Stille Kunde

Herbstfeuer

Rauch entflieht dem Feuer,
das noch vom späten Sonnenglück erzählt.
Doch hockt schon hinter dieser Stunde
das leise Dunkel.
Das fängt sich ungeniert das Licht.
Hinterm Silbernebel lauern längst die Schatten
und munkeln rau die stille Kunde:
Bald ist Winterzeit.

© Petra Elsner
20. Oktober 2017

Morgenstunde (26)

Vom Läuten im Walde…

Manchmal geistern sie durch meine Träume, die vernachlässigten Helden aus meinen Büchern. Da mault nachts die Baumseele Wallo mit mir, weil ich schon sooo lange nicht mehr, seine Geschichte bei einer Lesung erzählt habe. Ich habe keine Entschuldigung dafür, nur das Problem, dass ich bei elf Büchern, niemals alle gleichmäßig bedienen kann. Wie machen das nur andere Autoren?
Seit wir vor zehn Jahren in die Schorfheide gezogen sind, haben naturgemäß die regionalen Stoffe Vorrang. Meist werden die aber nur lokal verbreitet, insofern bekomme ich Leseanfragen ausschließlich aus dem Land Brandenburg. Das Großstadtmärchen „Wallos seltsame Reise“ und auch der Meander Memolos schlafen derweil auf unbestimmte in einem schwarzen Zeitloch. Sage keiner, dass wäre Luxus. Es ist eher traurig. Für die Herausgeber scheint mit der Veröffentlichung, jeweils in  Kleinauflage, alles getan. Am Ende sind die Bücher nur dort, wo ich auch bin, es bleibt ein Gehen im Kreis.

Morgenstunde (25)

Wurzeline im herbstlichen Lesegarten m Schorfheidewald.

Es ist zwar noch nicht die „Stille Zeit“, trotzdem haben die „Kleinen Dinge“ wieder einmal Zuwachs bekommen: ein fröhliches Wurzelweibchen – ein Energiebündel. Etwas spielen in der Herbstsonne, das streichelt die Seele und kitzelt die den Erinnerungen: Die Distel, die jetzt Hütchen wurde, zum Beispiel. Die Schöne hab ich mir in den späten 80er Jahren von einer Griechenlandreise mitgebracht. Der Zoll hätte sie mir beinahe abgenommen, aber bei diesen seltenen Jugendtouristreisen ins „Kapitalistische Ausland“ waren sie dann doch irgendwie „gnädig“. Nach einer Predigt über Einfuhrbestimmungen, durfte ich die paar trockenen Pflanzen  mit ins Land bringen. Damals wusste keiner von uns, ob wir jemals wieder ans Mittelmeer kommen werden. Die Disteln hatten so auch manche unsichtbare Stacheln mit der Zeit.

Oktoberleuchten

Oktoberleuchten

Sonnenfunken tanzen.
Sie huschen über Blätterlanzen,
die leuchten feuerrot und gelb.
Sonnenfunken flirren trunken
und zünden im Farbenrausch
das goldene Oktoberlicht.

© Petra Elsner
Oktober 2017

Morgenstunde (24)

Purpurroter Cousinot

Wir sind wieder zurück von Wind, Wellen, schleifendem Sand und dem schönen Möwengezeter. Eine gewisse Schwere hab ich mir mitgebracht, von der Strandtour von Bansin nach Swinemünde (12,5 Kilometer) und zurück bis Ahlbeck (weitere 6,5 Kilometer). Dort musste ich ein Taxi besteigen. Hab wohl irgendwie von Kraft geträumt …
Zuhause erwartetet im Briefkasten ein Paketzettel: Purpurroter Cousinot. Bei meiner Recherche zu den beliebtesten Weihnachtsäpfeln Norddeutschlands bin ich letzte Woche über ihn gestolpert und konnte nicht umhin, einen bei der Baumschule Horstmann zu bestellen. Die hat mich bei Pflanzen noch nie enttäuscht und ihr Verpackungsmaterial – Stroh im Karton – kommt im Frühling noch um rund um die Erdbeeren zum Einsatz. Auch wenn ich diese Paradiesfrucht nicht mit ins Jenseits nehmen kann, irgendwann wird dieser Baum zur Weihnachtszeit ein Kinderherz erfreuen. Leider vergeht bis Apfelbäume gut tragen viel Zeit, die ich gewiss nicht mehr habe. Trotzdem, einen Baum für die Kinder und Kindeskinder zu pflanzen ist eine feine, stille Freude. Ich hab ihn gut versorgt, den Weihnachtlichen. Der Zehdenicker Apfelmann gab mir einst den Tipp, in die Windrichtungen Osten und Westen dem Jungbaum anständig Mist ins Pflanzloch zu stopfen, damit der Baum dorthin stärkere Wurzeln ausbildet und dank ihrer, den starken Herbst- und Frühjahrsstürmen widersteht. Ich hab den guten Rat befolgt, danke lieber Apfelmann…:)

BLOGpause

Träumergnom im Lesegarten.

…für eine Handvoll Tage.

Morgenstunde (23)

Bereit zum Herbstliedersingen. Fazit: Es könnte hierzu  ein bisschen mehr geübt werden :).

Die Lieder sind gesungen, die Kürbisfratzen geschnitzt und der Kurtschlager Kürbiskönig gekrönt. Es ist Kalle, einer unserer Dorfspatzensänger, der schon vergangenes Jahr die Krone trug. Das dörfliche Herbstfest zog vor allem die Älteren und die wenigen ganz, ganz Jungen an.
Abends zum Einheitfestfeuer kamen auch die Mittelalterlichen und erzählten sich von ihren abenteuerlichen Heimfahrten am stürmischen Donnerstag.

Baumstürze auf der Waldstraße Richtung Kurtschlag. An die 25 bis 30 Stück brachen im Wind.

Kaichens Frau war zwischen zwei Baumstürzen, vor und hinter ihrem Auto gefangen. Auf der dünnen Waldstraße von Wesendorf nach Kurtschlag – im tiefen im Funkloch… Man ist beeindruckt von den Meldungen, den Rettungen und den sorglosen Schleichwegen, die mancher kühn (oder leichtsinnig) durch den versperrten Schorfheidewald nahm.
Nun denn, wir werden uns an solche stürmischen Ausnahmezustände „gewöhnen“ müssen. Denn sie werden mit dem Klimawandel kommen.
In der nächsten Woche herrscht hier  im „Schorfheidewald“ Blogpause, wir nehmen einfach Mal ein paar Tage frei.

Morgenstunde (22)

Ohne Strom.

Ohne Strom. Gestern gegen 17 Uhr wurden wir auf ungewisse Zeit in Urgroßvaters Zeiten zurückkatapultiert: Kein Licht, kein Wasser, keine Heizung, kein Herd… Bei Kerzenlicht haben wir den Abend verbracht. Ein kleines batteriebetriebenes Radio half uns dabei. Dazu haben wir stundenlang Backgammon gespielt. 1.27 Uhr war das Licht zurück. Der Sturm XAVIER hat uns nicht weiter beschädigt – ein Glück. Aber ohne Strom, da wird einem wieder einmal klar, wie leicht verwundbar wir mit unserer modernen Technik sind. Mit dem schnellen Internet ist zugleich das Festnetztelefon an die Internet-Telefonie angeschlossen – heißt, auch das ging natürlich nicht. Unser Schorfheidedorf liegt im Funkloch … Alternativen via Handy gibt es also nicht. Da sollte wirklich keiner in Not geraten. Ich habe am frühen Abend noch versucht ein Weilchen bei Kerzenlicht etwas zu arbeiten, aber auch das war sehr eingeschränkt. Ein paar Sprüchevögel sind es nur geworden. Produktivität ohne Elektrizität ist eben nicht… Dafür gab es lange, gute Gespräche.

Kürbisfest in Kurtschlag

Kürbisfest 2017. Zeichnung: Petra Elsner

Samstag, den 7. Oktober, wird das Wetter besser, bestimmt, denn dann steigt in Kurtschlag das traditionelle Kürbisfest. Von 15 bis 17 Uhr findet die Herbstfete für die ganze Familie in der Kurtschlager Gaststätte „Mittelunkt der Erde“ statt. Zum Programm gehört das gemeinsame Herbstliedersingen mit dem Dorfspatzen Kalle Hörning.  Das Mädchen Kim überrascht mit einem neuen Gesangssolo. Im kleinen Herbstmarkthalbrund kann man Haus- und Gartendekoartikel, Honig, Karten, Eulenkalender und regionale Literatur erwerben. An anderen Ständen kann man Kürbisköstlichkeiten probieren.
Auf kindliche Besucher warten das traditionelle Kürbisschnitzen und der Bau einer Laterne, die zum dörflichen Martinsfest am 11. November zum Einsatz kommen kann. Für Unterhaltung sorgt auch ein gelehriges Ratespiel. „Wer hat den dicksten, wer hat den kleinsten Speisekürbis?“ fragt anschließend das öffentliche Kürbiswiegen. Im Ergebnis wird der Kurtschlager Kürbiskönig oder die Kürbiskönigin 2017 gekürt.
Gastgeber ist der örtliche Kulturverein, der mit selbst gebackenen Kuchen aufwartet. Das Schorfheidedorf am Döllnfließ freut sich auf zahlreiche Besucher. Der Eintritt ist frei.

Siehe auch unter: kurtschlag.de

Kürbisfest 2009. Zeichnung: Petra Elsner
Kürbisfest 2012. Zeichnung: Petra Elsner
Kürbisfest 2014. Zeichnung: Petra Elsner

PS: Zehn Jahre gibt es das Kürbisfest in Kurtschlag. Zu vielen habe ich speziell einen „Kürbis-Vogel-Cartoon“ gezeichnet, für die Dorfwerbung und die Pressearbeit. Inzwischen ist eine ganze Serie entstanden…

Morgenstunde (21)

Berlin, 1993, Kunstquartier in der Auguststraße. Foto: Petra Elsner

Ja, die undankbaren Ossis… schon wieder einmal … und nach all den neuerlichen Irrungen und Wirrungen … sagt doch wieder eine: „Man muss endlich ganz viel erzählen und einander zuhören.“ Du meine Güte. Die Ossis der 90er Jahre haben sich bis zum Erbrechen erklärt, aber es wollte doch nicht wirklich jemand wissen, was ihnen wichtig war. Ich habe damals schon über linken und rechten Extremismus in Romanform geschrieben, selbst das hat einfach kaum wen interessiert. 1993. Seitdem schreibe ich Märchen. Das sagt wohl alles. Ich gehöre zu jenen Menschen, die nach der Wende nie wieder einen festen Job bekommen haben. Nur weil ich nicht in der sozialen Hängematte herumdümpeln wollte, bin ich in die Freiberuflichkeit gesprungen.
Ich wusste nicht, wie das geht und ich kann Euch sagen, es waren sauschwere, unbeschützte Jahre. Keiner meiner einstigen Kollegen war noch in seinem Beruf  unterwegs. Überall, auch im Kulturbetrieb, standen mir plötzlich westdeutsche Entscheidungsträger gegenüber, die mich nicht kannten und mich schon gar nicht brauchten. Sie sind in den Osten gezogen und haben hier über Jahrzehnte die guten Jobs übernommen. Mit ihrem Reichtum sorgten sie mit der Zeit für „ossifreie Zonen“ im Osten. Nicht nur bei den Jobs, sondern auch in angesagten Stadtquartieren, Kulturorten … Aber das ist ja bekannt – oder? Und jene, die aus glücklicher Fügung ihre Verlagsjob behalten hatten, fühlten sich sehr bald als die besseren Menschen. Wir hier drinnen und ihr da draußen. 17 Jahres-Honorarverträge habe ich als freie Redakteurin „bekommen“, bevor man den letzten einfach auslaufen ließ. Freiwild eben. Sie ließen zu, dass die Honorare ins bodenlose sanken – Du bist ja schließlich nicht mein Kollege, nur eine Freie. Und so oder so erging es in diesem Teil Deutschlands vielen. Der ganze Mist hat mit dem Zugeständnis zu zwei Tarifzonen begonnen. Das Grundgesetz wurde dafür ausgehebelt. Hernach galt nicht mehr: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Man muss sich also nicht wundern, wenn es irgendwann, nach schlapp 30 Jahren, unter dem Teppich zu stinken beginnt.

PS: Übrigens habe ich mich hier schon einmal sehr ausfühlich zu diesem leidigen Thema geäußert.