In diesen Tagen wird vieles überdeutlich: Dass der Staat seine energiestrategische Aufgabe dem Markt überlassen hatte; dass die Armee nicht nur unterversorgt ist, sondern die Landesverteidigung und den Bündnisfall nicht vollends leisten könnte; dass die Infrastruktur vollkommen marode ist. Dass die Bildung nicht zeitgemäß und die Digitalisierung des Landes nicht vorrankommt… Das Einzige, was in diesem Land stetig wächst, ist die Bürokratisierung – eine Scheinbewegung. Das alles beschämt mich sehr. Wer trägt für diesen Ausverkauf die Verantwortung und wofür bitteschön wurde die ganze Staatskohle verballert??? Und in welchem naiven Dämmerschlaf hat die Politik der letzten dreißig Jahre gelegen? Hätten wir heute Krieg in Europa, wenn wir nicht so schwach wären? Ich glaube kaum. Ich bin schon erstaunt, wie schöngeredet diese Misswirtschaft all die Jahre wurde, dass kenne ich aus einem anderen Leben… Es ist allerhöchste Zeit, den Laden aufzuräumen, sonst können wir gleich Schilder an den Grenzen aufstellen „Bitte nicht schießen, wir sind unbewaffnet!“ Kinner nee! Ich bin zwar Pazifistin, aber nicht blauäugig, ein Staat muss wehrhaft sein oder er erklärt sich als neutral, wie die Schweiz. Fatal ist die Lage auf jeden Fall. Ich altes Mädchen habe gestern diese Friedenstaube gezeichnet und ins Atelierfenster gestellt, mit einem Licht dahinter, als stille Mahnwache, ich habe kein anderes Mittel…
PS. Wer es mir gleichtun möchte, kann sich diese Vorlage gerne ausdrucken…
Manchmal muss man Dinge verwerfen. Als ich gestern die Pfützenspringerin auf Anhieb im Block hatte, wusste ich, der erste und auch der aufgehellte Klammhold ist es noch nicht. Ihm fehlte einfach das Zartsein, die Leichtigkeit des Frühlings. Also nochmal ran.
Und da sind sie nun, die kleinen Frühlingswesen für die noch zu schreibende Geschichte. Das macht schon mal Laune 😊. Dieser Frühling kommt dieses Jahr mit viel Getöse, womit ich jetzt ausschließlich das Wetter meine… Der nächtliche Sturmwind hörte sich wie das Vorbeirauschen eines Güterzuges an.
Politisch, besser militärisch gesehen startet gerade ein Schreckensszenario von dem noch unklar ist, wo Putins Truppen zum Stehen kommen werden. Möglich ist alles. Er hat der westlichen Welt offen mit seinen Atomwaffen gedroht und man muss ihn wohl ernst nehmen. Es kann einem grausen vor diesem Größenwahn. Denn sein Ansinnen für das „Heimholen der Ukraine“ wäre geradeso, als würde Deutschland nach den alten Ostgebieten greifen – geht gar nicht. Ein haltloser Anspruch.
Ein trauriger Morgen: In Europa ist Krieg. Ich gehöre zu jener ersten Generation, die nie selbst einen Krieg erleben musste. Aber ich wusste immer – ein Friedenskind der Nachkriegsordnung zu sein, ist ein brüchiges Privileg, wohl deshalb war ich immer als Pazifistin unterwegs. Fast ein Menschenleben lang hat der Frieden im Herzen Europas gehalten. Wohin Putins Raub- und Rachefeldzug führen wird, wissen wir noch nicht, aber es wird auch unser aller Leben Konsequenzen haben. Es ist seltsam, dass im Kleinen das Leben so weitergeht, als wäre nichts…
Die erste Geschichte nach meinem Krankenhausaufenthalt ist aus dem Sack. Keine ganz unwichtige, wie ich finde, denn sie erzählt von unseren Urängsten und wie eine damit umzugehen lernt. Es ist eine autobiografische Erzählung. Kann ja auch mal sein – dem Leben die Erkenntnisse abzuringen, nicht alles muss in der Literatur Erfindung sein, wenngleich letzteres am meisten Spaß macht 😊. Es geht insgesamt ganz langsam vorwärts mit den Befindlichkeiten. Die Rückenmuskulatur schmerzt noch allein vom aufrecht halten. Immer noch ruhe ich tagsüber mehr als drei Stunden, die Kraft lässt auf sich warten. Aber: Hinter mir liegt die erste durchgeschlafene Nacht ohne Hustenanfälle seit drei Wochen 😊. Gestern gab es diese kleine Erfindung: Der Klammhold hat als Schlammspritzer eine Gestalt bekommen. Heute nehme ich mir die Pfützenspringerin vor und denke währenddessen über das zu erzählende Märchen nach…
… Als eines Tages der Tod in ihre Sippe einfiel, bekam es Anne mit der Angst. Der graue Mann mit der Sense sorgte für Irritationen und die Frau entwickelte darüber Macken. Sie bekam Herzrasen in der S-Bahn, am Schreibtisch und Weinkrämpfe am Tresen. Anne haderte mit ihrem Schicksal, früh gehen zu müssen, wie schon die Mutter und die Schwester. Vorsichtig begann sie ein klammes Gespräch mit dem Gevatter – es galt den Zustand zu verhandeln: „Hohl‘ mich oder hohl‘ mich nicht. Entscheide dich, Schnitter!“ „Ich muss gar nichts“, wiegelte der unmissverständlich ab. Er sah, Anne war noch viel zu beeindruckt von ihm, so blieb sein Possenspiel federleicht und er punktete mit dem nächsten Herzkasper und Rettungsruf. Episoden mit gutem Ausgang, denn Anne schrieb in ihren Essays und Gedichten so schön vom Abschied, was ihm sehr gefiel und es schmeichelte ihm. Hesse spürte ein Vierteljahrhundert der Vergänglichkeit nach, was ihn lange am Leben hielt. Gevatter Tod ist ein Eitler. Aber dann geschah etwas Merkwürdiges. Die Frau kaufte sich für ihre Reportagen diese Kamera. Plötzlich sah sie seine Zeichen, ihn gewissermaßen herankommen. In den Augen der anderen. Sie blickte durch den Sucher und entdeckte ihn – den Tod mitten im Leben. In einem verspannten Mundwinkel, in trüben Pupillen, in einem gekrümmten Gang. Er zeichnete und höhlte aus und manche ließ er kurz vor dem Ende in eigenwilliger Schönheit aufblühen. Anne näherte sich ihm neugierig mit jedem Bild und leuchtete seine Verstecke aus, dass nahm ihr den Schrecken vor ihm.
Nach ein paar Jahren sah er wieder nach ihr. Sie hatte einfach zu gerne geraucht und ihn damit herausgefordert. Der Rauch – ein kreativer Zauber und im Finale: eine Lungenkrankheit. Musste wohl so sein. Früher hieß die elende Dichterkrankheit Tuberkulose. Schiller, Kafka, Morgenstern, Ringelnatz… hatten sie. Aber auch in der Gegenwart tragen die Nachdenklichen schwer am Gewicht der Zeit und bekommen es vom Schleppen im Rücken oder eben COPD. Sie sehen hin, wo andere wegsehen und verzehren sich. Doch, wo der Atem dünn wird, tanzen die Luftgespenster Tango. Sie füttern Annes Fantasie, nicht mehr die Angst. Sie zerlegt die alten Ängste in wunde Splitter und lässt sie in Geschichten fließen. Dort sind sie dingfest. Das mag Gevatter Tod besonders. Nachts raunt er ihr zu: „Ich kann warten.“ Und Anne murmelt im Schlaf: „Ich auch.“
Spende? Gerne! Hat Ihnen diese Geschichte gefallen? Vielleicht möchten Sie mich und mein Schaffen mit einem kleinen Obolus unterstützen? Sie können das ganz klassisch mit einem Betrag Ihrer/Eurer Wahl per Überweisung tun. Die Daten dafür finden sich im Impressum. Dankeschön!
… Sie hatte ihm frühzeitig Steilvorlagen geliefert, die Anne – dem Tod. Ein Leben gegen den Strom. Immer eigen. Und, sie hat sich beizeiten rechtschaffend verbraucht. Zu viel Arbeit, zu viel Mangel, zu viel Sucht. Sie rauchte unentwegt so eine kleine, gebogene Tabakpfeife unter ihrem schwarzen Schlapphut. Den hatte ihr eine Novizin auf Landgang vermacht, als jene sich vor dem viel zu wirren Leben für immer hinter die Klostermauern zurückzog. Im schwarzen, knöchellangen Mantel trug Anne ihr eigenes Trinkglas mit sich, denn die üblichen Kneipengläser fand sie einfach nur grottig. So war sie auch 1973 zu den Weltfestspielen unterwegs. Eine Woche lang Ausgang vom junge-Mutter-sein. Schon viel zu ernst mit 20 Jahren für den flirrenden Frohsinn. Auf dem Alexanderplatz badeten ausgelassen junge Leute in den Wasserschalen der spiralartigen Brunnen-Kaskade. Anne dachte bei sich: Würden die das an einem gewöhnlichen Sommertag probieren, man hätte sie festgenommen. Aber Ost-Berlin lebte einen Ausnahmezustand. Am Rande des Womacka-Brunnens hockte ein zusammengesunkener Mann in Latzhose mit verschleiertem Blick über seiner Gitarre. Die einzige traurige Seele in all der Überschwänglichkeit sah sie. Ein leiser Klagesingsang ging von ihr aus. Anne setzte sich zu dem Mann und spürte die Trauer des Sängers, der am Auftrittsverbot litt. Nach ein paar Worten entzogen sie sich dem ausgelassenen Treiben zum Rotweintrinken in den DT-Keller (*). Mit eigenem Glas, versteht sich. Dort verlor sich die zufällige, namenlose Begegnung sehr bald in andere. Erst später, nach einer Film-Doku im Westfernsehen, wurde ihr klar, dass dieser Sänger Wolf Biermann war…
Wenn frau auf engem Raum agiert (das Häuschen hat nur 75 qm Wohnfläche, die Bilder-Empore im Kaltdach nicht mitgerechnet) und neue Plätze einrichten will/muss, dann ist es gut, sie kann verpacken. Zum Beispiel für einen winzigen Atem-Meditationsort ne olle Nähmaschine verstecken und stattdessen einen Hingucker zu zaubern. In diesem Fall, ein Seidentuch mit handgemaltem Kranich. Ist gestern entstanden. Bin inständig von den Ärzten vor neuerlichen Infektionen gewarnt worden, sie würden mich sofort wieder ins Krankenhaus treiben. Die dauerhaft geschädigte Lunge kann nichts Zusätzliches mehr ab. So muss ich die fröhlichen Qi-Gong-Touren mit meinen zwei Dorffrauen ins LandDojo Krohnhorst wieder aufgeben. Leider, denn sie sorgten für ein bisschen mehr Heiterkeit in meinem Leben und einen Blickwinkel aus meiner langen Winterisolation, in die ich nun zurückkehre… Ich habe mir gestern eine Klangschale für den Einstimmungston der Atem-Meditation bestellt und werde nächste Woche alleine mit den Übungen fortfahren. Ist weniger lustig, aber… ein Weg für das Training der Atemmuskulatur…
Kann das Rätsel nicht selbst auflösen, also bitte: Wer hat mir den Wenzel geschickt? So ohne Absender und Begleitwort??? Nun werde ich mir erst mal einen Plattenspieler borgen, um die Platte hören zu können. Aber natürlich freut mich die Überraschung schon an sich 😊. Es ist Sonntag, sechs Uhr morgens. Mein Schlafmodus ist vollkommen durcheinander. Die Heizung springt an, was nach dem 12-stündigen Stromausfall von gestern bei mir ein Glücksgefühl auslöst. Der Tag hatte mich geschafft. Das kalte Haus, kochen auf dem Campingkocher mit Gaskartusche. Wasser hatte ich, Gott sein Dank, vorausschauend abgefüllt, Lesen mit der Taschenlampe… Von echten Sturmschäden blieben wir verschont. Nach den kleinen, häuslichen Verrichtungen folgt in diesen Tagen immer ein Erschöpfungsschlaf von mindestens zwei Stunden. Gewicht 49 Kilo, Muskeln nach dem langen Liegen im Arsch, jede Bewegung zieht extrem Sauerstoff, der gleich abfällt unter 90. Man könnte diesen Zustand wohl desolat bezeichnen. Aber, es ist schon besser als am Entlassungstag, an dem es keine zehn Schritte weit ging. Alles ist verlangsamt und auch die Weitererzählung der begonnenen Geschichte wird ein wenig dauern – ich lass da mal noch ein bisschen Zeit dazwischen… Habt einen schönen Sonntag allerseits und bleibt sturmfest…
Die Kamera war ihr perfektes Alibi, an diesem wilden dunklen Ort zu sein, dem Kesselhaus der Kulturbrauerei. Hinter ihr konnte sie unter all den jungen Menschen, die allesamt ihre Kinder hätten sein können, leicht sein. Es war stickig, überfüllt und laut, aber die Frau in den schwarzen Klamotten war in diesem Moment glücklich, wie schon lange nicht mehr. Die Canon gab ihr die Möglichkeit, unauffällig wieder jung zu sein und sei es nur für diese gewisse Zeit. Sie schob die umgedrehte Bierkiste lässig mit dem weißen Leisetreter an der Bühnensohle entlang, um ihrer kleinen Gestalt mehr Höhe geben und sich so einen besseren Sichtraum zu schaffen. Gundermann röhrte „…unter der Fahne der Grünen Armee…“ Klick, klick. Letztes Bild. Sie ging für den Rollenwechsel in die Hocke. Ihr Herz stolperte. Nicht wegen Gundermann. Der Film saß, Klappe zu, Herzaussetzer. Anne dachte seltsam gelassen: schöner Ort zum Sterben. Das Herz fand seinen Takt, sie erhob sich und fotografierte weiter. Das nervte Gevatter Tod. Keinen Respekt, diese Frau? Hatte sie schon. Nur war sie es müde geworden über all seine Stöckchen zu springen. Was ihm die Spielfreude nahm. Also ließ er jetzt von ihr ab und suchte sich einen anderen Zeitvertreib. Anne zoomte durch das Gedränge und sah durch ihren Sucher, wie hinten rechts eine Gestalt im Bühnennebel zu Boden ging…
Nach acht Tagen Intensivmedizin bin ich wieder daheim. Kaum zu sagen, wieviel Chemie durch mich in dieser Zeit geflossen ist. Für die existenzielle Frage: Atmen oder nicht Atmen, ist das kein wirklicher Diskussionsstoff. Und da sitze ich nun wieder an einer „Morgenstunde“, etwas leichter und sehr viel klappriger als zuvor und frage mich gerade, wo warst du denn eigentlich, als du hier abgebrochen hast? Vielleicht ist es gut, jetzt eine andere, neue Geschichte zu erzählen. Nicht die von Frau Christa, mit der ich die letzten Tage sehr einträchtig auf der Bettkante saß und Beine baumelnd im Inhalationsnebel versank. Die „Shisha-Bar“ der Station 11 öffnete jeweils für sechs Inhalationen täglich, nach denen wir beide immer platt wie zwei hustende Briefmarken auf der Matratze lagen. Nein, diese nicht, aber natürlich wird auch die neue Geschichte ein wenig von den jüngsten Ereignissen getüncht sein, im übertragenen Sinne, wen wunderts (?) … ich beginne morgen oder übermorgen 😊
Der Apfelmann liebte schräge Mützen und mochte es, wenn sie höchste Heiterkeit auslösten. Foto: Lutz Reinhardt
Zum Gedenken an einen guten Freund, den Apfelmann von Zehdenick, der nach schwerer Krankheit jetzt im Apfelhimmel wohnt, stelle ich eine hier meine erste Begegnung mit ihm aus dem Jahre 2010 ein.
Von der Leidenschaft zur Paradiesfrucht
„Apfelmann“ nennen ihn die Zehdenicker Kinder und der Name passt. Seine Wangen leuchten schön rot im Wind, doch mehr noch seine hellwachen Augen. Der Apfelmann schaut glücklich ins Land, denn er ist ganz bei sich selbst, und das kam so: Als die Schwiegereltern 1982 pflegebedürftig wurden, zogen Friedrun (62) und Jürgen Sinnecker (64), studierte Agrar- und Saatgutingenieure, von Trebatsch ins nördliche Brandenburg. Jürgen Sinnecker fand neue Arbeit bei der LPG, doch nach der Wende gab es hier kaum noch Jobs. So versuchte das Paar dort, an der Badinger Chaussee, auf einem Inselland inmitten weiter Felder, ein autarkes Leben zu entfalten. Dabei wuchs Sinneckers Liebe zur Deutschen Nationalfrucht spät.
2002 standen plötzlich Leute von der Ländlichen Erwachsenenbildung vor der Hoftür, und fragten, ob er denn nicht an einem Projekt zur Rekultivierung der Granseer Streuobstwiesen mitwirken würde. De facto war Jürgen Sinnecker seit 1990 arbeitslos. Ab und zu hatte er mal eine ABM, mal eine Weiterbildung: „Das war alles gut und schön, aber eine wirkliche Arbeit war es nicht“, meint er heute. Aber bei dem Streuobstwiesenprojekt war es anders. Die Berührung mit den alten Apfelsorten fachte etwas in ihm an – die Leidenschaft, empirisch zu forschen.
Etwa zeitgleich tauchte ein ORB-Auto unangemeldet bei den Sinneckers auf. Man suchte schöne Motive zum Thema „Brandenburgs Streuobstwiesen“, und filmte die Blüte in seiner Gartenplantage. Für Sommerbilder kamen die Filmer wieder, und zum Herbst war man auf der Landesgartenschau in Eberswalde zur Obstbestimmung verabredet. Jürgen Sinnecker hatte alte Apfelsorten dabei und wartete gemeinsam mit Dr. Schwärzel, dem Obstzüchterchef aus Müncheberg, auf die TV-Leute. Die waren mehr mit sich beschäftigt. Etwas genervt vertrieben sich die Wartenden mit Verkostungen die Zeit. Da sah Jürgen Sinnecker fasziniert das erste Mal, wie man einen Apfel dafür auseinander nimmt: Stiel, Blüte, – das Wetter und Wachstum anhand der Schale erklärt. – Dieses Sehen war die letzte Initialzündung.
Seither sucht der Apfelmann nach alten, regionalen Sorten: Den Lunow, Hasenkopf, Rote Walze, Ochsennase, Gravensteiner, Signe Tillisch … und lernte sie mit der Zeit fachgerecht zu bestimmen. Er ist immer noch ein Lernender. „Manchmal müssen die Pomologen aus Verzweiflung auch mal schwindeln“, scherzt der Mann mit warmer, sinnlicher Stimme, über zuweilen ratlose Apfelbestimmung bei Ausstellungen. „Ich kenn’ mittlerweile das Sortiment von Oberhavel – etwa 120 Sorten Naschobst. Und doch erlebt man immer wieder, dass die Sorten durch das Wetter verfälscht sind. Dann erkennt man sie schwer, und genau da beginnt die hohe Schule der Sortenbestimmung. Dr. Schwärzel kann genau sagen, ob die Äpfel aus dem Süden Berlins stammen oder aus dem Norden.“ Dass können wir noch nicht, stellt Friedrun leise vom Kanapee aus klar. „Muss ja auch nicht“, murmelt der Mann nach.
2004 machte sich Jürgen Sinnecker selbständig. Als Ich-AG für Baumkartierungen. Die nannte er „Kleines Umweltbüro Zehdenick“. „Doch dass ging nach hinten los, weil ‚Hartz’ begann, und die ‚Hartzer’ konnten viel besser die Bäume begucken“, meint er ironisch. Aber zur Eröffnung seines Umweltbüros hatte der Mann eine private Apfelausstellung in Gransee inszeniert. Und die Leute strömten mit Körben voller Früchte. „Eigentlich wollte ich, dass die Leute ihre Äpfel in der Ausstellung selbst finden. Aber sie wollen den Expertenrat.“ Die Sinneckers haben aus alten Büchern gelernt und sich bei Frau Dr. Grittner aus Markwart die Merkmalsbestimmung abgeguckt.
Inzwischen lebt der Apfelmann von seinen Ausstellungen in Menz und anderswo, von Vorträgen für kindliche und erwachsene Interessenten, von Baumbestimmungen, vom Baumbeschneiden und Kursen. Gern verteilt er auch Ratschläge zur Pflege: „Ein Baum braucht auch mal eine Schippe Kompost. Im Herbst die Rinde mit einer Drahtbürste bearbeiten und mit einem Kalkanstrich versehen. Der bekämpft Schädlinge und verhindert das Reißen der Rinde bei extremen Temperaturschwankungen, auch einen zu zeitigen Austrieb der Blüte …“ Und wenn einer noch einen alten Baum wünscht, womöglich einen auf dem platzsparend gleich zwei Sorten wachsen, dann verschafft er sich ortskundig junge Ruten und trägt sie zur Baumschule Fischer nach Lichterfelde (die für das „Genressourcen-Projekt Streuobst“ wirken), um den neuen, alten Baum aufpfropfen zu lassen. Die Nachfrage nach alten Sorten wächst, denn Jungbäume aus den Gartencentern, kommen oft genug auf den sandigen Böden der Mark nicht gut zurecht. Gesucht werden neben der alten Vielfalt widerstandsfähige Bäume, die mit den regionalen Bedingungen klarkommen. Wo er sie findet? „Ich habe für die Naturparks der Uckermärker und der Stechliner Obstkartierungen vornehmen dürfen, da kennt man die Ecken und Orte.“ Petra Elsner
Wir verwenden Cookies auf unserer Website, um Ihnen die relevanteste Erfahrung zu bieten, indem wir Ihre Präferenzen speichern und Besuche wiederholen. Indem Sie auf „Alle akzeptieren“ klicken, stimmen Sie der Verwendung ALLER Cookies zu. Sie können jedoch die "Cookie-Einstellungen" besuchen, um eine kontrollierte Zustimmung zu erteilen.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung beim Navigieren durch die Website zu verbessern. Von diesen werden die nach Bedarf kategorisierten Cookies in Ihrem Browser gespeichert, da sie für das Funktionieren der Grundfunktionen der Website unerlässlich sind. Wir verwenden auch Cookies von Drittanbietern, die uns helfen zu analysieren und zu verstehen, wie Sie diese Website nutzen. Diese Cookies werden nur mit Ihrer Zustimmung in Ihrem Browser gespeichert. Sie haben auch die Möglichkeit, diese Cookies abzulehnen. Wenn Sie sich jedoch von einigen dieser Cookies abmelden, kann dies Ihr Surferlebnis beeinträchtigen.
Funktionale Cookies helfen, bestimmte Funktionen auszuführen, wie das Teilen des Inhalts der Website auf Social-Media-Plattformen, das Sammeln von Feedback und andere Funktionen von Drittanbietern.
Leistungs-Cookies werden verwendet, um die wichtigsten Leistungsindizes der Website zu verstehen und zu analysieren, was dazu beiträgt, den Besuchern eine bessere Benutzererfahrung zu bieten.
Analytische Cookies werden verwendet, um zu verstehen, wie Besucher mit der Website interagieren. Diese Cookies helfen dabei, Informationen zu Metriken wie Anzahl der Besucher, Absprungrate, Verkehrsquelle usw. bereitzustellen.
Werbe-Cookies werden verwendet, um Besuchern relevante Anzeigen und Marketingkampagnen bereitzustellen. Diese Cookies verfolgen Besucher über Websites hinweg und sammeln Informationen, um maßgeschneiderte Anzeigen bereitzustellen.
Notwendige Cookies sind für die ordnungsgemäße Funktion der Website unbedingt erforderlich. Diese Cookies gewährleisten anonym grundlegende Funktionen und Sicherheitsfunktionen der Website.