Das Glück ist ein schräger Vogel …

Einladungsmotiv für das Fest an der Panke am zweiten Wochenende im September 2018. Zeichnung: Petra Elsner

 

Nun sind sie fertig und werden zum 49. Fest an der Panke in Berlin-Pankow einladen… meine Schrägen Vögel. Habt alle miteinander einen schönen Sonntag!

Abendruh´

Foto: Petra Elsner

Zur Abendruh‘ ins Dämmerland,
einen Schritt nur nach Sonnenuntergang
in den Garten
und die Seele murmelt ganz entspannt,
komm‘ Nacht, ich will mich an die laben.

 

© Petra Elsner
Juni 2018

Hinweis zum Urheberrecht: Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bei Veranstaltungen bedarf meiner Genehmigung.

Abendstunde

Anfunft der zwei Kremser.

Sie kamen mit dem Kremser, genauer mit zweien, und vor ihnen trafen noch Gäste mit dem Auto zur Hoflesung ein. Zu guter Letzt waren es 35 Besucher, die im Rahmen der Brandenburgischen Seniorenwoche nach Kurtschlag fanden. Zwei Stunden, in denen man sich in Atelier und Garten umsehen konnte, und natürlich gab es mittendrin die Lesung.

Lesebeginn. Foto: Lutz Reinhardt

Kurzgeschichten aus „Vom Duft der warmen Zeit. Mir hat das Spaß gemacht. Als die Kremser wieder loszogen, sagten viele aus dem Besucherkreis, sie kämen wieder. Alles gut also, wenn da nicht das Räumen wäre – eine Heidenarbeit vorher und nachher, aber das ist so, wenn es auf dem Land keine Gastwirtschaft mehr gibt. Da wird aus einer Lesung schnell ein zwei Tage füllendes Rahmenprogramm. Aber so sind halt die Zeiten…

Alles schön vorbereitet…

 

…und die Blätter gut gewählt.

Einladungskarte in Arbeit

Das Kartenmotiv 2018 für das Fest an der Panke im kommenden September entsteht. Zeichnung: Petra Elsner

 

Seit 12.30 Uhr hat es heute gewittert, bis gegen 17 Uhr und ebenso lange habe ich über diesem Blatt Papier gesessen und meine „Schrägen Vögel“ mit Farbe angezogen. Hier ein Blick auf den Zeichenplatz. Es fehlen nur noch schärfende Konturen und ein paar Schatten, aber morgen ist auch noch ein Tag…

Memorys 3: Koffer mit Buntkarierten

Sommerfrische im Kurtschlager Garten.

Mein Sohn ist schon in Philadelphia und fast alle anderen düsen jetzt auch gleich in die Ferien. Doch was so eine echte Imker-Gattin ist, die bleibt im Sommer daheim – es ist Bienenhochzeit…, sagte ich wohl schon. Aber in Gedanken reise ich Euch nach. Früher war diesbezüglich nicht wirklich alles besser. Wenn beispielsweise in unserem Sportschulinternat die großen Ferien ausgerufen wurden, hieß es: Stube räumen. Alles rein in den kleinen Pepita-Koffer und dann ab auf die Piste. Die Sportschule in der Stadt Brandenburg lag in den frühen 60ern vor der Stadt, bei einem stillgelegten Flugzeug-Hangar. Der Stadtbus fuhr nicht ganz so zuverlässig, da kam es schon mal vor, dass ich, Kindchen von 11/12 Jahren, mich mit zwei Koffern ein paar Kilometer durch die Vorstadt schleppte. In dem zweiten, sehr viel größeren Koffer steckten mein Kopfkissen und  das dicke Federbett. Räder hatten diese Gepäckstücke damals noch nicht. Lustig  ist anders. Aber das Internat wurde in den Schulferien (Sommer wie Winter) zu einem Ferienlager umfunktioniert. Von den Eltern deshalb abgeholt werden, das gab es nie. Schon als Fünfjährige bin ich mit einem Schild um den Hals (auf dem die Ankunftsadresse stand) zu meinen Großeltern in der Lausitz geschickt worden. Abgegeben bei der Schwester vom Roten Kreuz und empfangen in Reichenbach vom meinem Malergroßvater. So einfach war das. Man wurde seinerzeit früh selbstständig und lernte sich Abkürzungen zu suchen. Z.B. bin ich oft durch den illegalen Hinterausgang des S-Bahnhofs in meinem Heimatort Zeuthen gehuscht, schon allein, um die Schlepperei abzukürzen. Erwischt wurde ich nie von der Bahnpolizei… So etwas müsst Ihr heute alle nicht mehr, denn es gibt schicke Rucksäcke, tolle Koffer mit Rädern und Verwandte mit dicken Autos. Rute Reise also!

Blütenhauch.

Geschenktes Wort

Wäre sie nicht in diese süße Wolke geraten, bestimmt hätte Frieda pünktlich den Bus genommen und ihr altes Leben weitergeführt. Aber mitten in dem berauschenden Fliederduft erwachte ihre Sinnlichkeit. Die hatte den ganzen Winter geschlafen, vielleicht auch länger, aber jetzt, Mitte Mai spürte sie sie wieder, wie ein Kitzeln im Bauch. Als der Wind die Duftwolke aufnahm und mit sich trug, lief Frieda ihr nach. Durch die Gärten, die Straße entlang bis ein Wald den Asphalt verschlang und sich der Duft im Dunkelgrün der Tannen fast verlor. Dort, wo Frieda Gefahr lief, sich zu verirren, stand plötzlich ein Mann am Wegesrand. Er hielt die Arme wie ein Wegweiser, auf denen sich erstaunlicherweise rot-grüne Lettern wanden. Auf dem Einen stand kurzweilig „Zum rechten Weg“ und auf dem Anderen: „Zum schönen Leben“. Frieda staunte und indem verloschen die farbigen Buchstaben wieder. Führt der rechte Weg nicht auch zum schönen Leben, frage sich Frieda. Offenbar gab es da einen Unterschied. Aber welchen Pfad sollte sie nun wählen? Der Mann stand dort noch einen Gedanken lang, dann war er verschwunden. Wohin? Frieda hatte es nicht gesehen, aber es war ihr, als hätte sie noch eine winzige Woge des Fliederdufts dort wahrgenommen, wo der linke Weg hinführte.  Man soll dem Leben entgegen gehen, sagte ihre Großmutter immer. Die Mutter wollte hingegen, dass sie stets auf dem rechten Wege bleibe. Was war richtig und gut für sie? Frieda musste sich entscheiden. Schwer, denn die Wege weckten keine Erinnerung in ihr, nur der schwache Duft lenkte sie nach links. Unter schütteren Kronen und einem glasblauen Himmel säumten Hundsrosen den Weg, der zu einem stillen Pavillon führte. Darin grübelte ein Mann an einem Tisch über einem weißen Blatt. Ein Schmerzlied umwehte seine dürre Gestalt. Der Mann blickte nicht auf, als ihn Frieda fröhlich grüßte. Sie sah indem, es hatte keinen Sinn, den Erstarrten zu stören, aber sie ahnte, dass sie dem Grübler ein Wort schenken musste, bevor sie ihn zurückließ. Leise trat sie neben ihn, grifft in seine Stifte-Schatulle und schrieb die Aufforderung „lebe“ auf das Papier. Dann lief sie weiter. Der Mann hob seinen leeren Blick und rief ihr nach: „Tue ich das nicht?“ Frieda drehte sich noch einmal um, zuckte mit den Schultern und schüttelte verneinend ihren Kopf. „Aber ich schreibe doch, also lebe ich!“, sprach er verwundert. Er hatte sich wieder über seinem Blatt versenkt, da lief Frieda noch einmal auf ihn zu und flüsterte über die Schulter: Ich sehe nicht, dass du etwas schreibst.“
„Ich bin einfach zu müde“, gestand der Mann und schaute sie aus stumpfen Augen an.
„Aber du wohnst doch am Weg „Zum schönen Leben“, da muss es doch etwas geben, das dich erfreut und ermutigt?“ Sie setzte sich zu ihm, er nickte und erzählte: „Das habe ich auch gedacht, als ich diesen Weg einschlug, aber ich bin ihn wohl nicht weit genug gegangen.“ „Willst du mich ein Stück begleiten?“, fragte ihn Frieda. Ich bin fröhlich und kann etwas von deinem Schmerz tragen. Der Mann erhob sich, rollte sein weißes Blatt zusammen und steckte seine Stifte in seine Jackentasche. Nun folgten sie beide der Spur des Fliederdufts. Der Mann wurde mit jedem Schritt leichter und die Frau mit jedem Schritt gebeugter. Sie trug schwer an seiner Last, nur was auf ihren Schultern lag, konnte sie nicht benennen. Viele Jahre liefen sie so miteinander durch die Zeit, bis Frieda erschöpft bei einem Fliederbusch niedersank. Sie war so traurig und leer, dass es einen jammern konnte. Aber sie sah auf einen lebensfrohen Mann, der sich zu ihr setzte, die weiße Rolle Papier aus seiner Jacke zog und langsam die Geschichte vom geschenkten Wort aufschrieb.

© Petra Elsner
1. Juni 2018

Zeichnung: Petra Elsner

Hinweis zum Urheberrecht:  Der Text darf ohne Angabe des Urhebers nicht weiterverwendet oder kopiert werden. Auch das Zitieren von Textstellen bei Veranstaltungen bedarf meiner Genehmigung.

Morgenstunde (68. Blog-Notat)

Blaue Stunde auf dem Hof am Schorfheidewald. Foto: pe

Augenblicklich ist auf dem Hof am Schorfheidewald alles nicht vorhersehbar und den Verrichtungen in der Imkerei meines Liebsten untergeordnet. Was mir Kreativ- und auch Blogpausen abringt. Bei der Hitze dieser Tage hätte ich eh keine wirklich guten Eingebungen. So geht das völlig in Ordnung: Bei 30 Grad Waben entdeckeln … Etiketten schneiden und aufkleben usw. Deshalb kommt heute nur ein leicht unscharfer, aber romantischer Blick in die gestrige späte Blaue Stunde: Der Imker füllt am 30. Mai 2018 seinen ersten Rapshonig ins Glas… Heute geht es mit der zweiten Schleuder weiter….
Lasst es Euch einstweilen gut gehen,
Eure Petra

Morgenstunde (67. Blog-Notat)

Foto: pe

Schräger Vogel unter der Blüte. So ein Schirmchen könnte ich in diesen Tagen dauerhaft gebrauchen, um keinem Hitzekoller zu erliegen. Man mag kaum vor die Tür treten, denn die Sonne scheint nicht, sie beißt, legt das Hirn lahm und treibt alle Blüten zugleich aus ihren Knospen. Hochsommer im Mai. Gestern habe ich entdeckt, dass die Sommerlinde schon Blüten zeigt. Mein Liebster ist Imker und er sorgt sich inzwischen, was werden die Bienen im Juni/August  noch an Nektar finden? Vielleicht gibt es eine zweite Blüte, wenn es mal regnet, aber hier, im Westen der Schorfheide, kommen seit 14 Tagen keine Tropfen an. Das Grün verdorrt. Jetzt habe ich langsam eine Vorstellung von der Klima-Vision „Brandenburg versteppt“. Gruslig. Herr, sende uns einen schönen Landregen, damit mein Haupt in diesen Hitzetagen auch mal wieder Blüten treibt…

Memorys: Himmelblauer Brokat auf Puderzucker

Kräutergärtchen

Wenn das Land auf dem ich laufen lernte ein bisschen fester und nahrhafter gewesen wäre, dann wäre garantiert eine Gärtnerin aus mir geworden. Die erste, die ich sah, trug lange Brokatseidenkleider zu geringelte Wollsocken, Gummistiefeln und langen gelben Handschuhen.  Natürlich gehörte zu dem Aufzug auch noch ein ruppiges Strohhüten. Die Frau sah wahrhaft schräg in alle dem aus – meine Mutter. Sie war keine wirkliche Gärtnerin, nur gegen den Alltagsstress wühlte die Radioredakteurin nach Feierabend in dem rieselnden Puderzuckersand der Mark und versuchte dabei ihren Frust zu erden. Die Ernte war immer mager, wie das gesamte Leben damals. Das himmelblaue Brokatseidenkleid, selbst genäht für irgendeine öffentliche Radioshow, trug sie im Garten lediglich auf und sparte sich so, eine solide Arbeitsklamotte zu kaufen. Der Sand auf der wir damals siedelten drängte zur Sparsamkeit. Dass ich später auf einen noch dürreren Grund geraten würde, hätte ich mir niemals vorstellen können. Nein, ich bin in kein heißes Wüstenland ausgewandert, aber auf ein staubiges Dünenland gezogen. Man kann hier Gärtnern, aber man darf nicht ernsthaft Ernten wollen, dann kann eine Pflanzenfreundin auch in der Heide glücklich werden.

Morgenstunde (66. Blog-Notat)

Wäre Arno nicht gewesen, ich hätte meinen Blog aufgegeben, denn ich gehöre zu jener Spezies Mensch, die mit der Logik von Gesetzestexten und Gebrauchsanweisungen wenig anfangen kann. Es ist gerade so, als würde mir jemand etwas auf Chinesisch erzählen. Und natürlich schalte ich da auf Durchgang. Insofern hat mich das ganze Getöse um die neue Datenschutzverordnung rechtschaffend nervös gemacht. Da drohen Abmahnsummen, wofür ich malen müsste bis der Pinsel glüht… Also habe ich die letzten Tage mich dann doch durch viele Texte gequält, mit dem Ergebnis, dass ich noch aufgeschreckter war und an nichts anderes mehr denken konnte.  Herrje, warum muss das Leben immer so kompliziert sein? Arno von Rosen hat heute für Klarheit gesorgt und dafür werde ich ihm wohl mein Leben lang dankbar sein. Weshalb kann man hier nachlesen: https://arnovonrosen.wordpress.com/2018/05/23/1-nachtrag-dsgvo/

Der wichtigste Auszug aus seinem Text ist dieser: „…Es gibt im Gesetz einen Paragraphen, der verbietet, dass Seiten- oder Blogeigentümer wettbewerbsrechtlich Abgemahnt werden können. Das heißt, es wird keine Abmahnwelle wegen der neuen Datenschutzgrundverordung geben, weshalb auch niemand vor spezialisierten Kanzleien Angst haben muss…“

Schnauf. Allen jenen, die ebenfalls völlig verhuscht dem Freitag (also jenem Tag an dem die neue DSGV in Kraft tritt) entgegen zitterten wünsche nun: Entspannung!