Morgenstunde (457. Blog-Notat)

Nach dem Abgabedruck der Wochen vor meiner Klausur 2021, komme ich diesmal irgendwie schwer runter. Immer wieder durchbreche ich (noch zu hippelig) das Alleinsein als jene Quelle zum mir selbst, zu meinen Gedanken, Erfahrungen. Es ist ein anderes Einsam-sein, als das verordnete. Also nicht leidvoll, sondern eine Möglichkeit, sich zu konzentrieren und sich selbst als Teil des Ganzen zu spüren. Ich habe bei Anselm Grün (in: Das kleine Buch vom guten Leben) gefunden: „Wer verwurzelt ist in der Weisheit der Werte, der widersteht den negativen Einflüssen, denen er täglich ausgesetzt ist. Dem wird selbst die negative Strahlung einer emotional verschmutzten Umwelt nichts anhaben.“
In einer Zeit, in der der Hass überhandnimmt und die alten Werte vielen offenbar nichts mehr taugen, sind diverse Reiseleiter unterwegs, die in eine neue Zeit führen wollen. Das ist wohl auch vonnöten, aber bevor „wir“ uns auf den Weg begeben, sollten „wir“ schauen, über welchen Wissensschatz die Menschheit verfügt. Also selbst LESEN, selbst DENKEN. Man muss das Rad nicht immer aufs Neue erfinden. Achtsamkeit ist beispielsweise auch keine Erfindung der Jetztzeit, sie ist zeitentief und trotzdem zukunftstauglich …

Eine Buchbesprechung

Der Lord geht noch mal auf Sendung
von Eckhard Mieder:

Er klimpert schon seit Jahrzehnten geistreich und anspruchsvoll auf der Tastatur der Erinnerungen und Fiktionen, der Eckhard Mieder, ein Urberliner, der jetzt in Frankfurt/Main lebt. Doch diese neun Novellen in „Der Lord geht noch mal auf Sendung“ sind das Beste, was ich bisher von ihm las, überraschend und meisterlich erzählt. Es sind absurde, abgründige und phantastischen Geschichten von diversen Abgängen. Die Umstände weshalb einer aus der Zeit fällt oder verzaubert aufgefunden wird, können kurioser kaum sein. So zieht das neue Mieder-Buch in seinen Sorg, der den Leser ins tiefe Nachdenken schickt. Es geht um eine rätselhafte Lebenslüge, die auf der Suche nach dem greisen Vater dem Sohn spät zublinzelt. Die zweite Novelle erzählt scheinbar eine Beziehungsgeschichte, doch plötzlich und unerwartet, denkt der Held Friedrich am Rande des Marktes über Mensch-Wesen nach, die sich funktional bis ins Unkenntliche verbessern.  Den Wanderer der nächsten Begebenheit lässt Mieder in die Schönheit Lapplands eintauchen, um die „Ewigkeit zuzuschauen“ und dabei über Gott und die Welt zu sinnieren. Er will den schwindenden Verstand herauszufordern, bis er entrückt. In diesen still erzählten Geschichten resümieren die Protagonisten ihr Leben, manche verschwinden, andere öffnen das Fenster und folgen dem Blinken eines roten Lichts. Mieder erzählt reif, verstörend, doch keineswegs ohne Humor von den Tücken des Lebens, in die nicht nur manche stürzen.
© Petra Elsner

Credits: Der Lord geht noch mal auf Sendung von Eckhard Mieder,
ISBN 978-3-947094-84-4, Verlag am Park, 180 Seiten, Softcover, 16 €

Morgenstunde (456. Blog-Notat)

Schneezeit in der Heide –einfach  wunderschön! Die Kälte fühlt sich nicht mehr schlimm an, seit der Ostwind sich gelegt hat.  Leichtes Weiß verzaubert alles. Derart traumschöne Ansichten inspirieren natürlich ungemein und so sind heute auf dem Zeichenplatz zwei neue Wesen aus dem Pinsel geflossen, die mir bei anderer Stimmung wahrscheinlich nicht eingefallen wären. Es hängt eben alles zusammen, die Empfindungen und die Kreativität. Und natürlich lädt diese Winterkulisse auch zum Spielen ein: Da gibt’s heute Abend Eistorten(lichter) im Hof, sie sind schon fast gefroren…

Morgenstunde (455. Blog-Notat)

Klirre-kalt und kein Schnee. Diese Kahlfröste werden im Garten echt Schaden anrichten. Nachmittags soll auch hier schneien, hoffentlich. Ich stecke tief in meinem Nachdenken zum Klausurtext. Sich in ein Abenteuer zu begeben, heißt ja vor allem, sich die Räume, in denen die Geschichte laufen soll, zu erschaffen. Kleine Welten in der Welt und erfundene Wesen mit Gaben auszustatten, die die Geschichte befördern. Die Symbolkraft der Requisite ist zu hinterfragen, nachzulesen, ggf. zu verwerfen, um präziser auszustatten.  Denn der Text soll wissend pulsieren und melodisch fließen. Das ist der Anspruch. Der Prozess ist ähnlich einer Geburt, nach der frau schnell vergisst, wie schmerzhaft sie war. Will sagen, es dauert. Das macht mich am Anfang einer umfangreicheren Arbeit immer etwas ungeduldig. So ist das Zeichnen zum Texten nicht nur Formgebung, sondern auch Besänftigung. Eine dieser neuen Illustration kann ich schon mal zeigen, weil diese Nebelfee eine Figur ist, die schon durch zwei meiner Geschichten ging, hier aber spielt sie eine ganz andere Rolle, was weiter nicht verraten wird. Ich verschwinde dann mal wieder in meine Gedankenwerkstatt…

 

Morgenstunde (454. Blog-Notat)

Die Klausur 2021 kommt langsam in fahrt. Die Geschichte hat Gestalt bekommen und die ersten drei Illustrationen sind gezeichnet. Das Abenteuer will dem Hass auf die Spur kommen. Mehr verrate ich nicht, bevor das Projekt abgeschlossen ist. Während ich beim Schreiben von Kurzgeschichten gerne öffentlich gearbeitet habe, möchte ich hierfür erst das Buch am Markt haben, damit die Ideen nicht flüchtig sind…
Aber heute ist Schreibpause. Der Tag gehört schlicht häuslichen Verrichtungen und dem Wocheneinkauf. Dafür werden wir auf der schmalen Waldstraße von Kurtschlag nach Wesendorf und weiter bis Zehdenick schliddern. Schneereste lassen den Winterwald noch etwas leuchten. Nach der zweiten Kurve zwischen Holzeinschlag und Neupflanzungen kommen wir an jenem Waldplatz vorbei, auf dem ich in meinem Krimi „Milchmond“ einen Mord inszenierte, seltsam, dass ich daran seither bei jeder Vorbeifahrt denken muss. Es ist ein friedlicher Ort, an dem derartiges niemals geschah – Tücken der Fantasie. Im Genre „Krimi“ können sich zukünftig andere weiter austoben, für mich ist es nichts, auch wenn es einen Preis für den Text gab, mein Seelenfrieden ist mir wichtiger… Kommt gut durch die Zeit.

 

Morgenstunde (453. Blog-Notat)

Ein Wintermorgen wie im Märchen, da musste ich doch schon im Bademantel vor die Tür treten und knipsen, denn in der Norddeutschen Tiefebene weiß man ja nie, wie lange die weiße Pracht hält. Etwas später kam das Winterlicht zu meinem Morgenspaziergang im Garten am Schorfheidewald. Ein paar Bilderblicke habe ich Euch mitgebracht. Habt ein schönes Wochenende! Ich nehme derweil den Schreibfaden wieder auf…

Rosahell

Rosa Wölkchen
schwimmen
in den Morgen.
Leuchten hell
das Dunkel aus.
Im Licht
versickern
Frust und Sorgen,
geben Leben
neuen Raum.

© Petra Elsner
29. Januar 2021


PS: Und nun zurück zur KLAUSUR 2021. Habt ein schönes Wochenende!

 

KLAUSUR 2021

Seit 2018 versenke ich mich jedes Jahr einmal in eine mehrwöchige KLAUSUR für eine ungestörte Winterschreibzeit. Heißt, der Blog atmet ein Weilchen Stille. Aber Ihr wisst ja, man kann in der Zeit zurückgehen, mehr 1600 Beiträge stehen hier online… sie erzählen aus meinem Leben, meinem künstlerischen Schaffen und meinen gesellschaftlichen Wahrnehmungen. Doch für größere Projekte braucht es Distanz zum Alltag.
Ich bin dann mal weg, wie viele andere auch, wie mir scheint. Die Gegenwart lebt sich ja inzwischen wie ein Brechmittel, da ist‘s vielleicht wohltuender, sich ein Abenteuer im Kopf zu suchen. Bleibt tapfer und gesund!
Eure PetraPS: Kommentare lese ich natürlich und beantworte sie auch.


Morgenstunde (452. Blog-Notat)

Stilles Vor-sich-hin-Skribbeln. Gesucht ist eine pfiffige Koboldfigur, eine mit „Alleinstellungsmerkmal“. Das kann dauern, gestern fünf Stunden an drei Gestalten, keine wars. Vielleicht mal loslassen… sich wegstehlen in eine andere Zeit, ein anderes Reich. Den Kopf aus der Fixierung lösen. Aus Schwedt kam am Samstag der dicke Uckermark-Bildband, ein Prachtstück. Man spürt schon beim Blättern die tiefe Zuneigung aller Autoren zu dieser Region und die Jahreszeitenfotos von Dr. Tilo Geisel sind so großartig, dass man Herzstiche beim Betrachten bekommt. Der Band verrät die Historie und Geografie, durchwandert die verschiedenen Landschaftsschutzgebiete, stellt die Stadtperlen der Uckermark vor und führt zuletzt auf die Altuckermärkische Sagen- und Märchenstraße. Zu meiner Überraschung sind auch drei illustrierte Märchen von mir in diesem Band enthalten, was ich nicht wusste. Sie stammen aus meinem Geschichtenbuch „Die Gabe der Nebelfee“, sind also nur Nachdruck, aber irgendwie eine Wertschätzung und vielleicht wird ja mein Lesegarten irgendwann Teil des Projektes „Sagen- und Märchen-Führungen“ der Familie Schmook. Irgendwann vielleicht.
Die Uckermark – Ehm Welk nannte sie „Mein Land, das ferne leuchtet.“, für viele ist sie Sehnsuchtsort, mit diesem Buch kann man auf eine wirklich herrliche Bilderreise gehen…

Die Uckermark – Portrait einer einzigartigen Region
ISBN 978-3-946815-26-6
Hardcover, 382 Seiten, 48 €, erschienen in der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk, Schwedt/Oder
Auroren: Petra Elsner, Dr. Martin Flade, Dr. Tilo Geisel, Dr. Lutz Libert, Dr. Michael E. Luthardt, Dr. Gerd W. Lutze, Joachim Kiesel, Karla Schmook, Dirk Treichel, Dr. Heike Wiedenhöft
Bestellbar hier:

Morgenstunde (451. Blog-Notat)

Geschenkte Lebenszeit, gibt es etwas Größeres? Ich glaube nicht. Ich war heute bei diesem wunderbaren Lungenspezialisten in der Berliner Charité, der ungewöhnliche Wege wagt – aus purer Mitmenschlichkeit. Gut 14 Jahre habe ich Kortison- und Notfallsprays von diversen Lungenärzten verschrieben bekommen, immer im Abwärtstrend (obgleich seit 14 Jahren Nichtraucherin) und letzten Sommer konnte ich es spüren, dass nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Dann gab es zwei ungewöhnliche Experimente, die den Asthma-Anteil auf meiner COPD dämpfen sollten. Das Erste mit Nucala wollte nichts bringen, aber das Zweite mit Dupixent – heute wurden 40 Prozent Lungenfunktion gemessen, das sind 10 Prozent mehr als in der Ausgangssituation und etwa 1 Liter mehr Sauerstoff pro Atemzug. Ein keines Wunder, dass sich durchaus gleich nach der ersten Injektion Ende Oktober ankündigte. Ich bin heute ein glücklicher Mensch, denn eins ist Fakt, es ist ein Winterwert, er könnte im Sommer vielleicht sogar noch besser ausfallen. So viel Atemluft hatte ich die letzten Jahre nicht und ich muss schon sagen, es war wohl das größte Glück diesem Arzt bei einer meiner Lesungen begegnet zu sein. Die letzte Lungenärztin, die mich behandelte, die sprach mit mir, als würde die letzte Ölung gleich bevorstehen, mehr meinte sie nicht zu tun können. Ich bin doch inzwischen sehr erstaunt, was möglich gewesen wäre, wenn …