Morgenstunde (477. Blog-Notat)

Die Aufträge sind vom Zeichentisch und nun genieße ich die Gartenzeit. Der Kopf bekommt, bevor ich mir etwas Neues vornehme, ein bisschen Pause und die Augen auch. Ein Hauch von heilsamem Grün changiert im Land. Die Obstbäume stehen kurz vor der Blüte. Ich hoffe auf nichts, denn seit Jahren erfriert sie uns im Spätfrost, leider, leider. Nördliche Natur. Nach so einem Tag mit Gartenarbeit, spüre ich jeden jaulenden Muskel, frau ist Spätlese geworden. Noch kann das vorgezogene Gemüse nicht ins Freiland, aber tagsüber ich schleppe es schon in die Sonne. Russische Riesentomaten, Minigurken, Zucchini, Hokkaido… Die Hochbeete und die Tomateneimer sind mit frischer Erde befüllt und warten auf die frostfreie Zeit. Inzwischen ist überall gut zu tun. Es gilt den Kompost zu ernten, die Gartenmöbel zu ölen … Der Imkergatte ist auch aus seinem Winterschlaf erwacht und hat mit dem Säubern der Bienenbeuten begonnen. Der Raps ist spät dran in diesem Jahr, also haben die Wanderbienen noch ein bisschen Zeit. Gut so, denn auch im Winterhaus ist noch viel zu erledigen, in den nächsten Tagen öffnen wir wieder die Abdeckung zum Dachgeschoss und ich kann den Bilderspeicher einrichten – alle Jahre die gleichen Verrichtungen…PS vom Abend: Die erste Schwalbe ist eingetroffen.

Morgenstunde (476. Blog-Notat)

Regnerischer Sonntag – das Wetter half, die Zeichenarbeit abzuschließen und die Schrift einzupflegen, nun ist das Logo für die Waldläufer fertig, mal sehen, wie es angenommen wird.

Jetzt kurz Verschnaufen. Hab dem Sänger WENZEL zugehört, seinem Lied von den „Verlorenen Gelegenheiten“, eine subtile Parodie auf die Zeit. Gelegenheiten haben die Politmacher viele verloren seit November und umso länger die Pandemie läuft, desto kopfloser wirken die Akteure. Wenigstens der K-Hahnenkampf schweigt heute, aus Pietät vor dem Gedenken der Corona-Toten. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt ein Achtungszeichen und das ist bitter nötig. In meinem Atelierfenster leuchtet seit Freitagnacht auch ein Gedenklicht. Wir brauchen diese Rituale für ein WIR in der Krise, eben weil sie uns noch fest im Griff hat und das geistige Chaos immer größer zu werden scheint.

Morgenstunde (475. Blog-Notat)

Hab die Nase in den kalten Morgen gesteckt und fand, zu kalt zum Atmen. Das wird kein Gartentag. Ging nur nachsehen, war ein Dachs da? Heute Nacht nicht, die schweren Steine in seiner Grabung unter dem Zaun haben ihm den Weg verstellt, aber er wird sich garantiert einen neuen Zugang schaffen.
Auf dem Zeichenplatz wächst ein lange bestellter Lauffrosch. Das neue Design-Papier ist so glatt, dass es drei Aufträge braucht, bis die Farbe deckt und so zieht sich die Kleinigkeit in den zweiten Tag. Der Frosch wird den Wandlitzer Waldflitzern gehören. Laufen geht ja immer, ganz gleich in welcher Zeit.
Übers Wochenende wird er zu ihnen wandern.

Der Lauf-Frosch in Arbeit. Hose und Stiefel werden noch Sonnengelb. Das rchtes Motiv war das alte Lauflogo (nicht von mir) der Waldflitzer.

Ansonsten ist es ringsherum wieder merklich stiller geworden, es ist, als ob alle WARTEN. Auf die neuen Ver- und Gebote, auf die Tendenz der Zahlen, auf mehr Wärme für den Norden… Die Kontakte schweigen. Warum? Ratlosigkeit oder Resignation? Wer weiß das schon. Ich versuche jeden Tag irgendetwas Gutes gegen die schlechte Stimmung zu setzten. Eine kleine Verrichtung, die einen Moment Freude verbreitet. Beispielsweise eine wilde Ecke aufzuräumen, an die sich der Imkergatte schon lange nicht mehr rantraut. Einen Brief zu schreiben oder etwas Neues zu pflanzen. Gestern hab ich beispielsweise eine uckermärkische Küchenrose gepflanzt. Vielleicht hat nur die Nachwelt etwas davon, auch gut, aber es ist einfach ein herrliches Gefühl, einem Rosestrauch einen Platz zu schenken.  Schönes Wochenende Euch allen, wo auch immer Ihr seid!

Morgenstunde (474. Blog-Notat)

Sie waren gestern wieder da, Dachs & Co. Der Dachs kam zum x. Mal unter den Zäunen durch und grub in der Wiese nach Engerlingen. Seine Spur war satte 120 Meter lang und in seinem Gefolge hatte er wohl die Waschbären. Einer von denen hat sich angewöhnt, den Deckel der Futtersäule vom Vogelhäuschen zu lüften, um reinzulangen. Dazu legt er immer artig den Deckel auf dem Dach ab. Das ist irgendwie zum Kichern. Ein ordentlicher Waschbär. Die Maisen-Knödel haben die Kleinbären für sich diesem Frühling entdeckt und komplett gefressen. Na, gut, aber mal ehrlich, dieser Dachs ist ein Vandale der Wiesen und Zäune.
Heute mussten wir nach Berlin zum Facharzt und in den Künstlerbedarf, das bedeutete – einmal quer durch die Stadt, von Pankow bis Steglitz, das ist inzwischen nur noch stressig für uns. Wir sind Landstraßenkutscher geworden, ist viel entspannter…

Morgenstunde (473. Blog-Notat)

Ich komme zurück aus meiner Märchenzeit und stelle fest, es hat sich in der Realität nicht viel verändert. Ein nebulöses Trauerspiel: „Rin mit de Stühle, raus mit de Stühle – und wat nu?“ Wenn ich ehrlich bin, ich erwarte keinen großen Wurf mehr aus dem derzeitigen Kanzleramt. Sie würden mich überraschen, so viele Monaten herrschte ein schläfriges Bürokratiemonster und bewegte sich nur mit kopflosem Aktionismus. Es gab halbherzige Lockdowns und zu oft „noch eine letzte große Anstrengung“ – was soll da noch Gescheites kommen? Im Wahlkampf wird die Sanierung der Verhältnisse nicht gut gelingen. Aber für die Entfesselung aus der Bürokratie braucht es sehr rasch einen großen Reißwolf, dem die Überregulierung überlassen wird. Deutschland ist in wirklich allem zu langsam geworden und nicht nur in der Bewältigung der Pandemie. Aber bleiben wir hoffnungsvoll, denn: „…jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ (Hermann Hesse, „Stufen“), also: Neustart bitte!

Frohe Ostern!

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

Ostergrüße in der Pandemie? Ja, jetzt gerade, denn wir brauchen alle die Wahrnehmungen und die Teilhabe des anderen. Wir sind Gesellschaftswesen.
Deshalb soll in dieser schwierigen Zeit das Osterfest
unsere Lebensgeister wecken.
Ich grüße Euch alle miteinander und wünsche Euch
Freude, Gesundheit und Lebensglück,

Eure Petra
aus dem Schorfheidewald

PS: Mit dem öffentlichen Schreiben an der Geschichte
„Das Nebeltor“ geht es nach Ostern weiter.

Morgenstunde (471. Morgenstunde)

Wieder eine Woche mit Drohgebärden rund um die Impfstoffproduktion, es steckt das Potenzial für internationale Zerwürfnisse darin. Der Schacher hat naturgemäß auch kriminelle Energie, aber wer hätte schon gedacht, dass das Marktgesetz „Fressen und gefressen werden“ in einer Pandemie ausgesetzt wird? Marktvertrauen – ich hatte es nie und solche Tendenzen, dass beispielsweise die Antibiotika-Forschung für den Markt „uninteressant“ geworden ist, haben diesen Zweifel eher genährt. Ich denke an resistente Krankenhauskeime und es schaudert mich. Der Markt ist nicht menschlich, wäre er es, hätten wir eine gerechtere Welt.
Wir richten uns auf österliche Stille ein. Der Büchertisch ist abgedeckt, der Postkartenständer geräumt, damit die Schätzchen nicht einstauben. Kommt eh keiner ins Atelier und da wächst die Frage, was soll das noch? Ich denke an letztes Jahr Ostern: Der Papst mutterseelenallein bei seiner Osterbotschaft, das Bild wird in meinem Gedankenspeicher verharren, ebenso wie die LKW-Kolonnen mit den Toten von Bergamo. Die Zeiten geraten zum Wellenschlag. Jede Mutation kommt mit härterer Brandung, so scheint es jedenfalls. Habt trotzdem ein gutes Wochenende alle miteinander!

Morgenstunde (470. Blog-Notat)

Gegen 11 Uhr hab ich meine heutige Gartenschicht unterbrochen, denn ein „Verzeihung“ der Kanzlerin gibt es nicht alle Tage. Dafür hat sie meinen vollen Respekt, denn ein Fehlereingeständnis gehört zur Zivilcourage nach nächtlichen Irrwegen. Nun gibt es diese Korrektur und ich wünschte mir, die kommunale Ebene wird zukünftig flinker und erfinderischer. Denn was in Tübingen geht, kann auch in Brandenburger Städten möglich sein, es braucht beherzte Akteure, wie die Ärztin Lisa Federle mit ihrem Arztmobil. Man kennt sie inzwischen deutschlandweit, aber gibt es Nachahmer? Na, wie auch immer, kommunal geht was, wie auch Rostock zeigt. Kurzweiliges Verschnaufen in der Pandemie mit beispielsweise einem Kulturfest unter freiem Himmel, mit Schnelltest am Eingang. Die Leute brauchen etwas, was die Stimmung hebt und das allgemeine Durchhaltevermögen…

Morgenstunde (469. Blog-Notat)

Bei solchen Nachrichten mag man gar nicht mehr aufstehen, es kräuselt sich einem das Hirn. Politikversagen sperrt den Bürger ein. Ich will nicht wiederkäuen, was uns tagtäglich an Meinungen und Verordnungen um die Ohren fliegt, aber eines wird für mich immer klarer – sie sind unwählbar geworden. Einer abtretenden Kanzlerin mag das nichts ausmachen, aber ein ganzes Land kommt ins Wanken, Kraft und Kreativität bluten aus. Es ist wohl so, dass alte Gesellschaften nicht mehr den Erneuerungsfunken in sich zünden können, sondern nur noch den Status quo verwalten und dabei Staub ansetzen. Wie kommen wir da bloß wieder raus? Oster-Lockdown – Gott sei Dank, haben wir einen Garten und könnten uns dort austoben, aber LEBEN geht anders…

Morgenstunde (468. Blog-Notat)

Uiiii, ist das eisig im Wind. Graupelböen begleiteten heute unsere Fahrt nach Neuruppin. Die Tumornachsorge ging gut aus. Ich bin dankbar, vier Jahre ist dieser Kampf nun schon her. Den Termin umschlingt immer das Gespür dafür, wie endlich wir sind. Hab als Ablenkungsmanöver das zerzauste Kleid der Wiesenhex im Obstgarten ausgestopft, soll sie kraftvoll walten… Und dann sind da noch zwei Wurzelwesen, denen ich erst einmal die morsche Rinde abgehoben hab, mal sehen, wie sie weiterwachsen. Mir juckt es frühlingswild im grünen Daumen, aber, aber, zu kalt, noch nicht einmal das Scharbockskraut blüht und außerdem sollte ich in meiner Geschichte stecken, aber heute nicht, es war ein Tag mit großen Emotionen…