Morgenstunde (424. Blog-Notat)

Gestern rief mich die Bürgermeisterin von Marienwerder an. Der Museumsführer, der in einem Wendebuch sechs Ruhlsdorfer Episoden von mir (illustriert mit Gemälden von Helga Hagitte) enthält, ist zwar gedruckt, aber das Museumsfest wurde aus den bekannten Gründen im Spätsommer abgesagt. Mein Honorar für diese letzte Winterarbeit sollte sich aus dem Verkauf des Buches im Museum speisen. Aber wo kein geöffnetes Haus, da auch kein Verkauf. Doch es gibt noch Zeichen und Wunder, von sich aus hat mir der federführende Heimatverein eine andersgeartete Vergütung angeboten. Das ist echt schön und auch, dass sie dieses Dorf-Museums-Buch nun anstatt einer Dorfweihnacht in die dörflichen Haushalte verschenken werden. Das ist doch mal eine schöne Geste in dieser sonst so verschlossenen Zeit.
Ganz glücklich darüber, hab‘ ich danach gleich zwei neue Märchen-Platten (Alu-Verbund) für unseren Lesegarten als Druckauftrag rausgegeben. Der Lesegarten wächst jedes Jahr ein bisschen weiter, denn es werden auch wieder Zeiten kommen, in denen die Menschen in kleinen Grüppchen ins Atelier und den Bilderspeicher kommen und vielleicht auch den Garten erleben möchten. Ich glaube fest daran. Große Atelierfeste fallen für immer weg, dazu fehlt mir inzwischen einfach die Kraft und vor allem der Atem. Muss ja auch nicht sein. Macht es Euch schön an diesem Sonntag!

Märchen-Platten im Lesegarten. Foto: pe

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Morgenstunde (423. Blog-Notat)

Wir siedeln auf Heideland, das sagt wohl alles. Im Grunde bezeichnet dieser Landschaftstyp – ein menschenloses, unbesiedeltes Gebiet, ein nicht urbar zu machendes Land, sauer und mager. Es hat den Großen Kurfürsten nicht gekümmert, er hat trotzdem Kolumnisten auch für dieses Land geholt. Ich nenne es Staub, auf dem seit 275 Jahren hier Menschen ackern, manch einer hat mit großem Gerät das komplette Erdreich seines Gartens metertief ausgetauscht… Wir machen es ‘ne Nummer kleiner: Es gibt seit gestern das zweite Hochbeet im Garten, einfach damit wir auch einmal etwas enten. Die Versuche mit dem ersten Hochbeet auf der Wiese waren vielversprechend, das war dem Imkergatten Anreiz genug, meinen Wünschen zu folgen und so werkelte er zwei Tage und nun steht das schlichte Teil und wir befüllen es derweil mit Laub und Baumschnitt. Im Frühjahr kommt gute Erde drauf. Da haben wie in all dem Nieselgrau doch etwas für die Zukunft geschaffen. Schön. Das bewegte Atmen ist zwar in dieser feuchten Suppe kein Spaß, aber die Mediziner meinen heutzutage, Lungenkranke sollten bei jedem Wetter versuchen, sich draußen zu ertüchtigen, nun denn…

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Morgenstunde (422. Blog-Notat)

Novemberkalt ist es und klammer Hochnebel hängt über dem Quartier. Da lebe ich meine Sehnsucht nach Meer und Licht in Farben aus. Kein Draußentag eben. Ich habe ein großes Essen für meinen Sohn und seine Süße gezaubert, der Waldspaziergang wurde gestrichen, hinter Lanke soll noch die Sonne scheinen, dorthin wollten sie lieber. Verständlich. So war die seltene Begegnung zweier Haushalte schnell wieder vorbei, das Wiedersehen wird dauern.

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Morgenstunde (421. Blog-Notat)

21 506 Neuinfizierte – du meine Güte, was werden wir in diesen Tagen noch sehen? Dennoch – die Emotionen sind andere als im März. Panik blockiert nicht mehr das Hirn. Keine Schockstarre – ich gehe meinen Verrichtungen nach. Das große C ist zwar allgegenwärtig, aber man stumpft ab. Es liegt an der permanenten Wiederholung, der immer gleichen Worte und Sachlagen in den Nachrichten, all das ermüdet. Ich frage, mich wozu die Moderatoren noch ein Skript vor der Nase haben, die Corona-Leier müssten sie doch schon auswendig herbeten können. In den Sätzen wechseln lediglich die Zahlen. Die Medien sind im achten Monat fantasielos gefangen in Satzdogmen, immer das Gleiche, seit Tagen, Wochen, Monaten. Die vierte Macht im Staate wirkt hypnotisiert von RKI- und DAX-Infos. Man möchte am liebsten nicht mehr hinsehen, ist sonst nichts los in der Welt?

Gedichte von Eckhard Mieder, Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-78-3, Softcover, 111 Seiten, 12 €

Ich lese in dem Buchgeschenk meines Dichterfreundes Eckhard Mieder „An der Autobahn stand dieser Mann – Gedichte“. Er ist ein Guter und seine Gedichte sind klug und weit, sie helfen mir, mich aus der Trostlosigkeit der alltäglichen Wortgewitter davonzustehlen. Seine Aufforderung hat mich dazu verführt und ich danke ihm dafür. Auf dem Rücktitel heißt es: „…Alles ist Verunsicherung, auch Ratlosigkeit, die vom Leser vermutlich geteilt wird. ‚Für mich sind die vorliegenden Texte eine Wippe‘, sagt Mieder. ‚Sie senkt sich ins Triviale, sie erhebt sich ins All. Sie senkt sich wieder in den Alltag, sie erhebt sich wieder in was Höheres. Was der Alltag ist, weiß ich so wenig wie was das Höhere ist. Ich sitze auf dem einen Sitz, wer auf dem anderen sitzt, weiß ich nicht. Komisch, dass es auf und nieder geht, trotz alldem.‘ Wippen Sie mit.“

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Morgenstunde (420. Blog-Notat)

Kraftlose Wuselzeit: Hier ein bisschen, dort ein bisschen, nichts Großes entsteht. Ein paar Bretter vom Holzplatz in Milmersdorf sind geholt, für den zweiten Hochbeetbau irgendwann die Tage. Der Bilderspeicher ist beräumt, aber die Abdichtung zum Dachgeschoss noch nicht ausgelegt. Mittags schleicht ein Leuchten durch den Garten – hinreißend schön. Gegen die schlechten Träume der Nacht, hab ich den “TRAUMFÄNGER 15” geschaffen, er sollte gute Kraft verströmen, denn die Zeiten sind irre. Die Wahlen der Amis mit ihrem unberechenbaren Politclown, sie nerven, als gäbe es nicht schon genug Probleme in der Welt…

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Morgenstunde (419. Blog-Notat)

Jetzt wird es wieder still, sehr still. Die Radio- und Fernsehleute machen so weiter, wie immer, sie wissen gar nicht, was für ein Glück sie haben. Das gaukelt uns vor, wir könnten Kultur zu Hause erleben. Ja sicher, ein bisschen, Kollegen haben mir schöne Bücher gesandt, das beschäftigt mich eine Woche oder zwei, aber Fernsehen ist echt platt geworden und Radio, naja geht so, die Computer gestylten Töne treffen nicht mein Herz. Alles eine Soße. Heute werde ich erst einmal die Bilder aus dem Speicher räumen und winterfest verstauen. Kommt eh keiner mehr, um sie sich anzusehen. Draußen ist noch genug zu tun, die Gartenlinde schmeißt gerade die letzten Blätter… nachts war der Dachs wieder im Garten, hat sich dafür ein neues Loch im Zaun geschaffen und der Eichkater hat die letzten Nüsse geholt, macht nichts, hab den Busch eh nur für ihn gepflanzt 😊

Die Zeichnung konnte ich noch am Entstehungstag verkaufen…

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Morgenstunde (418. Blog-Notat)

Wir hatten wieder einen nächtlichen Besucher. Hinterlassen hat er zwei Löcher im Zaum und eine umgerüsselte Wiese, vom Wald bis ran an den gepflasterten Hof. 130 Meter lang. Vielleicht waren es auch zwei, wer weiß, seit Jahren kommen die Dachse aus dem nahen Wald und graben nach Engerlingen in den Gärten. Ich bin ihm dabei nie selbst begegnet, diesem „König der Unterwelt“, aber seinen Werken schon. Riesige Höhlenbauten legen diese geheimnisvollen Tiere an und bewohnen sie über Generationen. So hat wohl schon der Großvater „unserem“ Dachs gezeigt: Hier, unter den Trockenwiesen, gibt es fette Beute. Wir haben keine Chance, müssen uns mit ihm arrangieren. Der große Graue, der statt Marder vielleicht lieber Bär sein möchte, gehört zu den Gespenstern des Waldes, was an seinem extrem guten Geruchssinn liegt – er wittert uns Menschen, lange bevor wir ihn erblicken könnten. Wehrhaft kann er sein, sammelt aber lieber Fallobst oder er gräbt nach Wurzeln, Regenwürmern … „Unser Dachs“ mag sogar Ananas vom Kompost. Ich hab‘ mir heute ein Bild von ihm gemacht 😊…

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Morgenstunde (417. Blog-Notat)

Nach der düsteren Prognose, die Epidemiologe Klaus Stöhr (ehemaliger Leiter des Global-Influenza-Programms und SARS- Forschungskoordinator der WHO) in der letzten Nacht bei Markus Lanz abgab, lässt es mich fatalistisch zurück. Er meinte so sinngemäß: „Wir können nicht verhindern, dass sich alle infizieren.“ Und: man müsse diese Tatsache akzeptieren und er nannte die Corona-Politik der Regierung „blauäugig“. Das schwante mir gestern auch. Nun denn, da kommt mehr auf uns zu, als uns lieb ist und wir sollten uns besser rüsten, als in Angststarre zu verharren. Ich für mich halte Abstand und bemühe mich, unser Immunsystem zu stärken. Heute gibt’s fette Hühnersuppe aus der Nachtarbeit. Und wir beginnen abends eine Zitronen-Knoblauch-Kur. Täglich zwei Löffel Honig. Alle zwei, drei Trage mit Propolis (5 Tropfen auf ein Glas Wasser) gurgeln, um eine mögliche Infektionslast im Rachen zu minimieren. Im Übrigen machen wir das meiste davon jedes Jahr in der Infektionszeit. Doch wenn ich über diese Aussage von Stöhr tiefer nachdenke, wirken die jüngsten Entscheidungen auf mich noch absurder. Sie führen voraussichtlich zu einem Jo-Jo-Effekt, ob sie ein echter Wellenbrecher sein können? Ich mag gar nicht über die Auswirkungen nachdenken und versuche Ruhe zu bewahren. Das ist nicht gerade einfach, denn Mittwoch wurde die erste Anti-Körper-Therapie für meine schwache Lunge (siehe unten) in der Charité ergebnislos abgebrochen und eine neue begonnen – das letzte Experiment, mehr ist nicht machbar, auch für Könige und Kaiser nicht. Da passt so eine Pandemie nicht gut ins eh schon miese Bild, trotzdem ist es mir lieber, reinen Wein eingeschenkt zu bekommen – im Kleinen wie im Großen …

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Morgenstunde (416. Blog-Notat)

Manchmal bin ich wirklich irritiert, wie kurzgreifend Politik agiert. Hätte nicht der Sommer genutzt werden müssen, die Krisenszenarien „durchzuspielen“? Was, wäre wenn? Jede Firma ruft den Urlaubsstopp aus, wenn das Hausboot schwankt und Wasser leckt. Warum nicht die Regierung? Weshalb wissen wir heute immer noch nicht, wo genau die Infektionen entstehen? Wir hören: Beim Feiern. Aber was ist im Gedränge des ÖVPs, was in den Ärztewartezimmern, was an den Fließbändern aller Branchen, was in Restaurants, auf Märkten oder im Kino? Wir wissen es nicht. Warum gibt es diese lebenspraktischen Studien in Deutschland nicht? Darum stochert Politik heute immer noch im Nebel und sperrt wieder das Freizeitleben weg. Es ist das Einfachste und AKTIONISSMUS! Warum gelingt es nicht, in so einer Notlage die weit auseinanderdriftenden wissenschaftlichen Denkschulen des ganzen Landes an einen Tisch zu holen, die Grabenkämpfe zu stoppen und das Beste aus der Wissenschaft zielführend zu befördern? Und der Personalmangel in den Gesundheitsämtern? Es gibt so viele Beamte und Verwaltungsangestellte, die gerade ohne Aufgabe sind, weil Kultur u.a. nicht zugelassen ist, warum haben die Länder nicht längst eine Art Callcenter aus ihnen gebildet, die die Nachverfolgung übernehmen? Ich bin enttäuscht und ich sehe, wie abgehoben die Corona-Runde Entscheidungen trifft: Beispielsweise wissen sie nicht, wie Freiberufler (Neudeutsch: Solo-Selbstständige) wirklich leben. Die Idee, 75 Prozent der November-Einkünfte aus 2019 als Grundlage für die Entschädigungen für den November-Lockdown 2020 zu wählen, verrät das deutlich. Es ist das Denken von Gehaltsempfängern. Aber Freiberufler haben schwankende Einkünfte, je nach Auftragslage, mal viel, mal gar nichts, dann zehren sie von den guten Monaten. Lebensnah wäre es gewesen, aus dem Jahreseinkommen, den Monatsdurchschnitt zu ermitteln und den als Grundlage für Sofort-Hilfen zu nehmen, das wäre halbwegs fair. Freiberufler, Künstler, Kleinunternehmer sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie zahlen Steuern, sie haben ein Recht auf Fairness. Ich selbst bin inzwischen Künstlerin mit einer Minirente, muss also nur dazuverdienen, damit es reicht. Das geht ein kurzes Weilchen auch mal ohne, aber meine unzähligen Kollegen, die den kulturellen Ruf dieses Landes in die Welt tragen, haben es verdient, dass man ihren Stolz nicht angreift…

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Morgenstunde (415. Blog-Notat)

Während ich die Vorhänge öffne, sehe ich die Pracht vom dem Fenster liegen. Nach dem schweren Regen in der Nacht entkleidet sich die Linde, was für ein herrliches Goldgelb sie dazu trägt! Darunter stehend kann frau sich wie Goldmarie fühlen 😊. Doch nach drei Blätterbergen war es schon wieder vorbei mit der Puste, ich komme mir wie Jammerlappen vor, von wegen Goldmarie… Also gut, dann ziehe ich wieder an den Computer und denke mir eine neue Geschichte aus, eine dunkle, mystische vielleicht? Mal sehen, was kommt. Habt ein schönes Wochenende miteinander!

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