Gestern haben wir in der Groß Döllner Kirche zwei große Fahnenbilder aufgehängt. Es wird dort auf der Empore von Siegfried Haase eine Gemeinschaftsausstellung von zehn Bildschaffenden gehängt, die den ganzen Sommer zu sehen sein wird. Im Rahmen der Offenen Kirche (täglich von 10 bis 18 Uhr). Dummerweise hab ich kein Foto geschossen, wird aber nachgereicht. Anschließend haben wir noch ein paar Stündchen in seinem verwunschenen Garten gesessen, inmitten seiner hintersinnigen Schrottkunst und über Gott und die Welt sinniert. Zu guter Letzt durfte ich mir einen seiner Schrägen Vögel aussuchen, als Gegengeschenk für einige meiner Bücher, in denen sein Kunstwald eine Rolle spielt. Der Rostige wohnt jetzt bei uns und wird sich gewiss mit meinen Schrägen Vögeln gut vertragen… 😊
Monat: Juni 2022
Morgenstunde (671. Blog-Notat)
Regen und Abkühlung! Ein Weilchen nur, aber ich bin dankbar dafür. In der jüngsten Trope sich etwas vorzunehmen, war nicht das reinste Vergnügen. Letzten Samstag war das Sommerfest auf der Imkerwiese in Mildenberg. Naja, es war wohl eher eine kleine Grillzeit und schwitziges Wiedersehen nach zweieinhalb Jahren Pandemie. Die Kinder sind zwanzig Zentimeter gewachsen, man erkennt sie kaum wieder und die Alten sind noch klappriger geworden, aber das Gemeinschafts-Thema ist geblieben: Bienen. Schwärme! Dampfwachsschmelzer… 😊. Gestern haben wir in der Rübengasse zu viert die Feuerwehrausstellung in den Flur der Kulturbaracke gehängt. Schrauben drehen und Strippen ziehen. Der Liebste wird die Hängung heute noch ausrichten. Am Wochenende steigt das Kurtschlager Dorffest, ich bin gespannt, ob uns das Wetter feiern lässt oder nur apathisch schwitzen. Aber heute heißt es einfach nur: Durchlüften… und ein paar Künstlerhefte falten und binden.
Morgenstunde (670. Blog-Notat)
Es ist noch nicht einmal Juli und wir hatten schon so viele Hitzetage. Wetter.com kündigte uns gestern Supergewitterzellen mit möglichen Tornados (!) an- du meine Güte. Wahrheit oder Übertreibung? Die Medienleute legen ja gerne noch eine Schippe Dramatik obenauf, damit wir uns auch richtig fürchten. Es fällt mir schwer, bei all den schlechten Nachrichten, den Hiobsbotschaften (man kann ja nicht andauernd weghören!) und der veränderten Lebenslage noch guter Dinge zu bleiben. Ich versuche es mit Pragmatismus: Gestern habe ich beispielsweise in den Morgenstunden auch den Hochbeeten im Garten Omas Laken spendiert – als Hitzeschutz. Vieles will in der Mittagsglut einfach nicht mehr wachsen, versenkt geradezu. Vor dem Ventilator platziere jetzt ich Eis-Akkus, diese schlichte „Konstruktion“ macht den Luftstrom etwas kühler. Trotzdem – die Temperaturen machen den Kopf mau, erhöhen die Fehlerquote: Für die jüngste Illu habe ich ein größeres Format (30×30) gewählt, weil die Sehschärfe nicht mehr die beste ist und Verkleinern und damit auch Schärfen kann man ja immer. Gesagt, getan und dann lege ich das fertige Blatt auf den Scanner und Tatra (!), der Scanner ist zu klein. A4, hm, hätte sie doch wissen müssen… und so habt Ihr beim Waldmärchen „Im Schattenwald“ nur einen Ausschnitt zu sehen bekommen. Muss erst mit dem Blatt zum Copyshop in Joachimsthal düsen. Hitzeschaden oder… was auch immer 😊.
Ein Waldmärchen

Im Schattenwald
Im Schattenwald der guten Geister tobte der Holzmann Eichbert, als wollte er Heerscharen von Borkenkäfern eigenhändig verjagen. Das klang wie das Baumkronenschlagen im Sturm. Aber es war vollkommen windstill. Sianca, die weiße Birkenfrau, wagte sich keinen Schritt weiter. Was hatte den Holzmann so zornig gemacht? Ein Landstreicher? Ein Waldfrevler? Unter den leuchtenden Nachtwolken war die Birkenfrau leicht zu entdecken. Für sie war der Schattenwald kein sicheres Versteck. Aber dem Jähzorn des starken Waldgeistes wollte sie nicht begegnen, und so verbarg Sianca sich hinter einer dicken Buche, bis das Zornschlagen im aufziehenden Regen verstummte.
Waldrauch hing in den Baumkronen, als der Tag anbrach. Die Birkenfrau lief zum Fließ. Am Ufer entdeckte sie einen schlafenden Angler. Sie verwandelte sich in ein knorriges Moosweiblein und stupste den jungen Mann an. Der rieb sich noch die Augen, als sie ihn fragte: „Schenkst du mir einen von deinen Fischen?“ Der Angler murrte: „Warum sollte ich?“
„Weil ich alt und arm bin,“ sprach Sianca.
„Was geht mich das an? Ich brauche den Fang selbst und gebe dir keinen Fisch.“ Da verwandelte sich das Moosweiblein zurück in die bezaubernde Birkenfrau, die sich von dem Staunenden abwandte und im Gehen raunte: „Waldgeistern zu begegnen kann Glück bringen, sofern man sie gut behandelt. Du hast diese Chance verspielt.“ Plötzlich sah der geizige Angler, dass sich all seine Fische in Nattern verwandelt hatten. Erschrocken warf er den Kescher ins Fließ und lief hastig davon.
Sianca suchte den Holzmann. Im Schattenwald wisperte es von jedem Ast und jedem Halm. Die Schattenelfen trugen schwarze Kleider, so waren sie nicht zu sehen, aber zu hören. Die Birkenfrau fragte in das Dunkel: „Wisst ihr wo der Holzmann steckt?“
„Auf dem Baum der Bäume hockt er bei seinen Freunden, den schwarzen Störchen“, flüsterte ein Stimmchen zurück. Die Birkenfrau bedankte sich für die leise Antwort und ging langsam zum Baum der Bäume. Unterwegs kam sie an einem verbrannten Waldstück vorbei, und auf einmal wusste sie, weshalb der Holzmann letzte Nacht so wütend war.
Die Anmut der Schwarzstörche hatte Eichbert besänftigt, und als er die Birkenfrau sah, wärmte ihr Anblick sein Herz. „Guten Morgen, du Schöne. Hast du das Elend im Wald gesehen?“ Sianca nickte und fragte ratlos: „Warum nur verderben manche Menschen den Grund, auf dem sie stehen? Der Wald beschützt doch das Leben.“
Eichbert sinnierte betrübt. „Wer weiß, manche sind krank im Kopf, andere wollen sich rächen oder haben nur Langeweile. Wahrscheinlich wissen sie nicht mehr, dass auf manchen alten Bäumen Götter wohnten. Die Ehrfurcht vor ihnen ist hinter den Wolken verschwunden.“
„Mein lieber Holzmann, wir sind aber noch hier und wissen: der Wald mit seinem Blätterrauschen, den Düften und dem Vogelgesang kann alles heilen. Wir werden es weitersagen, bis es viele wissen. Nicht aufgeben, guter Waldgeist!“
Der Holzmann und die Birkenfrau machten einander Mut und verschenkten fortan am Wegesrand jedem achtsamen Besucher die wunderbaren Geheimnisse des Waldes.
*Waldrauch bezeichnet die Nebelbildung in Wipfel der Bäume nach Niederschlägen.
© Petra Elsner
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Morgenstunde (669. Blog-Notat)
Emsiges Tun. Die Jahresmeldungen für die Verwertungsgesellschaft Bildkunst zusammenstellen (ein Graus) und regionale Postkartenmotive in 10er-Packs für die Touristeninformation Groß Schönebeck verpacken. Dazu einen Kommissionsvertrag schreiben… Da schwächelt die Frau, aber sie macht es. Morgen liefere ich die Kartenkiste den beiden Damen in der Remise des Jagschlosses. Das ist dann meist begleitet von Heiterkeit, denn die Tourismusfrauen verbreiten stets gute Laune 😊.
Neben dem Bürokram ist mein nächstes Märchen gewachsen – „Im Schattenwald“. Der Text entstand gestern, die Illustration wird wahrscheinlich heute noch fertig. Zum Wochenende steht sie online … Danach ist dann mal wieder genug mit den Elfen und den Waldgeistern. Jetzt bereite ich uns jetzt erst mal eine Nudelpfanne 😊… und mittags suche ich mir ein schattiges Plätzchen…
Morgenstunde (668. Blog-Notat)

Durchatmen. Hitzetage wie diese sind für mich eher Alptraum als Sommerfreude. Der Garten wehrt sich mit ungenießbarer Notreife und ich habe zwei Tage lang das Haus kaum verlassen. Nur am Abend, um zu gießen. Gestern half der Himmel ein bisschen mit. Heute der erste ernst zu nehmende Gewitterguss, aber der Sommer macht ja nur Pause. Als wir in dieses Walddorf am westlichen Rand der Schorfheide zogen, war der Garten nur Wiese. Schon damals wussten wir, die Sommer werden immer heißer… Also habe ich diverse lichte Bäume (Eschen, Hasel, Pfaffenhütchen und Weiden) gepflanzt (Birke war schon da), die das Grundstück grün beschirmen und doch Licht durchlassen. Hecken und begrünte Zäune schlucken den Staub, helfen den stetigen Wind zu zügeln und damit die Erosion. Durch die Wiesen mähen wir nur noch Wege und lassen Blühinseln stehen. Nicht nur wegen des Artenschutzes, sie verdorren nicht so schnell, wie kurz gemäht. Aber unter der Hitze und der Trockenheit gibt es ein Dauerwelken wo man nur hinsieht, selbst der Efeu wirft täglich ungeahnte Blättermengen, zwei Eimer voll. Nach dem Fegen rieselt das Knisterlaub ungerührt weiter und täglich grüßt das Murmeltier… da könnte einem glatt die Lust am Gärtnern vergehen.
Morgenstunde (667. Blog-Notat)
Sie kann das Gras wachsen hören, die Hex auf der Streuobstwiese. Was sagt das Grasgeflüster? „Die Graspollen fliegen und die vom Spitzwegerich auch.“ Und was noch? Sie schweigt, wie schade. Ist ja mit der Zeit schon ein bisschen dürre geworden. Im Herbst bekommt sie ihr drittes Kleid aus den Ranken des wilden Weins. 35,7° im Hof – das ist viel zu heiß für einen klaren Kopf. Etwas Wind weht Kinderlachen aus den Planschbecken der Gärten herüber. Das klingt lebensfroh, ich aber halte es nicht einmal unter dem Blätterdach der Linde aus. Die Hitzewand macht das Atmen schwer und ich fürchte, wenn die Temperatur in zwei Stunden weiter so hoch ist, wird es für mich nichts mit dem Konzert in Tornow auf der Pfarrwiese. Ach, menno, dass der Wettergott doch immer gleich so übertreiben muss, nicht wahr kleine Hex? Die sagt in der Demse auch nichts mehr…
Morgenstunde (666. Blog-Notat)

Das sind Abende zum Träumen, die Juninächte. Nein, nein, kein Gedicht von Martin Greif. Das Lauschige streichelt einfach die Seele, ganz egal, wie alt man ist. Aber die Themen sind halt andere. Nachdenklichere. Nicht mehr das schwärmerische Sternengucken, sondern eher dem sich nähernden Ende entgegen. Das Reden über die Endlichkeit in einer lauen Juninacht ist leichter, als in der Dunkelzeit. Menschen, die den ungewissen Sterbeprozess eines herznahen Freundes oder Verwandten begleiten, stehen irgendwie außerhalb. Sie können nichts planen, sind auf Abruf. Die Leichtigkeit ist einer schmerzlichen Schwere gewichen. Deshalb sind die Juninächte im Kerzenschein etwas Balsam. Gestern rief mich eine alte Freundin an, die vor fünf Jahren ihren Mann verloren hatte. Sie trauert immer noch und wollte sich fast dafür entschuldigen, weil sie so viel Unverständnis erfahren musste. Und ich meinte, „Wieso? Trauere, solange Du es brauchst. Ich trauere um meine Mutter schon 40 Jahre lang.“ Da war sie ganz erleichtert, weil sie sich verstanden fühlte und wir redeten sehr lange, was ich am Telefon eigentlich überhaupt nicht mag. Aber wir hatten ein berührendes Thema. Man fürchtet sich weniger, wenn man spricht…
Habt ein schönes Wochenende allerseits 😊
Morgenstunde (665. Blog-Notat)
So ein wundervoller Junitag, sonnig, nicht zu heiß, so könnte es bleiben, aber da schiebt ja einer die Hitze aus dem Süden heran – ich könnte darauf verzichten. Die Wiesen liegen jetzt schon dürr, denn so viel sprengen kann man gar nicht… Auf dem hinteren Kompost schläft offenbar nachts ein Dachs oder Waschbär. Die Mulde in der Grasschnittabdeckung ist zu groß für eine Katze. Und offenbar mag der Schlummergast unsere Monatserdbeeren. Gestern Abend waren einige reif, aber ich konnte mich nicht bücken… die Hexe. Heute wär es gegangen (denn ich war zur manuellen Therapie), aber heute waren alle Früchte weg ☹. Dumm gelaufen, man muss den Garten halt mit allerlei Getier teilen. Der Imkergatte hat heute pausiert, ein bisschen Ruhe zum Geburtstag. Nachmittags kamen alte Freunde zum Gratulieren. Der Liebste hats nicht so mit diesem Feiertag, was meistens akzeptiert wird…
Das erste geschleuderte Kurtschlager Gold schmeckt ganz unterschiedlich, von lieblich bis waldig, da ist offenbar für jeden was dabei. Wenn der Honig fertig gerührt ist und ins Glas gefüllt, hänge ich wieder die Fahne in die Straßenlinde…
Das Album „So viele Wege Vol. 2“
Eine Besprechung:
Man möchte in den Tanzkreis unter der Herbstlinde treten, wenn sich die neue Scheibe dreht. „So viele Wege VOL. 2“ ist der zweite altmeisterliche Streich der FOLKLÄNDER in der Corona-Zeit, der mit verblüffend hoher Qualität anknüpft an die besten Zeiten der Folk-Band. Gegründet 1976 in Leipzig, bestand sie bis 1982. Anschließend spielten sie unter wechselnden Namen und Besetzungen bis in die frühen 2000er Jahre. Die LP „Wenn man fragt, wer hat’s getan“ war übrigens die meistverkaufte AMIGA-Folkplatte zu DDR-Zeiten. Nach langer Band-Pause feierten die FOLKLÄNDER 2021 ihr 45-jähriges Bühnenjubiläum und haben nun ihre Ankündigung wahrgemacht. Im Booklet zum Album heißt es, sie hätten diese neue Produktion vollmundig versprochen, „wenn auch im Privaten wie auf der Weltenbühne inzwischen unheilvolle Beben aufzogen, die wahrlich geeignet sind, alle künstlerische Unbeschwertheit nachhaltig zu untergraben.“ Man merkt der Scheibe die Entstehungsumstände nicht an, aber die Auswahl der Texte und Kompositionen verraten uns schon etwas vom langen Ritt durch die Wüste und: „…Dass dieser Herbst uns seinerseits nicht braucht.“ Der Song „So viele Wege“ kommt als Sinnsuche wie eine Westernmelodie daher, die uns hoffentlich in einen trauten Kreis wieder nach Hause führt. Da schwingt in jeder Zeile mit, was wir an Irrwegen schon hinter uns haben. Bei aller Spielfreude der FOLKLÄNDER, sie würzen mit dem Salz des Lebens und parodieren den Weltenschmerz. Darüber hinaus trägt die CD wunderbare Cover-Versionen von „Im Café zur Frau Ohneherz/Finta“ mit einem maßgenauen deutschen Textkleid von Manfred Wagenbreth. Auf Bob Dylans Musik „It’s All Over Now, Baby Blue“ setzte Jürgen B. Wolff den herrlich schnodderigen Mundarttext „Schenner als wie hier“. Und abermals intonierten sie alte Liebeslieder („Kein Feuer, keine Kohle“), haben die Bänkel-Ballade von der „Gottesbraut“ bearbeitet und einiges mehr. „So viele Wege VOL. 2“ ist beste Unterhaltung nicht nur für die Folk-Gemeinde, mit spitzem Fingerzeig auf die Jetztzeit, vertraut zweideutig.
Erschienen bei Löwenzahn/Heideck, 15 €
Petra Elsner