„Der Selbstversuch“

Frisch erschienen – eine Buchbesprechung

Ich liebe es, wenn gebundene Geschichten mit der Post kommen. Man öffnet das Kuvert und plötzlich duftet es nach frischer Druckfarbe. Ich blättere und finde: Fein gebunden, wunderschön illustriert! Die Buchperle „Der Selbstversuch“ kam heute gewissermaßen auf Samtpfoten aus Prenzlau zu mir und hat mir mit seinen 50 Seiten einen ausgesprochen vergnüglichen Lesenachmittag beschert. Das schlanke Katzenbuch stammt von der uckermärkischen Autorin und Illustratorin Regina Libert, die mit Herzblut aus dem Zusammenleben von Katzen und ihrem Personal erzählt. Besonders gefiel mir die abenteuerliche Verwandlungsgeschichte am Schluss, worin echte Tierbeobachtungen zu einer spannenden, literarischen Fantasie verwoben wurden. Sie mündet in einem subtilen Selbstversuch, den die Autorin herrlich überraschend aufgelöst und damit den Leser schmunzelnd zurücklässt. „Der Selbstversuch“ ist das ideale Geschenk für echte Katzenfreunde. Für 7.90 € kann man es  im regionalen Sortiment des Buchhauses Schulz in Prenzlau, Friedichstraße 19 finden. Wer mag, kann es auch direkt bei der Autorin Regina Libert telefonisch (03984/833660) zzgl. Porto bestellen. (pe)

 

Morgenstunde (385. Blog-Notat)

Die ersten 40 Künstlerhefte zum 9. Titel der KURTSCHLAGER EDITION sind schon mal gebaut. Das Wetter passt bestens dazu, da ruft nichts anderes. Es herbstelt eben und es folgt Rückzug ins Innere. Das ist die Zeit, in der ich Platz für Neues im Atelier zu schaffen muss, damit überhaupt noch was reingeht 😊. Nein, es ist noch nicht so weit, dass ich mit den Bildern die Zimmerdecke täfeln muss, so wie es mein Maler-Großvater tat, weil er einfach nicht mehr wusste wohin. Aber, aber… Also packe ich besser weg und schichte um. Für die O-Grafik zu meinen Barnimer Sagenbearbeitungen hab ich z.B. eine Schenkungsurkunde fürs Regionalmuseum in Eberswalde angefertigt. Nächste Woche werde ich die Mappe mit den 25 Zeichnungen und den dazugehörigen Druckerzeugnissen übergeben. Dort bleibt die Serie beieinander und verliert nicht durch Einzelverkäufe ihren Wert. Manches soll man besser selbst und mit warmen Händen erledigen, geplant hatte ich das schon lange, nun ist es soweit. Die Alu-Rahmen behalte ich, da kann dann was Neues rein…

Besuch im Kinderzimmer

Wenn die Emotionen überkochen, schrillt Alarm aus dem Kinderzimmer. Zwei ganz besondere Kinderbücher aus dem Verlag Tasten & Typen beschäftigen sich mit diesen tränenreichen und stressbeladenen Szenarien. Autorin Kerstin Undeutsch erklärt in der Geschichte „Keine Angst vor der Angst!“, dass die Angst zu uns Menschen gehört, wie die Luft zum Atmen. Wenn sie das Zimmer betritt, lässt sie sich nicht einfach vertreiben, es braucht ein Bild von der Angst, um sie zu verstehen. Die Autorin hat dazu auch die starken Illustrationen geschaffen, die von ihrer Art her Kinderzeichnungen zitieren. Die öffnen ganz unmittelbar den Zugang für den kindlichen Leser. Das zweite Buch von Kerstin Undeutsch stell einen weiteren Besucher der Kinderzimmer vor: Die Wut, die unkontrolliert einen wüsten Scherbenhaufen hinterlässt. Aber es geht auch anders verrät diese Geschichte. „Keine Angst vor der Angst“ und „Wut zu Besuch“ sind zwei Bücher, die  große Probleme des Lebens betrachten und Familien bei deren Lösung hilfreich unterstützen. (pe)

„Keine Angst vor der Angst“: ISBN 978-3-945605-42-4
„Wut zu Besuch“: ISBN 978-3-945605-43-1 

Morgenstunde (384. Blog-Notat)

Die Tischrunde hat sich wieder aufgelöst, obwohl wir noch lange hätten weitersprechen können. Es gab in den dreieinhalb Sonntagsstunden mit unseren Besuchern aus Vielitzsee und Thüringen so gar keinen Grund nach der Uhr zu sehen, außer dafür, dass die Vier ihren Anschlusstermin in Templin nicht verpassten. Für sie bin ich morgens auf die Leiter gestiegen und habe die Märchenbanner in den Lesegarten gehängt, wobei mir fasst die Puste ausging, weil die Atemsprays noch nicht wirkten. Wir waren nach dem Literaturfest einfach nicht früh genug aus den Federn gekommen. Das muss ich endlich lernen – körperliche Arbeit besser einzuteilen. Aber gut, da hab ich ein Weilchen geschnauft, konnte aber schon wieder Quasseln, als die Gäste eintrafen und sich umsahen. Ich bekam zwei feine Bücher (die ich hier später noch besprechen werde) und schönstes Gartengemüse geschenkt. Besser geht nicht. Ein wohltuendes Gespräch schloss sich an, aus dem echtes Interesse füreinander wuchs. In dieser Plauderrunde durfte ich viel über die komplizierte Existenz von Kleinverlegern erfahren. Ein Austausch, der mich nachdenklich zurückließ. Wie wird der Büchermarkt in einer Handvoll Jahren aussehen? Können sich die kleinen, seriösen Verlage in der öffentlichen Wahrnehmung halten oder werden sie subtile Ausschlussmechanismen zukünftig in ein Schattendasein oder gar zum Aufgeben zwingen? Und welche kulturellen Auswirkungen wird das für unser Land haben? Die kulturelle Vielfalt gehört im Verlagsbereich bald auf die Rote Liste der schützenswerten „Arten“. Und weiter, kann es gelingen die unter Vierzigjährigen aus ihren diversen Filterblasen wieder herauszuholen? Wenn ja, WIE? Vielleicht über das Bücherlesen. Ich bin skeptisch, denn es wird einfach inzwischen zu wenig gelesen. Ich bekomme sehr oft von Veranstaltern gesagt: „Ach, können Sie in Ihrer Lesung immer nach 15 Minuten eine Pause machen? Die Konzentration lässt bei unseren Gästen zu schnell nach.“ Abgesehen davon, dass solche Pausen den Spannungsbogen zerreißen, gelingt es so eben nicht, den Zuhörer wirklich mitzunehmen, gedanklich anzustoßen, aufzurütteln… oder was auch immer. Es greift alles ineinander: Wer nicht mehr liest, der kann schlussendlich auch nicht mehr zuhören. Die Lebensumstände sind im Fluss, vielleicht sogar im Sturzbach und wir Büchermacher sind wohl langsam Treibgut.

Morgenstunde (383. Blog-Notat)

Ein Abgang wie ein Paukenschlag war das gestern. Am Ende der dritten Kurzgeschichte wehte eine kräftige Böe die Seitenplane der Lesebühne so hart gegen den Verstärker, dass das hochbeinige Teil krachend zu Boden ging und aus wars. Ich hatte Glück, dass der Klotz dicht neben mich fiel und nicht auf mich… Nach dem ersten Schreck ging ich auf die Zuhörer zu und las die drei Schlusszeilen der Geschichte ohne Mikro. Kaum später schmiss es die ersten Tropfen. Mit Müh und Not haben wir die Bücher vom Stand noch trocken verstauen können. Dann löste sich der erste Teil des Wandlitzer Literaturfestes auf und ein Gewitter mit Platzregen ging nieder. Den Letzten beißen eben die Hunde, aber es war ein Tag mit guten Begegnungen und einer großen Überraschung: Jenes Paar, welches das Bild „Kraniche im Glück“ vor 14 Tagen als Leihgabe aus dem Atelier mitnahm, hat mir die Kaufsumme am Bücher-Stand übergeben. Ich muss ziemlich albern aus der Wäsche geguckt haben, denn mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht damit. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Ich staune voller Freude.

Morgenstunde (382. Blog-Notat)

Morgen, am 22. August, startet ab 14 Uhr das 3. Literaturfest in Wandlitz und natürlich hoffen wirklich alle, dass dann die angesagte Gewitterfront durchgezogen sein wird und ein trockener Himmel über unseren Ständen im Freien lichtblau leuchtet. Gastgeberin ist die Buchhandlung von Melanie Brauchler, die neben Lesungen im Zelt auch einen kleinen Regionalmarkt ins Geschehen einbinden wird. Der Buchladen in der Prenzlauer Chaussee 167 und der Parkplatz dahinter sind der Ort des Geschehens. Ich werde dort mit einem Bücher-Tisch und einer Cartoon-Kiste vertreten sein. Im Lese-Zelt bin ich mit vier Kurzgeschichten ab 16.30 Uhr dran. Also bitte, alle die Daumen drücken, dass uns das Wetter die Sache nicht verhagelt… 😊. DANKE!

Der Kalender für das nächste Jahr ist noch nicht dabei, aber der Verlag hat nun die Drucklegung für September 2020 zugesagt. Wer will kann aber schon in der Verlagsbuchhandlung Ehm Welk in Schwedt an der Oder per Telefon: 03332 8334810 oder per Mail: info@buchschmook.de VORBESTELLEN. Hier kommt schon mal der Werbeflyer…

Morgenstunde (381. Blog-Notat)

Der Sanddorn reift im Garten und die ersten Schwalben ziehen. Es klopft schon wieder die Zeit des Abschieds an die Tür. Aber noch nicht, noch genießen wie den späten Sommer mit Gästen. Neun Stunden haben wir gestern mit zwei Lieblingsmenschen gequasselt, bis wir alle Knoten in der Zunge hatten. Es ist so wohltuend Freunde bei sich zu haben, die fast alles wissen, denen man nichts erklären muss, sondern nur Resümieren, Sezieren, Phantasieren, nach vorne Denken, das alte Unbekannte spiegeln. Halt die Kriege unserer Großeltern und Eltern in uns verwundert einander erzählen und auch darüber sprechen, wie man sie loswird. Wir sind die Generation im Familienzyklus, die spricht, weil das große Schweigen einfach nicht auszuhalten ist. Denn wir haben Lasten in uns, die uns nicht gehören, an denen wir aber schwer tragen. Es war eine Begegnung, wie sie reicher nicht sein kann, im Pendel zwischen Frohsinn und Schmerz. Solche Tage machen leicht, weil alles raus ist und nichts mehr drückt. Wer solche Freunde hat, braucht keinen Therapeuten 😊.

Morgenstunde (380. Blog-Notat)

Sonnenbrand oder schon Herbstlaub? Eher Dürre. Der angesagte Gewitterguss ist nicht gekommen, aber die Luft ist leichter, klarer. Der Lesegarten ist dieses Jahr überhaupt nicht zum Zuge gekommen. Keiner, der im Gras saß und Märchen oder Verse las. Vor zwei Wochen wollten wir eigentlich unseren Tag des OFFENEN ATELIERS 2020 feiern, hatte ich aber aus bekannten Gründen absagen müssen. Es wäre eh viel zu heiß gewesen, tröste ich mich und der Garten durfte so wilder sein als gewöhnlich.
Das hat Kraft gespart, Begegnungen wären mir lieber gewesen. Aber nun gibt es diese Woche doch etwas Besuch. Freunde kommen, Heimkehrer aus dem Westen. Corona macht auch, dass manche ihre Zelte abbauen und dorthin zurückkehren, wo ihr Herz gelassener schlägt. Das hatten wir nicht mehr erwartet, aber nun bekommt der Imkergatte nach 16 Jahren seinen wichtigsten Freund zurück, wunderbar. Was werden wir im Winter Karten klopfen 😊. Schön.
Gestern ist die Druckerfarbe mit der Post eingetroffen, seitdem kommt meine Weihnachtsproduktion der Künstlerhefte voran, die ersten Vorbestellungen hab‘ ich schon, dass spornt an…

Träger Sonntag im August

Das lichte Himmelsauge schaut
nach verlorenen Sätzen
an diesem trägen Sonntag im August.
Wo sind sie hin?
Es waren keine Schwüre,
nicht Visionen,
nur welke Gedanken,
flackernde Erinnerungen,
verirrt im Gestrüpp der Zeit.

  1. August 2020

Morgenstunde (379. Blog-Notat)

An einem Sonntag im August… so könnte eine melancholische Geschichte beginnen, aber so heißt schon ein Roman, ein Berliner Szene-Café in der Kastanienallee und was weiß ich. Es kann gefährlich sein, über so einen Sonntag im August zu sinnieren. Ganz besonders, wenn es ein trauriger Sonntag ist, weil wieder jemand irgendwie verlassen wurde. Den gab es auch schon mit „Gloomy Sanday“. Es ist ein Lied, dass 1932 von László Jávor geschrieben wurde, nachdem er von seiner Verlobten verlassen wurde. Und es hieß fortan, wenn ein schwermütiger Mensch dieses Lied höre, könnte er in den Selbstmord getrieben werden. Es sollte deswegen sogar amtlich verboten werden. Aber das süße Gift vom „Traurigen Sonntag“ wurde immer wieder neu aufgegriffen und adaptiert für die schweren Stunden gebrochener Herzen. Ich hörte es zum ersten Mal in Variationen von der Film-Musik-CD „Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday“, damals als ich noch als Freie Journalistin die Filmseite für die Märkische Oderzeitung realisierte. Diese Melodie besetzte mich und tönte lange in mir nach, weil sie so herzzerreißend klang. Vom traurigen Sonntag im August muss ich also auch nicht mehr erzählen – alles schon dagewesen. Aber dieser Sonntag im August noch nicht. Er ist frisch aus dem Kalender gefallen und nicht sinnbestimmt. Lassen wir uns einfach auf ihn ein. Die Frühstückseier waren schon mal perfekt und der Imkergatte ist gerade zu seinen Standort nach Altlüdersdorf gefahren, um von dort die letzten Waben zum Abschleudern für heutigen Abend heimzuholen.  Die Stunden dazwischen sind ganz meine, mit einem schön-traurigen Buch im Schatten der Linde, aus deren Blätterdach vielleicht noch ein Sonntag-im-August-Lyrik-Krümel fällt.