Morgenstunde (666. Blog-Notat)

Das sind Abende zum Träumen, die Juninächte. Nein, nein, kein Gedicht von Martin Greif. Das Lauschige streichelt einfach die Seele, ganz egal, wie alt man ist. Aber die Themen sind halt andere. Nachdenklichere. Nicht mehr das schwärmerische Sternengucken, sondern eher dem sich nähernden Ende entgegen. Das Reden über die Endlichkeit in einer lauen Juninacht ist leichter, als in der Dunkelzeit. Menschen, die den ungewissen Sterbeprozess eines herznahen Freundes oder Verwandten begleiten, stehen irgendwie außerhalb. Sie können nichts planen, sind auf Abruf. Die Leichtigkeit ist einer schmerzlichen Schwere gewichen. Deshalb sind die Juninächte im Kerzenschein etwas Balsam. Gestern rief mich eine alte Freundin an, die vor fünf Jahren ihren Mann verloren hatte. Sie trauert immer noch und wollte sich fast dafür entschuldigen, weil sie so viel Unverständnis erfahren musste. Und ich meinte, „Wieso? Trauere, solange Du es brauchst. Ich trauere um meine Mutter schon 40 Jahre lang.“ Da war sie ganz erleichtert, weil sie sich verstanden fühlte und wir redeten sehr lange, was ich am Telefon eigentlich überhaupt nicht mag. Aber wir hatten ein berührendes Thema. Man fürchtet sich weniger, wenn man spricht…
Habt ein schönes Wochenende allerseits 😊

Morgenstunde (665. Blog-Notat)

So ein wundervoller Junitag, sonnig, nicht zu heiß, so könnte es bleiben, aber da schiebt ja einer die Hitze aus dem Süden heran – ich könnte darauf verzichten. Die Wiesen liegen jetzt schon dürr, denn so viel sprengen kann man gar nicht… Auf dem hinteren Kompost schläft offenbar nachts ein Dachs oder Waschbär. Die Mulde in der Grasschnittabdeckung ist zu groß für eine Katze. Und offenbar mag der Schlummergast unsere Monatserdbeeren. Gestern Abend waren einige reif, aber ich konnte mich nicht bücken… die Hexe. Heute wär es gegangen (denn ich war zur manuellen Therapie), aber heute waren alle Früchte weg ☹. Dumm gelaufen, man muss den Garten halt mit allerlei Getier teilen. Der Imkergatte hat heute pausiert, ein bisschen Ruhe zum Geburtstag. Nachmittags kamen alte Freunde zum Gratulieren. Der Liebste hats nicht so mit diesem Feiertag, was meistens akzeptiert wird…
Das erste geschleuderte Kurtschlager Gold schmeckt ganz unterschiedlich, von lieblich bis waldig, da ist offenbar für jeden was dabei. Wenn der Honig fertig gerührt ist und ins Glas gefüllt, hänge ich wieder die Fahne in die Straßenlinde…

Das Album „So viele Wege Vol. 2“

Eine Besprechung:

Man möchte in den Tanzkreis unter der Herbstlinde treten, wenn sich die neue Scheibe dreht. „So viele Wege VOL. 2“ ist der zweite altmeisterliche Streich der FOLKLÄNDER in der Corona-Zeit, der mit verblüffend hoher Qualität anknüpft an die besten Zeiten der Folk-Band. Gegründet 1976 in Leipzig, bestand sie bis 1982. Anschließend spielten sie unter wechselnden Namen und Besetzungen bis in die frühen 2000er Jahre. Die LP „Wenn man fragt, wer hat’s getan“ war übrigens die meistverkaufte AMIGA-Folkplatte zu DDR-Zeiten. Nach langer Band-Pause feierten die FOLKLÄNDER 2021 ihr 45-jähriges Bühnenjubiläum und haben nun ihre Ankündigung wahrgemacht. Im Booklet zum Album heißt es, sie hätten diese neue Produktion vollmundig versprochen, „wenn auch im Privaten wie auf der Weltenbühne inzwischen unheilvolle Beben aufzogen, die wahrlich geeignet sind, alle künstlerische Unbeschwertheit nachhaltig zu untergraben.“ Man merkt der Scheibe die Entstehungsumstände nicht an, aber die Auswahl der Texte und Kompositionen verraten uns schon etwas vom langen Ritt durch die Wüste und: „…Dass dieser Herbst uns seinerseits nicht braucht.“ Der Song „So viele Wege“ kommt als Sinnsuche wie eine Westernmelodie daher, die uns hoffentlich in einen trauten Kreis wieder nach Hause führt. Da schwingt in jeder Zeile mit, was wir an Irrwegen schon hinter uns haben. Bei aller Spielfreude der FOLKLÄNDER, sie würzen mit dem Salz des Lebens und parodieren den Weltenschmerz. Darüber hinaus trägt die CD wunderbare Cover-Versionen von „Im Café zur Frau Ohneherz/Finta“ mit einem maßgenauen deutschen Textkleid von Manfred Wagenbreth. Auf Bob Dylans Musik „It’s All Over Now, Baby Blue“ setzte Jürgen B. Wolff den herrlich schnodderigen Mundarttext „Schenner als wie hier“. Und abermals intonierten sie alte Liebeslieder („Kein Feuer, keine Kohle“), haben die Bänkel-Ballade von der „Gottesbraut“ bearbeitet und einiges mehr. „So viele Wege VOL. 2“ ist beste Unterhaltung nicht nur für die Folk-Gemeinde, mit spitzem Fingerzeig auf die Jetztzeit, vertraut zweideutig.

Erschienen bei Löwenzahn/Heideck, 15 €
Petra Elsner

Morgenstunde (664. Blog-Notat)

Vor dem Juni-Gartenportal schafft sich der Imkergatte mit den Aufräumarbeiten in der Bienenküche. Alles muss feinsäuberlich geputzt und gewaschen werden. Die Honigabfüllgefäße, die Schleuder, die Siebe, das Entdeckelungsgeschirr… blitzblank und geruchlos. Sauberkeit und geringe Luftfeuchtigkeit (mittels Entfeuchter) sind das A und O beim Schleudern. Heute Nachmittag soll es losgehen. Wir sind etwas in Verzug. Spontanbesucher (wie schön!) haben uns in den letzten Tagen mit guten Gesprächen abgelenkt und Extraschwärme gab es auch noch. Leben eben. Leider macht mir die Hexe noch fett zu schaffen, es wird eher schlechter als besser, ich hoffe noch auf Selbstheilung, denn manche Stunde geht’s ja, aber eine leichte Drehung, autsch. Da kommt Alte Schule wieder in Mode, der Liebste bückt sich nach dem, was mir aus der Hand gleitet, auch schön 😊. Mal sehen, was heute wird oder auch nicht…Weniger Nachrichtenkonsum auf jeden Fall, denn mir gehen diese Ampelspontis langsam richtig auf den Geist. Man hat doch ständig das Gefühl, sie wissen nicht, was sie tun, sind naiv (Tankrabatt☹) und haben keine Ahnung vom Leben der Leute im Land. Ungeschickte Verzichtsprediger sind unterwegs…
Habt trotzdem eine schöne Woche, alle miteinander!

Ein Sonntagsmärchen

Eri, die Heideelfe

Wenn im August die Heideelfen erwachen, leuchten die Sander der Schorfheide samtig violett, und der Sommer neigt sich. Unter einem der blühenden Zwergsträucher saß die etwas mollige Elfe Eri und sah den Spinnen beim weben ihrer Netze zu. Dabei naschte sie gemeinsam mit den Bienen den süßen Nektar der Besenheide. Sie liebte es in den Tag hineinzudösen und sammelte gleichmütig lila Blüten für einen heilsamen Wintertee. Nur für den Eigenbedarf, denn seine Wirkung hatten die Menschen längst vergessen. Die anderen Heideelfen verlegten sich deshalb auf das Zaubern von Illusionen und verspotteten Eri ob ihrer altmodischen Sammelleidenschaft und ihrer Fülle. Eri jedoch war nicht altmodisch, sie folgte einfach ihrem Daseinsgrund und bewahrte das Wissen der Heide – dort am Saum des großen Waldes. Sie wusste, wenn das Heidekraut bis in die Spitzen blüht, gibt es einen strengen Winter. Dann pflückte und trocknete sie vorsorglich mehr von den Blüten, die das Blut reinigen und Entzündungen lindern.
An einem sonnigen Nachmittag war ein Waldspazierer unterwegs. Er lauschte genüsslich dem Vogelkonzert und bückte sich immer wieder, um Blaubeeren zu pflücken. Plötzlich schnellte aus den Blaubeerbüschen eine Schlange, die ihn biss. Eri hörte seinen Schrei und ahnte, was geschehen war. Schnell riss sie etwas Laub und Blüten vom nächsten Heidestrauch und eilte dem Schrei nach. Der Mann hatte sich niedergelassen, atmete hastig und versuchte mit seinem Sonntagsschlips die Hand abzubinden, damit das Gift nicht in den Arm aufsteigen konnte. Ihm war schwummrig, als Eri vor ihm stand und auf den Schlangenbiss Laub und Heideblüten legte. Was dann geschah, konnte er nicht sagen. Am nächsten Morgen erwachte der Waldspazierer aus einem schweren Fiebertraum. Er lag im tiefen Moos, noch schwach, aber am Leben. Seine Hand war dick mit Heidekraut umwunden. Hatte er wirklich eine Gestalt ganz in Fliederrosa gesehen? Und gibt es denn das: Eine Elfe von so praller Schönheit? Der Waldspazierer verehrte mollige Frauen. Vorsichtig sammelte er sich, als Eri lautlos mit einer dampfenden Schale erschien. Der Waldspazierer schaute sie mit erstaunten Augen an, während sie den Umschlag löste und den Biss mit Heidetee auswusch. „Nun kannst du gehen, aber achte zukünftig besser darauf, wohin du greifst.“ Sie nickte ihm zu, dann lief sie zurück in die Heide, wo sie schon sehr bald mit der Farbe Lila verschmolzen war.



© Petra Elsner

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Morgenstunde (663. Blog-Notat)

Und tschüss, Woche! Nach der Pflicht – die Kür, die gestern mit diesem Mützen-Möwchen begann. Was Leichtes für die Hand nach all der Schneiderei.  In den nächsten Tagen will der zurückgekehrte Imkergatte schleudern. Die Beuten sind prallvoll mit Blütenhonig. Es war das erste Frühjahr ohne Frost im Mai und so erleben wir nach 14 Jahren zum ersten Male wirklich üppige Gärten. Wie das schmeckt, werden wir am Wochenende wissen. Wie lange der Honig schließlich gerührt werden will, noch nicht…😊. Zwischen den Verrichtungen um die Schleuderei, werde ich wohl ein neues Märchen erfinden… Wenn im August die Heideelfen erwachen, leuchten die Sander der Schorfheide samtig lila und der Sommer neigt sich…

Habt ein entspanntes Wochenende – alle miteinander!

Morgenstunde (662. Blog-Notat)

Geschnitten und gerahmt. Am 24. Mai hab ich mit der Passepartout-Schneiderei für die örtliche Feuerwehrausstellung begonnen, eben bin ich fertig geworden. Kann also abgeholt werden… 10 Bilderblöcke mit insgesamt 54 Bildausschnitten sind es schlussendlich geworden. Es sollte reichen, mein Kreuz wird sich freuen, wenn ich mich in den nächsten Tagen mal nicht so gebeugt aufstellen muss…😊.

Morgenstunde (661. Blog-Notat)

Dieser Eulencartoon aus dem Jahre 2002 diente einst als Titelblatt zu dem Wandkalender „Kauzige Eulen“. Aus der Serie, die 15 Motive umfasste, war es das letzte Original, das noch bei mir wohnte. Bis gestern, da konnte ich das gute Stück verkaufen. Es hat mich echt gewundert, dass das beste Motiv dieser Reihe (aus meiner Sicht) so lange im Atelier blieb. Gestern habe ich es aus den untersten Gefilden eines Stapels älterer Zeichnungen gezogen und siehe da, die Bilderfreundin war entzückt. Freude.
Heute ist der Liebste zu seinen Eltern ins Erzgebirge aufgebrochen. Die Mutter hat nicht mehr viel Leben in sich, sie wird wohl ans andere Ufer gehen und er will sie naturgemäß noch einmal sehen und dem Vater beistehen. Eine schwere Zeit, in der das Stimmungspendel weit ausschlägt. Emotional ist das für alle und es kostet Kraft. Ich hocke derweil weiter in meinem Kreuzschmerz und versuche, was geht. Ein weiteres Mützenmöwchen vielleicht. Der achte Ausstellungsblock ist geschnitten, noch zwei, dann bin ich durch mit dem Projekt fürs Dorf.

Morgenstunde (660. Blog-Notat)

Es war ein Abschiedsfilm, den wir am Pfingstsamstag im Ringhotel Schorfheide zu sehen bekamen. Der erinnerte und hielt fest, was „Kunst & Rad“ einmal war. Alles ganz privat. Die Gestalter dieses einstigen Kunstortes Ines und Hann-Dieter waren ganz aufgeregt und angefasst, denn sie steckten ja schon zweieinhalb Jahre in einem neuen, ganz anderen Leben und konnten erst jetzt Danke sagen und Abschied nehmen.  Ich kam in diesem Filmchen auch vor (siehe Bild), aber es war schon seltsam, sich selbst zu begegnen – vor 12 Jahren, noch so fit… Knapp hundert Menschen sahen den Streifen. Ganz ehrlich, umso länger er lief, war mir diese große Atemgemeinschaft nicht geheuer… Wieviel Zeit werde ich brauchen, diesen Corona-Schaden zu vertreiben? Wir konnten einfach nach dem Film nicht länger verweilen… So schade, dass es den kleinen kulinarischen Kunstort nicht mehr gibt, aber alles hat nur eine gewisse Zeit. Hann und Ines wohnen weiter in meinen Gedanken und einiges um mich herum erinnert mich direkt an sie. Zum Beispiel meine  Schorfheider Winterkarten. Hann suchte eine schöne Winter-Weihnachtskarte in blau-weiß…Daraufhin floss aus meiner Hand dieser märchenhafte Askanier-Turm von Eichhorst am Süßen Winkel des Werbellinsees… Machts gut ihr Zwei!
Der Rest von Pfingsten hieß: Bienenschwärme fangen. Die Bilder davon hatte ich gestern noch an die „Morgenstunde 659“ drangehängt. Wen es interessiert, sie befinden sich unter dem Schwarm-Video. Fünf Schwärme waren es insgesamt und der Imkergatte hofft mit mir, dass heute nicht noch welche nachfolgen. Mir sitzt immer noch die Hexe im Kreuz, was so langsam echt nervt. Morgen will ich weitere Bilderblöcke schneiden, dazu kann ich das gar nicht gebrauchen….

 

Morgenstunde (659. Blog-Notat)

Verwunschen döst der Garten einen Margeriten-Traum. Alles leuchtet und ruht feierlich still. Die Natur wuchert üppig. Wir haben nur Wege durch das Quartier gemäht. Es ist erstaunlich, was da plötzlich alles in der Wiese sprießt. Wiesenstorchenschnabel, Ehrenpreis, gelber Federklee, Wiesen-Habichtskraut, Schöllkraut, Kleiner Odermennig, Grasnelken, Feldrittersporn… Gleich ist Pfingsten, viele sind verreist, wir können nicht, es ist Schwarmzeit, da muss der Imker weitgehend vor Ort sein.  Aber kleine Ausflüge machen wir. Heute Nachmittag fahren wir zu einer Film-Premiere – eine Doku über die Schorfheide. Der ehemalige Wirt und Galerist von „Kunst & Rad“ ist sein Leben lang neben seinen Berufen ein Filmer gewesen und will sich mit diesem Empfang von seinen Gästen in die Rente verabschieden. Die genießt er schon seit zwei Jahren im unteren Odertal. Ihr wisst, schon Corona hatte eine zeitnahe Veranstaltung verhindert… Inzwischen schwärmt er: Dort, nahe des Oderstroms, sind die Himmel weiter und nicht so walddunkel wie in der Schorfheide. Zukünftig wird er wohl ganz andere Filme drehen, aber heute, bin ich erst einmal auf seine Rückschau gespannt. Auf einem Schnipsel werde ich wohl dabei sein 😊, denn ich habe dort am Werbellinsee mehrfach ausgestellt und gelesen… Wo auch immer Ihr seid, ich wünsche Euch: Frohe Pfingsten, macht Euch glücklich!

Und wenn man schon davon redet… Mittags hatten wir zwei Schwärme, die Aufstiegen… Und weil ja das Schwarm fangen immer spannend ist, hänge ich noch ein paar Bilder ran…

Nach 24 Stunden Ruhe in der Kiste an einem kühlen Ort, schüttet der Imkergatte den Fang auf eine Rampe und von dort ziehen die Bienen ganz allein in ihre neue Beute ein.