse thront ein Prachtstück von einem Eisenstuhl, gemacht für einen lächelnden Träumer, der nun ins Land schaut und genießt. Das kann er jetzt auch mit 70 Jahren, doch von der Leichtigkeit des Seins, künden nicht alle seine Tage.

Uwe Thamm Foto: Lutz Reinhardt
Uwe Thamm
Foto: Lutz Reinhardt

Uwe Thamm lernte einst Werkzeugmacher, das sagt schon alles: Er ist ein ganz Genauer. Und wer einer Familie mit fünf Kindern entstammt, die zu Kriegsende heimatlos in Berlin strandete, erlebte es hautnah – ohne kämpfen wird nichts. Vielleicht kommt daher sein Motto: Sei deines Glückes Schmied. Also studierte er Umformtechnik. Aber neben der späteren Arbeit als Konstrukteur, war es immer schon die Bildende Kunst, die ihn leidenschaftlich zum Tanz forderte. Als Maler, als Bildhauer in Speckstein und Holz, als Metallgestalter. Eine unstillbare Lust am Verwandeln herrscht in dem schalkhaften Manne. Aus D-Markmünzen und Uhrenrädchen gestaltet er unzählige feinste Schmuckdosen. Oder eben aus Gerätschaften aller nur denkbaren Art Kunstwesen. Beispielsweise den sagenhaften Müllkrauthai oder Eisenhummer und so manch’ anderen fiktiven Havelbewohner.
Seit 2001 leben die Thamms an diesem inspirierenden Fluss. Hausbau und Umzug nach Zehdenick wurde nötig, weil dem einstigen Pankower die Neusiedelei derart auf die Pelle rückte, dass er seine geräuschvolle Schmiede nicht mehr problemlos anfachen konnte.  So bekam Brandenburg den selbständigen Kunstschmied geschenkt. Inzwischen ist er im Ruhestand, will sich aber „jedes Jahr noch eine kleine Ausstellung“ vornehmen. Das ist wohl das Geheimnis seiner Vitalität – jeden Tag aufbrechen, etwas Neues kreieren, erfinden, schaffen, gleich welches Alters. So wächst Glück. Aber nicht nur im Stillen. Der Schmied hat sich schon immer auch gerne eingemischt, mit hintersinnigen Bildwerken oder in und für künstlerische Gemeinschaften. 1980 bis 1990 leitete Uwe Thamm die Kunstschmiede in der Präzisionsschmiede Berlin. Mit den Künstlerkollegen Gerrit Funk und Rogger Linke schuf er über hundert Objekte für den öffentlichen Raum. Zeitgleich gab er sein Wissen in einem Laien-Zirkel für künstlerische Metallgestaltung weiter. In Zehdenick war das nicht anders. Mit Workshops zu Specksteinarbeiten und Gasbeton, und den Schaffenszeiten im Kunstwald von Klein Dölln setzte er neue Positionslichter – brandenburgische  Lebenszeichen, die vom Angekommen sein künden.

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Stolper Steine

Cover: Stolper Steine, Schibri Verlag
Cover: Stolper Steine,
Schibri Verlag

Er gehört gewiss zu den mächtigsten Turmbugen Europas – der Stolper Turm. Es ist nicht gesichert, wer ihn erbaut hat. Und so weht ein Mysterium um diese dicken Steine auf dem Geländesporn im wundervollen Unteren Odertal. Aber die schöne Ungewissheit verleiht der Fantasie Flügel. Alles was bisher über den sogenannten „Grützpott“ erschienen ist, betrachtete nur Facetten. Mit dem Buch „Stolper Steine – Geschichte und Geschichten aus der Uckermark“ wagen die Autoren Ralf-Dietmar Hegel und Karla Horstmann eine ganzheitliche Sicht auf die Historie des Turms und des Ortes. Um es gleich vorweg zu nehmen – das Unterfangen ist gelungen.
Der Leser wird eingeweiht in den slawischen Ursprung der Höhenburg, Siedlung und Kultstätte. Weiter führen sie und durch das Machtgerangel zwischen Dänen, Pommern und Brandenburgern um 1198/99. Ganz offenbar existierte die gewaltige Turmburg in Stolpe zu dieser Zeit (oder befand sind im Bau) schon und mauserte sich zum strategisch-wichtigen Punkt der Dänen in diesen Kämpfen. Die Autoren berichten von bisherigen Ausgrabungen und stellen Maße, Struktur und Baumaterialien des Turmes vor. Zu den immer noch Rätsel aufgebenden Sandsteinfunden erklären Sie den aktuellen Forschungsstand präzise, aber zugleich populär verständlich. Darüber hinaus betrachtet das Buch Stolpes Geschichte, seine Persönlichkeiten – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Gutes Bildmaterial, ein Anhang aus Flora-und Fauna-Fakten zum Naturpark Unteres Odertal, Zeittafel, Glossar sowie Quellenverzeichnis mit weiterführender Literatur runden die spannende Arbeit über „steingewordene Machtansprüche“ und die Geschichte der Oderstadt ab. Ein Buch, das sowohl für Touristen als auch für Spezialisten interessant sein dürfte.

© Petra Elsner

Stolper Steine, Schibri-Verlag, ISBN: 978-3-86863-016-9, 12.80 Euro

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Wie die Vögel die Farben auf die Erde brachten

Diese Geschichte habe ich einmal frei erzählt gehört – in einfachen Sätzen, wie für ein Kind gesprochen. Die Fabel stammt aus Kuba und ist nur mündlich überliefert. Weil ich aber fand, dass diese Geschichte das absolute MALERMÄRCHEN ist, und die Vögel als fabulierende Wesen mich immer schon interessierten, habe ich zu dieser alten Legende etwas dazu erfunden und neu erzählt. Hier ist sie, denn so kann sie vielleicht noch viele andere Vernissagen schmücken:

Paradiesvogel, gezeichnet von Petra Elsner
Paradiesvogel,
gezeichnet von Petra Elsner

Wie die Vögel die Farben auf die Erde brachten

In einem grauen Baum hockte ein grauer Kolibri und träumte vom Glanz der Sonne. Alles, was ihn umgab, alle Wiesen, Wälder und Wasser, selbst seine Lieblingsblüten, waren noch grau. Er hatte es von den großen Vögeln gehört, dass über dem Grau der Welt Gestirne funkelten und besonders golden oder purpurn die Sonne. Aber nur die kräftigsten Vögel schafften so weite Flüge, das wunderschöne Sonnenlicht zu schauen. Damals hatten Vögel noch eine Sprache wie die Menschen. Doch die ersten Sänger der Erde galten als zänkische Sippe.
Kein Tag, den sie nicht um das Geringste stritten. Vielleicht war es ihre Natur, oder ihre Streitsucht rührte aus dem Mangel an Freude, die dem Grau nicht entwachsen konnte. Vielleicht aber nagte auch die Sehnsucht nach den schillernden Farben der Sonne an ihrem Gemüt. Jedenfalls schwärmten die Vögel in ihren friedlichen Momenten von dem wundersamen Leuchten im Himmel.
Den winzigen Kolibri plagte dann immer eine große Neugier nach diesem unbekannten Anblick. Leider war er viel zu schwach, das Grau-Dickicht zu  verlassen. Deshalb bat er eines Tages die starken Vögel, zur Sonne zu fliegen, um von ihr Farben für seine Federn zu erbitten.
Die Amsel nestelte schnippisch ihr graues Brustgefieder und säuselte: „Ich bin eine Künstlerin und trage die Klänge der Farben in mir. Was brauche ich da noch farbige Federn?“
Ihre hochnäsigen Worte reizten die Geier und Falken so sehr, dass darüber ein Streit entflammte, den sogar die Sonne hörte.
Das Gezänk der Erdenvögel ärgerte sie schon lange. Erst als der mächtige Adler den Zoff geschlichtet hatte, kehrte wieder Ruhe ein.
Aber die Bitte des Kolibris ging den Vögeln nicht mehr aus dem Sinn.
Und so kam es, dass schon anderntags die Vögel auf einer Lichtung darüber palaverten, ob denn so ein weiter Flug zu schaffen sei.
Die Vögel flehten nun mit letzter Kraft die Sonne an: „Liebe Sonne, weise uns nicht ab! Wir wollten dich doch nur um etwas von deinen Farben für unsere Federn bitten.“
Die Sonne stutzte. Sah sie doch augenblicklich eine Chance, die Wortgefechte der Vögel ein für alle Mal zu stoppen. Und so  herrschte sie die grauen Bittsteller an:
„Also gut, ich gebe euch meine Farben, wenn ihr sie gegen eure Sprache tauscht.“
Einer der Vögel fragte erschrocken: „Können wir dann noch singen?“ „Aber ja“, sprach die Sonne, „zwitschern und tirilieren, den lieben langen Tag.“ Die Vögel berieten sich und willigten zu guter Letzt in den Handel ein. Indem warf die Sonne einen  Regenbogen von einem Ende der Welt zum anderen. Der war so prächtig, wie nie wieder ein Regenbogen den Himmel überspannte. Die Vögel staunten nur kurz, dann jagten sie auf den Bogen zu, und ein jeder hackte sich wie toll geworden Farb-Fetzen aus dem schillernden Band. Das Gezerre war so heftig, dass darüber der Bogen zerriss.
Die Papageien platzten fast vor Gier und riefen zum sofortigen Start auf. Kurzum, ein gigantischer Vogelschwarm erhob sich spontan in die Lüfte. Er war schon recht weit gekommen, als ein Gerangel um die günstigsten Flugbahnen ausbrach. Mancher ließ dabei so arg Federn, das er umkehren musste. Die Sonne nervte das pöbelhafte Gezänk. Sie glühte plötzlich feuerrot, als wollte sie ein Hitzeschild zwischen sich und die Lärmenden bringen. In der Glut schwand den Fliegern die Puste. Selbst der Adler japste schon.
All seine Farben tropfen nun in schönster Üppigkeit auf die Welt. Und der Kolibri, der am Boden fleißig Nektar sammelte, wurde zum buntesten aller Wesen in ihr. Weil die Farben noch nicht getrocknet waren, während er von Blüte zu Blüte schwirrte, blieb von jedem Ton ein Tröpfchen an ihm kleben. Als die Vögel auf die Erde zurückkehrten, beglückte sie ihr Anblick so sehr, dass sie sich wie im Paradies fühlten. Alle Streitsucht fiel von ihnen ab, und sie verschworen sich seither, immerzu die bunte Schönheit der Welt zu besingen.

© Petra Elsner

Spende? Gerne!
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Dorfgeflüster: Waldtheater

Haben Sie schon einmal eine Nacht im Wald verbracht? Abenteuerlich. Schon in der Dämmerung werden die Geräusche lauter. Das Raunen unter mächtigen Baumwipfeln. Der Schuss eines Jägers auf der Pirsch schickt Echowellen durchs Revier. Nebel geistert über dem Luch, und ein Käuzchen ruft. Aber wenn gegen Mitternacht der Sternenhimmel über unserer kleinen Waldwiese in voller Pracht erstrahlt, hat sich der Wind gelegt, und wir lauschen mit Riesenohren in die große, laute Stille. Hier ein Rascheln, dort ein Knacken. Ist es ein Fuchs, ein Reh, ein Marderhund, gar ein Wildschwein? Der Atem stockt, die Hand greift nach dem Strahler. Spot an: Nein, es ist nur wieder die ruhlose Amsel im Unterholz, oder eine Haselmaus hangelt in der Eiche.
Vier Amselpaare leben in diesem Jahr auf dem Hof am Schorfheidewald und liefern uns tagtäglich ein regelrechtes Waldtheater. Ein Männchen gibt immer den Ulkigen, hockt wie ein Kaspar unweit auf dem Zaun im aufgeplusterten Schwarzrock und beobachtet mit schrägem Kopf das Treiben. Ein anderes jagt pfeilschnell durch das sonnenhutbegrenzte Terrassengeviert, als wollte es kurz mal schauen, was hier aufgetafelt steht. Während eine Amseldame beim Sonnenbade im Sand sich einfach mal Tod stellt und mir mit dieser Schau einen gewaltigen Mitleidsschrecken einjagt. „Unsere“ Amseln verhalten sich langsam wie zutrauliche Haustiere. Sie begrüßen uns am Morgen mit einem trillernden „Srieh“, warnen einander mit dem Ruf „Tack-tack-tack“, manchmal auch „Tix-tix-tix“, „Tink-tink-tink“. Wird ein fliegender Angreifer in der Luft entdeckt, beispielsweise ein Sperber oder Milan, kreischt dieser Vogel einen langen, schrillen „Sieh“-Ruf und benachrichtigt damit auch andere gefiederte Freunde.
Die Amsel ist Deutschlands häufigster Vogel. Noch vor 100 Jahren war sie ein scheuer Waldvogel, heute sind ihre melodiösen Gesänge fast in jedem Garten oder städtischem Hinterhof vernehmbar.
Übrigens, wenn ein Braunfederweibchen ihren Liebsten theatralisch anzetert, hört man die Gute ein genervtes „Djück“ mosern, aber stößt sie ein „Dack-gigigi“n aus, ja, dann ist sie wirklich sauer, und der schwarze Flattermann nimmt nun Übungsstunden im Charakterfach Balzen oder antwortet ungerührt mit stolzem Imponiergehabe: mit weit aufgerissenem Schnabel und hochgerecktem Schwanz – Waldtheater eben. Und nachts spielt er täuschend echt: märkisches Großwild

© Petra Elsner

Amsel, Zeichnung von  Petra Elsner
Amsel,
Zeichnung von Petra Elsner

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