Morgenstunde (688. Blog-Notat)

Das wars, die illustrierte Weihnachtsgeschichte ist fertig geworden und ein weihnachtliches Zeitungsplätzchen ist auch schon dafür gebongt. Was will man an einem gemäßigten Sommertag mehr? 😊 „Sie sind aber früh dran.“, meinte der neue Lokalchef, als ich ihm die Geschichte gestern angeboten hatte. Er weiß nicht, dass ich immer im Sommer diese Wintergeschichte schreibe… Vor einiger Zeit war es noch der erste Regentag im September – ein Ritual. Aber seit die Sommer so heiß sind, und ich deswegen viel Zeit im Haus verbringe, hat sich das Alle-Jahre-wieder-Projekt dorthin verlagert. Haken dran, jetzt kann ich mich an den Insel-Auftrag machen. Das Thema heißt: Eulen 😊. Wer sagts denn…
Die Wüstentage dieses Sommers haben nicht gerade viele Gäste ins Atelier gebracht, schade eigentlich, aber so ist es…in den letzten beiden Corona-Sommern war das ganz anders. Da waren viele neugierige Menschen in der Region unterwegs.  Inzwischen reisen sie wieder in die Ferne oder sie müssen hart sparen, die Inflation, die Energiekosten. Alles verständlich. Dafür haben wir neuerdings einen nächtlichen Besucher…

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Morgenstunde (687. Blog-Notat)

Es ist die Woche der geheimen Mission. Heißt, ich arbeite verschlossen. Das Ergebnis werdet Ihr erst am 24. Dezember sehen 😊. Gestern, bei 36,4 Hitzegraden kam mir die Idee zur Weihnachtsgeschichte für dieses Jahr. Bis auf den Schluss ist sie geschrieben, nun braucht es noch zwei, drei Illustrationen und darüber wird die Woche vergehen. Ich bin froh, dass mir nach so vielen Festgeschichten zu diesem Thema noch etwas Neues einfällt.
Auch gestern kam unverhofft via Telefon ein schöner Zeichenauftrag von der Nordfriesischen Insel Föhr ins Haus, „Sie haben vollkommen freie Hand“, hieß es dazu, da macht das Stubenhocken doch gleich noch einmal so viel Spaß. Ferien im Kopf 😊…

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Mit dem Bus ins Glück

Meine Weihnachtsgeschichte für 2021

Als der Bus die Haltestelle vor dem Krankenhaus ansteuerte, entdeckte der Fahrer eine zusammengekauerte Gestalt im Wartehäuschen. Vielleicht war sie eingeschlafen, was bei dieser Kälte nicht ratsam gewesen wäre. Der Mann am Steuer öffnete den Zustieg und zwei große Augen schreckten auf. „Was ist?“
„Komm, ich bin der Lumpensammler. Nach mir fährt kein Bus mehr.“ Das Mädchen zuckte mit den Schultern: „Hab‘ kein Fahrgeld.“ Das kannte der angegraute Busfahrer schon, aber es war Heilig Abend, da wollte er großzügig sein: „Komm, steig schon ein.“ Das Mädchen sprang auf und sprach erleichtert: „Danke, Sie sind heute mein Held!“ Der Mann errötete verlegen und fragte noch: „Wo willst du denn hin?“
„Einfach anderswohin“, antwortete das Mädchen und ließ sich erschöpft auf die Sitzbank gleich hinter der Tür fallen. Von dort aus konnte sie dem Fahrer beim Lenken zusehen und mit ihm voraus in die dämmrige Stadt blicken. „Wartet jemand auch dich zu Hause?“, fragte der Fahrer besorgt. Das Mädchen schüttelte den Kopf und schwieg. Es war warm in dem Bus und die Siebzehnjährige war sehr bald eingeschlafen. Eine große Traurigkeit schien sie einzuhüllen und die Zeit tickte der Nacht entgegen. Als das Mädchen wieder erwachte, rieb es sich die Augen. Im Linienbus blinkten hunderte Lichter und Geschenkpakete türmen sich im Gang. Das Radio tönte „Weihnachten, Weihnachten ist überall…“ und der Fahrer trug plötzlich eine rote Kapuzenrobe und einen Wattebart im Gesicht. Neben dem Mädchen lag ein weißer Mantel mit angenähten Flügeln. Der Weihnachtsmann grinste: „Du hast doch nichts vor, dann kannst du ja heute Nacht mein helfender Weihnachtsengel sein. O.K.? Ich muss die Geschenkefuhre bis Mitternacht verteilt haben.“
Beim Imbiss-Stand am Bahnhof hielt der leuchtende Weihnachtsbus: „Dort drüben gibt’s die besten Bratwürste der Stadt. Ich heiße übrigens Klaus und du?“
„Klara.“ Sie zog sich inzwischen den schönen Kostümmantel über. Er passte wie für sie gemacht.
Klaus griff sich eines der Päckchen, eilte zum Imbiss, beschenkte den Verkäufer und kam mit zwei duftenden Bratwürsten zurück: „Nicht auf das Kostüm kleckern! Sonst bekomme ich in der Weihnachtsmannzentrale echten Ärger.“
Klara war froh, endlich etwas Essbares zu bekommen und sah sich vor, das Weiß nicht zu beschmutzen. Gestärkt fuhren sie in den Abend.
Sie klingelten und klopften bei kleinen und großen Menschen. Überall verbreiteten der ehrenamtliche Weihnachtsmann und sein helfender Weihnachtsengel Überraschung und Freude. Sie besuchten nicht nur heile Familien, sondern auch einsame und kranke Menschen in den Altenheimen und im Obdachlosenasyl. Jeder sollte an diesem Abend ein kleines bisschen Glück erfahren, aber Klara berührten die traurigen Anblicke sehr. Sie gaben ihrer inneren Furcht Nahrung, doch die Freude überwog in all ihrem Tun. Als es Mitternacht schlug, parkte Klaus den Bus vor einem Vorstadthäuschen. Die Haustür öffnete sich und ein junger Mann murrte: „Opa, es wird Zeit!“
„Ich weiß, Tobias, ich weiß, Weihnachtsmannfamilien kommen immer zuletzt dran. Aber sieh‘, ich habe uns einen einsamen Engel mitgebracht. Ist sie nicht schön, die Klara?
Tobias lächelte: „Ja, zum Verlieben schön!“ und bat nun nachdrücklich zu Tisch.
Die Hühnersuppe duftete ganz köstlich, sie war genau das Richtige für die beiden, die aus der Heiligen Nacht kamen. Plötzlich klingelte Klaras Handy: „Klara Weiß?“ „Ja?“ „Wir haben ein schönes Weihnachtsgeschenk für Sie, Ihre Mutter ist eben aus dem Koma erwacht. Wenn Sie mögen, können Sie vorbeikommen.“

 

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Lesezeit 25

Der seltsame Flug eines Dauertänzers.

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Die Geschichte zu Nachlesen:

Der seltsame Flug eines Dauertänzers

Die roten Schuhe des Dauertänzers dampften müde auf den Dielen. Von oben sahen die Pirouettendreher und Tangoschlürfer noch edel aus. Aber die Löcher in ihren Sohlen verrieten, ihr letztes Stündlein war gekommen. Maro seufzte. Er brauchte neue Tanzschuhe, noch heute, sonst würde er den Job als Eintänzer gewiss verlieren. Der Mann fingerte in seinen Jackentaschen nach den Centstücken, die ihm die Damen beim Tanztee spendierten. Nein, dieses magere Klimpern reichte gerade für ein kleines Frühstück. Seine Füße rutschten schlafwandelnd in ein paar weiße Turnschuhe, bevor sie den schlanken Leib des einstigen Ballettsolisten hinunter in das Café trugen – wie immer nach einer durchtanzten Nacht.

Der Tag begann dunkel und es roch nach Schnee. Das Lichtermeer in der Geschäftsstraße funkelte an diesem dämmrigen 24. Dezember besonders schön, doch Maro sah das alles nicht. Er schlürfte seinen Kaffee zum belegten Brötchen und grübelte, wie er zu neuen Tanzschuhen kommen könnte. Die schläfrige Gestalt am Caféhausfenster sah inzwischen so aus, als läge sie schon in ihrem eigenen Schatten. Da zog sie der Wirt am Schal und raunte unmissverständlich: „Wir sind keine Wärmestube.“ So trugen die Turnschuhe die nur halbwache Gestalt wieder hinauf in die Wohnung im vierten Geschoss, wo der Dauertänzer sein Bett bestieg und mit dem Spruch auf den Lippen „Ich wünsche mir ein Paar rote Tanzschuhe!“ sogleich einschlief. Seine Füße entspannten sich dankbar, denn die Hühneraugen hörten auf zu stechen. Nur die Gedanken trödelten noch unschlüssig durch die Traumzeit, bis auch sie Ruhe gaben.

Plötzlich huschte ein Licht durch das Dunkel im Raum – eine blasse weiße-blaue Kugel. Maro schreckte auf. Das Licht summte leise und surrte über seinem Kopf, als wollte es nach dem Schläfer schauen. Dann aber stülpte es sich über ihn, drehte sich erst ganz langsam, dann immer schneller auf Touren, um mit dem aufgesogenen Mann durch das Dachfenster zu entschwinden. Maro hockte in einer Lichthaut und sauste ungläubig mit ihr in den Abendhimmel. Lange, die Sterne begannen schon zu leuchten, als der Dauertänzer sich endlich fasste, und in das Kugellicht fragte: „Was soll das? Ich muss zurück, gleich beginnt der Weihnachtstanz für Singles, da muss ich hin!“ „Ohne neue Schuhe?“, hallte es zurück. Der Fliegende staunte stumm, denn ein Schwarm schönster Seifenblasen schwebte heran. Jede trug etwas mit sich: einen Zauberstab, einen Bohrhammer, ein Malbuch, eine Geige, einen dressierten Pinguin, ein Samtkleid, einen Fußball … Hunderte schillernde Teile. Die wirbelten sacht nach allen Seiten und hinter dieser Woge sah Maro auf drei roten Sternen Weihnachtsengel sitzen, die fortwährend neue Schwärme von Seifenblasen ins All pusteten.

Maros Lichtkugel wich den Zerbrechlichen kurvenreich aus, so dass es den Mann darin hin und her wedelte. Er fluchte: „He, du Kamikazeflieger!“ Und die Stimme aus dem Off antwortete wieder: „Entschuldigung, aber in der Heiligen Nacht dürfen keine Wunschträume zerplatzen.“ Dann aber krachte es doch ganz gewaltig. Die Kugel des Dauertänzers zerbrach und das weiß-blau Licht erlosch. Das Letzte, was der entsetzte Mann sah, war Rot.

Stöhnend erwachte Maro unter seinem Dachfenster. Schneeflocken fielen durch den kleinen offenen Spalt, während die alte Wanduhr ungerührt tickte. Maro warf die Decke blitzartig von sich. Er hatte es verschlafen, längst müsste er auf dem Tanzboden stehen. Er füßelte nervös nach den Schuhen, und weil er sie im Dunkeln nicht gleich zu fassen bekam, knipste er seine Nachtlampe an und – lächelte andächtig. Denn vor ihm standen sie, neue, rote Tanzschuhe, weich und geschmeidig wie ein Liebeslied. 

             

Text & Zeichnung: Petra Elsner, die Geschichte befindet sich in meinem Weihnachtsbuch “Von der Stille des Winters”.

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Lesezeit 24

Shutdown im Land, deshalb gibt es weiter Vorlesevideos aus dem Atelier am Schorfheidewald. „Winter- und Weihnachtsgeschichten“ lautet derzeit das Thema der kurzen Lesezeiten, Diesmal: Weiße Weihnacht mit Ariella.

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Die Geschichte zum Nachlesen findet Ihr hier:

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Märchenzeit

Die Stallweihnacht

Das Feuer im Kamin knackte und tanzte, aber im Stall war es noch kalt.  Marie fröstelte, während sie ein weißes Tuch über den großen Esstisch warf. Den ganzen Sommer über hatte sie mit ihren Freunden den alten Stall entrümpelt, gekärchert, die Fenster abgebrannt, geschliffen,  gefirnisst und schöne alte Dinge aus der Scheune zum dekorativen Leben erweckt, um in diesem urigen Ambiente die Weihnacht zu feiern. Fern vom Lack der Stadt und ihrem Getöse. Gemeinsam wollten sie den Baum schmücken, doch Marie war allein. Es schneite seit Tagen und der Hof im Ausbau lag abgeschnitten in der ländlichen Weite. Max war auf der Autobahn in eine Karambolage geraten, und die Freunde Sophie und Johannes saßen mit ihren Zwillingen im Züricher Flughafen fest. „Hier geht nichts mehr“, simste Sophie. Doch von irgendeinem Hoffnungsfunken angetrieben, bereitete Marie das Fest vor. Neunerlei Speisen würde es geben, so wie es Großmutter immer zur Heiligen Nacht auftischte.  Im Mai hatte Marie ihren Katen geerbt und wollte ihn als stilles Sommerquartier nutzen. Im Dorf fand das keiner so richtig gut. Nur der Ortsvorsteher sprach aus, was alle dachten: „Wieder ein Haus mehr ohne Augen im Winter.“ Doch dann kam alles ganz anders.

Marie stützte ihren Rücken mit den Händen, um von ihm kurz die Last ihres Leibes zu nehmen. Dazu flüsterte sie: „Alles wird gut, du wirst im Grünen leben.“  Es dämmerte draußen. Während die Frau das Kerzenlicht in den Stalllaternen anzündete, brach die Musik im Radio jäh ab. „Auch das noch!“, fluchte Marie. Der Strom war weg. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dort hinten, wo das Dorf lag, herrschte auch Finsternis, sie brauchte also keine Sicherung zu suchen. Marie hockte sich in den Schein des Feuers und wartete beklommen. Eine Stunde vielleicht. Da tuckerte plötzlich schweres Motorengeräusch heran. „Hallo, jemand Zuhause? Ich bringe den Baum“, polterte es an der Tür. Marie erkannte die Stimme von Förster Paul und öffnete die Haustür. „Hallo kleine Frau, weil der Mann den Baum nicht geholt hat, dachte ich, es ist was passiert und wollte einfach nachsehen. Ist alles in Ordnung?“ „Ja schon, bis auf Schnee, Stau und flüchtigen Strom!“ Marie lächelte, als sie sah, dass der Mann mit dem Schneepflug gekommen war: „Oh, toll, da wird mein Max vielleicht doch noch heute durchkommen.“ „Jedenfalls das letzte Stück ist frei“, brummte Paul in seinen verschneiten Bart. Wohin soll denn das Prachtexemplar“, kam er wieder zur Sache, und Marie deutete hinunter zum alten Stall. „Och, das ist ja romantisch hier! Wo ist denn der Baumständer, ich setze ihn gleich ein.“ Und das tat er dann auch. Marie reichte Paul einen heißen Pott Kaffee und seufzte, „was für eine schöne Tanne! Nur werde ich sie wohl ganz alleine bestaunen.“ Paul räusperte sich und druckste: „Ich muss dann mal wieder.“

Zwei Stunden weiter hatte Marie den Baum festlich geschmückt. Der Strom fehlte immer noch, als es abermals an der Haustür klopfte. Es waren drei Männer in Overalls, die frierend von einem Bein auf das andere traten. „Frohe Weihnachten! Entschuldigen Sie, Frau, wir sind mit dem Werkstattwagen im Schnee steckengeblieben“, sprach der Älteste. „Können wir uns bei Ihnen ein wenig aufwärmen?“ Marie war die Situation nicht geheuer, aber sie sah in den Augen der schlotternden Gestalten keine Arglist. Es war ihr nicht recht, aber sie sagte: „Dann kommen Sie schon herein.“
Sie hatte begonnen auf dem Kaminofen ihr Festmahl zu bereiten, dabei erklärte sie den ungebetenen Gästen: „Dieses Essen symbolisiert Lebenswünsche. Hier, die Bratwurst und das Sauerkraut bewirken Herzhaftes und geben Kraft. Die roten Rüben stehen für Freude. Brot und Salz bringen Segen ins Haus und gute Gäste. Schweinebraten mit Klößen bedeuten Wohlstand und viele Taler. Kartoffelsalat steht für Fleiß und Sparsamkeit, die Linsen für Kleingeld, der Sellerie für Fruchtbarkeit. Nüsse schenken ein langes Leben und die Milch die Schönheit.“  Die Männer am Tisch strahlten, aßen genüsslich und erzählten sich die Weihnachtsbräuche ihrer Familien. Dann legte sich die Stille im Stall wie Tau auf die Seelen der Menschen darin. Max staunte nicht schlecht, als er im Morgengrauen drei schlafende Männer im Heu entdeckte: „Kaspar, Melchior und Balthasar“, witzelte er.  „Nein, Karsten, Mike und Bodo, nicht die Heiligen drei Könige, und das Kindchen ist, Gott sei Dank, auch nicht gekommen“, erwiderte der Ältere und rieb sich dabei die Nacht aus den Augen.  Als Marie erwachte, waren die Blaumänner längst aufgebrochen. Max hatte ihren Werkstattwagen mit dem Trecker aus der Schneewehe gezogen, so konnten sie endlich aufbrechen. Im Briefkasten steckte ein schmuddeliges Kuvert. „Danke!“ stand auf einem Zettel, und dabei lag ein kleines Goldstück, etwas Myrrhe und Weihrauch.                                         

Text & Zeichnungen: Petra Elsner, die Geschichte befindet sich in meinem Weihnachtsbuch “Von der Stille des Winters”.

 

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Weiße Weihnacht mit Ariella

 

Der Mond schien zu lächeln, als er aus seinem Nachtblau Ariellas Tanz zusah. Unter den wallenden Röcken der Nebelfee versank die Schorfheide mit ihren kleinen Buschdörfern wie in einer milchigen Wolke. Es würde zwar keine Schneeweihnacht werden, aber eine weiße. Weiß waren auch Ariellas ständigen Begleiter: Der schnelle Hirsch Vitus und Nele, die hellwache Schleiereule. Vollkommen unsichtbar reisten Hirsch und Eule mit der Fee, und so hatten weder die Jäger noch die Waldarbeiter die wundersamen Albinos jemals gesehen.
Jonas, der junge Designer, raste mit seinem kleinen Auto die Landstraße entlang und fluchte. Er war viel zu spät dran, längst hätte diese merkwürdige Robe dort hinten auf dem Rücksitz geliefert sein müssen. Doch erst auf den letzten Drücker überließ ihm der Großvater diesen geheimnisvollen Auftrag. Den alten Schneidermeister hatte eine heftige Erkältung erwischt, die nicht enden wollte. Jonas entwarf gerade eine neue Strandmode für die nächste Saison, da raubte ihm die unerwünschte Näharbeit an der altmodischen Klamotte wertvolle Zeit. Wer bestellt denn heute noch mitten im Winter einen Mantel? Einen roten Kapuzenmantel – wer trägt denn so etwas? Und diese Lieferadresse: „Abzulegen am Heiligen Abend, um 16 Uhr, auf den Stufen zum Postamt in Himmelpfort.“ Sehr eigenartig. Der eilige Fahrer wischte wirsch an seiner Frontscheibe herum, als könnte er so eine Nebelbank lichten, doch stattdessen krachte es plötzlich dumpf, das Auto scherte aus und donnerte jenseits der Piste in einen Wassergraben und dampfte.
„Bin ich tot?“, fragte Jonas, denn er sah in ein weißes, fließendes Gesicht. Ariella schüttelte ihren Kopf: „Offenbar nicht.“ Der junge Mann versuchte sich aus seiner misslichen Lage zu befreien: „Dann muss ich ganz schnell – au, au, au …!“, doch er spürte seine Blessuren, und das Auto saß fest. Als die Nebelfee einmal um den Wagen geweht war und ihm schließlich Vitus und Nele vorstellte, dachte Jonas bei sich, das ist auf gar keinen Fall die Wirklichkeit. Aber so schlecht gefiel ihm diese Traumzeit nicht, zumal Ariella befand, sie könnten ja auch auf dem Hirsch nach Himmelpfort reiten, um das rote Gewand noch rechtzeitig abzugeben. Schließlich wäre es ja der Mantel für die Hauptperson des Abends. Der Hirsch galoppierte wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil über die Nebelschwaden hinweg und holte indem die Zeit ein, die Jonas irgendwo verloren hatte. Vor dem alten Posthaus angekommen, sprang Ariella mit dem roten Bündel vom Rücken des Hirsches, und genau hier stoppte die Handlung in Jonas Erinnerung.  
Als er wieder zu sich kam, befand er sich auf einer Unfallstation. „Ah, da ist er ja wieder“, hörte er eine Stimme sagen und sich: „Wie komme ich denn hierher?“ „Keine Ahnung“, meinte die Krankenschwester. „Sie lagen vor der Tür. Eine weiße Eule hockte auf ihrem Bauch und schrie uns herbei. Jonas rieb sich die Augen: „Eine weiße Eule?“ „Hm, und es sah so aus, als würde Sie eine tanzende Wolke wärmen wollen.“ „Eine Nebelwolke?“ „Ja, und ein vollkommen weißer Hirsch sprang davon. Merkwürdig, nicht wahr? Aber es ist ja die wunderreiche Weihnacht, wieso soll darin nicht eine weiße Eule den Notarzt rufen? Ach ja, und dann war da noch ein alter Mann an der Rezeption, der ausrichten ließ, der Mantel passe ausgezeichnet, und er würde sich in ein paar Jahren, wenn dieser verschlissen sei, bei Ihnen melden.“

Text & Zeichnung: Petra Elsner, die Geschichte befindet sich in meinem Weihnachtsbuch “Von der Stille des Winters”.

 

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Das Haus der 24 Fenster

Zeichnung: Petra Elsner

Eine Weihnachtsgeschichte

Die alte Stadtvilla blickte das ganze Jahr über grau und unscheinbar auf den Fluss, doch im Dunkel des Dezembers begann sie zu leuchten. Die Villa wurde von der Familie Adventus mit ihren 24 Kindern bewohnt, die allesamt im Dezember geboren waren. So kam es, dass vom 1. bis zum 24. Dezember an jedem Tag ein anderes der Fenster besonders erstrahlte, weil dahinter ein Fest gefeiert wurde. Jedes dieser Winterkinder war besonders begabt und überraschte mit seinem Talent: Jonas spielte Geige, Emma und Frieda sangen mit glockenklaren Stimmen. Paul zupfte die Laute und Anne die Harfe. Der eine konnte gut Rezitieren, die andere gut Zeichnen, der nächste wunderbar Kochen. Zusammen war es, als wären sie auf die Erde gekommen, um den allerschönsten Abend des Jahres auszustatten. Nur Julius, der am 23. seinen Geburtstag feierte, hatte nichts dergleichen aufzuweisen. Er war stets nur der Zuschauer und strich wie ein Schatten durch das Haus der 24 Fenster.
Der Neid auf seine Geschwister wuchs von Jahr zu Jahr. Besonders auf seinen Bruder Noel, der am 24. geboren war. Mit dessen Jahresfest setzte sich der Advent seinen feierlichen Schlusspunkt und es schien so, als würde die ganze Welt mit Noel feiern, während an Julius Ehrentag alle nur in Eile waren. „Jungs, holt Holz und die Bräter aus dem Keller! Und die Mädchen rupfen die Weihnachtsgänse“, rief die Mutter in den Morgen. Julius saß allein am Frühstückstisch, blies seine Geburtstagskerze aus und schob achtlos die Geschenkschachtel beiseite. Sein Herz krampfte vor Zorn, wieder überschatteten die Vorbereitungen für den Heiligen Abend sein Fest. Während er die Stufen zum Kellergewölbe abstieg, kamen ihm schon die Brüder schwer beladen entgegen. Nur Noel hangelte noch am hohen Wandregal nach dem letzten Bräter. Er hatte ihn gerade erwischt und wollte absteigen, da kippte das klapprige Kellermöbel. Der Bräter schepperte vor Julius Füße, während der Bruder ohnmächtig unter dem Regal lag. Julius griff sich kurzerhand das Gefäß, verschloss die Kellertür, löschte das Licht und lief so schnell er konnte in die Küche, wo er ungesehen den Brattopf abstellen konnte. Eine diebische Freude stieg in dem Jungen auf, diesmal würde das Fest der Liebe ausfallen, und niemand würde die Auftritte der Geschwister brauchen. Erst am Abend fiel Noels Abwesenheit auf. Wo er nur stecke? Niemand hatte ihn in den vergangenen Stunden gesehen. Die Eltern durchsuchten Haus und Garten, ohne Erfolg. Noel war inzwischen zu sich gekommen und fror auf dem nackten Steinboden. Warum lag er hier im Dunkeln? Hatte ihn Julius eingeschlossen? Er konnte es kaum glauben, was hatte ihn nur dazu getrieben? Eifersucht? In seinem Kopf hämmerten die Gedanken und der Schmerz vom Sturz.
Draußen schlug die Turmuhr Mitternacht. Noel hatte sich in einen Jutesack gehüllt und versuchte zu schlafen. Plötzlich wippte ein winziger Funken durch das Dunkel. Noel blinzelte und lächelte: „Du bist ein Weihnachtslicht, nicht wahr?“
„Ja, ich bin gekommen, ein Herz zu erwärmen!“
Noel murmelte: „Mir ist zwar kalt, aber mein Herz braucht dich nicht. Ich kenne da ein anderes, dass dich dringend nötig hat.“  Der Funken nickte und flog durch einen Lüftungsschlitz in die Nacht. Julius lag schlaflos in seiner Dachstube. Längst war sein Neid einer mulmigen Unruhe gewichen, denn das Verschwinden Noels hatte nun auch den Abend verdorben. Keiner dachte auch nur daran, mit ihm ein Stündchen zu feiern, alle suchten nur nach dem Bruder. Etwas flackerte an seinem Fenster. Julius rieb sich die Augen und lief langsam auf das Flämmchen zu. Er öffnete das Fenster und die kleine Lichtgestalt schwebte in den Raum. „Oh, wer bist du?“, fragte er staunend.
„Ich bin ein Weihnachtslicht und gekommen, dein Herz zu erwärmen.“
Der Junge nörgelte: „Mein Herz?“
Das Flämmchen nickte: „Du musst verstehen lernen, dass ein Talent nichts ist ohne einen Zuschauer. Darin bist du einzigartig und wirst von all deinen Geschwistern gebraucht.“
„Meinst du wirklich?
„Ja, natürlich!“, antwortete das Weihnachtslicht. „Jeder hat seine Aufgabe im großen Kanon des Lebens, du wirst ein geliebter und viel beachteter Zuschauer sein, wenn du deinen Neid ablegst.“ Julius staunte. „Soll ich dir leuchten?“, fragte das Flämmchen und wippte zur Tür. Der Junge folgte ihm in den Keller. Noel schlief als sein Bruder in sacht weckte: „Bitte verzeih mir, ich war so neidisch auf dich, dass ich dir den Glanz deines Tages nicht mehr gönnte. Das Weihnachtslicht hat mein Herz berührt und meinen Sinn verändert.“  Noel lächelte versöhnlich und mit dem Weihnachtsmorgen begann eine neue Zeit im Haus der 24 Fenster, in dem wirklich jeder ganz besonders war.

© Petra Elsner


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Drei Engelshaare für einen Weihnachtsmuffel

Am Heiligen Abend nahm sich der kleine Schutzengel Jonathan frei. Er spendierte Axels sonderbarem Weihnachtsbaum – einer kahlen Birke – noch drei Engelshaare, dann verdrückte er sich grußlos auf leisen Pantoffelsohlen. Axel bemerkte Jonathans Abwesenheit nicht sogleich, als Weihnachtshasser war er eigensinnig mit dem Pulsieren seiner Feiertagslaune beschäftigt. Eine Stunde vor dem Schutzengel ging Luise. Nicht so lautlos wie Jonathan versteht sich, sondern ausgesprochen demonstrativ. Sie war es, die als x-te Festbaum-Alternative jenen nackten Winterbaum erfand und aufstellte. Die Frau bewaffnete sich mit einer Klebstoffpistole und schmückte das kahle Geäst mit Nüssen und Früchten aus. Während sie die erste weiße Kerze montierte, zischelte Axel giftig: „Total verkitscht. Musst Du denn unbedingt diesen kommerziellen Scheiß mitmachen?“ Luise atmete tief aus und schien dabei irgendwie zu schrumpfen, als wollte sie in Deckung gehen. Dann aber fasste sie sich ein Herz. Schließlich war diese extrem-spartanische Weihnachtsdekoration ihr letzter Versuch, Axels Weihnachtsphobie nicht herauszufordern. Dieses Jahr würde es den obligatorischen Heilig-Abend-Krach nicht geben, denn Luise sehnte sich nach feierlichem Frieden. Ganz gleich, was sie in den vergangenen Jahren zu diesem Fest ausprobierte – immer ging es schief. Selbst wenn sie statt einer Gans schlicht Spagetti mit Tomatensoße auftischte, waren es am Ende die Serviettenmotive – güldene Sterne -, die Axel auf die Palme trieben. Luise huschte in den Flur, schlüpfte in ihren Mantel und rief nur noch: „Pflege du mal schön deine Weihnachtsmeise, ich geh!“ Die Wohnungstür fiel theatralisch ins Schloss, dann war es still. Gruselig still.  Axel wunderte sich zunächst, er hatte doch noch gar nicht richtig losgelegt, weder Weihnachtskugeln zertöppert, noch radikal-feudalistische Debatten losgetreten, er hatte noch nicht bösartig die Weihnachtsgeschenke der Schwiegermutter zurückgewiesen und Luise echt spießbürgerliche Ambitionen vorgeworfen. Aber gut, wenn die Frau unbedingt unter einem Weihnachtsbaum singen will, soll sie doch.

Axel hockte sich vor seinen Computer und dachte, vielleicht könne er ja virtuell mit jemandem herumstänkern. Aber sein Postfach gähnte vor Leere, kein Mensch bedachte Axel noch mit Weihnachtsgrüßen, selbst sein Apotheker hatte ihn aus seiner Adresskartei gestrichen. Kein Wunder, niemand mag auf herzwarme Grüße (selbst wenn es sich dabei um versteckte Eigenwerbung handelt) Antworten wie: „Ich verbitte mir diese schwülstigen Belästigungen, Du Cocacola-Idiot!“ empfangen. Kurzum: Mit Axel spielte an diesem Abend niemand mehr, und just das machte den Mann dann doch nervös. Noch nie war er am Heiligen Abend allein gewesen. Es war ihm nicht wirklich klar, dass er im Grunde diesen Weihnachtshass nur leben konnte, wenn ihm beim Hassen jemand zusah, er sozusagen Publikum für seine schlechte Laune brauchte. Jetzt hatte er keines. Indem er sich dieser Umstände gewahr wurde, fand er Weihnachten allein eigentlich noch schlimmer als den ganzen Budenzauber.

Dem Manne fröstelte, es war eben jener Moment, der ihn spüren ließ, dass selbst Jonathan von seiner Seite gewichen war.  Axel fühlte sich plötzlich mager und schutzlos. Er stand vor Luises im Grunde doch sehr schöner Baumkreation und fand die drei Engelshaare. Ein himmlisches Geschenk, für ihn, den Ungläubigen? Er besah sich die hauchdünnen Fädchen aus purem Gold und wusste, es war so: Er, der Weihnachtshasser Axel, bekam in dieser Heiligen Nacht eine Chance geschenkt. Lange starrte der Mann aus dem Fenster in die dunkle Nacht und überlegte, dann öffnete er die Fensterflügel, warf die Engelshaare in die Finsternis und rief ihnen vom 10. Hochhausstockwerk hinterher: „Ich wünsche mir Luises Rückkehr, einen Festtagsbraten und ein gutes Leben!“ Während er noch ein schwaches Echo seiner eigenen Worte empfing, schloss es an der Haustür …           

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Der Weihnachtsapfelbaum

Hinter dieser  Tür wohnt ein Sack voll Märchen… Ich weiß, die Tür müsste mal wieder gestrichen werden, vielleicht schaffe ich das ja 2018 :).

Alle Jahre wieder schreibe ich eine Weihnachtsgeschichte und wünsche damit meinen Liebsten und Freunden eine frohe Weihnacht. So auch dieses Jahr: Ich denke fest an Euch und wünsche Euch allen Gesundheit und Glück, Mut zur Lücke und Freude am Leben, Eure Petra

Scharfer Novemberwind wehte einen Hauch von Schnee in den kahlen Apfelhain. Josefine fröstelte und sorgte sich. Die Obsternte war nach den späten Frösten im Frühjahr komplett ausgefallen. Trotzdem kamen seit Oktober Kunden auf ihren Hof und fragten nach Weihnachtsäpfeln, den Purpurroten Cousinots, der Ingrid-Marie und der Roten Sternrenette. Bedauernd schüttelte Josefine Kannengießer ihren Kopf und wiederholte die Worte „Alles im Frühling erfroren, keine Chance dieses Jahr.“ wie ein Mantra. Die enttäuschten Blicke der Leute nagten an Josefines Ehre. Schließlich versorgten die Kannengießers schon seit  Generationen die Leute in der Gegend mit knackigen Weihnachtsäpfeln. Die Tanne in der Mitte des  Dreiseitenhofes wurde stets zum Weihnachtsfest mit Nüssen, Strohsternen und roten Äpfeln geschmückt. In Ermangelung von echten hatte die junge Landfrau Deko-Äpfel via Internet geordert. Was für eine Schande, dachte sie währenddessen.  Der Urgroßvater würde sich im Grabe umdrehen.

Der Sturm rüttelte arg an dem alten Fachwerkhaus. Die Frau trat ans Fenster und lauschte ihm nach. Es war ihr, als fegte der Wind ihre Gedanken in eine Zeit, als ihre Urgroßeltern lebten. Dunkel erinnerte sie sich, dass ihr Urgroßvater immer im Spätherbst von einem geheimen Ort im Wald tiefrote, spritzig-süße Äpfel holte. Die lagerte der alte Köhler sorgsam ein und polierte am Weihnachtsabend die schönsten für den großen Weihnachtsteller der Familie.  Alle Jahre ging das so, bis der Alte verstarb. Der Weihnachtsapfelbaum im Wald geriet in Vergessenheit. Schließlich wusste ja niemand so genau, wo er stand. Das war auch nicht weiter schlimm, da die Familie inzwischen einen großen Apfelhain geschaffen hatte. Aber keiner dieser Äpfel hatte dieses feine Weihnachtsaroma, wie jene, die der Urgroßvater verschenkte. Was das nur für eine Sorte war? Josefine suchte nach dem alten Familientagebuch ihrer Großmutter und blätterte darin. Ziemlich weit hinten waren zwischen den handgeschriebenen Zeilen kleine quadratische schwarz-weiße Fotos geklebt. Auf einem dieser Bilder entdeckte sie sich selbst als Fünfjährige neben ihrem schon sehr, sehr alten Urgroßvater. Sie standen vor einem mächtigen Apfelbaum. Im Hintergrund rauchte ein Kohlenmeiler. Darunter stand: „Der letzte Brand.“ Das musste doch der Standort des alten Baumes sein und sie war sogar schon einmal dort. Irgendetwas trieb die Frau an, diese Lichtung im Wald zu suchen.

Am nächsten Morgen brach sie auf. Mit dem Kleintransporter fuhr  sie bis zum Wuckerweg tief in der Schorfheide. Eine Kiepe auf dem Rücken stapfte sie los. Auf dem Foto im Familientagebuch war unten links im Grauschleier ein Jagenstein erkennbar, der eine verwitterte Nummer trug. Josefine entzifferte die Zahl als 230. Diese Markierung könnte sie bei ihrer Suche leiten. Bei dem Jagen 228 war sie schon angelangt. Sie pirschte sich weiter Richtung Süden. In der Stille der Waldluft fühlte sich die Frau frei und stark.  Es dämmerte schon als sie bei ein paar alten Fichten, rechts beim Weg einen großen Findling erblickte, auf dem „Märchenwald“ geschrieben stand. Josefine dachte bei sich, dass passt zu diesem verwunschen-schönen Ort und ihrer Absicht. Kaum später gelangte sie auf einen schmalen Wildacker und entdeckte im Waldsaum ein rotes Leuchten. Die Augen der Frau strahlten: Geschützt vor Wind und Wetter stand dort der mächtige Urgroßvaterbaum voll behängt mit prächtigen Winteräpfeln.
Tagelang machte sich nun Josefine zu dem Baum im Wald auf und erntete die wundervollen Früchte. Und weil sie nicht dahinterkam, wie diese alte Apfelsorte hieß, schrieb sie sie einfach auf ihr Angebotsschild am Hofladen: „Köhlers Märchenapfel – perfekt zum Weihnachtsfest“.                                                                                                                                                               Petra Elsner, 2017

Nachtrag
Den Findling mit dem Namen “Märchenwald” gibt es wirklich in der Schorfheide. Keiner weiß, weshalb der so heißt.  Aber nun gibt es diese Geschichte für ihn… Sie erschien  gestern im Barnim-Echo der Märkischen Oderzeitung.

Der Stein ist u.a. in dem Bändchen “Gedenksteine und Forstorte in der Schorfheide” von Joachim Bandau vermerkt.

Der gelbe Punkt Nummer 6 markiert seinen Standort. Die Karte stammt aus dem Buch von Joachim Bandau. Um dort hin zu gelangen, benutzt man nicht wie im Märchen den “Wuckerweg” (ich musste im Text die Frau ja auf einen weiteren Weg schicken…), sondern läuft dort, wo der Wildauerdamm von der L100 abgeht, den Waldweg parallel zu den beiden Radangseen. Dort werdet ihr dem Stein begegnen, dem Apfelbaum sicher nicht. Es ist eben ein Märchen, kein Reiseführer…

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