Eröffnung durch Ewa Poddig (rechts) in der Bibliothek. Fotos: Lutz Reinhardt
Ja, das war gelungen, die Stumme-Gänse-Lesung in der Bibliothek Pasewalk, heute Abend. Auf dem Leseplatz wartete eine Martinsgans auf den Gang der Geschichte (Frau in meinem Alter ist für flankierende Deko durchaus dankbar :)). Und auf der Empore gab es für die Gäste Gänsefettbrote und Rotwein.
Dann konnte es losgehen. Mir schien, meine Textauswahl im Pendel zwischen Spannung und Humor ist gut angekommen.
Am 14. Dezember 2016 lese ich in der Bibliothek Pasewalk aus der uckermätkischen Kriminalgeschichte „Stumme Gänse“. 18 Uhr geht es los, Eintritt an der Abendkasse 3 Euro.
Cover „Stumme Gänse“
Gibt es schweigsame Gänse? Eine spezielle Züchtung? Der Gänseklau auf dem Bach-Hof entpuppt sich als seltsamer Fall für Paula Fink. Die Kriminalistin spürt mit ihren Soko-Kollegen in der Vorweihnachtszeit einem raffinierten Dieb und Gantermörder nach.
Wo zwischen Templin und Angermünde stecken die geraubten Tiere, und wohin sollen sie verkauft werden? Die Zeit drängt. „Stumme Gänse“ erzählt in raschen Zügen eine klassische Kriminalgeschichte von Raub und Täuschung, eingebettet in das alltägliche Leben in der winterlichen Uckermark.
Gitta Mikati beschreibt den Auslöser für ihren Roman: „2008, als es um die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ging, da war das plötzlich in meinem Kopf. Es gibt so viele Ost-West-Themen. Aber diese Schleusergeschichte war unberührt. Niemand wusste davon, was damals durch die DDR möglich war. Ich habe durch meine private und berufliche Situation so viel mitbekommen, dass ich dachte, wann, wenn nicht jetzt. Ich nahm an, das schaffe ich in drei Monaten. Aber dann habe ich mehr als drei Jahre an der Geschichte geschrieben. Beim Schreiben wurde mir erst klar, wie viel Wissen ich in mir hatte, was aber brach lag. Überlagert von der Zeit. Ich musste es ins Hier und Jetzt bringen: Da schwappte plötzlich die Nachricht von der Suche nach einem Skelett durch die Presse. Es handelte sich um eine große Suche nach einem türkischen Türsteher, der seit über 20 Jahren auf einem Grundstück im Berliner Umland verscharrt sein sollte. Das ganze Grundstück wurde Meter für Meter durchforstet. Das war mein Aufhänger: Wie konnte es sein, dass einer 20 Jahre vergraben ist und kein Mensch stellt Zusammenhänge her?“
In „Berlin Beirut. Eine Lüge zu viel“ schlägt die Bernauer Autorin Gitta Mikati ein unbekanntes Geschichtskapitel auf:
An dem Tag, als die ergebnislose Suche nach dem Skelett eines Türstehers im Berliner Umland durch die Nachrichten ging, wusste Gitta Mikati, sie muss die Umstände des Menschenschmuggels über Berlin Schönefeld nach Westberlin aufschreiben und damit altes Leben berühren. Das ist 20 Jahr her.
Nicht nur, dass der Stoff es in sich hatte, es brauchte dafür auch die große, unbekannte Form. Bisher hatte sie ausschließlich Kurzgeschichten und Kurzkrimis geschrieben. Für den großen Spannungsbogen führte sie im Milieu am Stuttgarter-Platz intensive Gespräche. Als Ehefrau eines Libanesen war sie seinerzeit mittendrin in den Problemen der Bürgerkriegsflüchtlinge. Als Beamtin bei der Berliner Polizei bekam sie eine andere Draufsicht auf die kriminelle Energie, die aus der Not anderer Kapital schlug. Heruntergebrochen in fiktive Literatur findet Gitta Mikati zu einer spannungsdichten Erzählsprache, die den Leser nicht mehr aus den Fängen lässt.
In „Berlin Beirut. Eine Lüge zu viel“ taucht der Leser ein in die Geschäfte eines Klans, der das Geld aus dunklen Geschäften in der Diskothek Big Apple reinwäscht. Mikati erzählt aus der Perspektive der jungen Maria, die im Big Apple im Kassenhäuschen sitzt und notfalls weiß, wie man die Geldkassette mit einem Baseballschläger verteidigt. Eines Tages im Frühjahr 1977 wartet Maria am Grenzübergang Berlin Friedrichstraße auf Mahmoud, der aus Beirut kommt. Sie lehrt den jungen Fremden, der kein Wort Deutsch spricht, auf wenigen U-Bahnkilometern das Zauberwort „Asyl“. Es schützte vor dem Abschiebe-Gewahrsam und war die Eintrittskarte in die westliche Welt. Aber hier begegnen die Flüchtlinge zuerst ihrer Schattenseite.
Gitta Mikati schlägt in ihrem Debüt-Roman, der schon als Manuskript 2012 auf der Leipziger Buchmesse einen Publikumspreis bekam, ein weitgehend unbekanntes deutsch-deutsches Geschichtskapitel auf. Der Menschenschmuggel aus dem Libanon brachte von 1975 bis 1990 der DDR Devisen, für die man keine Skrupel kannte. 900 000 Visa und Flugtickets wurden damals ausgestellt. Zugleich hoffte man offenbar mit den tausenden Flüchtlingen den deutschen Westen zu schwächen. Der Roman „Berlin Beirut. Eine Lüge zu viel“ bekommt in den Tagen der aktuellen Flüchtlingskrise ganz ungewollt eine hochaktuelle und brisante Note, doch als sie begann, war das Buchmanuskript längst geschrieben.
Seit zwei Jahren lebt Gitta Mikati in Bernau. Lange hat ihre Literaturagentin gebraucht, einen Verlag für den knisternden Stoff zu finden. Dieses Warten blockierte den Schreibfluss der Frau. Sie nutzte die Zeit umzuziehen und ihre neue Heimatstadt zu entdecken. Im September 2016 erschien das Buch im DIVAN Verlag. Nun endlich kann sie loslassen, um ein neues Spannungsgeflecht für uns zu verdichten. Sie verrät schon einmal worum es diesmal geht: „Es wird wieder eine Mischung aus Fakten und Fiktion sein. Terror und Umweltkatastrophen sind das Thema.“
Petra Elsner
Gitta Mikati, Roman „Berlin Beirut. Eine Lüge zu viel“, 256 Seiten, erschienen bei DIVAN, Klappenbroschur, 15,90 Euro, ISBN: 978-3-86327-036-0
„Von der Stille des Winters“ – druckfrisch aus der Druckerei.
Neu auf dem Büchermarkt
Die Bücher sind da. Bei dem Anblick bin ich wirklich glücklich und: still. Ich hoffe, Ihr habt Freude an diesen Winter- und Weihnachtsgeschichten aus der Uckermark, dem Barnim und Berlin… bin gespannt.
Wenn das Jahr seinen dunklen Mantel überstreift, beginnt die Zeit der Legenden und Geheimnisse. Seit 19 Jahren bin ich ihnen auf der Spur und schreibe jedes Jahr eine neue weihnachtliche Geschichte. Und das kam so:
Das Mädchen Mo
Mo liebte es zu Kochen und Schlagzeug zu spielen. Sie sammelte Puppen und ihre Leidenschaft galt eher den Frauen. Wohl deshalb hatte sie Thüringen verlassen und sich im Dschungel Berlins versteckt. Aber Weihnachten musste sie unbedingt in den Schoß der Familie schlüpfen – das war heilig. 1995 klappte das nicht. Sie bekam keinen Urlaub und musste im „Briefe an Felice“ kochen. Dort hatte ich in besagtem Jahr eine Ausstellung mit meinen Arbeiten: Beize auf Packpapier hängen. Und eine dieser Nachtgestalten hatte es Mo so angetan, dass sie mich immer wieder nötigte, sie brauche dieses Bild, habe aber kein Geld. Ich lächelte dazu nur milde, ich hatte auch keins.
Tage vor Weihnachten hockte Mo in unserer gemeinsamen Stammkneipe um die Ecke, die damals noch Fiasko hieß und heulte. Sie hatte Heimweh nach ihrem Puderzuckerstädtchen. Umso näher das Fest rückte, desto unleidlicher wurde die junge Frau. Heilig Abend in der Nacht. Mo hatte längst Kochschluss und lümmelte träge am Fiasko-Tresen. Ich hatte nachmittags den „Schlagzeuger auf dem Mond“ eingepackt und als wir gegen 23 Uhr den Szeneladen betraten, rutschte Mo vom Hocker, griff sich das Paket und verließ mit einem „Oh, da kommt ja mein Weihnachtsgeschenk!“ – ohne ein weiteres Wort das Quartier. Nach diesem Erlebnis begann ich meine Weihnachtsgeschichten zu schreiben, die allermeisten habe ich erfunden und nicht wie diese selbst erlebt. (pe, diese Begebenheit ist nicht im Buch enthalten.)
Das Buchcover „Von der Stille des Winters“
Erhältlich ist das Buch über diese Koordinaten:
Petra Elsner, „Von der Stille des Winters“, Hardcover, 92 Seiten, 2. stark erweiterte Auflage (des Dezemberlesebuches), zahlreiche Illustrationen von Petra Elsner, ISBN: 978-3-943487-79-4, Preis: 19,99 Euro, erschienen in der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk Angermünde, heute in Schwedt
Mein kindlicher Kobold für die Sagenspiele. Zeichnung: Petra Elsner
Wie alles begann:
Bei einem Atelierbesuch zweier Lehrerinnen im vergangenen Winter fragten mich die Frauen, ob ich auch in Schulen lesen würde. Ja, na klar. Aber plötzlich wurde im Oktober aus der Lesung ein PROJEKT. Hm. Das hatte ich noch nicht, aber morgen ist gewissermaßen das Debüt dazu. Es hat ein wenig mehr Vorbereitung gebraucht. Nicht der Texte wegen. Die waren ja längst geschrieben. Es brauchte für die Grundschüler verschiedene Ausmalblätter zu einer Bernauer Sage und zwei Figuren – einen kindlichen Kobold und eine zarte Fee – die als Sympathieträger und Zugang zu den alten Sagen fungieren. Drückt mir die Daumen…
Zeichnungen und Geschichten zur Winterzeit. Ein Artikel im Märkischen Markt.
Der Pressetext:
Geschenkbuch „Von der Stille des Winters“
Seit 19 Jahren schreibt die Autorin und Illustratorin Petra Elsner Weihnachtsgeschichten für den Märkischen Markt und das wird auch dieses Jahr wieder so sein. Wie es dazu kam, dass sie Weihnachtsgeschichten erfinden wollte, erklärt sie so:
„Wenn es am 24. Dezember endlich dämmerte, zog mein Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern um die Höfe und spielte mit uns unterwegs: ‚Wer entdeckt den ersten Weihnachtsbaum hinter den Fenstern?‘ Danach begannen wir Mädchen zu betteln: ‚Ach, Vati, erzähl uns doch eine Geschichte!‘ Und er begann uns jedes Jahr wieder mit dieser Endlosgeschichte zu foppen: ‚Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Da sagten die Söhne, Vater erzähl uns eine Geschichte. Da fing der Vater an: Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne …‘ Ich glaube, er kannte keine andere Geschichte. Wir Kinder waren immer einigermaßen froh, wenn der Spaziergang gegen 16 Uhr endete und uns ein Glöckchen ins Weihnachtzimmer rief, wo eine prächtige Kiefer, geschmückt mit roten Kugeln, Lametta, weißen Lichtern und funkelnden Wunderkerzen, uns erwartete. Dieses Anstaunen des funkelnden Baumes war für mich der schönste Moment vom ganzen Fest, bei dem die gesamte Familie beieinander war, die Alten und die Jungen. Es gab knusprige Nussplätzchen und selbstgebackenen Stollen. Oma sang mit brüchiger Stimme ‚Stille Nacht…‘ und Mama zupfte dazu die Laute. Es blieb für zwei Generationen genauso.Als meine Eltern nicht mehr lebten, begann ich Weihnachtsgeschichten zu erfinden. Mein Sohn war längst erwachsen, doch ich hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas in diese Zeit zu legen – eine freundliche Zutat für ein festliches Miteinander. Erst für Freunde, dann auch für Zeitungsleser, jedes Jahr eine neue und so kam es, dass ich mit diesen Geschichten in die Advents- und Weihnachtszeit anderer Familien geriet.“
Alle diese Geschichten erschienen 2013 zunächst mit Softcover in der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk Angermünde als „Dezemberlesebuch“. Die Auflage ist inzwischen vergriffen. Nun kommt es Ende November 2016 zu einer stark erweiterten Neuherausgabe mit Hardcover und Lesezeichenbändchen. Sie erscheint unter dem Titel: „Von der Stille des Winters“. Die Geschichten spielen in der Uckermark, dem Barnim und der Stadt Berlin. Es sind berührende, besinnliche, festliche, frohstimmende Erzählungen und moderne Märchen, die sich hier zu einem heimatlichen Lese- und Geschenkbuch für die ganze Familie versammelt haben.
Ab Ende November 2016:
Petra Elsner: „Von der Stille des Winters“, Winter-, Weihnachts- und Jahresendgeschichten, 92 Seiten, Hardcover, mit zahlreichen Illustrationen der Autorin, Preis: 19,99 Euro, ISBN 978-3-943487-79-4
So wird es aussehen – das neue Cover zu meinem komplett überarbeiteten Winter-Weihnachtsbuch. Es wird mehr als nur eine erweiterte, zweite Auflage des Dezemberlesebuches sein. Unterwegs entpuppt sich die Anreicherung des Buches als Neuherausgabe mit neuem Titel, mehr Geschichten, Hardcover und Lesezeichenbändchen. Der Verlag hat sich wahrlich Mühe mit dem Geschenkbuch gegeben! Ende November kommt das Buch für die ganze Familie aus der Druckerei.
Das Atelier gleicht einem Chaoshaufen. Ich packe für den Winterlichen Scheunenmarkt in Annenwalde. Und wäre da nicht diese logistische Klippe zu nehmen, ich wäre in ungetrübter Vorfreude. Denn nicht nur für die Besucher des feinen Arrangements in der großen Gestütsscheune ist der morgige Tag ein stimmiges Erlebnis, auch für mich selbst. Es ist der Tag an dem für mich die Adventszeit anklingt. Die Neuherausgabe meiner Winter- und Weihnachtsgeschichten wird da noch nicht vorliegen. Mittwoch konnte die Korrektur abgeschlossen werden, Ende November wird es dann erhältlich sein. Hardcover, neuer Titel, neue Gestaltung, die das „alte“ Dezemberlesebuch in sich aufnimmt, sechs neue Geschichten reichern das Werk an. Morgen, am 19. November 2016, bin ich in der Zeit von 11 bis 18 Uhr, bei Kitty Weitcamps „Winterlichen Scheunenmarkt“ mit einem Stand dabei. Im Gepäck habe ich Bilder, Cartoons, alle meine noch erhältlichen Bücher („Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“, „Wallos seltsame Reise“, „Meander Memolos Zeitloch“, „Der Schatz der Baumriesen“, „Stumme Gänse – Gans köstlich“, „Vom Duft der warmen Zeit“), handgebauten Künstlerheftchen und vier Rabenkaten. Vielleicht sieht man sich.
Morgen lese ich wieder einmal aus „Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“ in der AWO von Finow. Ich habe dafür meine Illus zu den Geschichten ausgedruckt und laminiert. So können die Blätter während der Lesung von Hand zu Hand gehen. Hier eine Leseprobe:
Die Geistereichen Zeichnung: Petra Elsner
Die Geistereichen:
In einer Vollmondnacht erwachten plötzlich die Blitzgetroffenen zu neuem Leben. Sie scharrten mit ihren losen Wurzeln und schauten einander staunend an: der brüchige Galgen, der schwere Mooshammer und die bucklige Riesennase. Dort, wo die Drei standen, an einem Kreuzpunkt über Wasseradern, wuchsen sie seit über 600 Jahren zu mächtigen Bäumen heran, die allerdings wie Blitzableiter wirkten. Unzählige Male durchzuckten ihre Stämme feurige Schläge, bis sie, gespalten und geköpft, leblos in den Himmel stachen. Ihr morsches Holz zog mit der Zeit ein Moosgewand an, und aus ihren Aststümpfen grinsten Geisterfratzen.
In jener Oktobernacht betrat ein Einhorn schnaufend die Lichtung. Sein Atem dampfte, und es tänzelte nervös auf der Stelle. Seit sieben Jahren kam der weiße Hengst stets in der ersten kalten Herbstnacht an diesen Ort, um nach einer Stute zu rufen, doch nie wurde er bisher erhört. Statt einer schönen Gefährtin holte sein sehnsüchtiger Schrei immer etwas Seltsames ins wirkliche Leben zurück: eine vergessene Blume, einen weisen Druiden, ein Elfenkäuzchen. Dieses Mal weckte er die toten Eichen.
Zu ihrer Verwunderung konnten sich die Blitzgetroffenen bewegen, und da sie nur diese Lichtung kannten, schlürften sie einfach knarrend und sehr neugierig durch den Schorfheidewald. Nein, das Schreiten waren sie wirklich nicht gewohnt. Sie schaukelten und stolperten bedrohlich durch Hochwald und Schonungen. Die Stümpfe der Blitzgetroffenen fegten Nester aus den Büschen, ihre Wurzelfüße durchkämmten den Boden und ließen eine wüste Schneise hinter sich zurück. Schauerlich raunten sie in die Finsternis: „Zur Seite, hier kommen wir, die Geister-Eichen!“
Mit dem Morgengrauen war der Spuk vorbei. Dort, wo die schwarz-grünen Ungetüme das erste Licht traf, rührten sie sich nicht mehr von der Stelle und jene, die dem Schauspiel ängstlich beiwohnten, atmeten erleichtert auf.
Doch nur für ein Weilchen, denn zur nächsten Mitternacht erwachten die Eichen wieder, und polterten abermals ziellos durch den Wald. Seit dieser Nacht fürchteten sich die Geschöpfe des Waldes vor dem brüchigen Galgen, dem schweren Mooshammer und der buckligen Riesennase.
Das Einhorn drückte ein schlechtes Gewissen und zeigte sich niemandem, denn es fühlte sich für das Treiben der Geister-Eichen verantwortlich. Was, wenn der Hengst heute Nacht wiederholt den Mond anrufen würde? Noch niemals hatte er seinen Liebesschrei zweimal im Jahr ausgestoßen. Der Vollmond war längs zum Ei geschmolzen und somit der Zauber der ersten Frostnacht gewiss erloschen. Aber was könnte schon geschehen? Der Hengst hoffte, irgendwie den Zauber auszutauschen.
Zur Mitternacht betrat er scheu die helle Lichtung. Aus der Ferne hörte er das Poltern der Eichen. Das Einhorn stieg auf seine Hinterhufe und röhrte mit der ganzen Kraft seines Leibes ´gen Nachthimmel, flehend, aber nichts geschah. Oder doch? Nein, sein Echo sprang nur noch von Baumwipfel zu Baumwipfel. Er schnaubte und tänzelte, um schließlich ein drittes Mal zu einem Schrei anzuheben. Der war so steinerweichend, dass alles um ihn herum zu weinen begann. Tausende von Tropfen tränkten wie Tau Landschaft und Boden, und da riss plötzlich die Finsternis auf, und eine weiße Stute betrat den magischen Kreis. Gleißendes Licht umschmeichelte die gehörnten Rösser, die sodann auf nimmer Wiedersehen im Glück verschwanden. Als die Dunkelheit an den Ort zurückfand, standen der brüchige Galgen, der schwere Mooshammer und die bucklige Riesennase wieder still und steif an ihren alten Plätzen, so als wäre nie etwas geschehen.
Petra Elsner
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Den Ausflug in die zwei Jahre kurz nach dem Mauerfall will ich hiermit beenden. Ihr wisst jetzt, es gibt dieses 100-Seiten-Notat, das im März 1992 endet. Wen das der Analyse wegen interessiert, der sollte sich einfach an mich wenden. Beim Nachlesen heute, bemerkte ich, es ist mir nicht mehr so nah, weil längst Geschichte. Ich stecke inzwischen in einem komplett anderen Leben. Nur manchmal, zu einem Datum wie den 4. November (die große Demo auf dem Alex 1989) tut das noch weh und eine große Sehnsucht nach den Träumen der Wende platzt auf.
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