Hinter dem Fluss II

Ich wollte das Thema wiederholt aufgreifen und das ist dabei (nach zehn Jahren Abstand)  herausgekommen:

Hinter dem Fluss II, Mischtechnik, 50 x 60 auf Karton, 2016, Petra Elsner
Hinter dem Fluss II, Mischtechnik, 50 x 60 auf Karton, 2016, Petra Elsner

Es ist ein Motiv, dass seinerzeit, kaum getrocknet, mich verlassen hat (es wohnt, glaube ich, in Jena). Seither hat es mir gefehlt. Diese neue Arbeit steht nicht auf Leinwand, sondern auf Karton (ich muss sparen) und kommt in einem weniger gestreckten Format daher als sein Vorgänger. Es erzählt vom Gang in eine andere Zeit.

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Hörspiel-CD für einen guten Zweck

Die CD  „Sagenhafter Barnim“ ist fein geworden. Heute steckte sie als Beleg in meinem Briefkasten. Elf meiner Sagenbearbeitungen sind darauf zu hören, eine habe ich selbst eingesprochen. Der Förderverein des Hospizes in Eberswalde hat gemeinsam mit dem ODF diese gelungene Hörspiel-CD produziert, deren Verkauf zu 100 Prozent der Unterstützung des Hospizes am Drachenkopf sowie des ambulanten Hospizdienstes im Barnim und der Uckermark zugute kommt.

cover
CD-Cover. Zeichnung: Petra Elsner

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Schattenwitz

Gedankenschweres Blei im Kopf,
kein Leichtfuß kann den tragen.
Ganz bleich vor Unbehagen,
verspannen sich die müden Flügel
hinterm hochgeschlagenen Kragen.

Zerrieben sind die herrlichen Ideen
in den Schleifmühlen der Geschichte.
Kein Träumer hält denen ewig Stand.
Übrig ist ein alter Narr geblieben,
ein Schattenwitz ohne lichtes Band.
(pe)

"Feuer" auf großer Leinwand (verkauft). P. Elsner
„Feuer“ auf großer Leinwand (verkauft).
P. Elsner

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Hinter den Fluss schauen

Ein dichter Schneevorhang weht vor dem Fenster. Drinnenzeit. Ich bin auf der Suche nach einem Neubeginn, auch in meinem Bildschaffen, und ahne, wohin die Reise gehen wird. Mir ist gerade eine Grafik in die Hände gefallen, die sich Sylvia Krupicka von mir für ihren ersten Gedichtsband gewünscht hat. 2005. Sie sah in meinem Atelier dieses Bild:

Lichtweg, Michtechnik auf Leinwand von Petra Elsner
Lichtweg, Mischtechnik auf Leinwand
von Petra Elsner

und wünschte sich eine grafische Übersetzung in Schwarz-Weiß, was ich nicht so einfach empfand. Das kam dabei heraus:

Flussschwestern Zeichnung: Petra Elsner
Flussschwestern
Zeichnung: Petra Elsner

Und plötzlich ist jetzt (2016) klar, diesen Gedanken (in Farbe) muss ich wieder aufnehmen, auch dass ist schon lange klar – siehe hier:

Werknotiz: Hinter dem Fluss

Schönes Wochenende!

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Fracksausen

… heute brauche ich mal wieder einen von meinen Schutzengeln, denn gleich brechen wir auf zu meiner Lesung „Sagen und sagenhafte Geschichten aus und für den Barnim“, 19. Januar,19 Uhr, im Il Castello in Eberswalde … Wie immer habe ich Lampenfieber, weil frau ja nie weiß, wer oder was sie erwartet….

Schutzengel von Petra Elsner
Schutzengel von Petra Elsner

Winterschlaf

Winter im Lesegarten: Die Märchen schlummern jetzt unter dem frischen Schnee. Aber am 8. Mai 2016 werden sie wieder ganz präsent sein – zum Saisonstart bei Brandenburgs  Tagen der offenen Ateliers. Vielleicht schon mal vormerken? Zwischen 11 und 18 Uhr gibt es auf dem Künstlerhof wieder eine Bilderschau in Haus und Garten. Auch eine Hoflesung zum Sonntagskaffee biete ich wieder eintrittsfrei an.

Winter im Lesegarten 2016.
Winter im Lesegarten 2016.

Die Steintafel

Dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, war am Heiligen Abend auch nie viel los. Langohr Mohri wünschte sich, einmal sollte das ganz anders sein. Lebhaft und glanzvoll. Und so pinselte er seinen Wunsch auf einen alten Teufelsstein am Weg durch die Heide: „Wanderer, du bist eingeladen, hier den Heiligen Abend mit uns zu feiern.“

Das Jahr verging. Mohri und sein Freund, der Fuchs Listus, hatten sich fein herausgeputzt und den Stein in eine Tafel verwandelt. Darauf thronten Nüsse, Rübchen, Pilze, Kohl und schönste Waldbeeren – schließlich nahte der Heilige Abend, auch wenn Nieselregen fiel. Die Nacht war weit vorangeschritten, noch immer spähten die Zwei in die dunkle Ferne und warteten, wer sich wohl zu ihrem Festschmaus einfinden würde. Mohri wurde langsam ungeduldig und begann zu mosern: „Es ist Weihnachten, und wir haben wieder keinen Schnee, der unserer Heide ein lichtes Weiß spendiert. Wer verliert sich schon in diese nasse Einöde? Nur die tollen Rüben leuchten so schön rot, wollen wir nicht mit dem Nachtmahle beginnen?“ Listus winkte ab: „Hab noch etwas Geduld“, dann starrte er abermals in das weite Nichts.

Nebelschwaden waberten. Bald war die flache Landschaft vollständig im Dickicht versunken, aus dem es auf einmal leise kicherte, dann grunzte und schließlich knurrte. Mohri und Listus lauschten mit aufgestellten Ohren. Wer mag das sein? Mal wisperte es von rechts her, dann gluckste es von links. Fuchs und Hase wurde es unheimlich zumute. Plötzlich entsprangen dem milchigen Dunst zwei kleine Trolle. „Na, na, wer wird denn da maulen? Ohne dieses tolle Reisewetter hätten wir nicht kommen können“, meinte eines der fidelen Wesen. Sie grüßten, traten an die Tafel heran, holten ihre Wasserpfeifen hervor und genossen schmunzelnd die erstaunten Blicke ihrer Gastgeber. „Was schaut ihr so irritiert, wir sind die Gebrüder Sanft und Mut, geboren in einer Weihnacht unter diesem Stein, und keine Trolle der bösartigen Sorte. Ihr könnt euch also entspannen.“ „Hohoh“, raunte Listus, „das kann ja jeder behaupten. Gewöhnlich bringen Trolle nur Ärger und Schabernack mit sich. Wir aber wünschten uns eine gesellige, friedliche Heilige Nacht.“ Der Fuchs blieb misstrauisch, er mochte keine Geisterwesen. Der Hase starrte indessen ein schwarzes Loch in den Boden: „Unter diesem Teufelsstein?“ Mut grunzte vor Lachen: „Was heißt hier Teufel-, es ist ein Trollstein. Vorzeiten  hat just an dieser Stelle ein gemütlicher Riesentroll den Sonnenaufgang verpasst und wurde vom ersten Tageslicht in diesen Stein verwandelt.“ Instinktiv wich das Langohr furchtsam von dem Steine zurück und musterte ihn mit gebührlichem Abstand. Nein, ein Trollgebilde ließ sich darin nicht wirklich erkennen: „Ach, ihr tischt uns bloß ein Schauermärchen auf.“

Sanft schaute sanftmütig und flüsterte: „Glaubt es nur. Seit Jahren versuchen wir ihn zu erwecken, wissen aber nicht, wie das gelingen kann. Wir haben ihn schon untergraben, dann gerollt, gekitzelt, selbst freche Witze haben wir ihm erzählt – ohne Wirkung.“

Listus umkreiste den alten Feldstein, schnupperte hier, klopfte dort und kratze sich schließlich nachdenklich am Haupte: „Was soll‘s, es wird wohl niemand mehr kommen, lasst uns endlich speisen. Wir werden euren Gevatter kaum erwecken. Der Stein liegt hier seit Fuchsgedenken ungerührt. Außerdem würde unser Vorrat wohl kaum für einen Riesen ausreichen.“ Sprach’s und lächelte versöhnlich.

Sodann schmausten sie genüsslich. Mohri und Listus hörten weitschweifende Geschichten,  von garstigen und guten Trollen, von Unholden und ihren Feen. Und es war gerade so, wie es sich Mohri gewünscht hatte: Lebhaft und feierlich. Der Himmel hatte sich gerade gelichtet, und der Stern der Weihnacht beleuchtete die kleine Gesellschaft, als Sanft inne- hielt: „Wartet, wir sind nicht nur zum Plaudern gekommen. Jetzt beginnen die geheimnisumwitterten Stunden, in denen sogar kalte Herzen schmelzen und vielleicht, ja vielleicht auch Steine erweichen.“

„Was habt ihr denn vor?“, fragte der Hase aufgeregt und schon wieder etwas bammelig. „Keine Ahnung“, gab Sanft zu, „einfach nur warten, und bei ihm sein.“ „Und das allein soll diesen Stein schmelzen?“ – der Hase schaute ungläubig, aber auch erleichtert. „In einer Heiligen Nacht – vielleicht“, murmelte Sanft kaum vernehmbar.

„Wozu wollt ihr eigentlich den Riesen erlösen?“, bohrte Listus neugierig. Mut räusperte sich: „Es ist ein ganz besonderer seiner Art. Einer, der wilde Flüsse und Stürme zähmt, die Ernte beschützt, Streit schlichtet und Sanftmut verbreitet. Er ist unser Großvater, und sein guter Zauber fehlt nicht nur uns Trollen.“ „Das könnte sein“, fand auch der Fuchs.

So saßen sie also die ganze Nacht lang hoffnungsvoll, aber nichts regte sich. In der Dämmerung mussten die Trolle aufbrechen. Schließlich wollten sie nicht als kleine Feldsteine enden. Ein Blatt lag noch verloren auf der Steintafel. Schläfrig meinte Mohri: „Es wird Zeit zu gehen, habt dank für eure Gesellschaft, und kommt nun gut nach Haus.“  Zum Abschied spöttelte er noch: „Das leckere Blatt lassen wir ‘mal vorsorglich für euren Riesen zurück“, dann machten sie sich auf ihre Wege. Ein Hauch von Schnee kam mit dem ersten Weihnachtsmorgen über die Heide, und in dem alten Stein rührte sich ungesehen Leben.

Der Schatz der Baumriesen

Diese Fantasy-Geschichte habe ich noch nicht als Lesekostprobe vorgestellt, was ich heute einfach mal nachholen muss:

Die erste Seite
Die erste Seite

Der Schatz der Baumriesen

Das tiefgrüne Land war wild und mächtig. Nur wenige tapfere Männer haben es je gesehen. Uralt war es, wie auch seine Bewohner, die Baumriesen. Niemand ahnte, dass sie heimlich wanderten. Langsam und unmerklich nahmen sich ihre Baumkinder jeden Frühling ein Stück neues Land von den Wiesen. So wuchs das Baumland zu einem mächtigen grünen Pelz der Erde heran.
Natürlich hatte das Land der Baumriesen auch einen König. Hanjor, der friedfertige Seher. Und die Riesen bewahrten einen einzigartigen Schatz – die Elementekugeln: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Hier schlug das Herz der Welt. Diese leuchtenden Kugeln hielt Loriell, die Tochter des Baumkönigs, unter ihrem Rindenkleid, in einer Asthöhle verborgen. Die gleich starken Kugeln mussten immer beieinander sein, um das Gleichgewicht der Erde zu wahren.
Loriell wuchs deshalb dicht umstanden im Schutze ihrer vier Wächterbäume Robur, Benjo, Solan und Pikar heran. Schlank und schön. An einem kalten Dezembertag fiel plötzlich Eisregen ins Land der Baumriesen. Er umzog jeden Ast und jeden Halm mit einem glasklaren Mantel, der vom Wind angefacht den ganzen Wald zum Singen brachte. Es war ein klirrendes, bedrohliches Lied. Kaum später kam der Schnee.
Tage und Nächte fielen Flocken aus dem Wolkengrau und legten sich schwer auf die alten Baumgestalten. Die ächzten und knarrten unter der Last. Es war die zarte Loriell, die als Erste in sich zusammenbrach. Der Kugelschatz erreichte im Fallen nicht einmal den Boden, denn der Wind fing sie auf und nahm sie mit sich fort. So sehr auch die Wächterbäume versuchten, dem stürmischen Gesellen den Weg zu verstellen, sie waren einfach zu steif gefroren, als dass sie wendig genug gewesen wären. Seither war es dunkel und kalt im Land der Baumriesen.
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Eisig

… aber das Eis blüht schön …

Herz aus Eis
Herz aus Eis

Holle ohne Schnee

Die dunkle Seite der Zeit ist die Nacht,
und in ihr wohnen die märchenhaften Gestalten.

Holle ohne Schnee

Tief im Wald von Metzelthin wohnt die Frau Holle. Die Echte aus der Uckermark, versteht sich. Eine schlichte Natur, die als Kinderschreck schon mal die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ in der offenen Landschaft gibt. „Zeig Deinen Finger, Hänsel!“ herrscht sie, aus dem Gebüsch springend, einen mageren Jungen vom Wegesrand an. Der verdrückt sich, leicht schockiert, in die Deckung der Kindergruppe. Märchen können immer noch schrecken. Sie wohnen in der Ewigkeit, in der es weder ein Gestern noch ein Heute gibt. Manchmal spielt diese knorrige Rolle auch die erwachsene Holle-Tochter, denn so federleicht ist Muttern nicht mehr. Frau Holle ist mollig und zuweilen gedankenschwer.
Herr Holle baut unentwegt die Kulissen für ihre Spiele, die sie sich im Winter für die Sommerferienkinder ausdenkt. Er schafft und schafft und doch ergeht es ihm gleich dem Mann in Grimms Märchen „Von dem Fischer un syner Frau“. Ihre Wünsche überwuchern ihn, und wie er sich auch müht, seine Holla begnügt sich nicht.
Im sonnigen Mai hockte Herr Holle zwischen Brunnen und Backhaus und zermarterte sich das Haupt: Er seufzte, jammerte und sprach schließlich leise in den Wind: „Sie wünscht sich Schnee. Jetzt, wo es endlich Sommer wird! Herrje!“
Der Wind strich als sachte Briese über die Märchenwiese und sah sich noch einmal um, als hätte er sich verhört. Verdutzt machte er kehrt und lauschte noch einmal dem Manne. Nein, er hatte sich nicht geirrt, so nahm er den Wunsch auf seine wehenden Schultern und trug ihn nach Norden.
Es sollte nicht lange dauern, da tönte es aus dem Radio: Schnee sei im Anmarsch. Die Allgemeinheit war entsetzt und man munkelte, die Schneezeit käme auf Wunsch einer einzigen Frau. Wie maßlos.
Ende Mai erfror das Blütenweiß und der Sommer blieb aus. Frau Holle hatte zwar ihr perfektes Frau-Holle-Schauspiel im Märchenland, aber keiner sah ihr zu, wie sie statt Federbetten zu schütteln, Schnee schippte. Die Kinder blieben einfach zu Haus oder fuhren mit ihren Eltern nach Süden, der Sonne entgegen.
Frau Holle war beleidigt. Sie schlürfte missmutig über ihren Märchenacker, der in diesem Jahr komplett fruchtlos blieb. Das war eine dürre Zeit ohne Kinderlachen. „Gewünscht ist gewünscht, bist selbst schuld“, murrte Herr Holle seine Frau an, während das Leben sie mit vielen Wartezeiten strafte, und die Zeit nur langsam darüber einen dichten Mantel des Vergessens webte.
Doch jedes Übel hat auch etwas Gutes: Frau Holle besann sich und erfand ihre Rolle neu. Sehr bald galt sie nicht mehr nur als die Chefin vom Märchenwald, sondern als die Holla im Busch – die wetterfeste, hohe Frau, die Kräuterkunde als Ferienfach anbot. Der alte Glaube an die Göttin im Holunder kam ihr dabei zupass. Die Legende vom beschützenden Hausgeist muss in der Uckermark schon vorzeiten weit verbreitet gewesen sein, denn wohin das Auge auch schaut, jeden Waldrand säumen Holunderbüsche, sie fehlen in keinem Bauerngarten oder lehnen sich an die alten Scheunen. Das selbst die Gebrechlichsten unter

Zeichnung: pe
Zeichnung: pe

ihnen unberührt ins Land schauen, mag daher kommen, dass sich die Menschen scheuten, solch‘ einen Strauch zu fällen, weil der Frevel mit Krankheit geahndet wurde. Holla hatte ihren Lieblingsstrauch besonders wohlwollend ausstaffiert. Blüte, Beere, Blatt, selbst die Rinde ist mit Heilkraft beseelt und die Märchen-Holle hatte inzwischen alles darüber gelernt und weiß nun: Holle ohne Schnee? Das geht.

Diese Geschichte findet Ihr in: „Vom Duft der warmen Zeit“

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