Schönes Wochenende allerseits!
Morgenstunde (711. Blog-Notat)
Das Wolkenmeer ist eingetroffen und schiebt den Sommer davon. Früher war diese erste Septemberwoche meine Vorbereitungszeit für den Berliner Kunstmarkt beim Fest an der Panke, dass wegen Corona für drei Jahre aussetzte. Dabei ging es nicht nur ums Auswählen und Packen, sondern auch um das Bauen von Hängevorrichtigen und Bücherständern. Einmal im Jahr war ich dort ganz dicht bei den Leuten und konnte so immer neue Interessenten für meine Kunst gewinnen. Nun – es war einmal. Es muss auf anderen Wegen weitergehen. Stattdessen bunkere ich in diesen Tagen Material: Diverse Papiere, Zellophantüten, Druckerpatronen, Fotokartone, Farben, Rahmen. Sozusagen, bevor alles noch teuer wird als es eh schon war. Die Glaswechselrahmen (24×30) sind beispielsweise über den Sommer von 17.95 € auf 21.50 € geklettert und so ist es mit jedem und allem. Ich hoffe, mit den vorgenommenen Materialeinkäufen über den Arbeitswinter zu kommen. Aber davor stehen noch die schönen Herbsttage. Pilzgänge, Gartenarbeit und Lesezeit wenn der Regen fällt… er ist schon im Anmarsch😊.
Morgenstunde (710. Blog-Notat)
Nicht erst vor diesem Winter stehen wir in Deutschland vor der Rückkehr der sozialen Frage. Globalisierung, Agenda 2010, Finanz- und Wirtschaftskrise, Coronaauswirkungen und nun die Energiekrise. Die Tendenz gab es also schon vor dem Angriff auf die Ukraine und der Sanktionspolitik gegen Russland. Nach dem Paritätischen Armutsbericht von 2022 stand die Armutsquote in Deutschland 2021 bei 16,6 Prozent. 13,8 Mio. Menschen zählen demnach als arm und die steigende Inflation, wird den Anteil der Armut im Land verschärfen. Haushaltslose Menschen sind hier übrigens gar nicht mitgezählt. Es ist also kein Wunder, dass es Menschen in diesen Tagen auf die Straße treibt und wer sie nicht anhört, nicht exakt und neutral (!) über sie berichtet, sie stattdessen allesamt in eine rechte Verschwörungsecke stellt, der spaltet und nicht umgekehrt. Es ist schlicht desinformierend, das Abrutschen so vieler Menschen in die Armut als reines putinsches Verschulden zu deklarieren. In den Zeiten des weltweiten Wandels muss die Politik die „Soziale Marktwirtschaft“ ins Visier nehmen und so anpassen, dass der soziale Frieden nicht ins Wanken gerät. Mit kurzweiligen Energietaschengeldern ist es nicht getan.
Morgenstunde (709. Blog-Notat)
Kann es sein, dass die Spinnen in diesem Spätsommer mehr spinnen? Mir scheint es so. Wo man hinschaut webt es. Es heißt ja, wenn viele Spinnen kriechen, riechen sie einen harten Winter. Der fehlt uns gerade noch… Die 1000 Liter Heizöl haben 1450 € im April gekostet. Das preislich Doppelte vom Vorjahr und wir werden damit nur knapp über den Winter kommen. Man sagt durchschnittlich verbraucht man in einem Einfamilienhaus (inklusive Warmwasser) rund 15,4 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Wir haben 85 qm Wohnfläche, das würde im Jahr 1309 Liter ausmachen, wenn der Winter durchschnittlich ausfällt…Aber wie das so ist: „Im Durchschnitt war der Graben einen Meter tief und trotzdem ist die Kuh ersoffen.“ Ach man, das Rechnen und Berechnen, es liegt nicht in meinem Wesen, aber die Gedanken sind umtriebig, wenn die Basis der Existenz ungewiss ist. Ihr kennt das – fast alle…
Morgenstunde (708. Blog-Notat)
Es war eine gute Woche. Nach dem Heftebau – der Garten. Lichtgebündelte Zeit. Ein langer Brief im Kasten. Von einer alten Freundin, die eigentlich im August kommen wollte. Nun wird es später im Jahr, vielleicht. Wir sind in einem Alter, in dem die Voraussagen brüchig sind… Mein neuer Lungenarzt – eine erfreuliche Begegnung am Donnerstag. Er machte mir Hoffnung, dass man mit 30 Prozent Lungenvolumen durchaus noch Jahre haben kann. Das „Kann“ ist vage, aber gut. Die Umgebung der Finowfurter Praxis ist eine Augenweide. Wartend Schiffe schauen, die in der Schöpfhurter Schleusenkammer rangieren. Das ist doch mal was, da vergeht die Zeit. Aber man muss nicht lange warten, der Arzt ist gut organisiert. Das Wasserbauwerk stammt aus dem Jahre 1876 und ist ein Treffpunkt für Kinder, Rentner und Touristen. Leicht ist man hier in einem Palaver 😊. Freitag kamen Honig-Gäste aus Groß Schönebeck. Drei Generationen am Tisch und so ein angenehmes, stimmiges Gespräch. Im Nachgang hat das dritte Eulchen (die Schneeeule) der Sommerserie einen Roten Punkt bekommen. Eine Überraschung für mich, denn eigentlich ging es ja um Honig. Heute Nachmittag kommen Berliner Freunde, ich muss mich sputen…😊


Lyrik-Krümel
Morgenstunde (707. Blog-Notat)
Die Natur sorgt vor. Die Vogelbeerbäume verschenken beispielsweise zurzeit üppig ihre Ernte. Aber wir, was blüht uns im Winter, da sind wir alle nur beim Rätseln. Die Umkehr der (Gas-) Ströme von Ost nach Norden und Westen, sie hat immerhin die Speicher schneller gefüllt als gedacht. Aber ob es für den Winterbedarf reichen wird – wer weiß. Die allgemeine Hysterie ist kein Indiz für das, was wirklich kommt. Und ob dem Staat das regulierende Momentum des Marktes wirklich gelingen wird – auch: wer weiß. „Denn der Haifisch, der hat Zähne…“ und im Wirtschaftsministerium ahnt man das (wie sich an der Gasumlage zeigt) gerade erst. Es ist wie im Zauberlehrling, „… Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd‘ ich nun nicht los …“ Damit das auch nur ansatzweise gelingen kann, braucht es die Entkoppelung von Gas- und Strompreis, denn der Markt regelt es eben nur zu seinen Gunsten und nicht staatspolitisch gerecht. Die Zeche wird in jedem Fall die Bevölkerung tragen, daran wird auch kein Entlastungspaket etwas ändern. Es wird nur ein Trostpflaster werden, mehr nicht, wenn überhaupt. Ein Stillhaltegebot eben, dass sollte klar sein.
Morgenstunde (706. Blog-Notat)
Es herbstelt und ich mag es. Das Pendel zwischen Draußen und Drinnen schlägt wieder harmonisch, und so wird im Atelier ein Stapel Künstlerhefte fertig und auch im Garten gehen die Verrichtungen leicht von der Hand. Gegen die Schnecken, Ameisen und den Mehltau habe ich Rainfarnbrühe angesetzt und hoffe auf die rechte Wirkung, denn vornehmlich die Ameisen haben diesen Sommer etliche Sträucher gekillt. Ausgegraben ergeben die dürren Teile bestimmt noch ein paar neue Wurzelwesen, die den Garten weiter bevölkern können. Der Rückbau im Herbst macht immer kreativ und in der kahlen Zeit kommen eben diese Gestalten dann richtig zu Wirkung. Nicht nur Sommergärten sind schön….
Morgenstunde (705. Blog-Notat)
Wir hatten schon das Auto beladen und die Schlüssel in der Hand, als das Telefon die Absage der Stadt Zehdenick brachte. Der Dauerregen am Morgen hat zu dieser Entscheidung geführt. Ich hatte Bedenken, ob der Bücher, dass sie beim Altstadtfest Schaden nehmen könnten in der Feuchte. Mit der plötzlich gewonnenen Zeit habe ich mich für zwei Stunden an den Computer geklemmt, um das knifflige Layout zur Weihnachtsausgabe meiner Künstlerhefte zu vollenden. Jetzt passt alles und die Handproduktion kann nach und nach beginnen…Mit diesem schönen Gefühl konnten wir entspannt zu Freunden in Lanke aufbrechen. Wir hatten uns die ganze Corona-Zeit nicht gesehen und so wurde aus einer verabredeten Kaffeezeit ein abendfüllendes Programm – ich lerne zusehends wieder unterm freien Himmel mit anderen Menschen zu verweilen 😊.
Ja, die Weihnachtsproduktionen – vielleicht können manche Beschenkten so gar nichts damit anfangen, dass sie stets diese kleinen Handfertigkeiten von mir bekommen, aber etwas anderes lässt die Portokasse nicht zu. Ich verschenke Lebenszeit (die in der Fertigung steckt) und Fantasie… In Zeiten der Wegwerfgesellschaft ist das sicher etwas höchst Altmodisches, aber wie man im Foto sieht: Sie ist eben ein Auslaufmodell 😊.
Morgenstunde (704. Blog-Notat)

Der Luxus des Alters heißt: ausschlafen können – ohne schlechtes Gewissen. Aber, es gibt ja immer noch Leute, die nicht wissen (wollen), dass wir Langschläfer sind. Heute Morgen schepperte um 8.55 Uhr die Klingel. Der Liebste brummte: „Nicht aufstehen.“ Aber ich war aus meinem Traum gekickt und rollte mich aus den Kissen. Hinter dem Hoftor regte sich nichts mehr und ich dachte, gut so. 9.10 Uhr. Ich hatte gerade ein Hemdkleid übergeworfen und Kaffee gekocht. Da klingelte es abermals. Der Freund des Liebsten wusste um die Nachtigall und zeigte sich hartnäckig-geduldig. Da saßen wir nun bei Baguette und Kaffee, der Liebste war noch ganz Maulwurf…ach, nee. Die Lerchen und die Nachtigallen – das geht nie. Und hätten die beiden Männer nicht ihren Militärdienst gemeinsam verrichtet, sie wären sich niemals begegnet… Eine Stunde später ging jeder seiner Wege: Der Freund zu seinen Online-Kursen, der Imkergatte in die Bienenküche und ich ins Atelier, um ein neues Heft-Layout zu beginnen. Morgen soll viel Regen kommen und wir sind mit Büchern auf dem Zehdenicker Markt zum Altstadtfest – Kinner nee…was haben wir auf Regen gewartet, nun kommt er zur Unzeit…wie mancher in der Morgenstunde 😊.