Klausurwoche 2

Das Schreiben an „Morgenstill“ entfaltet sich langsam, aber seid vorgewarnt, es ist keine leichte Kost. Das Alter eben. Der Imkergatte hat die ersten sechs Seiten gesichtet und nickte zustimmend. Er weiß, was für ein wilder Ritt das für mich ist. Inzwischen habe ich 12 Manuskriptseiten und ein neues Initial. Das erste hat zu sehr den Initialzeichnungen zum Klausur-Thema 2023 geähnelt. Es brauchte etwas anderes. Aber Sonntag und heute am Montag war mir nach leichter Kost und so entstand ein kleines Märchen, dass ich Euch in den Tag lege… Machts gut alle miteinander. Bis zum Lebenszeichen in der nächsten Woche…😊

Die Blättertrolle

Im Efeu wisperte es als sie vor die Tür trat und schimpfte: „Schon wieder Blätterwetter!“ Ihr Häuschen stand im harten Westwind. Der wehte, gleich welche Jahreszeit, welkes Laub aus der Landschaft über das Hoftor. Alle zwei Tage sah es deshalb so aus, als wäre der Hof ewig nicht gefegt worden. Den Herrn Regen störte das nicht weiter, aber Frau Sonne hatte es gerne ordentlich. Also schlurfte sie zur Besenecke, kehrte einen Eimer voll Kräusellaub zusammen und brachte es auf den Kompost im Garten. Das war der Moment, in dem Frau Sonne zufrieden zurück ins Haus ging. Aber draußen vor der Tür wehte der Wind weiter und es dauerte keine Handvoll Minuten, da sah es aus wie zuvor. Doch das lag nicht allein am Wind.
„Roll, roll, Blättertroll!“ juchzte es aus dem Wurzelgeflecht. Es waren Blättertrolle, die dort in der Dämmerung auftauchten. Sie kletterten hinauf zur Efeukrone, um sich ein schönes Blattsegel zu pflücken. Dann schwebte einer nach dem anderen zu Boden und rollte dort mit drei, vier Purzelbäumen die Landung sacht ab. Was für ein schönes Spiel! Aber plötzlich schauerte es mächtige Graupelkörner. Die trafen das Flugblatt des letzten Blattseglers, der nun jäh zu Boden stürzte. Er fiel genau vor Frau Sonnes Füße, die gerade nach dem heftigen Wetter sah. „Wer bist du denn?“ Der kleine Kerl knöpfte sich das zerfledderte Blatt von den Hosenträgern und stammelte: „Ich bin ein zugezogener Blatttroll. Wir wohnen jetzt in deiner Hecke.“ „Schön, schön, dass ihr da seid“, meinte Frau Sonne. „Das Segeln bereitet bestimmt viel Freude, und dem Efeu macht euer Gezupfe auch nichts weiter aus. Aber ihr seid hier auf dem Dorfe, da räumt man seine Hinterlassenschaften gefälligst selbst weg, sonst werden wir keine Freunde!“ Der Troll schlug beschämt die Augenlider nieder, doch seine Winzigkeit berührte das Herz von Frau Sonne. „Schon gut, schau, dort steht der Blättereimer,“ murmelte sie wohlwollend. Da griff sich der kleine Troll sein kaputtes Segel, steckte es in den Blättereimer und alles war gut.
Text & Zeichnung: Petra Elsner

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Klausurwoche 1

Dieses tagelange Regengrau macht dämmrig. Seit fünf Tagen lese, schreibe und zeichne ich. Von allem kleine Portionen, weil‘s schläfrig macht – dieses Tröpfchengrau. Gestern hat mich eine Ami-Krake angezapft. Man konnte auf dem Dashboard (Arbeitsfläche des Blogs) regelrecht zusehen, wie im Sekundentakt Unmengen von Seiten unter amerikanischer Flagge angeklickt wurden (Siehe Statistik unten). KI! Für gewöhnlich besuchen meinen Blog am Tage etwa 400 Leute, davon vielleicht 50 immer den jüngsten Beitrag. Den KI-Klau kann ich ja eh nicht verhindern, aber einen literarischen Stoff, an dem ich vielleicht nächsten Winter noch schreiben könnte (mein Altersmonolog schreibt sich nicht leichtfüßig…), den sollte ich wohl nicht mehr halbfertig in die virtuelle Welt werfen. Wenn eine Maschine einfach klaut, wie soll ich noch Herr meiner Ideen sein? Also beweisen können, dass es meine sind? Adé Urheberrechte!

Bestimmt gebe ich das Klausurergebnis 2024 wieder als handgefertigtes Künstler-Heft heraus, vielleicht dann mit Fortsetzungen im nächsten Jahr. Dass muss ich noch bedenken. Den Anfang von „Morgenstill“ hatte ich ja schon im September unter einer Morgenstunde gepostet, der also ist in der Welt, aber die neuerlichen Seiten werde ich hier nicht veröffentlichen, solange der Text nicht fix und fertig ist. Ach, ich fühle mich geplündert. Der Blog war und ist für mich eine Möglichkeit, mein Schaffen unter die Leute zu bringen. Wirtschaftliche Grenzen zu überspringen, denn was nützt die schönste Geschichte, wenn man sie nicht zu lesen bekommt? Die Kleinstauflagen bringen es nicht. Ich schreibe ja nicht für die Nachwelt, sondern für mich und Dich und Dich da draußen in der Welt. Bin einigermaßen ratlos…

Blog-Statistik: Unter gestern – der KI-Klau.

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Eine Buchbesprechung

Bevor ich mich morgen wirklich in die KLAUSUR mit dem Altersmonolog zurückziehe, dies noch:

Über die wahre Bienen-Königin im Imkerhaus

Ich liebe spitzfindige Kolumnen, die süffisant menschliches Alltagschaos betrachten. Das kann erheitern und Erleichterung aufkeimen lassen: „Gott sei Dank, ist es bei uns nicht so!“ Aber was, wenn doch? Wenn also eine gestandene Imker-Frau vom Leder zieht und das Geheimste vom Imker und sin Fru seziert? Ui, da schlägt das Herz höher und lauter. In „Hier spricht die wahre Bienen-Königin“ erzählt die Journalistin und Imkergattin Steffi Pyanoe von den tonlosen Stoßgebeten, den romantischen Irrtümern und den wüsten Verwünschungen, die das Leben mit einem Imker flankieren. Alles, beinahe alles, wovon sie spricht, habe ich exakt so erlebt und ohne Selbsthilfegruppe nicht schadlos durchlitten. Das „raumgreifende Hobby“ ihres Imkergattens wird so anschaulich präsentiert, dass selbst die leiderfahrene Leserin in Lachsalven gerät. Der beste Weg zur heilenden Gelassenheit. Das fein illustrierte Bändchen gleicht einer herrlichen Lästerschrift! Unterhaltsam, lehrreich und desillusionierend zugleich.  Ineinem ist die Autorin konsequenter als ich, sie hat wenigstens ihr Schlafzimmer von frisch gefirnissten Zagen, drachenkopfartigen Honigeimern und Gläserkistenstapeln frei gehalten… Mir ist das nicht gelungen, wenn ich erwache, schaue ich auf ein gut gefülltes Honiglager und so manch anderes noch…😊

© Petra Elsner

Kredits zum Buch:
Steffi Pyanoe: „Hier spricht die wahre Bienen-Königin“, mit Illustrationen von Heike Isenmann, ISBN: 978-3-9823126-7-5, Preis: 14,90 €

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KLAUSUR 2024

Seit 2018 versenke ich mich jedes Jahr einmal in eine mehrwöchige KLAUSUR – für eine ungestörte Winterschreibzeit. Heißt, der Blog ruht ein wenig und gibt vielleicht nur wöchentlich ein Lebenszeichen. Aber Ihr wisst ja, man kann in der Zeit zurückgehen, mehr 2000 Beiträge stehen hier online… Sie erzählen aus meinem Leben, meinem künstlerischen Schaffen und meinen gesellschaftlichen Wahrnehmungen. Doch für größere Projekte braucht es halt innere Einkehr.
Ich bin dann mal weg, bleibt tapfer und gesund!

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Morgenstunde (921. Blog-Notat)

Verhuschte Nacht. Flashback-Träume, wirr durcheinander. Die ganze Woche steckt mir irgendwas in den Knochen. Wir hatten den Steuerabschluss zu machen. Freitag brachte ihn der Liebste ins Berliner Steuerbüro, das uns seit 30 Jahren begleitet. Wir sind treu 😊. Gestern suchte ich nach einem stimulierenden Kraftquell, dabei sind diese beiden Wasserland-Spachtelbilder entstanden, aber ich hänge noch so schlappnudel herum. Malen gibt doch nicht immer Kraft, was ich ja sonst so vermelde. Ja, es ist Winter, gelegentlich muss ich mich daran erinnern, dass so‘ne Winterlunge schwächer drauf ist als die Sommerlunge …und dass das Folgen hat, Ziehen im Herzen, zittrig…einfach zu wenig Sauerstoff überall. Ich hoffe auf Besserung und mache halt langsam…

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Morgenstunde (920. Blog-Notat)

Am 14. März 2024 wäre der Humorzeichner Erich Schmitt 100 Jahre alt geworden. Ihn zu ehren, bat mich der Cartoon-Lobbyist Thomas Möller vom “Mosaik und Comic-Club in Neubrandenburg” ein Glückwunschblatt beizusteuern. Er will zu diesem Jubiläum ein Buch herausgeben und eine Ausstellung in Berlin als Hommage organisieren.
Solche Projekte hat er in der Vergangenheit auch für andere DDR-Zeichner übernommen. Da muss man einfach mitmachen. Habe dafür meinen Schräge-Vogel-Luftikus aktiviert und einen Tag lang gezeichnet…
Die Ausstellung ist ab 14.03.24 in der Breite Str. 49, 13187 Berlin im “Café Impuls” geplant. Ich werde nur mit dem Blatt dabei sein, nicht selbst.

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Morgenstunde (919. Blog-Notat)

Die Großdemos der letzten Tage waren/sind etwas Besonderes. Vor allem, weil offenbar Menschen der gemäßigten Mitte ihre ersten Demo-Erfahrungen machten. Sie wollten ein Zeichen setzen und konnten ihre Stärke spüren. Gut so. Nur das ersetzt nicht die Mühen der direkten Auseinandersetzung. Es ist einfach, in so einer großen Masse Haltung zu zeigen. Aber Auge in Auge? Das ist schwer.
In der Endzeit der DDR, in der alles bis zum Würgen festgezurrt war, tauchten plötzlich im Berliner Speckgürtel überall Hakenkreuze auf. Schüler hatten sie auf Straßen und Wände geschmiert, mit der Absicht zu provozieren. Nichts stach schmerzhafter in das antifaschistische Staatswesen als diese Zeichen. Und genau das war die Absicht der Jungen. Böse Aufmotzen gegen den Starrsinn. Nur gab es damals schon eine wachsende Rechte Szene, die in dieser Endzeit an den Schulen Einfluss rekrutierte. Ich war seinerzeit eine der ersten Journalisten, die darüber öffentlich schrieb. Das nährte Unbehagen….
Alles, was ich in dieser Zeit erfuhr, habe ich später in meinen Jugendroman „Glatze und Palituch“ verarbeitet, den leider nur die Griechen unter dem Titel „Ausgegrenzte Generation“ herausbrachten. Die Geschichte spürt zwei jungen Männern nach, deren Mütter im gleichen Berliner Mietshaus leben. Der eine gehört zum rechten Lager, der andere zum Linken. Mit dem Manuskript wurde ich im Frühjahr 1993 von einem Freund zu einer Lesereise in den Raum Hettstedt eingeladen. Eine fand in einem Jugendklub in Eisleben statt. Als wir dort eintrafen, übergab uns der angejahrte Klubleiter im Hof die Hausschlüssel und meinte, er wäre in zwei Stunden wieder da. Als wir eintraten, wusste ich schlagartig weshalb er sich verdrückte. Er scheute das Experiment, von dem ich nichts wusste: Etwa 30 Jugendliche in Bomberjacken und Glatze bevölkerten den Ort. Ich „durfte“ mich selbst vorstellen und begann zu lesen. Keine fünf Minuten später flogen die ersten Biergläser. Doch die Gruppe teilte sich. Die Werfer gingen zum Billardtisch und lockten die anderen, aber sie wollten Zuhören und rutschten immer dichter an mich heran. Meine Begleitung saß leichenblass in der Ecke und hoffte auf ein gutes Ende. Zumindest hatte mir die halbe Runde interessiert zugehört, und wir kamen danach in ein Gespräch. Die andere Hälfte polterte bis zum Schluss, aber griff uns nicht an. Es waren die Baseballschlägerjahre… Das war wohl die schwierigste Lesebegegnung, die ich je hatte. Doch ich weiß nicht, ob ich sie sehenden Auges gewagt hätte, denn es ist schwer – Auge in Auge….

Berlin 1993 – Streitkultur. Foto: Petra Elsner

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Morgenstunde (918. Blog-Notat)

Das letzte Schneefoto dieser Woche, ab morgen wirds wohl tauen. Beim Nachbau diverser Künstlerhefte kam mir die Idee zum Titel für das dritte Lyrik-Bändchen in der Reihe KURTSCHLAGER EDITION. Das ist insofern witzig, weil die Gedichte dafür noch nicht vollends geschrieben sind, 9 von 16 😊. Das gab es noch nie, das Cover vor dem Inhalt…, aber schön. Damit wächst eine Reihe: „Dunkelschön“, „Rosahell“ und dann irgendwann dieses Jahr „Dämmerblau“…
Der Kühlschrank steht inzwischen, das Ausgleichen auf dem schiefen Katenboden hat am längsten gedauert. Jetzt brummt er vor sich hin…
Schönen Sonntag allerseits!

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Morgenstunde (917. Blog-Notat)

Neulich Nacht fiel der Strom aus und als er morgens wieder floss, sprang der Kühlschrank nicht mehr an. Nach einigem Rütteln und genervtem Drehen an den Einstellungsknöpfen, hustete er nochmal rostig und sprang altersschwer doch wieder an. Gut, aber das war das Zeichen, sich um Ersatz zu bemühen. Das gute Stück hat schon ein Vierteljahrhundert in seinen Akkus und ein Stromfresser ist es auch… Gestern Nachmittag haben wir online einen Neuen erwählt, Montag sollte er kommen, aber gestern Abend meinte eine Mail: Kommt schon Samstag, das erstaunt dann doch 😊. Haben wir also bald einen neuen Küchenmitbewohner. Ende der 90er hatte ich so ein hübsches Spachtelthema auf Hartfaserplatten: „Was geschieht nachts in meiner Küche, wenn ich nicht drin bin?“ Da gab es denn: Flüchtige Spaghetti, Heilige Kartoffeln, Segelnde Fischgerippe… Den heimlichen Apfelkönig (siehe unten) hätte ich nicht mehr, wäre da nicht Vaterns Wohnung aufgelöst worden. Die allermeisten dieser heiter bis wolkigen Küchenbilder wurden damals verkauft, beziehungsweise einem Koch als Dauerleihgabe überlassen. Vielleicht sollte ich mal wieder…, aber nein, es ist eine andere Zeit…

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Morgenstunde (916. Blog-Notat)

Weil mir gerade nichts anderes einfällt, baue ich meine Künstler-Hefte nach. Das ruhige Falten und Schneiden ist beinahe meditativ und so gut für die Seele. Braucht man in diesen aufgeregten Zeiten. Aber während ich still handfertige, geht ja das Denken weiter. Nach der Markus Lanz-Runde vom 16. Januar mit Grünen-Chefin Ricarda Lang wird offensichtlich, wie ellenweit sich Regierende vom wirklichen Sein der Menschen entfernt haben. Etwa 21 Millionen Rentner leben derzeit in Deutschland und es zeigte sich bei Lanz, Frau Lang weiß nicht wie hoch deren durchschnittliche Rente ist. Sie schätzt die Höhe auf 2000 €. Die durchschnittliche Brutto-Rente nach 35 Beitrittsjahren beträgt aber nur 1550 €. Nach Steuern und Abgaben dann nur noch 1384 €. Weil ja nicht alle diese 35 Jahre schaffen, liegen die tatsächlichen Beträge vieler Menschen noch weit darunter. Denn es gibt auch Rentner, die mit geringem Einkommen über 35 Jahre eingezahlt haben und deshalb vielleicht nur 500 € erreichen. Man würde meinen, für die gäbe es ja die Grundrente. Aber nein, wer nicht wenigsten 60 Prozent vom Durchschnittsverdienst erzielt hat, bekommt die eben nicht. Auch etwas, was viele nicht wissen…
Es ist ja ganz klar, wer nicht weiß, wie die Bevölkerungsschichten monetär ausgestattet sind, der kann nur zu falschen Entscheidungen kommen…

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