Farbenrausch

Herbstleuchten. Foto: pe
Herbstleuchten. Foto: pe

Nach einer Frostnacht
erwacht das Herbstland
in einem Ballkleid,
lodernd orange und feuerrot.

Vom Morgenlicht umschmeichelt
tanzt sich galant
der Farbenrausch
zur knallbunten Explosion.

Doch in den Schauer all der Töne
webt sich ein schwerer Moderduft.
Der kündet mit leisem Gestöhne
von einem langen, kalten Tod.

© Petra Elsner , 2016

Hinweis zum Urheberrecht:
Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bedarf meiner Genehmigung.

 

 

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Lesung für Deutschlehrer

Lesung: Schulstunde für Lehrer
Lesung in der UckerWelle Prenzlau.
Foto: Lutz Reinhardt

Heute durfte ich die Jahrestagung 2016 der BiSS Brandenburg, die Bildung durch Sprache und Schrift fördert, mit meiner Lesung “Alte Sagen, neue Schorfheidemärchen und einem Waldabenteuer” eröffnen.

Das war gewissermaßen eine entspannte Schulstunde für Deutschlehrer, die mir wirklich Freude bereitete.

Ich hatte dazu die originalen Buchillustrationen  temporär ausgestellt. Die Schauzeit für die Zeichnungen im Hörsahl der UckerWelle Prenzlau war allerdings ein wenig knapp, denn 15 Minuten später begannen schon die Fachvorträge. Aber gut, die Bilderschau war eh nur als ein kleines Zusatzbonbon gedacht.

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Ein Gespür für Wald

Lehmann
Spätsommer in Lehmanns Garten am Wald. Morgens der Ricke beim Äpfel naschen zusehen. Den schönen Wildblumenkreis bestaunen oder eine Runde im Teich schwimmen gehen. Ganz entspannt, in froher Zweisamkeit. Hier holen sie sich die Kraft für alle ihre Antriebe.
Foto: Lutz Reinhardt

Vor sechs Jahren wurde es den Lehmanns in Wandlitz einfach zu voll. Da suchten und fanden sie dicht am Waldrand von Groß Schönebeck ein winziges Häuschen, das ihnen jetzt gerade richtig schien. Die ehemaligen Berliner wollten die Stadt hinter sich lassen, hinaus in die Natur. Zwei Jahre lang bauten sie den Katen mit regionalen Handwerkern aus, bevor sie fest einzogen. Das Paar ist schnell heimisch geworden, denn es brachte sich gut in die örtliche Jagdgemeinschaft ein. Wenn Florian montags im Immanuelchor singt, genießt sie die Stille, in der sie die Welt verarbeiten kann.
Zum Tag der offenen Höfe waren Lehmanns mit einem geliehenen Naturmobil präsent. Sie erklärten den gut hundert Besuchern des Heusinger-Hofes den heimischen Wildbestand und die Grundsätze der Jagd. Linus, ein Amerikanischer Wüstenbussard zog die Blicke der Menschen auf sich, es gab viele neugierige Fragen zur Falknerei. Ganz klar, das interessiert. Deshalb tüfteln und bauen sie jetzt an ihrem eigenen Naturmobil, mit dem sie nächstes Jahr an den Wochenenden über Land ziehen werden.

Eigentlich ist Florian Lehmann Geigenbauermeister. Gerade hat er für David Garrett ein Instrument repariert. Schon seit den 80er Jahren ist er in diesem edlen Handwerk selbstständig. Sabine studierte gerade Heimerziehung mit der Berechtigung Sport zu lehren. „Aber als wir uns kennen lernten, passten die Arbeitszeiten nicht zueinander. Da habe ich in Markneukirchen noch eine vierjährige Ausbildung zur  Bogenbauerin gemacht. Seit 1987 arbeiten wir gemeinsam. Das war wunderbar als die Kinder kamen. Wir hatten Werkstatt und Wohnung nebeneinander. Waren immer dicht an den Kindern dran und konnten nachts noch arbeiten gehen. Inzwischen für einen Stamm von 5000 Musikern. Aber noch einmal würde ich nicht diesen Weg gehen“, verrät sie. Florian ergänzt erklärend: „Naja, wir sind in unserer Zweimannwerkstatt schon völlig weltfremd geworden. Kur beantragen, Sabbatjahr machen – so etwas kennen wir gar nicht. In den 25 Jahren waren wir nie krankgeschrieben. Aber die herangewachsene Schnäppchen-Mentalität der Leute verändert das Geschäft doch sehr.“

Doch zurück zu ihrer Waldliebe. Florian Lehmann erzählt: „Wir waren schon immer an den Wochenenden im Wald. Und weil wir beide naturbegeistert sind, haben wir unsere Jägerprüfung gemacht und Sabine sogar obendrauf die Falknerprüfung. Sie lehrt inzwischen in Steinhöfel an der Jagdschule Falknerei und Vogelkunde. Ja, sie ist in fünf Berufen unterwegs.“ Leise setzt sie nach: „Das ist manchmal ein bisschen kompliziert. Ab September gehe ich als Grundschullehrerin nach Mildenberg.“ Volles Programm möchte man meinen, doch diese zwei Groß Schönebecker haben den stetigen Wandel des Lebens gut im Blick. Deshalb entwickeln sie ihre Idee für eine kluge, leidenschaftliche Wissensvermittlung. In ihrem Naturmobil möchten sie alle deutschen Wildtiere vorstellen. Dazu suchen sie gerade Präparate. Natur, Jagd und Falknerei möchten sie vor allem Kindern näher bringen. Sinnstiftend und ein Gespür anzündend.

© Petra Elsner

 

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Meander, Kapitel 7 – der Schluss

Draußen lockte unwiderstehlich eine milde Sommernacht. Meander Memolos spürte jetzt wieder das Herannahen der nächtlichen Jagdzeit – von innen heraus, und nicht weil sein Magen knurrte – das beruhigte ihn doch sehr.

Im Schwatzbaum der Eulen. Zeichnungen: Petra Elsner
Im Schwatzbaum der Eulen.
Zeichnungen: Petra Elsner

Er schwebte erleichtert über das Wäldchen auf dem Campus und landete wahrhaft formvollendet im Schwatzbaum der benachbarten Eulen, gewissermaßen als gesellige Zwischenstation vor dem Mäusefang. Anders als gewöhnlich grüßte er sehr heiter und hörte so gar nicht gedankenverloren den Jagd- und Tratschgeschichten der Runde zu. Schon darüber wunderten sich die Eulen. Würde das schrullige Professorchen auf seine alten Tage etwa noch richtig umgänglich?

Eine sehr alte Eule fragte sodann: „Wo warst du so lange, Meander?“ „In einem Zeitloch“, antwortete er schlicht. „In einem schwarzen oder einem weißen?“ erkundigte sich die Alte. Meander Memolos schaute ungläubig: „In beiden.“  Und viel wissend raunten die Eulen und kicherten in die sternenklare Nacht.
Meander Memolos Zeitloch, erschienen 2006 bei:
Messner Druck & Verlag
Bestelltelefon: 06061 968564 oder
07823 9609750

ISBN 978-3-934309-15-9, Preis 12 Euro

© Petra Elsner

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Meander, Kapitel 6

Mit Lichtgeschwindigkeit durch ein Feuerwerk der Spären.
Mit Lichtgeschwindigkeit durch ein Feuerwerk der Spären.

Die völlige Abwesenheit von Zeit irritierte den Vogel auf der blauen Scheibe. Er raufte sich die Federn, keinen klaren Gedanken bekam er zu fassen. Die reglose Zeitstille nervte und machte seine Flügel bleischwer. Für ein Flatterwesen war das ein bedenkliches Alarmzeichen. Meander begann spontan im Kreis zu laufen, erst langsam, dann rannte er. Er schwitze und schnaufte, als die Scheibe plötzlich unter ihm zu rotieren begann. Mit jeder Umdrehung legte sie an Geschwindigkeit zu, bis sie sich zu einem Trichter formte, der sich schließlich in den mutmaßlichen Vulkan stöpselte. Meander rutschte und fiel komplett zerzaust in die nächste Leere, die, kaum in ihr angekommen, weiß explodierte. Ihm war als schösse er mit Lichtgeschwindigkeit durch ein Feuerwerk der Sphären in die Unendlichkeit. Atemberaubend schön, aber atmosphärisch beängstigend. Wohin driftete er nur? Ehrfürchtig fragte er sich noch: „Göttliches Wunder, Werk der Natur, oder eulige Einbildung?“ Als sich der kosmische Nebel lichtete, fand sich der Vogel auf seinem vertrauten Fenstersims wieder und rieb sich die Augen.

Traum oder Wirklichkeit, er wusste es nicht. Er konnte das nicht herausfinden, weil er ja seine innere Uhr, sein Zeitgefühl vergaß, und so seine Zeit nicht erkannte. Nein aber auch, das sollte er besser zukünftig vermeiden, dachte Meander bei sich, denn dieser irrwitzige Zeitvertreib hatte offenkundig abenteuerliche Folgen. Der alte Eulenvogel klopfte sich den Reisestaub vom Hütchen und sortierte seine Federn, dann flatterte er zu seinem Schreibpult, zückte die Feder, tauchte sie in schwarze Tinte und notierte sich: „Isolation ist kein guter Weg gegen die Phänomene der gefühlten Zeitverkürzung. Sie löscht das Zeitgefühl und umnebelt die Sinne.“ Der gefiederte Zausel nickte noch einmal nachdenklich: Selektion von Wichtigem und Unwichtigen wäre ein vielversprechender Weg der Zeitverlängerung.  Oder ein Ortswechsel in eine weniger bewegte Gegend? Ausgeschlossen für ein immerwährendes Universitäts-Faktotum. Wie auch immer, er würde einen anderen Weg finden, seiner Zeit genug Zeit zu geben. Jedenfalls war er zuversichtlich.

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Meander, Kapitel 5

Ohne Zeitgefühl im Sog der Zeit.
Im Sog der Zeit.

Schlagartig wusste Meander wieder, was mit seinem Zeitgefühl geschah: Er hatte es verbannt. Ja, natürlich, er wollte dieses hektische Empfinden loswerden. Jedes Jahr schien die Zeit eiliger unterwegs zu sein, und die Monate huschten nur noch wie ein Hauch vorbei. Das war nicht sein Tempo, sondern das seiner rastlosen Umgebung, die mehr und mehr und noch mehr Ereignisse aufführte. Die kamen schrill und grell daher, gleich, ob sie wichtig oder unwichtig waren – eine wirre Gaukelei. Irgendwann fühlte sich Meander Memolos wie ein Ertrinkender im reißenden Strom der Zeit. Das war der Tag, an dem er das Tempo der anderen aus seinem Leben vertrieb. Er zog sich einfach zurück auf den Dachboden über dem Uni-Archiv und begab sich dort in eine kauzige Isolation. Alle Termine blieben draußen, und so dehnte sich fortan seine Zeit.

Er hatte endlich Gelegenheit, die Dinge zu tun, die ihm wichtig waren, und war froh damit. Selbst als er in einem verstaubten Winkel die alte Uhr entdeckte, reinigte und aufzog, änderte sich das nicht, denn sie schlich eigenwillig apathisch durch die Stunden. Meander klebte ihr demonstrativ einen seiner gelehrigen Sprüche an das antiquierte Gehäuse: „Uhrzeit ist nicht gleich Ereigniszeit“ – als weisen Selbsterhalt für sich und das rhythmusgestörte Laufwerk. Beide tickten eben anders. Nur wie? Meanders Zeitgefühl verflüchtigte sich in dieser Einsiedelei langsam vollends. Wieso vermisste er es nur auf ein Mal? Weil er allein war? Aus Langeweile?

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Meander, Kapitel 4

Die Zeit schien gefroren.
Die Zeit schien gefroren.

Kaum hatte Meander Memolos das gedacht, spürte er abermals jene magische Kraft, die ihn tief in sein Inneres zog. Spiralförmig. Irgendwie stand er währenddessen neben sich und sah, wie er an einer flachen, in sich beweglichen Scheibe hilflos hangelnd abwärts rauschte. Das Teil war schillernd Blau, fühlbar instabil, aber auch mit einer gewissen Schwerkraft umgeben. Schwindelerregend sauste der Vogel mit ihm auf einen hellen Punkt zu. Dann bremste es scharf, und trudelte um den Rand eines Gebildes, das an einen Vulkanschlund erinnerte, aus. Atemschwere Stille hing darüber. Die Zeit schien gefroren. Nichts, aber auch gar nichts bewegte sich mehr, außer Meanders baumelnde Gestalt. Er hievte sich jetzt auf das blaue Rund und dachte – einfach dankbar für das Ende des freien Falls:  „Eigentlich ein guter Ort zum Sinnieren: Kann die Zeit stehen bleiben? Offensichtlich, zumindest vor einem Schwarzen Loch oder in meinem Kopfe.“

Aber der Zustand fühlte sich merkwürdig an. Diese absolute Ruhe verströmte merkwürdigerweise Stress – einen, der schlimmer war als jeder Zeitdruck, den Meander je erlebte. Ganz erschöpft davon, wollte er sich gerade ein kleines Schläfchen gönnen, da dröhnte von weit her eine tosende Woge heran.

In der Lärmverschmutzung.
In der Lärmverschmutzung.

Unwillkürlich zog der Eulenvogel seinen Kopf ein, und er tat gut daran, denn flutartig schoss ein monströser Konvoi aus Wanduhren, Weckern, Gongs, Piepsern, Turmglocken, Stoppuhren, Chronometern, Ratschen, Schellen, Handys, Faxmaschinen und Laptops über ihn hinweg. Ohrenbetäubend mit tausenderlei Klingeltönen und Geläut. Die geduckte Gestalt schaute erst wieder auf, als der Spuk vorüber war und nur noch als Echo einer wüsten Lärmverschmutzung nachklang.

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Meander, Kapitel 3

Auf Futtersuche.
Meander auf Futtersuche.

Die Nacht hing schon satt über dem Campus, als Meander sich auf Futtersuche begab. „Ha, da ist er ja endlich! Unser Professorchen hat wieder die Zeit verpasst.“ „Nein, verdichtet.“ „Quatsch, vermehrt! “ – spöttelte es aus den Baumkronen. „Seht nur, wie er torkelt. Bestimmt berechnet er gerade die relative Flugbahn einer Feder.“ Meander ertrug den Spott der Nachbareulen einigermaßen gelassen, denn er mochte es, wenn sie ihn „Professorchen“ nannten. Wer sonst nahm schon Notiz von seinen langjährigen Studien über die Phänomene der Zeit. Nur leider schliefen diese schlichten Vögel regelmäßig über seinen weit schweifenden Lektionen ein. Was für ein Jammer, dass niemand im Schwatzbaum der Eulen seine Interpretationen verstand. Aber Meander bewahrte Haltung, solange er nicht über seine eigenen Irritationen stolperte. Das konnte schon sehr albern ausgehen – als beulenträchtige Bruchlandung oder kursverpeilter Zickzackflug. Immer wenn Meander Memolos seine Gedankenwelt im Zeitraffer durchforstete und diesen Schnelldurchlauf für eine betrachtende Momentaufnahme abrupt stoppte, dann geschah so ein Dilemma. Er wusste es vorher, doch er konnte nicht anders, so sehr ihn auch manch Federnlassen verstörte – die großen Rätsel der Zeiterfahrung zogen ihn in einen geheimnisvollen Bann. Der Eulerich hob nachgiebig die Flügel und sagte sich: „Was soll’s, Wahrheitssucher ecken halt öfter mal an.“

Wieder auf Zeitgefühlsuche.
Wieder verstrickt in der Zeit.

Selbstvergessen verdaute Meander sein Nachtmahl in jener täglich wiederkehrenden Stunde, die etwas gedankenlos verstrich. Der Vogel saß im Dachbodenfenster und schaute in die Stille des Moments vor dem Morgengrauen. Etwas fehlte darin. Was war es doch gleich? Ah, die Uhr lief nicht mehr. Meander zog das alte Räderwerk auf und döste noch ein bisschen, doch das Ticken des Zeitmessers erinnerte ihn, nach seiner vermissten Schachtel zu suchen. Steckt sein verlorenes Zeitgefühl wirklich darin? Weshalb hatte er es überhaupt abgelegt? War es ihm taktlos erschienen? Wenn er in der Zeit rückwärts gehen würde, dann müsste er doch finden, wonach er suchte.

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Meander, Kapitel 2

Irgendetwas schmatzte darin ungeniert, und Meander fühlte sich, als zupfte wer an seinem Gefieder. Zunehmend aufdringlicher. Erregt fragte er sich: „Was geschieht mit mir?“ Und dumpf dröhnte das Dunkel zurück:  „Du bist im Schwarzen Loch des Vergessens.“

„Wie jetzt, soll das heißen, du frisst meine Erinnerungen“, erschrak sich der Vogel. Doch der Ort antwortete nicht mehr, er schmatzte, und für Meander war klar, er musste entweder diese hinterhältige Attacke abwehren oder umgehend flüchten. Vergesslich war er inzwischen genug, und wer will schon den großen Löschlauf all seiner schlauen Zellen erleben? Um keinen Preis! Doch wie entrinnen? Schließlich verschwindet in einem Schwarzen Loch alles, was ihm zu nah kommt, selbst Licht verschluckt es unwiederbringlich.

Zeichnung: Petra Elsner
Zeichnung: Petra Elsner

Meander schüttelte sich, nein, er hatte sich nicht auf eine Zeitreise durch die Weiten der Galaxien begeben. Eben war er noch auf seinem Dachbalken gewesen. Das hier konnte kein Schwarzes Loch im All sein. Was war es dann? Eine mulmige Ahnung beschlich den Eulerich, könnte es sein, dass er während seiner gedanklichen Suche in seinen eigenen inneren Kosmos gerutscht war, in dem es alles gibt, wie im Äußeren? Du meine Güte. Und hatten sich dabei seine Gedankenströme derart komprimiert, dass sie zu einem Schwarzen Loch kollabierten? Meander Memolos schauderte der Gedanke, doch in die fatale Situation mischte sich ein Lichtblitz: Nach einer physikalischen Theorie würde alles, was so ein schwarzes Fressmonster verschluckt, von einer weißen Gegenwelt wieder ausgespuckt. Unversehrt. Sollte er darauf hoffen und warten, oder besser einen listigen Zeitumkehrtrick versuchen? Indes tickte für Meander die Zeit als Feind. In Windeseile hatte er vergessen, was er eigentlich suchte. In diesem schwarzen Raum fühlte es sich nicht mehr wichtig an. Ihm war, als verdampfe er mit jedem Pulsschlag mehr und mehr zu einem flüchtigen Gas. Panik befiel den Eulenvogel.

Wie lange er in diesem misslichen Zustand hockte, wusste Meander Memolos nicht, er hatte ja dummerweise sein Zeitgefühl verloren. Nur das Knurren seines Magens signalisierte ihm, es ist an der Zeit, Mäuse zu jagen. Indem er das gewahr wurde, verschwand das Dunkel, und der Vogel hockte erlöst auf seinem Dachbalken und wunderte sich:  „Was war das – eine Gedankenfiktion? Ein merkwürdiges Zeitspiel? Ein bedeutsamer Fingerzeig? Eigenartig.“

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