Stimmungen (5)

… Ich grübele: Früher hatte ich meine Urängste gut im Griff,  aber die Pandemie hat sie freigeschält, befeuert und mich verändert. Abstand halten. Zuhause bleiben. Im damals übergriffigen Staat wurden Andersdenkende wie Ordnungswidrige behandelt und ein Konformismus in den meinungsmachenden Eliten wuchs, der die Demokratie aushöhlt, weil er die Realität vieler Menschen ausblendet und deren Interessen übergeht. „Weißt du Seelchen, es ist schwer, der inneren Stimme zu folgen, wenn das Äußere zu laut ist, alles übertönt und schließlich überzeichnet. Dein Wispern verlor sich darin.“
„Und warum hörst du mich jetzt?“
„Es ist wohl das Innehalten, dass das dauerhafte Kranksein und das Älterwerden begleitet. In der Stille setzen die inneren Monologe ein und plötzlich hörte ich: das Seelchen spricht.“
„Das ist für mich nicht so erstaunlich, aber warum hast du mir die Farbe Blau gegeben?“
„Weil sie mit dem Himmel verschmilzt. Dieses Himmelblau ist leicht und nimmt die Schwere aus den Stimmungen.“
„Das wünscht du dir?“…

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Morgenstunde (446. Blog-Notat)

Meine „Sonnenallee“ im Garten wurde heute nochmal ein bisschen überzuckert, doch längst taut die weiße Pracht. Viel abbekommen haben wir leider nicht, aber der Winter beginnt ja gerade erst, ich bleibe hoffnungsvoll.  Heute haben wir das erste Mal mit dem Vater (92) im Erzgebirge geskypt. Das eröffnet Möglichkeiten die 400 Kilometer zu ihm mal anders zu überwinden. Es hat mir sehr gefallen, wie neugierig er die App-Funktionen untersucht hat und welche Freude in seinen Augen stand uns anzuschauen. Wenn es so etwas in dem Auer Pflegeheim gäbe… aber dort ist das Telefon schon das Äußerste, was einfach zu wenig ist für getrennte, hochbetagte Paare. Nachfolgende Generationen haben selbst diese Technik, aber dennoch, kommt das große Vergessen, dann braucht es für den visuellen Kontakt eine helfende Hand. Es wird wohl sehr bald neue Berufe geben (müssen), die die Kommunikation lenken und ermöglichen, nicht nur in Schulen, auch in Pflege- und Altersheimen und nicht nur während der Pandemie. Überall in der Gesellschaft zeigen sich in diesen Monaten Baustellen, die mit einer stoischen Langsamkeit des Seins nicht gut zu bewältigen sind…

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Morgenstunde (417. Blog-Notat)

Nach der düsteren Prognose, die Epidemiologe Klaus Stöhr (ehemaliger Leiter des Global-Influenza-Programms und SARS- Forschungskoordinator der WHO) in der letzten Nacht bei Markus Lanz abgab, lässt es mich fatalistisch zurück. Er meinte so sinngemäß: „Wir können nicht verhindern, dass sich alle infizieren.“ Und: man müsse diese Tatsache akzeptieren und er nannte die Corona-Politik der Regierung „blauäugig“. Das schwante mir gestern auch. Nun denn, da kommt mehr auf uns zu, als uns lieb ist und wir sollten uns besser rüsten, als in Angststarre zu verharren. Ich für mich halte Abstand und bemühe mich, unser Immunsystem zu stärken. Heute gibt’s fette Hühnersuppe aus der Nachtarbeit. Und wir beginnen abends eine Zitronen-Knoblauch-Kur. Täglich zwei Löffel Honig. Alle zwei, drei Trage mit Propolis (5 Tropfen auf ein Glas Wasser) gurgeln, um eine mögliche Infektionslast im Rachen zu minimieren. Im Übrigen machen wir das meiste davon jedes Jahr in der Infektionszeit. Doch wenn ich über diese Aussage von Stöhr tiefer nachdenke, wirken die jüngsten Entscheidungen auf mich noch absurder. Sie führen voraussichtlich zu einem Jo-Jo-Effekt, ob sie ein echter Wellenbrecher sein können? Ich mag gar nicht über die Auswirkungen nachdenken und versuche Ruhe zu bewahren. Das ist nicht gerade einfach, denn Mittwoch wurde die erste Anti-Körper-Therapie für meine schwache Lunge (siehe unten) in der Charité ergebnislos abgebrochen und eine neue begonnen – das letzte Experiment, mehr ist nicht machbar, auch für Könige und Kaiser nicht. Da passt so eine Pandemie nicht gut ins eh schon miese Bild, trotzdem ist es mir lieber, reinen Wein eingeschenkt zu bekommen – im Kleinen wie im Großen …

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