Morgenstunde (402. Blog-Notat)

„Großmutter, was hast Du für große Ohren…“ – so fühlte ich mich gestern, nach den vielen, vielen Glückwunsch-Telefonaten. Es ging den ganzen Tag so und während ich sprach oder lauschte, landeten wieder weitere Gratulanten auf der Box. Einzig in der Kaffeezeit mit unseren Nachbarn, klingelte es nicht so ununterbrochen, danach hab ich den Liebsten auf ein Feierabendbier weggeschickt, wir kamen eh zu nix… Jedes Jahr wird es schlimmer mit den Anrufen, auch wenn sie herzlich gemeint sind, sie sind einfach zu lang und besetzen komplett den Tag. Es gab Zeiten, da fand man die Glückwünsche im Postkasten vor (drei hatte ich davon diesmal noch) und konnte sich still daran erfreuen, später noch einmal nachlesen und sich in der Feierzeit ganz seinen Gästen bzw. der Familie zuwenden. Als der Liebste zurückkam saß ich knülle mit den „großen“ Ohren auf dem Sofa und schaltete nur noch die Doku „Wir Ostdeutschen“ von Lutz Pehnert ein, das hätte ich wahrscheinlich sonst nicht gemacht… ABER da hätte ich dann doch etwas verpasst, denn DAS ist der einzige Filmbericht, den ich bisher über die ostdeutschen Befindlichkeiten gesehen habe, der es haarscharf tritt. Es ist der Versuch mit unbelasteten Protagonisten glaubhaft zu erklären, dass eine ganze Gesellschaft plötzlich vor dem Nichts stand, ohne gute Aussichten, mit schwerem Autoritätsverlust der Elternschaft und in der Berufswelt und was das bedeutete und wie es nachwirkt, das erzählt diese empfehlenswerte Doku. Ich selbst hatte 1992 als ich die Nachrichtenbilder von dem rechtsradikalen Mopp vor der brennenden Unterkunft vietnamesischer Vertragsarbeiter in Lichtenhagen sah, begonnen, mein Wissen aufzuschreiben. In Form eines Jugendromans mit zwei Helden aus der linken und der rechten Szene. Ich war zur Wende Print-Jugendredakteurin, kannte mich in beiden Lagern aus und glaubte, die Brisanz des Themas müsste doch hinreichendes Interesse auslösen. Aber nee: „Müssen wir Sie kennen, Frau Elsner?“, war eine gedehnte Frage eines westdeutschen Entscheiders. Mussten und wollten sie nicht. Das Buch erschien nicht in Deutschland. Was hatte die Ostdeutsche auch schon zu sagen, allein die Griechen fanden es wichtig genug, übersetzten den Stoff und brachten das kleine Buch heraus. Wir haben alle diese oder jene Geringschätzung oder Ablehnung erfahren und eben das wirkt nach – lange.
Ich bin jedenfalls froh, dass es diesen Filmbericht gibt, er ist ein Anfang ehrlicher und nicht tendenzieller Analyse. Danke dafür.

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Morgenstunde (401. Blog-Notat)

Die letzte Septemberwoche enthielt erste Versuche auf Instagram, wofür ich wieder mit dem IPhone arbeiten musste.  Für eine im Funkloch geschieht da schon Kurioses beim Bilder bearbeiten. Wie dreht man ein Foto? Ich fummle mich durch die Werkzeuge und stelle fest, es geht nur bis zu 45 Grad. Also anders fotografieren. Und wie löscht man Bilder auf Instergram? Über PC geht das gar nicht, also wieder nur mit dem Handy (ist mir echt zu winzig!). Aha: Löschen geht dann dort über die drei Punkte und dort auf Löschen klicken. Nicht schwer, aber es verwirrt mich, dass ich nicht über den PC dran kann. Ist echt umständlich für mich, also jetzt alles doppelt: Foto mit Kamera für den Blog (die Bilder werden einfach besser) und Foto mit Smartphone für Instergram…herrje.  Und ich sehe, hier macht man alles gaaaaanz anders: Die Bilddarstellungen von Originalen sind dort immer irgendwie angeschnitten, ausgeschnitten oder bewusst mit stürzenden Linien fotografiert, offenbar, damit man sie nicht klauen und ungefragt weiter verwerten kann. Mancher stellt sogar eine hässliche Vase vor sein Gemälde oder legt seine Hand auf das Motiv. Böse Welt. Ich versuche es trotzdem, weil ich bemerkt habe, dass ich mich auf FB ausschließlich in einer Blase der Ü45er Baujahre befinde. Ist ganz friedlich darin, aber die Arbeiten werden so zu wenig von jüngeren Menschen gesehen. Deshalb Instergram. Ich lerne, damit meine Bücher/Bilder auch bei jüngeren Lesern ankommen. Vielleicht. Dafür hab ich gestern diese sechs nicht ganz so tollen Handy-Fotos gemacht, die ich hier mal in die Galerie stelle. Das Besondere daran ist, es liegt immer eine originale Illustration aus diesem Buch dabei. Ob das nun sinnstiftend sein wird, ich weiß es nicht, versuche es halt…Kommt gut in diese Woche.

 

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Morgenstunde (400. Blog-Notat)

„Na, dit Jeschäft in der Telefonzelle wird wohl nix !“ So oder so ähnlich kommentierte ein Tornower den Aufbau des ausrangierten Telekom-Möbels im Vorbeiradeln. Sollte ja auch kein Geschäft werden – dieser Mini-Ort. In ihm ging es früher ums Sprechen, jetzt geht es ums Lesen und Büchertauschen. Die Akteure nennen ihn: Dorfbücherei. Samstag wurde sie bei Starkregen eröffnet und wieder der stille Zweifel im Voraus – was wird das denn (bei diesem Wetter)? Das große Zelt hatte nur zur Windrichtung eine Seitenwand bekommen und war so Corona-korrekt belüftet. Zu meiner großen Überraschung kamen dann doch etliche wetterfeste Bürger gegen 15 Uhr. Aus Respekt vor der Gemeinschaftsleistung, die von Ortsvorsteherin Anja Wunderlich inspiriert, animiert und erbeten wurde. Die Einen bauten das Fundament, die Anderen spendeten Geld oder gute Bücher, wieder andere bauten schicke Regale und die zwei Frauen, Anja und Freundin Käti strichen das alte Magenta und den Rost weg und nun passt die Zelle in die Dorflandschaft ohne Augenschmerzen zu bereiten. Im Gegenteil, ein Schmuckstück ist sie geworden und nach dem Festakt unterm Zelt, hat Anja sie für immer und jeden aufgeschlossen. Das Sichten und Blättern in dem Bücherschatz werden später folgen, wenn‘s wieder trocken ist. Unter dem Zelt herrschte ein entspanntes Beieinander, drüber prasselte der Regen eine wilde Geräuschkulisse. Nach den offiziellen Worten der Ortsvorsteherin spielte der unvergleichliche Michael Seidel (Musik-Comedian, TV-Macher) Schifferklavier und sang dazu das Feierabendlied „Drei Zigeuner“ und „Die Gedanken sind frei“, ich las drumherum drei Kurzgeschichten und alle hatten wirklich Spaß miteinander. Selten genug in dieser Zeit. Das Zelt hat den Windböen standgehalten und gegen die lautstarken Tropfen hatten wir Verstärker und das Mikro dabei. Mit anderen Worten, wir alle haben das Beste aus der Situation gemacht. Für Helfer und Akteure gabs dann anschließend noch Glühwein und Bratwürste aus der Pfanne in einer kleinen launigen Runde in der Wunderlich-Scheune. Herrlich und draußen wütete das Wetter…

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Morgenstunde (399. Blog-Notat)

Heute Nacht röhrten die Rothirsche in der Schorfheide. Zwischen Schluft und Döllner Heide lieferten sie sich kurz vor Mitternacht ihr erstes herbstliches Duell. Lange haben wir das nicht mehr gehört, weil die letzten September einfach zu warm waren. Und auch dieses Jahr ist es dafür eigentlich noch nicht kalt genug, doch offenbar spürten sie schon den heranziehenden Regen und die folgende Abkühlung. Wir saßen draußen unter dem Vordach in der Nacht und lächelten staunend zu diesem Rufen zur Brunftzeit. Es ist einfach schön, der Natur zu lauschen. Aus diesem Erleben nähren sich meine regionalen Geschichten …
Das Wochenende wird kalt und nass, da wird morgen für die „Telefonzellen“-Lesung ein großes Zelt aufgestellt, wir müssen uns halt warm anziehen… macht es Euch schön miteinander!

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Morgenstunde (398. Blog-Notat)

Zwei Tage Elternzeit im Erzgebirge, den 90. Geburtstag der Schwiegermutter begleitend, erlebten wir eine stille gemeinsame Zeit. Auf der Rücktour schossen heftige Gewitterfronten mit Starkregen über die Bergrücken. Donnerwetter wie für ein Operndrama gemacht, meins ist das nicht und so kam ich mit einigermaßen lädierten Nerven gestern wieder in der Schorfheide an. Heute werde ich mich auf die „Telefonzellen“-Lesung vorbereiten, wie vielerorts wird in Tornow eine umgestaltete Telefonzelle zu einer Dorfbücherei am Samstag um 15 Uhr feierlich eingeweiht. Möge der Himmel an diesem Tage halten…

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Morgenstunde (397. Blog-Notat)

Seidenweiches Licht umspielt diesen milden Sonntag. Bin seit dem Aufstehen flau-matt und lass den Tag leise verstreichen. Mit der Nase in einem Buch, das mich zurückversetzt in die ungewissen Zeiten Anfang der 90er Jahre. Der Autor von „Goldbecks Wenden“ triff einen Ton, der mich berührt und er bespricht Erfahrungen, die ich gut kenne, aber ich will das Buch erst zu Ende lesen, bevor ich die Schwerkost hier bespreche. Für mich lässt es sich nicht in einem Rutsch durchlesen, denn ich erfühle diese Zeit dabei noch einmal, – weiß nicht zum wievielten Male, schließlich war dieser „Furz der Geschichte“ mein halbes Leben und das andere halbe trug dieses Zeichen… Ach, nee, heute will ich das nicht weiter bedenken, es zerbröselt mir die Laune. Kaffee und ein Backgammon-Spiel machen den Tag gleich wieder heiter, ich setze mal Wasser an…

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Morgenstunde (396. Blog-Notat)

Sie sind da – die Gute-Laune-Kalender! Halbe Kraft in den Druckereien brachte die Termine ins Wanken. Corona bedingt waren auch hier die Abstände beim Arbeiten zu schaffen und logischerweise kam dabei weniger zustande. Gestern am frühen Abend sind die Schräge-Vögel-Kalender für 2021 eingetroffen. Mit einem kleinen Abendessen mit der Verlegerfamilie haben wir ihre Ankunft „gefeiert“. Sind schön geworden, ich finde, noch besser als der erste seiner Art. Jetzt steht er im Atelierfenster und wirbt für sich. Man kann ihn unter der ISBN 978-3-9468815-39-6 mit ein bisschen Geduld im Buchhandel ordern, ich habe nur ein paar Exemplare für Atelierbesucher (denn Märkte gibt es dieses Jahr für mich nicht) erworben. Aber das war nicht das einzig Besondere am gestrigen Tag, eine Stunde vor dieser Ankunft hielt ein Auto unter unserer Straßenlinde und zwei Frauen sahen sich vorsichtig um. Ganz offenbar wollten sie in Atelier und so war es auch. Eine Blogleserin aus Zwickau hatte sich mit ihrer Freundin unangekündigt zu mir aufgemacht, um sich das Atelier und den Garten live anzuschauen. Sie hatte Glück, wir waren erreichbar. Vielleicht hätten wir noch ein bisschen mehr Zeit gebraucht, aber diese eine Stunde vor der nächsten Verabredung, konnten wir uns schenken. Sehr spannend für mich, wenn sich stille Blogleser selbst zeigen und erzählen, wie zum Mitlesen fanden, gewöhnlich sind Blog-Leser schweigsam und unerkannt. Ich bin sehr dankbar für diese Begegnung.

 

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Morgenstunde (395. Blog-Notat)

Der erste Frosthauch legte sich heut Nacht in unseren Garten und wehte weiter über Nachbars Zaun. Ein Bote der Dunkelzeit war er. Bald werden die Blicke wieder weiter, fällt das satte Grün gelb-rot-braun zu Boden. Doch noch leuchten die Hortensien und die Sonnenblumen, noch tanzen die Mücken überm Teich. Noch blühen ein paar Rosen, lachen die Tage im Sonnenschein. Es ist auch für mich die Zeit der Ernte: Heute bringen die Schwedter Verlegerinnen meinen Schräge-Vögel-Kalender für das kommende Jahr ins Atelier. Ich bin sehr gespannt auf die Qualität des Drucks, wie er gelungen sein wird, denn leuchten soll er das ganze nächste Jahr…

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Morgenstunde (394. Blog-Notat)

September – der ist immer DIE Kommunikationszeit im Jahr. Die Menschen kommen aus dem Urlaub, rufen an, um ein Lebenszeichen zu senden oder ein Geschenk bei mir zu ordern. Man schmiedet hoffnungsvoll neue Projekte und kümmert sich wieder mehr umeinander. Die Tage sind dicht mit Besuchen und Besuchern besetzt. Das ist schön, aber schlaucht zugleich. Das weltabgewandte Leben in der Corona-Zeit hinterließ Spuren, denn frau ist das quirlige Miteinander einfach nicht mehr gewöhnt und verbraucht sich zu leicht in den Gesprächen. Es ist aber nicht nur ein Corona-Phänomen, sondern ein eigenwilliger Nachklang in Menschen, die einen Krebs überwunden haben, dass sie rasch ermüden. Wie mit einem Holzhammer haut es einen schlagartig um, auch vier Jahre später noch. So sind die Tage im September ein bisschen wie: Aufstieg und Fall. Trotzdem ist es schön, wieder unter Menschen zu sein, doch nach zwei Stunden verdrückt sie sich halt wieder, schlicht um auszuruhen. Gestern kam endlich das Päckchen mit Materialien aus dem Künstlerbedarf an, da kann ich gut weiter an meiner „Kurtschlager Edition“ werkeln, bis zum nächsten Klingelzeichen…😊

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Morgenstunde (393. Blog-Notat)

Sonntagnachmittag kam per Mail die Druckfassung zur Autorenkorrektur. Inzwischen ist der zweite Schräge-Vögel-Kalender “Lebensfreude…” in der Druckerei, nächste Woche wird es ihn im Verlag (Verlagsbuchhandlung Ehm Welk in Schwedt) geben. Die Cartoons sind von mir, die Sprüche haben die Verlegerinnen spendiert. Ich hab‘ mir ganz bewusst die Glücksschweinreiter auf das Cover gewünscht, denn Glück brauchen wir zu allererst in 2021. Möge das Leben wieder leichter werden, wild und wunderbar!  Nun wird endlich ein klein wenig aus meiner Winterarbeit greifbar, ein Geschenkbändchen mit den Schrägen Vögeln soll  im Herbst noch folgen. Im Grunde ist das „nur“ eine Versammlung beider Kalendermotive (2020/2021) – eine Umformung, nicht meine Idee, der Verlag wünscht es sich, soll er haben. Ansonsten herrscht Stille im Quartier. Die Bienen sind zurück, die Wiese ist gemäht. Ein paar Besuche wird es diese Woche noch geben, eine Pilzpirsch und vielleicht wächst ja dabei auch eine neue Idee, die im Atelier Gestalt annehmen wird… Habt eine schöne Woche allerseits!

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