Morgenstunde (390. Blog-Notat)

Gestern von Kraft geträumt und sogar mit dem Rasenmäher einen Weg durch das Gartenland gefräst. Wie unterschiedlich die Tage doch laufen. Heute flau, morgen wow, nicht gerade sportlich, aber immerhin – in Bewegung. Ich weiß nicht, was meine Lunge so beeinträchtigt hat: das Chlor im Wasser (ich habe als Kind Leistungssport als Schwimmerin betrieben, war täglich 4 bis 6 Stunden im Wasser), die Nitroverdünnung, mit der ich als Lehrling Drucksiebe auswaschen musste, der Feinstaub in den Straßen Berlins – Zellen vergessen nie… und natürlich das Nikotin bis noch vor 14 Jahren – vielleicht ist es der Mix, aber weshalb an manchen Tagen fast gar nichts geht und an anderen es besser ist auf flachem Niveau, es wird mir ein Rätsel bleiben.
Kurz vor Sonnenuntergang hab ich mir die Kamera geschnappt und bin langsam zur Wiesenlandseite des Dorfes gelaufen.  Der Regen hatte sich gerade verzogen und die Luft war frisch. Linkerhand frohlockte beim der Dorfaue ein Polterabend. Ich nahm den rechten Zugang. Vor dem „Mittelpunkt der Erde“ standen zwei Frauen und plauderten. In der Gaststätte tagte der Kulturverein, aus dem ich mich für die Corona-Zeit zurückgezogen habe. In geschlossenen Räumen, dass geht für mich einfach noch nicht (wir empfangen derzeit unsere wenigen Gäste auch ausschließlich auf der Terrasse unter dem Glasdach). Sie wollten mich am liebsten unterhaken und mit hineinnehmen, aber ich drehte mit feuchten Augen ab, dem einen Bild entgegen, was noch ging, bevor eine dicke Wolkenfront das Naturschauspiel bedeckte. Corona macht Lungenkranke einsam und das Verständnis dafür, hält sich in Grenzen. Leider.

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Morgenstunde (389. Blog-Notat)

Handgefertigte Vorlesemappe mit einer goldenen Dreierspirale, der keltischen Triskele, die steht für Werden, Sein und Vergehen.

Schon wieder Freitag, wo ist die Woche hin? Mau verrauscht. Na immerhin ist das Lyrik-Bändchen geworden. Ich hatte mir gestern gerade die neue Vorlesemappe für das Museumsfest in Ruhlsdorf gebaut, wo die Museumsbroschüre mit einer neuen Geschichte von mir Premiere haben sollte, da wurde das ganze erst mal wieder ABGESAGT. Die Infektionslage… Nun liegt das gedruckte Büchlein beim dortigen Heimatverein rum und wartet auf einen ersten öffentlichen Auftritt. Das PDF sieht gut aus, man kann sich darauf freuen, aber ich bin nicht der Herausgeber und darf so nix zeigen. Dieses verflixte 2020. Trotzdem gab es etwas Schönes in diesen Tagen. Wir haben am Mittwoch die dicke Grafik-Mappe nach Eberswalde gebracht und die Schenkung meiner Sagen-Serie vollzogen. Ich hatte dabei eine stille Freude in mir, denn ich bin davon überzeugt, dass die Sachen im Regionalmuseum in den richtigen Händen liegen. Das Wochenende wird wieder dem Imkergatten gehören. Er wird seine Wanderbienen heimholen, platzieren und füttern. Da ist was los auf dem Hof. Habt alle miteinander ein entspanntes Herbstwochenende! Ich bau‘ derweil weiter Künstler-Bücher und feg die Spinnen aus dem Haus 😊.

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Morgenstunde (388. Blog-Notat)

Der Einband zum nächsten handgefertigten Künstler-Schmöker ist seit gestern soweit.  Für die Ausstattung hab ich Kleinigkeiten gezeichnet. Ansonsten liest sich alles wieder auf feinem Naturkarton in getöntem Weiß. Mit dem Layout des Innenteils bin ich gerade fertig, es fehlt nur noch die Fadenbindung, die kommt gleich nach dem nächsten Kaffee. Dann versammelt mein zweites handgefertigtes Poesie-Bändchen die Lyrik-Krümel der Jahre 2018 bis 2020. Reichlich 50 kleine Gedichte. Stimmungslichter. 

Ich musste leider in den letzten Tagen begreifen, dass das offene Wort über das Endstadium einer Krankheit Menschen sehr oft verschreckt, die meisten jedenfalls. Aber wer nicht spricht, schürt die Angst, was ich nicht als hilfreich empfinde. Deshalb sind mir diese Lyrik-Krümel besonders wichtig, denn sie sagen etwas vorsichtiger, worum das Leben sich gerade dreht. Es ist die dritte Künstlerheft-Veröffentlichung, die in der Corona-Zeit aus meinem Atelier heraus entstanden ist, die anderen Dinge außerhalb, lassen auf sich warten, das habe ich nicht in der Hand…PS: Das Bändchen “Eine Handvoll Lykik II” ist für 10 € bei mir im Atelier zu haben zzgl. Versand von 1,55 €.

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Morgenstunde (387. Blog-Notat)

Es ist ein kleines Wunder, was ein Menschenleben erträgt. Aber wenn es mager und beschädigt ist, kein Tanz mehr möglich, keine Liebesnacht, nur ein schwindendes Dasein, dann fragt es sich: Macht es noch Sinn? Selbst der Heiterste kommt um diese Frage nicht herum, ob er es auslebt oder selbst Hand anlegt. Als sich diese Frage in mir anstimmte, machte sie mich unglaublich traurig. Jetzt schon? Sie kam ganz sacht, wie ein leiser Zweifel, wuchs zum Grummeln, bis sie sich demonstrativ in meinen Weg stellte und mich nötigte, sie zu beantworten. Eigentlich wollte ich mir einen schönen Baum suchen, wenn es soweit ist, aber ehrlich, ich wäre sowieso nicht mehr rauf gekommen, um in die Schlinge zu springen. Und schließlich kann man den Liebsten nicht bitten, mir die Leiter zu dem Baum zu tragen. Um so etwas darf niemand seine Liebe bitten. Niemals! Aber plötzlich und unerwartet, war da diese Neugier in mir, zu sehen, wie das Leben im Übergang ist. Die Pforte dahin hatte ich längst passiert, aber wie lebt es sich auf der letzten Stufe vor dem Fall ins Licht oder ist es doch nur das große Nichts? Das wird sich nicht klären lassen, aber das lautlose Gehen. Ich habe mich immer schon gefragt, weshalb sich die Alten so heimlich zurückziehen und dabei regelrecht unsichtbar werden. Jetzt weiß ich es. Es ist nicht die Scham zu welken, die anderen, die Lebenstüchtigen gehen einem einfach auf den Geist. Sie nerven mit ihrer Kraft und ihrem Tempo. Und sie schauen einen an, als wären Alter und Krankheit etwas, dass ihnen niemals widerfahren würde. Hah., glaubte ich auch – einst. Als junges Mädchen beobachtete ich eine arg zerknitterte alte Frau in der Berliner S-Bahn und dachte über diese Furchen in ihrem Gesicht: die müssten doch weh tun. Tun sie nicht. Aber wenn Lunge „vergisst“, verbrauchte Luft wieder auszuatmen, dann wird gruslig. Angst ist jetzt ganz schlecht. Ruhig atmen, die Angst weg atmen, sich ablenken. Eine Buchseite lesen, ein Wimmelbild betrachten, einen Brief schreiben. Menschen mit COPD Stufe IV und obendrauf ein diffuses Asthma haben nicht mehr viel Lebenszeit, wieviel genau lässt sich nicht sagen. Vielleicht eine Handvoll Jahre, eher weniger. Ich versuche gegenzusteuern mit Atemtraining, leichter Gymnastik, gesunder Ernährung, trotzdem schreitet der Prozess voran und ich würde lügen, wenn ich hier erzählen würde, dass ich mich nicht fürchte. Aber damit kann ich nicht andauernd meine Zeit verbringen. Es gibt gute Zeitfenster, in denen ich all das vergesse und arbeite, auch körperlich, selbst wenn ich sehr rasch hochrot dabei werde und schnaufe. Ich bin nicht so der Hängemattentyp. Aber dann gibt die anderen Tage, da steh ich schon nach wenigen Schritten und japse wie eine alte Dampflok. Das treibt mir Tränen in die Augen und die bange Frage ins Herz: Wie lange noch? Das Rätsel ist nicht zu erraten, schiebt mir aber das Dunkel ins Hirn, ach, das verbraucht nur Zeit. Ich seufzte in Lyrik-Krümeln oder trinke an solchen Abenden zu viel von dem kühlen Wein, was solls.

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Morgenstunde (386. Blog-Notat)

Heute ist der große Tag: Das Kurtschlager Gold läuft gerade aus dem blanken Edelstahlgefäß in die Gläser. Herrlich! Nach acht Wochen Reifezeit und einem nicht enden wollenden Rührprozess hat der Imkergatte gesagt: „Der Honig meint, er kann jetzt abgefüllt werden.“ Auf die Etiketten soll ich „Sommertrachthonig“ schreiben, denn es ist mehr als Sommerblüten drin, sondern auch Waldhonig (Blatthonig), was ihm eine besondere Note verleiht: voll aromatisch, nicht streng. Ich bin begeistert und ich denke, die Honigkunden des Imkers werden es auch sein. Ab morgen könnt Ihr gerne bei uns läuten, das Kurtschlager Gold steht dann bereit! Ich werde jetzt mal die Etiketten schneiden und die ersten 80 Gläser etikettieren…

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Morgenstunde (385. Blog-Notat)

Die ersten 40 Künstlerhefte zum 9. Titel der KURTSCHLAGER EDITION sind schon mal gebaut. Das Wetter passt bestens dazu, da ruft nichts anderes. Es herbstelt eben und es folgt Rückzug ins Innere. Das ist die Zeit, in der ich Platz für Neues im Atelier zu schaffen muss, damit überhaupt noch was reingeht 😊. Nein, es ist noch nicht so weit, dass ich mit den Bildern die Zimmerdecke täfeln muss, so wie es mein Maler-Großvater tat, weil er einfach nicht mehr wusste wohin. Aber, aber… Also packe ich besser weg und schichte um. Für die O-Grafik zu meinen Barnimer Sagenbearbeitungen hab ich z.B. eine Schenkungsurkunde fürs Regionalmuseum in Eberswalde angefertigt. Nächste Woche werde ich die Mappe mit den 25 Zeichnungen und den dazugehörigen Druckerzeugnissen übergeben. Dort bleibt die Serie beieinander und verliert nicht durch Einzelverkäufe ihren Wert. Manches soll man besser selbst und mit warmen Händen erledigen, geplant hatte ich das schon lange, nun ist es soweit. Die Alu-Rahmen behalte ich, da kann dann was Neues rein…

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Morgenstunde (384. Blog-Notat)

Die Tischrunde hat sich wieder aufgelöst, obwohl wir noch lange hätten weitersprechen können. Es gab in den dreieinhalb Sonntagsstunden mit unseren Besuchern aus Vielitzsee und Thüringen so gar keinen Grund nach der Uhr zu sehen, außer dafür, dass die Vier ihren Anschlusstermin in Templin nicht verpassten. Für sie bin ich morgens auf die Leiter gestiegen und habe die Märchenbanner in den Lesegarten gehängt, wobei mir fasst die Puste ausging, weil die Atemsprays noch nicht wirkten. Wir waren nach dem Literaturfest einfach nicht früh genug aus den Federn gekommen. Das muss ich endlich lernen – körperliche Arbeit besser einzuteilen. Aber gut, da hab ich ein Weilchen geschnauft, konnte aber schon wieder Quasseln, als die Gäste eintrafen und sich umsahen. Ich bekam zwei feine Bücher (die ich hier später noch besprechen werde) und schönstes Gartengemüse geschenkt. Besser geht nicht. Ein wohltuendes Gespräch schloss sich an, aus dem echtes Interesse füreinander wuchs. In dieser Plauderrunde durfte ich viel über die komplizierte Existenz von Kleinverlegern erfahren. Ein Austausch, der mich nachdenklich zurückließ. Wie wird der Büchermarkt in einer Handvoll Jahren aussehen? Können sich die kleinen, seriösen Verlage in der öffentlichen Wahrnehmung halten oder werden sie subtile Ausschlussmechanismen zukünftig in ein Schattendasein oder gar zum Aufgeben zwingen? Und welche kulturellen Auswirkungen wird das für unser Land haben? Die kulturelle Vielfalt gehört im Verlagsbereich bald auf die Rote Liste der schützenswerten „Arten“. Und weiter, kann es gelingen die unter Vierzigjährigen aus ihren diversen Filterblasen wieder herauszuholen? Wenn ja, WIE? Vielleicht über das Bücherlesen. Ich bin skeptisch, denn es wird einfach inzwischen zu wenig gelesen. Ich bekomme sehr oft von Veranstaltern gesagt: „Ach, können Sie in Ihrer Lesung immer nach 15 Minuten eine Pause machen? Die Konzentration lässt bei unseren Gästen zu schnell nach.“ Abgesehen davon, dass solche Pausen den Spannungsbogen zerreißen, gelingt es so eben nicht, den Zuhörer wirklich mitzunehmen, gedanklich anzustoßen, aufzurütteln… oder was auch immer. Es greift alles ineinander: Wer nicht mehr liest, der kann schlussendlich auch nicht mehr zuhören. Die Lebensumstände sind im Fluss, vielleicht sogar im Sturzbach und wir Büchermacher sind wohl langsam Treibgut.

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Morgenstunde (383. Blog-Notat)

Ein Abgang wie ein Paukenschlag war das gestern. Am Ende der dritten Kurzgeschichte wehte eine kräftige Böe die Seitenplane der Lesebühne so hart gegen den Verstärker, dass das hochbeinige Teil krachend zu Boden ging und aus wars. Ich hatte Glück, dass der Klotz dicht neben mich fiel und nicht auf mich… Nach dem ersten Schreck ging ich auf die Zuhörer zu und las die drei Schlusszeilen der Geschichte ohne Mikro. Kaum später schmiss es die ersten Tropfen. Mit Müh und Not haben wir die Bücher vom Stand noch trocken verstauen können. Dann löste sich der erste Teil des Wandlitzer Literaturfestes auf und ein Gewitter mit Platzregen ging nieder. Den Letzten beißen eben die Hunde, aber es war ein Tag mit guten Begegnungen und einer großen Überraschung: Jenes Paar, welches das Bild „Kraniche im Glück“ vor 14 Tagen als Leihgabe aus dem Atelier mitnahm, hat mir die Kaufsumme am Bücher-Stand übergeben. Ich muss ziemlich albern aus der Wäsche geguckt haben, denn mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht damit. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Ich staune voller Freude.

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Morgenstunde (382. Blog-Notat)

Morgen, am 22. August, startet ab 14 Uhr das 3. Literaturfest in Wandlitz und natürlich hoffen wirklich alle, dass dann die angesagte Gewitterfront durchgezogen sein wird und ein trockener Himmel über unseren Ständen im Freien lichtblau leuchtet. Gastgeberin ist die Buchhandlung von Melanie Brauchler, die neben Lesungen im Zelt auch einen kleinen Regionalmarkt ins Geschehen einbinden wird. Der Buchladen in der Prenzlauer Chaussee 167 und der Parkplatz dahinter sind der Ort des Geschehens. Ich werde dort mit einem Bücher-Tisch und einer Cartoon-Kiste vertreten sein. Im Lese-Zelt bin ich mit vier Kurzgeschichten ab 16.30 Uhr dran. Also bitte, alle die Daumen drücken, dass uns das Wetter die Sache nicht verhagelt… 😊. DANKE!

Der Kalender für das nächste Jahr ist noch nicht dabei, aber der Verlag hat nun die Drucklegung für September 2020 zugesagt. Wer will kann aber schon in der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk in Schwedt an der Oder per Telefon: 03332 8334810 oder per Mail: info@buchschmook.de VORBESTELLEN. Hier kommt schon mal der Werbeflyer…

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Morgenstunde (381. Blog-Notat)

Der Sanddorn reift im Garten und die ersten Schwalben ziehen. Es klopft schon wieder die Zeit des Abschieds an die Tür. Aber noch nicht, noch genießen wie den späten Sommer mit Gästen. Neun Stunden haben wir gestern mit zwei Lieblingsmenschen gequasselt, bis wir alle Knoten in der Zunge hatten. Es ist so wohltuend Freunde bei sich zu haben, die fast alles wissen, denen man nichts erklären muss, sondern nur Resümieren, Sezieren, Phantasieren, nach vorne Denken, das alte Unbekannte spiegeln. Halt die Kriege unserer Großeltern und Eltern in uns verwundert einander erzählen und auch darüber sprechen, wie man sie loswird. Wir sind die Generation im Familienzyklus, die spricht, weil das große Schweigen einfach nicht auszuhalten ist. Denn wir haben Lasten in uns, die uns nicht gehören, an denen wir aber schwer tragen. Es war eine Begegnung, wie sie reicher nicht sein kann, im Pendel zwischen Frohsinn und Schmerz. Solche Tage machen leicht, weil alles raus ist und nichts mehr drückt. Wer solche Freunde hat, braucht keinen Therapeuten 😊.

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