Während ich die Vorhänge öffne, sehe ich die Pracht vom dem Fenster liegen. Nach dem schweren Regen in der Nacht entkleidet sich die Linde, was für ein herrliches Goldgelb sie dazu trägt! Darunter stehend kann frau sich wie Goldmarie fühlen 😊. Doch nach drei Blätterbergen war es schon wieder vorbei mit der Puste, ich komme mir wie Jammerlappen vor, von wegen Goldmarie… Also gut, dann ziehe ich wieder an den Computer und denke mir eine neue Geschichte aus, eine dunkle, mystische vielleicht? Mal sehen, was kommt. Habt ein schönes Wochenende miteinander!
Morgenstunde (414. Blog-Notat)
Gestern: 11 287 Neuinfizierte. An diesem Morgen brach der Server zusammen. Alle trauten wohl den Nachrichten nicht und wollten selbst die RKI-Zahlen in Augenschein nehmen. Die zweite Welle schlägt hart an Land. Und nun? Die Ratlosigkeit überrascht mich. Hat irgendwer wirklich geglaubt, das Virus hätte sich im Sommer verflüchtigt? Ein Kinderglaube. Der Liebste ist heute mit einem Topf Suppe ins Erzgebirge zu seinen Eltern gefahren. Der Vater muss das Krankenhaus früher verlassen, sie brauchen die Betten für Corona-Patienten. Was ist das nur für eine Zeit, in der man alle Nase lang befürchten muss, die beiden Hochbetagten nicht mehr besuchen zu können? Ich erwarte Gäste und habe draußen gedeckt, hoffentlich wird nicht zu frisch. Sitzheizung für Gartenstühle – ich weiß nicht. Wärmflaschen? Vielleicht dann doch besser ein Lagerfeuer und Grog. Was werden wir in diesem Herbst-Winter noch für seltsame Begegnungsarten erfinden…
Buchbesprechung

Morgenstunde (413. Blog-Notat)
Zwischen den Besuchen im Atelier hab ich gerade das letzte Sonnenlicht eingefangen und dabei immer WENZELS schönes Herbstlied „Es dunkelt schon vor acht“ im Kopf. Das ist ein echter Ohrwurm, vielleicht stimme ich nachher einfach mal meine Gitarre und versuche es zu spielen. Hab ich lange nicht gemacht und kann ich auch nicht gut, aber für ein Weihnachtslied reichts es gerade noch… Der Garten leuchtet wunderschön, überall gibt es was zu entdecken, das hilft mir, meinem Kopf mal eine Pause zu gönnen. Der Liebste ist derweil beim Kopfweidenschnitt, danach sieht es immer wüst aus, aber wenn das nächste Hochbeet gebaut ist, tauchen darin die Weidenruten ab. Wenn die irren Infektionszahlen nicht wären, könnte der heutige Tag rundum schön sein, aber der Liebste muss morgen ins hochrote Corona-Gebiet fahren, ich bin besorgt. Sehr. Vor dem Tor fand ich eben ein Blumengruß (Danke, liebe Sabine😊!), wie schön.
Druckfrisch: „Seltsame Welt“
Das Kurzgeschichtenbändchen „Seltsame Welt“
Gerade eingetroffen: Der Titel „Seltsame Welt“. Er bündelt im Softcover 17 meiner illustrierten Kurzgeschichten für Erwachsene. Skurrile Figuren entführen den Leser in melancholische Gedanken-Kulissen, die um den Wandel des Lebens kreisen. Es geht um Vergänglichkeit und Chancen in Stadt- und Zwischenwelten. Mal ironisierend, mal subtil, mal verwunschen. Diese Geschichten sind meine literarische Essenz aus der „Bleiernen Zeit“, der Wendezeit und aktuellem Leben. Nach rund 20 klassischen Buchveröffentlichungen in verschiedenen Verlagshäusern ist „Seltsame Welt“ meine erste Eigenproduktion. Ein Experiment jenseits des Büchermarkts, was nicht unprofessionell bedeutet, denn für die Herausgabe habe ich mir zwei Fachfrauen für die Gestaltung und das Lektorat mit ins Boot geholt. Gedruckt wurde es bei WIRmachenDruck in Stuttgart. Das 76 Seiten starke Bändchen kann jetzt telefonisch oder per Mail bei mir bestellt werden. Es kostet 10 € (zzgl. Versandkosten, 1 Buch = 2 €). Vielleicht kann es ja ein Weihnachtsgeschenk sein…
Bestellbar per Telefon:
039883 48913
oder via Mail:
petraelsner@gmx.de
„Seltsame Welt“, 17 Kurzgeschichten und 22 Illustrationen von Petra Elsner
Der Regenmann (3)
Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte für Kinder. Heute der Schluss:
Hier gehts zum Teil 1 und hier zum Teil 2
…„Das kann ich nicht, es ist einfach viel zu warm!“
Das rauchige Grau grübelte missmutig: „Gibt es denn so gar keine Hoffnung?“
„Doch“, sprach der Regenmann, „Hoffnung gibt es immer. Ich könnte meinen windigen Freund bitten, die Wärme zu vertreiben. Aber der alte Zausel atmet schon lange nur eine kleine Flaute und hat seine Windrösser ziehen lassen. Man müsste sie einfangen, um die Wolken herzutreiben. Aber wer sollte das tun?“
„Du bist der Regenmacher, nur du kannst das schaffen!“, sprach das rauchige Grau. Ich bin kein Wolkenreiter, ich forme nur die Regentopfen zur richtigen Melodie: Das Wispern des Landregens, das Rascheln für die Schauer, das Prasseln eines Gewittergusses. Der Regenmann zögerte, dachte aber nach. Vielleicht könnte er ja die Windrösser fangen und auf ihnen über die Wolken reiten? Das rauchige Grau flüsterte sich in seine Gedanken: „Auf meinem Schwaden könntest du zu den Wolken reisen.“
Der Regenmann schaute auf und fasste Mut: „Einen Versuch wäre es wert!“
Er sprang auf den rauchigen Schwaden und stiegt mit ihm auf in die hohen Lüfte Richtung Nord-West, dorthin, wo die Kälte wohnt und die Windrösser grasen oder Wolkentröpfchen trinken. Eines der Rösser sah ihn kommen und blickte ihn furchtlos an. Der Regenmann sprach ihm ruhig zu: „Komm Weißer, lass uns Wind in die Wolken bringen, damit es wieder regnen kann.“ Der Schimmel wieherte, schnaubte und nickte. So wurde der Regenmann zum stolzen Wolkenreiter. Er trieb lachend auf seinem Ross die Wolken voran, bald bedeckte sich der Himmel und endlich fiel Regen ins Land.
Spende? Gern!
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Der Regenmann (2)
Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte. Heute der zweite Absatz:
… Eines Tages flog ein rauchiges Grau zu dem Versteck des Regenmanns und schimpfte: „Was döst du hier in deiner schlechten Laune herum? Alle rufen nach dir, aber du lässt dich nicht blicken. Der Wald und die Felder dursten und ein großes Weidenland brennt lichterloh, du musst es löschen kommen! Jetzt, sofort!“ Es dauerte, bis sich der Regenmann von seinem Lager erhob. Er betrachtete das rauchige Grau. „Du bist nicht das rechte Wolkengrau dafür. Ich komme nicht mit.“
„Aber ich bin Grau und bedecke die Sonne!“ Das stimmte, doch der Regenmann murrte nur: „Ich lasse mich doch nicht von einer Täuschung aufjagen, ohne einen echten Wolkenzug kann ich es nicht regnen lassen.“ Kopfschüttelnd wollte er gehen, aber das rauchige Grau flehte. „Lass dir was einfallen, die Zeit drängt!“…
Der Regenmann (1)
Der Regenmann, Zeichnung von Petra Elsner
Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte. Heute der erste Absatz und die Illustration dazu:
Der Regenmann spielte ein Tropfenspiel. Das langsamste, das er in seinem dunklen Wolkenmantel verborgen hatte. Jetzt entließ er es als eine wehende Melodie. Es war, als streichelte sie ganz sacht das trockene Land, damit es nicht so staubte. Lange war der Regenmann nicht mehr hier gewesen, dass sah er jetzt selbst und es war ihm peinlich. Er räusperte sich betreten zu seinen leisen Tropfen. Doch, man hatte ihn gerufen, aber er war unpässlich. Immer diese pralle Sonne! Ihr Glanz deprimierte ihn. Er brauchte kühles Grau für seinen Auftritt, um seine Tropfenspiele zu zelebrieren. Aber so eine bedeckte Stimmung war selten geworden, deshalb hatte sich der Regenmann zurückgezogen und verschlief an einem geheimen Platz die Zeit…
Morgenstunde (412. Blog-Notat)
Der Liebste packt gerade seine sieben Sachen für seinen Elternbesuch und lässt mich mit meiner Hexe allein zu Haus, denn ich könnte gerade nicht vier Stunden im Auto sitzen, wechsele auch im Atelier ständig die Positionen. Lange schreiben ist nicht, da treibt mich ein stechender Schmerz hoch, also Stehen und Spachteln und irgendwie Rumlaufen und Hantieren. Das gedankliche Thema zu diesen Arbeiten von gestern (siehe oben) heißt „Unter den Schichten der Zeit“. Warum es mich immer wieder umtreibt, das Nachdenken über die „Zeit“ in Bildern oder Texten – ein Rätsel. Man kann darüber spötteln wie Adams in „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Zeit ist eine Illusion. Mittagszeit umso mehr…“ oder Woody Allen „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.“ Aber das Witzeln ist nicht so meins, ich hab da einen echten Milieuschaden, denn mein Mütterchen erfand einst für eine Radiosendung Witze und ich war diejenige, an der sie ihre Witzedrechselei ausprobierte. Das war nicht komisch… Und so sinniere ich lieber ernsthaft, was dann manchmal in Sätzen wie diesem mündet: Zeit ist das Zauberwort für Glück. Nächste Woche endet wieder die Sommerzeit, damit beginnt für mich die Kerzenzeit. Auch schön.
Nehmt Euch Zeit
Morgenstunde (411. Blog-Notat)
Der Wind fegt ums Häuschen und reißt das Laub von den Bäumen. Wenn ich die Haustür öffne, fallen mir die rot-goldenen Blätter in den Flur vor die Füße. Intensive Farben mit denen die alljährlichen Hof-Fege-Tage beginnen. Aber nicht bei dem Wind… Also lass ich mich weiter inspirieren und das kam dabei raus (siehe oben): Fantasien in Rot-Gold. Diese Töne begleiten mein Jahr 2020, weshalb auch immer, ein glanzvolles Jahr war es bisher nicht, eher ein hartes. Aber bekanntlich steigt der Einkauf von knallroten Lippenstiften in Krisenjahren, bei mir sind es eher die roten Farbtöpfe …