Wir haben heute einen alten Freund begraben. Bei Heldenwetter und mit großer Herzwärme aller Beteiligten. Vor Jahren hab ich ein paar Zeilen über ihn geschrieben.
Link zu ihm: Klaus Mewes, dem kleinen, sehr großen Mann.
Die Märchenhexe Wanda zelebriert ein abenteuerliches Programm für Kinder in Begleitung im BARNIM PANORAMA Naturparkzentrum · Agrarmuseum Wandlitz:
Wanda tönt und sammelt die Gäste zu ihrer Erlebnistour durch das wunderbare Außengelände des Barnim Panoramas. Mit dem Hexenbesen droht die Waldhexe provokant: „Alle bezahlt? Dann kann ich euch ja gleich wieder auskehren.“ Sie lächelt unter ihren grünen Augenliedern und schon wissen die kindlichen Gäste, die Hexe flunkert nur – oder vielleicht doch nicht?
Die Gruppe schleicht ihr erst einmal etwas skeptisch hinterher, aber Wanda plappert davon, dass ihr Besen gerade Flugverbot hätte, weil er sie abgeworfen hat und sie jetzt humpelt. Dass sei ihr in ihren 200 Lebensjahren noch nicht passiert. Die Kinder hängen an ihren grünen Lippen und folgen ihr in das dunkle, erdige Hexenreich. Es geht durch enge Gehölzgänge hin zu mächtigen Baumgestalten mit ihren ausladenden Wurzelköpfen. Ja, hier nehmen die Märchen und Schauergeschichten Gestalt an, gerade jetzt, wo das Grün in der Landschaft fehlt und sich der Ort braun-grau und knorrig zeigt.
Der Entdeckerpfad des Barnim Panoramas existiert seit Oktober 2014. 150 Meter ist er lang und im Januar matschig-schlammig. Den Kindern macht das nichts, sie stapfen mutig von Windlicht zu Windlicht, bei denen sie Knochen und große Gebisse entdecken. Von wem mögen die stammen? Hat der Wolf sie gerissen? Die Hexe Wanda ist inzwischen auf Touren und spielt hinreißend frech die böse Gestalt. Das Kleinste der Kleinen erschrickt sich schon mal heftig und weint, aber Wanda kann auch sanft und verlangt ein Lachen, bevor es an den Igelpfaden entlang weiter geht. Der Sonntag versinkt leise in der Dämmerung. Das ist die Stunde der Jagd und die Kinder werden gefragt, wie Wölfe jagen und wie weit sie ihre Beute wittern. Um den menschlichen Geruchssinn zu testen, stecken die Kids ihre Nase in die Riechsäckchen der Hexe und wissen fast alle sogleich: Zwiebel, Tanne, Stinkerkäse. „Nein, nicht meine Socken“, witzelt die Hexe und lächelt schief.
Eine Lesekostprobe zur Lesung am 6. März 2016, 15 Uhr, im Jagdschloss Groß Schönebeck (Schorfheide):
Immer, wenn Ina sich entspannt für einen Termin entscheidet – irgendjemandem zum Geburtstagsbrunch zusagt oder zu einem literarisch-musikalischen Abend, kommt irgendwer daher und schiebt sich exakt mit seiner wichtigen Veranstaltung auf dieses freundliche oder festliche Datum. Am 4. wird Freundin Sabine 40 Jahre alt und nun trötet der Briefkasten gehässig: „Ätsch, ich hab‘ hier noch eine Einladung des örtlichen Kulturvereins, genau zum 4. – mit einem großen, unausgesprochenen, aber gut fühlbaren MUSS versiegelt.“ Der Tag hat plötzlich eine Delle, ein blaues Auge, und Ina mag gar nicht mehr in diese sommerliche Kalenderzeile schauen, denn die suggeriert jetzt Stress. Sie ist schlicht sauer, dass jemand es wagt, in ihren Kalender zu spucken. Ihr mit seiner kurzentschlossenen Wichtigkeit ein schlechtes Gewissen zu impfen, denn nun muss sich Ina neu entscheiden, zwischen Fest und Notwendigkeit. Und die Zeit als unbekannte Dimension tickt augenblicklich schneller, und schneller und schon ist es geschehen: Die gehetzte Variante von Ina erscheint.
Und weil die Zeit sich nicht verdoppelt und Ina immer vom Ernst des Lebens überrannt wird, kommt sie kaum noch zum Feiern. Das geschieht selbst in dem stillen Land, obgleich es doch den Stempel der gedehnten Zeit trägt. Und was ist mit Sex? Die gehetzte Variante von Ina hat keinen, denn Stress macht lustlos.
*
Die zierliche Kindfrau balancierte lange auf extrem hohen High Heels von Termin zu Termin, um körperlich auf Augenhöhe jener Kerle zu sein, die die Verträge vergeben. Sie arbeitete eigentlich immer. Die Gedanken streng bei der Sache, strategisch und effizient in allem, was die gut gestylte PR-Frau auch tat. Erst nach dem zweiten oder dritten Weinschoppen konnte sie am Abend ihre fixierten Gedanken loslassen und vielleicht in die Weite schweifen. Aber für Sex war sie jetzt einfach viel zu müde, zumal es keinen festen Mann in dem Leben der Zarten gab, nur diese Sommerliaison mit Micha.
*
Der Physiker war wie sie zeitlos unterwegs. Aber wenn der Sommer zur Hochzeit anstimmte, packte Micha seine Badehose ein und fuhr für drei Wochen aufs Land zu Tante Beate. Er hackte und stapelte ihr in dieser Zeit das Holz für den Winter, und sie verköstigte ihn dafür.
Abends schaukelte Micha mit seinen Gedanken in der Hängematte zwischen zwei Bäumen. Er döste sich im Nachtblau von Stern zu Stern und dann hinein in die Sommermilchstraße von Gasnebel zu Sternenhaufen, als wäre er der Held in Douglas Adams Zukunftsrausch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Er liebte dessen Spruch: „Keine Panik!“ und scharfe Getränke im Bademantel. Am dritten, vierten Ferientag zog es Micha ins Templiner Kino, dort traf er sie – magisch von ihr angezogen.
Wenn Micha auftauchte, nahm Ina spontan eine Auszeit. Sie schlief in den Tag, pflegte sich und perlte erwartungsvoll die verführerische Variante von Ina hervor, für die pure Lust im Heu oder in Beates Rosenbettwäsche. Seit fünf Jahren ging das schon so. Micha und Ina trafen sich sonnabends auf der Terrasse zum Jazz wie ein Tanzpaar für ein paar Sommerwochen, stolz und schön, ohne irgendein Versprechen. Sie zehrten beide davon das ganze nächste Jahr – zwei Rastlose auf dem Weg zum Workaholic-Dasein. Doch etwas war anders in diesem Sommer.
mit dem März verknüpft, dann kann ich auch wieder Geschichten vom Duft der warmen Zeit lesen. Die Orte des Geschehens sind total regional. Bitte schon mal vormerken oder Karten für die Lesung am 6. März 2016 im Jagdschloss Groß Schönebeck ordern, es wär’ mir eine Freude …
Ich wollte das Thema wiederholt aufgreifen und das ist dabei (nach zehn Jahren Abstand) herausgekommen:
Es ist ein Motiv, dass seinerzeit, kaum getrocknet, mich verlassen hat (es wohnt, glaube ich, in Jena). Seither hat es mir gefehlt. Diese neue Arbeit steht nicht auf Leinwand, sondern auf Karton (ich muss sparen) und kommt in einem weniger gestreckten Format daher als sein Vorgänger. Es erzählt vom Gang in eine andere Zeit.
Die CD “Sagenhafter Barnim” ist fein geworden. Heute steckte sie als Beleg in meinem Briefkasten. Elf meiner Sagenbearbeitungen sind darauf zu hören, eine habe ich selbst eingesprochen. Der Förderverein des Hospizes in Eberswalde hat gemeinsam mit dem ODF diese gelungene Hörspiel-CD produziert, deren Verkauf zu 100 Prozent der Unterstützung des Hospizes am Drachenkopf sowie des ambulanten Hospizdienstes im Barnim und der Uckermark zugute kommt.
Gedankenschweres Blei im Kopf,
kein Leichtfuß kann den tragen.
Ganz bleich vor Unbehagen,
verspannen sich die müden Flügel
hinterm hochgeschlagenen Kragen.
Zerrieben sind die herrlichen Ideen
in den Schleifmühlen der Geschichte.
Kein Träumer hält denen ewig Stand.
Übrig ist ein alter Narr geblieben,
ein Schattenwitz ohne lichtes Band. (pe)
Ein dichter Schneevorhang weht vor dem Fenster. Drinnenzeit. Ich bin auf der Suche nach einem Neubeginn, auch in meinem Bildschaffen, und ahne, wohin die Reise gehen wird. Mir ist gerade eine Grafik in die Hände gefallen, die sich Sylvia Krupicka von mir für ihren ersten Gedichtsband gewünscht hat. 2005. Sie sah in meinem Atelier dieses Bild:
und wünschte sich eine grafische Übersetzung in Schwarz-Weiß, was ich nicht so einfach empfand. Das kam dabei heraus:
Und plötzlich ist jetzt (2016) klar, diesen Gedanken (in Farbe) muss ich wieder aufnehmen, auch dass ist schon lange klar – siehe hier:
… heute brauche ich mal wieder einen von meinen Schutzengeln, denn gleich brechen wir auf zu meiner Lesung “Sagen und sagenhafte Geschichten aus und für den Barnim”, 19. Januar,19 Uhr, im Il Castello in Eberswalde … Wie immer habe ich Lampenfieber, weil frau ja nie weiß, wer oder was sie erwartet….
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