Drei Tage ganz ruhig und so langsam haben wir uns erholt von der Tour. Der Imkergatte hats im Kreuz. Er müsste Honig auftauen, aber er kann nicht heben. Er bewohnt derweil das Sofa, während ich im Garten rumtobe und Jungpflanzen verziehe. Eine klitzekleine Ostergeschichte ist entstanden und eine Illustration dazu auch. Gestern fuhr ein Tankwagen auf den Hof und hat 1000 l Heizöl geliefert. Man, dafür muss ne alte Frau lange Socken stricken, was ich nicht kann 😊. Es ist der doppelte Preis vom bisherigen. Schöne Schei… bin auf die Stromrechnung gespannt. Da werden wir uns wohl zukünftig wärmer anziehen müssen, aber, der arme Poet ist Kummer gewöhnt. Ich erfreue mich an dem, was die Natur uns schenkt, zum Beispiel die Schachbrettblumen an der Vogeltränke. Noch eine Handvoll Tage, dann ist alles frühlingsgrün und die Stimmung wird steigen. Heute waren die ersten Schwalben da. Morgen am Gründonnerstag beginnt am Abend die Osterzeit. Es wird am Samstag im Dorf ein Osterfeuer geben und wir werden uns endlich alle, die nicht mit dem Flieger verschwanden, wiedersehen. Ein kleines Glück.
Morgenstunde (636. Blog-Notat)

Alle Wetter hatten wir auf der Reise ins Erzgebirge und zurück: Auf den Höhen Schnee, Graupel… und in den Tälern Regen und jede Menge Wind. Es war eine anstrengende Elternzeit und wieder bekam meine Erkenntnis neue Nahrung: Heutzutage werden die Menschen viel zu früh und in einem schwachen Zustand aus den Krankenhäusern entlassen. Am dritten Tag nach seiner Heimkehr ging es dem Vater endlich etwas besser. Für meinen Geschmack hätte ich ihn erst so nach Hause geschickt. Von der unvollendeten OP, weil die Medizintechnik kaputtging, will ich gar nicht erst reden. In drei/vier Wochen liegt der 93-Jährige deshalb noch einmal auf der OP-Tisch… Herrje! Wir sind in Sorge, sehr.
Zuhause eingetroffen, habe ich eine Mahnung von der jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft Georgsmarienhütte vorgefunden. Ihr werdet es nicht glauben: Für die Wenzel-Schallplatte, von der ich seit Wochen nicht weiß, woher bzw. von wem sie kam. Das aber schlägt dem Fass den Boden aus. Jemand hat da seinen Schabernack mit mir getrieben und ich soll dafür bezahlen, zzgl., Mahngebühren. Dit is frech! Ich habe dem Geschäftsführer eben geschrieben, mal sehen wie das ausgeht. Die Platte ist ja unberührt und ich kann sie jederzeit zurücksenden. Morgen jedoch brauchen wir erst einmal eine RUHEPAUSE.
Morgenstunde (635. Blog-Notat)
Endlich hatten wir Regen. Der hat meinen Feinschliff von „Die Zeit der weißen Wälder“ begleitet. Nun kann die Novelle in die Hände einer echten Korrektorin gegeben werden. Heute Nachmittag geht es zu Sarah vom Biorama-Projekt in Joachimsthal. Ihre Saison beginnt Ostern und sie wünschte sich ein paar Kleinigkeiten für ihren Touristenshop. Also habe ich die Sagenkarten und die regionalen Kunstpostkarten aus meiner Hand eingepackt und auch eine kleine Künstler-Heft-Kollektion. Ein bisschen Zukunftsoption, vage wie immer, denn die Zeiten sind ungewiss. Der Weg zu diesem tollen 360°-Rundumblick-Aussichtsturm quer durch die Schorfheide ist ein Traum – bei jedem Wetter. Viele meiner Märchen habe ich in diesem Waldgebiet angesiedelt – zwischen dem stahlblauen Großen Döllnsee und dem grünen Wuckersee… beispielsweise die Winterfee aus meinen Schorfheidemärchen. Was haben wir hier doch für ein Glück mit Land und Leuten.
Ansonsten sind wir in Lauer-Position: Der Vater wird im Erzgebirge in den nächsten Tagen unsere Hilfe brauchen, wir warten auf seine Ansage, wann ihn das Krankenhaus entlässt, dann sprinten wir los…
Morgenstunde (634. Blog-Notat)
Böiger Wind jagt Sandwolken über das Kopfsteinpflaster. Ich hoffe, er treibt endlich die Regenschauer heran, denn an den Feldrändern liegt der Sandstaub wellig wie Ostseesand. Es braucht Wasser in Brandenburg!
In den Fenstern der Welt nur das blanke Grauen. Nie hätte ich geglaubt, dass nach den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und all den Kriegsurteilen danach, solche Gräueltaten noch in Europa verübt werden würden. Aber schon in den Balkankriegen wurde offenbar: Der Mensch bleibt verführbar und mancher zieht einfach seine humane Haut aus, wenn er tötet. Das Leid wird unverzeihlich sein.
Lyrik-Krümel
Morgenstunde (633. Blog-Notat)

Gestern Abend fiel mein Speisekammerschutzengel runter und nun ist jetzt ein bisschen derangiert. Aber ich konnte mich nicht entschließen, ihn zu entsorgen. Er ist der Hässlichste, den ich jemals geschenkt bekommen habe und deshalb ist er in der Kammer gelandet. Aber Schutzengel (und ich habe viele bekommen, damals, als der Krebs wuchs) wirft man nicht weg. Manche versteckt man, aber mehr geht nicht. Ich selbst habe ja auch so einige gezeichnet. Zeichnen ist unverfänglicher, denn lose Blätter fordern nicht so viel Platz. Es gibt Tage im Leben – vom Kummer getränkt oder einer Krankheit besetzt – da braucht man Schutzengel besonders. Und manche in unserem Häuschen hängen ganz abgearbeitet an der Wand und hoffen auf ihr Schichtende. Will sagen: Schutzengel kann man nie genug haben. Habt ein schönes Wochenende allerseits.



Einige meiner Schutzengel:






Morgenstunde (632. Blog-Notat)
Im kalten Himmel Tiefflieger. Schallender Lärm. Ab und zu ist das so über der Schorfheide. Hat mich aus meinen Atemübungen gerissen… irgendeiner stört ja immer. Aber bewusstes Atmen kann Hausapotheke sein. In der 3sat-Mediathek fand ich die wirklich gute Dokumentation „Atmen“, die mir ein paar neue Denkansätze spendiert hat. Kann ich allen stressgeplagten Menschen nur empfehlen, es geht nicht um Lungenkranke…Jeder kann durch Verlangsamung der Atmung seinen Körper entlasten. Die Spezialisten empfehlen zweimal täglich drei Minuten lang bewusste Bauchatmung: 4 Sekunden lang einatmen, 6 Sekunden lang ausatmen. Das dürfte im Alltag praktikabel sein.
„Der Kaiser und sein Haus im Wald“
Eine Buchbesprechung
Es gehört zu den ehrenvollsten Arbeiten eines Chronisten, brüchiges Wissen zu bergen und so für die Nachwelt zu bewahren. Das war der Antrieb von Manfred Lentz, der seinen Spürsinn und Recherchegeschick einsetzte, um die Geschichte eines fast verfallenen Gemäuers im Wald zwischen Kappe und Kurtschlag zu erforschen. Ja, in den Dörfern wusste der eine oder andere noch: Der Kaiser ging auch hier in der westlichen Schorfheide jagen. Und man munkelte, Wilhelm II habe das sagenumwobene Blockhaus vom Schwedenkönig 1889 geschenkt bekommen. Aber diese Mär hat der Autor ausgeräumt. Was den meisten heutigen Bewohner der Walddörfer völlig unbekannt war, dass Wilhelm II an dieser Stelle ein Gatter für die Zucht von Ungarnhirschen unterhielt. Die mächtigeren Tiere sollten der Auffrischung des Rotwildbestandes dienen, aber wie so oft im Leben, ging die Idee nicht gut aus. Immer dann, wenn Manfred Lentz ins Erzählen oder auch Unken kommt, liest sich diese Schrift flüssig und sehr unterhaltsam, aber wie es sich für eine Chronik gehört, braucht es Belege, Faksimiles, Auszüge aus Dokumenten, um die Thesen zu stützen. Und so entstand ein fundiertes Sachbuch unter Mithilfe von Birgit Halle, Erich Voß und Manfred Grimm, das lückenlos über die Nutzung des Hauses und seiner Bewohner berichtet. Der Leser erfährt von Totschießjagden, von Lappjagden und der Pirsch. Vom Leben der Wildwärter. Von forkelnden Hirschen und interessanten Moorkulturen. Lentz bringt auch Licht in das dunkelste Kapitel: 1941 bis 1945 diente der Ort als Kriegsgefangenenlager. Er fand Belege dafür, dass hier Serben und Italiener in einer Baracke unterhalb des Blockhauses eingesperrt waren und zur Zwangsarbeit im Holzeinschlag, im Sägewerk von Vogelsang und in den Zehdenicker/Burgwaller Tongruben genötigt wurden. Nach 1945 diente das Blockhaus als Unterkunft für Waldarbeiter und Vertriebenenfamilien. Kurzweilig gab es beim Haus einen Heimtiergarten und schließlich wurde das Gemäuer Jagd- und zuletzt Forstquartier. Aber, obgleich unter Denkmalschutz gestellt, verfällt inzwischen das Blockhaus im Wald. Was von ihm bleiben wird, sind wage Geschichten, aber definitiv Manfred Lentz‘ Gedenkschrift. (pe)
Erhältlich ist das Sachbuch „Der Kaiser und sein Haus im Wald“ nur beim Autor unter Telefon: 0171 4729673. Das Buch wird es daneben auf Dorffesten geben. Da die Nachfrage recht groß ist, wurden inzwischen weitere 150 Exemplare gedruckt. Der Preis der Zweitauflage beträgt 10 Euro.
Morgenstunde (631. Blog-Notat)
Irgendwie sind das gerade bedeckte Tage. Nicht das Wetter, das Gemüt. Das Tempo trödelt, macht müde und die Laune, naja… Frühjahrsmüde, die Zeitumstellung? Nee, die bleibende Schwäche im Körper nervt. Sechs Wochen (!) nach dem Krankenhaus hatte ich gestern endlich den Termin zur Anschlussbehandlung beim Lungenarzt. Dort durfte ich erst mal zwei Stunden in überfüllten Räumen (mit Termin!) warten. Eine gute Stunde davon im Stehen. Brandenburgische Zustände. Man mutet den Menschen auf dem flachen Lande wirklich eine Menge zu… Also: Der Arzt hörte die Lunge doch noch irgendwas murmeln und so gibt einen CT-Termin usw. ☹. Das Dauerthema ATEM sitzt im Kalender…
Die Raureifelfe

Ein Windhauch blies eiskalte Wassertropfen aus dem Nebelschwaden. Während sie ins dürre Gras fielen, wuchsen ihnen haarfeine Kristalle. Weiß und nadelspitz formten sie wie von Zauberhand die Raureifelfe. Ein paar Stunden würde sie in die Welt schauen und mit dem aufsteigenden Sonnenlicht wieder tauen. Die Zarte erschien nur sehr, sehr selten. Manche Jahre ließ sie sich überhaupt nicht blicken. Aber auch wenn die Elfe sich zeigte, konnte man sie nicht leicht entdecken. Das war nicht verwunderlich, denn schließlich war die winterkahle Landschaft mit verzauberndem Raureif überzogen. Es war ganz so, als wollte man einen Wassertropfen im Meer finden. Deshalb glaubten die Menschen, wenn sie etwas über die Raureifelfe hörten, dass sie nur im Märchen existierte. Das stimmte die Elfe traurig, denn sie hatte doch diese wunderfeine Magie zu verschenken. Wer sie mit den Augen berührte, dem reichte sie ihre Kronenperle, die ihr mit jedem Reifgewand neu wuchs. Diese lichte Perle enthielt die reinste Lebensenergie.
Im Haus am Waldrand hatte die ganze Nacht das Lampenlicht gebrannt. Lisa legte der Mutter kalte Wadenwickel an. Doch das Fieber wollte nicht sinken, und der alte Doktor schüttelte bei seinem Abendbesuch hilflos den Kopf als er raunte: „Es wird ein Wunder brauchen.“
Als sie der Mutter einen Schluck Wasser einflößte, sah die Kranke durch das Fenster den herrlichen Raureif im Morgen glitzern. Sie flüsterte: „Geh, du musst die Raureifelfe finden!“
Lisa zögerte nicht, zog sich warm an und lief vor das Haus. Aber wo nur sollte sie mit der Suche beginnen? Am Waldrand oder bei den Weiden am Bach? Sie könnte überall sein, und selbst vor ihrer Nase würde sie die Elfe wohl kaum entdecken. Schnell ging sie noch einmal ins Haus zurück, griff sich die große Leselupe und eilte hinaus. Weißer Eiswind verschleierte die Sicht. Aber dann brach das Sonnenlicht durch die Wolken und ließ den Frost funkeln. Jedes welke Blatt, jedes Ästchen war mit diesem Kristallzauber überzogen, dessen Schönheit ein Lächeln fordert. Und so besorgt Lisa auch war, inmitten dieser Glitzerwelt war sie beinahe heiter. Sie stand gar nicht weit vom Haus, inmitten der alten Streuobstwiese, und besah mit der Lupe genau die Kristallwerke an den Stängeln und trockenen Blütenständen. Lange, bis die Augen schmerzten. Als die Kraft der Sonne wuchs, begann die Kristallwelt zu tropfen. Bald regnete es unter den knorrigen Bäumen geradezu und Lisa verzagte: „Bitte, Raureifelfe, zeig dich mir! Ich brauche dich! Ich kann nicht auf den nächsten Reifzauber warten!“
„Warum nicht?“ säuselte es aus dem Unterholz am Wiesenrand.
Lisa drehte sich hektisch nach der Stimme und sah die Schöne, die sich im Schattenblau kühlte. Das Mädchen war hin- und hergerissen, denn es erkannte, die Raureifelfe würde sehr bald zu Tauwasser zerrinnen; das berührte sie mit einem Schrecken. Aber die Elfe sprach: „Du musst dich nicht fürchten. Das Leben heißt Kommen und Gehen. Jedes hat nur eine bestimmte Zeit. Du aber bist gekommen, um ein Leben zu verlängern. Für ein Weilchen soll es so sein, weil du mich gefunden hast.“ Die Raureifelfe nahm die Perle von ihrem Haupt und legte sie in Lisas Hand. „Geh‘ schnell, bevor sie schmilzt, und beträufele mit ihrem Wasser die Stirn der Kranken.“ Damit war die Elfe verschwunden, und das Mädchen trug den Hauch des Lebens nach Haus.
© Petra Elsner
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