Morgenstunde (278. Blog-Notat)

Backgammon zur Kaffeezeit.

Seit Weihnachten gibt es bei uns wieder Backgammon zur Kaffee- oder Teezeit. Eine Muße, die wir wohl beim Umzug von Berlin aufs Land vergessen hatten – weil: Es ist immer was zu tun. Man/frau muss es erst lernen, an den Baustellen in Haus und Hof auch mal vorbeizuschauen, sie zu ignorieren. So langsam gelingt uns das wieder (nach 12 Jahren!). Backgammon ist aber auch wirklich ein feiner Zeitvertreib, der die Launen der zwei Spieler kitzelt, mal so oder so. In letzter Zeit hab‘ ich einen Lauf und der Liebste flucht wie ein Droschkenkutscher. Herrlich 😊, denn meistens ist es umgekehrt.
Früher, also vor etwa 25 Jahren, haben wir dieses Spiel schon zum Frühstück gespielt, denn was sollen sich zwei Freiberufler, die wirklich alles miteinander erleben und teilen schon zum Morgenkaffee noch erzählen können? Das Spielen half uns, das enge Miteinander nicht zu überfordern. Viele Jahre lieferte er das Bild zu meinen journalistischen Texten. Heißt, selbst wenn wir unterwegs auf Recherche waren, erlebten wir alles zusammen, bis er das Bild weitestgehend an den Nagel hängte – wegen der Inflation der Bilder. Trotzdem sind wir uns dicht auf der Pelle tagein, tagaus und so ist es echt sinnvoll, nach den Tagesverrichtungen sich zum Spiel zu verabreden… 😊

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Morgenstunde (277. Blog-Notat)

Träumendes Baumweib

Es ist so ein Wuseln derzeit zwischen Zeichen- und Leseplatz. Hier zwei Stunden, dort zwei Stunden und wieder umgekehrt – wie Sisyphus am Berg. Und das wird die ganze Woche uferlos so weitergehen. Das Quellenmaterial für die Museumsbroschüre liest sich – gelinde gesagt: öde. Jetzt verwundert es mich auch überhaupt nicht mehr, weshalb ich diesen Auftrag bekam. Der Name „Petra“ fühlte sich schon immer etwas steinig an. Und wirklich geht er auf den Heiligen Apostel Petrus zurück. Petrus, der Stein, der Felsen in der Brandung. Ein bisschen hart so ein Leben im Wellenschlag. Meine Mutter musste wohl eine Vorahnung gehabt haben… Da lob ich mir doch eher meinen zweiten Vornamen „Sylvia“, der im Lateinischen soviel wie „Wald“ bedeutet und als „Königin des Waldes“ interpretiert wird. Na, das ist doch was und nun weiß ich endlich, weshalb es mich in diesen sagenumwobenen Wald verschlagen hat 😊. Ich werde mir einstweilen einen Zacken aus der Waldkrone brechen und weiterwuseln.
Habt eine gute Woche, Eure Petra/Sylvia 😊.


 

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Morgenstunde (276. Blog-Notat)

Es ist nicht nur im Märchen gefährlich, auf die verfemte Seite der Geschichte zu geraten. Das war ganz schnell nach der politischen Wende für Ostdeutsche klar. Fast alle, die ich kannte, waren plötzlich weg. Irgendwo geschäftig abgetaucht, fortgezogen, umgeschult, unsichtbar für mich in ihren neuen Leben. Jetzt, da wir alle miteinander ein gewisses Alter erreicht haben, taucht mein Jahrgang für mich plötzlich aus der Versenkung auf – als frischgebackene Rentner. Zwanglos schauen sie jetzt auf und riskieren den Blick nach den anderen. Echt, die Häufigkeit solcher Begegnungen hat mich letztes Jahr wirklich irritiert. Wo kommst Du plötzlich her – alter Freund? Wie ist es Dir ergangen? Hätten wir uns nicht die letzten 30 Jahre irgendwie beistehen können? Kein Vorwurf, aber werden wir uns jetzt noch etwas zu sagen haben? Ich weiß es nicht, nur: Frösche sind Frösche geblieben und Prinzen – Prinzen.

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Morgenstunde (275. Blog-Notat)

Wutschnaubend hab ich im Garten den verkrautete Feldsteinwall freigelegt. Gewissermaßen als Ersatz für jene Steine, die man dem Feingeist, der nicht zugleich auch informatikaffin ist, allenthalben in den Weg rollt. Man/frau fühlt sich irgendwie ausgeschlossen, wenn man bei der Verwertungsgesellschaft WORT online-Texte zur Tantiemen-Ausschüttung melden möchte. Hat irgendjemand in der Blogger-Runde mit Wahrnehmungsvertrag Ahnung, wie man deren Zählermarken installiert? Die Seitenaufrufe von WordPress sind denen nicht genug… Ach, irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass man vorsätzlich die Ansprüche der Schreiberlinge dezimiert, damit die Teilhabe für die Eingeweihten üppiger ausfällt. Ich bin echt angefressen, denn schließlich sind diese Kopier-Tantiemen, die die VG Wort bei den Druckerherstellern, Internetbetreiber… für uns stellvertretend eintreibt, nicht deren Eigentum. So sollten sie auch dafür sorgen, dass jene mit denen sie einen Wahrnehmungsvertrag haben, auch unkompliziert an ihren Anteil kommen können. Hat jemand einen Rat?

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Morgenstunde (274. Blog-Notat)

Märzmotiv für 2021: Kleine Ausfahrt der Schräge-Vögel-Biker. Zeichnung: Petra Elsner

Gleich geht’s nach Prenzlau, ein paar Besorgungen erledigen. Auf dem Rückweg nehmen wir die Landstraße über die Dörfer Potzlow und Fergitz, um am Fünfseenblick ein Weilchen ins Land zu schauen. Seelenfutter. Gestern konnte ich noch das dritte Kalendermotiv für die Schrägen Vögel 2021 abschließen. Vom Zeichnen brauche ich nun eine kleine Auszeit, denn es rufen andere Themen – die Studien zur Museumsschrift…

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Morgenstunde (273. Blog-Notat)

Kein Fotolicht draußen, deshalb dieses Archivbild: Gedenkstein unter dem Wunschbaum im Herbst.
Unter dem Wunschbaum am 22. Januar 2020: Geli-Tag.

Eigentlich müsste der Tag nach Freesien duften, denn es war die Geburtstagsblume meiner Schwester. Stattdessen ist der helle Winterhimmel verschwunden und hat einen Nieselvorhang hinterlassen. Friedhofswetter. Meine Toten melden sich an ihren Ehrentagen. 22. Januar: Geli, Dein Tag. Wenn ich es nicht gleich erinnere, grummelt es mir im Magen, weht mir im Garten ein atemschwerer Hauch übers Haar, dass ich mich urplötzlich fragen muss: Was ist? Sie sind immer bei mir – alle meine Seelen, meistens still, aber sie rütteln an mir, wenn ich sie nicht bedenke. Unter meinem Wunschbaum wartet der Erinnerungsstein auf mich. Den haben wir vor 11 Jahren vom Zeuthener Friedhof mitgebracht, als ich das Familiengrab nach 30 Jahren auflöste. Ich wollte es nicht verwildert und unbesucht lassen, zu weit weg für mich indes. Und jene, die ich bat, das Grab zu pflegen, rührte die Hände nicht. So ist der Stein jetzt bei mir als Erinnerungsplatz. Ich fände es schön, wenn die Deutsche Friedhofskultur endlich fallen würde, dann wäre mein Platz hier unter der Wunschbirke in dem Garten, der meine Handschrift trägt.

Rechts: Meine Geli

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Morgenstunde (271. Blog-Notat)

Ein Tag wie im März war das heute, und ich habe gemacht, was man/frau so im März macht, wenn ein Garten vorhanden ist: Ackern, Unkrauten, Sträucher beschneiden. Es hielt mich nichts am Schreibtisch. Das Grauwetter kommt ja gleich zurück, dann kann ich wieder in Arbeit im Atelier versinken. Um mein schlechtes Gewissen wegen der taglangen Gartenauszeit zu beruhigen, hab ich dann doch noch am Abend einige Figuren aus älteren Zeichenblättern im Photoshop freigestellt, als Spielmaterial für unbestimmte Gelegenheiten (siehe das Eulchen). Aber es war so herrlich in der Sonne und der klaren Luft. Überall schießen schon die Frühblüher aus der Erde. Es ist genauso ein „Winter“ wie 2007/08, als wir von Berlin in die Schorfheide zogen, da habe ich einen Teich im Januar/Februar angelegt. In den zwei Folgewintern sind wir regelrecht eingeschneit, so dass wir den Schnee von den Dächern holen mussten. Vielleicht erleben wir das mal wieder, ich fände es schön.

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Morgenstunde (270. Blog-Notat)

Wenn frau gerade nicht so richtig lächeln kann, müssen es die Schrägen Vögel und der sonnengelbe Himmel richten. Ich zeichne am 2. Kalendermotiv für 2021, und wenn dieses leuchtende Gelb vom Blatt zurückschaut, dann geht’s mir gleich besser. Dieses Gelb hab ich in den 90er Jahren in einem Baumarkt entdeckt – gelbe Holzbeize. Es war auf Anhieb meine Gute-Laune-Farbe…

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Morgenstunde (269. Blog-Notat)

Manchen Morgen erwache ich mit einer Schwermut, die irgendwie nicht aus meinem Leben stammt. Ich schaue in den Spiegel und denke, was machst du da in meinen Augen? Wo kommst du her, aus welcher vorgeschichtlichen Zeit hast du dich zu mir verirrt? Es ist nicht meine stille Trauer, die in mich hineinkriecht, wie etwas Unbehaustes, das Obdach sucht. Aber etwas in mir hat wohl auf diesen Anflug gewartet. Tief vergraben, verborgene Zeit, verletztes Leben. Ein Schattentanz der Erinnerungen. In meinen Geschichten „Seltsame Welt“ hab‘ ich letzten Sommer versucht, diesen Erinnerungsfetzen Gestalt zu geben, aber jemand meinte neulich: „Sie umkreisen das Eigentliche nur.“ Echt? Ich meinte mich nah dran zu sein und dachte, manche Schichten der Zeit gelüftet zu haben. Geschichten, die immer aufs Neue, in einer Art poetischem Rondo den Emotionslücken nachspüren. Kreise ziehend, Kreise berührend, atemlos tanzend. Nicht? Das verwundert mich und lässt mich ratlos zurück…

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