Morgenstunde (291. Blog-Notat)

Schwestern 1969

Eigentlich mag ich diesen Frauentag nicht. Zu DDR-Zeiten war das sehr oft nur ein lächerliches Besäufnis, wozu die Chefs in Schürze servierten. Und heute? Heute erinnert mich dieser Tag, dass es eben immer noch so unterschiedlich für Männer und Frauen zugeht. Leider. Ich hab mich daran nie wirklich gehalten, aber gespürt hab ich es natürlich überall. Aber ich mag mich nicht ein- oder unterordnen, weil ich nicht zweitklassig bin! In der Kopfnote „Betragen“ hatte ich deswegen lange eine Drei und den Zusatz „Fügt sich nicht ein, ihr Betragen ist nicht immer zufriedenstellend.“ Oh je, also öfter noch schlechter als Drei, und dass als Mädchen! Da ist es schon wieder. Nicht sittsam, nicht anpassungsfähig, auffällig – manchmal. Meine zurückhaltende Schwester (im Bild die Dunkle) war das alles, aber sie wolle Mathe studieren! Ha, ein Griff nach der Herrenkrone. Darin war sie stark, leider wurde sie früh sehr krank und dann wurde doch nichts daraus. Trotzdem, sie hatte sich aufgemacht, denn Zahlen sind eindeutig und nicht interpretierbar wie zum Beispiel KUNST, in der die Herren immer noch ihre Klüngel pflegen. Nun denn, macht mal, ich kann ohne Euch 😊, und wer‘s braucht, soll heute feiern. Ich feiere diesen Tag (wenn es den dann noch geben sollte) erst, wenn wir wirklich chancengleich sind: Männer & Frauen, es wäre ein Glücksfall.

PS: Ja, ich höre schon wieder auf zu quasseln und kehre jetzt in meine blog-schweigsame Klausur 2020 zurück...😊

EIN KLEID GANZ AUS SCHNEE

Kleiner Zwischenruf aus meiner Blog-Pause, weil dieses Buch so verzaubernd ist und ihm leider die Leipziger Buchmesse fehlt – diese Empfehlung:

Ein Kleid, ganz aus Schnee

Märchenhafte Geschichten von Ingrid Annel     

Was für eine wundervolle Idee, alte Märchen einfach weiter zu erzählen. Da entdeckt ein Hase in einem alten Märchenbuch den peinlichen Wettkampf eines Artgenossen, der vor Zeiten von einem Igelpärchen gelinkt wurde. Was für ein Skandal! Deshalb fordert nun auch Hase Hubert das benachbarte Igelpaar zu einem ehrenrettenden Wettkampf hinaus und: scheitert. Gold- und Pechmarie verwandeln sich ins Gegenteil und die sieben Zwerge haben uns doch glatt den achten und neunten Zwerg verschwiegen.
Autorin Ingrid Annel schreibt ganz in der Tradition der großen Märchenerzähler und entstaubt dafür alte Legenden. Ihre Geschichten beginnen dort, wo die Hausmärchen der Gebrüder Grimm mit ungewissem Ausgang in „Der goldene Schlüssel“ enden. Sie macht daraus drei Schlüssel und schickt mit diesen drei Brüder auf den Weg, die passende Tür zum Glück zu finden. Dabei verrät sie ganz beiläufig, dass das Glück für jeden anders aussieht. Wie wahr und erzählt wird nicht nur in „Drei Schlüssel zum Glück“ vollkommen ohne erhobenen Zeigefinger.

Ingrid Annel pflegt einen klaren, ganz schnörkellosen Erzählstil, überrascht mit witzigen Pointen und unerwarteten Wendungen. Nicht immer führen ihre Geschichten in ein Happy End. Dort, wo es die Helden gierig umtreibt, landen sie im auch schon einmal in einem Desaster. So wie beispielsweise in „Das Gold vom Himmel herunter“, in dem ein TV-Bericht von einem Mädchen berichtet, dass wirklich alles verschenkte und dafür Taler von den Sternen bekam. Alle, die diese Sendung sahen, versuchten es dem Sterntalerkind gleich zu tun, sie verschenkten, was sie besaßen. Und die Sterne? Sie wunderten sich nur über die vielen Nackten dort unten auf der nächtlichen Waldlichtung.
Wunschträume enden nicht selten in Schall und Rauch. In der titelgebenden Geschichte wünscht sich eine afrikanische Prinzessin „Ein Kleid, ganz aus Schnee“. Niemand kann es ihr bringen, kein Prinz, kein Edelmann. Aber mit der Hilfe eines klugen Kochs findet sie zu ihm, für einen Lebensmoment. In „Irmelind und die sieben Zwerge“ schafft die Autorin aus einem Märchen-Cocktail einen ganz abenteuerlichen Plot, der Zwerge in sondersame Liebhaber verwandelt, nur damit die junge Frau ihren Prinzen bekommen kann. Insgesamt hat Ingrid Annel mit diesem zauberhaften Buch eine herzerfrischende Märchenlektüre geschaffen, die ich hier gerne weiterempfehle.

Petra Elsner

„Ein Kleid, ganz aus Schnee“ von Ingrid Annel, erschienen 2019 im Verlag TASTEN & TYPEN, Bad Tabarz, Hardcover mit Umschlag, 240 Seiten. Preis: 19,80 Euro, ISBN 978-3-945605-39-4

 

 

Morgenstunde (290. Blog-Notat)

So, liebe Leute, ich tauche mal wieder für eine längere Schreibzeit ab. Muss Ablenkung ausblenden, damit ich das nächste Kurzgeschichten-Projekt bis in den April stemmen kann. Heißt, wie letzten Winter gehe ich in Klausur und halte Blog-Pause. Ich hoffe, die Konzentration schärft meinen Blick für die Dramaturgie der fiktiven Szenarien in einer realen Landschaft.
Habt alle miteinander eine gute Zeit,
Eure Petra

 

Ach, übrigens:
Am 1. März im MÄRKER Oranienburg:

Herzlichen Dank, liebe Antje!!!!!

Morgenstunde (289. Blog-Notat)

Das achte Kalenderblatt für 2021. Zeichnung: Petra Elsner

Bisher war es eine stille Woche. Dröge irgendwie auch, weil ich wieder einmal einen ganzen gestrigen Tag in alten Dokumenten kramen musste. Dass zieht mich immer runter und dazu diese Nachrichten. Schaurig, diese Untat in Hanau. Wie lange sich die Idee vom Herrenmenschen doch hält, wie ein Drachenkopf, der immer wieder nachwächst. Mich macht das unglaublich traurig. Aber man kann den Drachen nicht „enthaupten“, man muss ihn zähmen. Und man kann das, denn der Nährboden für diesen mörderischen Hass ist immer die Erosion der Lebensverhältnisse, die Unwägbarkeiten. Unbezahlbare Mieten, desolate Arbeitsverhältnisse… hier hat die Gesellschaft Möglichkeiten, indem sie den Einzelnen nicht dem freien Spiel der Marktkräfte aussetzt. Wo Mitmenschlichkeit der wirtschaftlichen Eliten ein Fremdwort ist, braucht man sie über Exzesse nicht zu wundern. Dennoch, es gib keine Entschuldigung. Ich kann das alles nicht gut aushalten und deshalb zeichne ich mir EIN Lächeln in diesen grauen Tag: Das achte Kalenderblatt für 2021 halt….

Schräge Vögel für 2021

Der nächste Gute-Laune-Cartoon für das Schräge-Vögel-Kalenderwerk 2021  steht.

Herzweg

Abgenutzt von kalten Kriegen
stiehlt mein Herz sich leis davon.
Watet durch die dichten Nebel
zu der eigenen Mission.
Ohne Halt und Anker
schifft es durch die Zeit.
Schlägt in aller Stille
eine Ewigkeit.


© Petra Elsner
16. Februar 2020

Morgenstunde (287. Blog-Notat)

Dieser Tag hieß: Sonne satt und Zeit zum Schauen. Die kleine Tour zur Walnussmeisterei in Herzberg (Ostprignitz-Ruppiner Land) hatte etwas von Frühlingsausfahrt. Überall in den Gärten zartes Leuchten der Krokusse und Winterlinge. Schneeglöckchen selbst in den lichten Wäldern. Das Licht war eine Streicheleinheit fürs Gemüt. Nach der dritten Nussverkostung, hatten wir unsere Sorte gefunden: Alsószentivani 117, mild-würzig, ertragssicher, nun – dass wird sich noch zeigen müssen auf unserem Heideboden. Ja, er wird natürlich gefüttert, trotzdem muss ich mich gut kümmern, damit aus ihm etwas wird. Noch ist er nur eine Rute von 1, 50 m, also nicht gerade ein Fotomotiv 😊. Auf dem Rückweg gabs einen Boxenstopp bei Reinhard und M.. Ein bisschen Plaudern zum Kaffee, wobei der fleißige Selbstversorger mich mit Stockrosenpflanzen und Sonnenrosensamen beglückt hat. Eine echte Freude für mich und wenn sie, die Stockrosen, bei mir gedeihen sollten, werden sie nach ihm heißen (Reinhards Röschen), wie alle Gartengeschenke von Freunden deren Namen tragen. Manchmal müssten deren doch die Ohren klingen, wenn ich bei meinen Gartengängen mit ihren Pflanzen spreche 😊.  Auf meinem Zeichenplatz entsteht seit gestern ein neues Kalendermotiv für 2021, morgen werde ich es bestimmt abschließen, aber heute ist einfach mal atelierfrei…

Morgenstunde (286. Blog-Notat)

Immer noch fegt ein ruppiger Wind durch die Landschaft und es fühlt sich zwischen all den Frühlingswettern mit Pollen- und Bienenflug auch mal winterlich an. Die Wetterbeobachterin wundert inzwischen gar nichts mehr. Trotzdem werden wir am Wochenende in die Walnussmeisterei nach Herzberg fahren, um einen Baum zu kaufen. In zehn Jahren werden wir dann selbst reichlich Walnüsse ernten. Mal sehen, ob ich da noch dabei bin, wenn nicht, freuts einen anderen. Eigentlich wollte ich schon vor Jahren einen Walnussbaum pflanzen, Zeuthener Freunde hatten mir einen versprochen. Aber dann war die Zeit wieder hektisch und der Baum wuchs und wuchs. Irgendwann war er nicht mehr transportabel 😊. So geht’s manchmal, jetzt kommt der Baum, dessen grüner Seele ich 1993 meine erste märchenhafte Geschichte gewidmet hatte, eben etwas später zu mir. Das Loch ist bereits gegraben, Pflanzerde ist beschafft, Samstag werden wir Nüsse verkosten und eine Art wählen, ich bin gespannt….

Morgenstunde (285. Blog-Notat)

Also Sabine hat uns verschont und ich hätte längst die drei Wassereimer dem Garten spendiert, hätte es nicht sooo viel geschüttet und gegraupelt. Ich warte also noch ein bisschen mit dem Wässern, vielleicht fegt der nächste Wind die Nässe wieder davon, wer weiß. Zuerst habe ich heute Morgen erst mal wieder zwei Eimer voll Eichenlaub, das vom Park hinaufgeweht kam (nervig!) vor unsrer Haustür gefunden und aufgenommen. Wir haben keine Eiche… ganz bewusst – 😊, weil das Laub so schlecht verrottet. Naja, ich weiß nicht, ob andere Nachbarn auch so viel Ehrenlaub vor der Hütte hatten oder nur wir es sind, die in der passenden Windrichtung liegen. Es ist oft so und ich fände es echt schön, im Park würde zur rechten Zeit das Eichenlaub entsorgt, bevor die Frühjahrsstürme es im ganzen Dorf verteilen. Schließlich fegen die Bürger im Herbst ja auch das Laub der Straßenlinden ordentlich weg. Wäre also toll, die Öffentlichen täten das auch. Ansonsten lag nach dem Blätterfegen eine Schreibschicht an, es geht nur langsam voran – Winterschwere irgendwie in Kopf und Gliedern, immer noch – nervt auch… Aber zwischendurch wird man/frau ja dauernd von „Beben“ geschüttelt. Neuestes Nachrichten-Unwort. Für Thüringen mag das ja gepasst haben, aber nun schon wieder als: „AKK-Beben“. Echt? Da hat nur eine nach zwei wackligen und ungeschickten Regierungsjahren ihren Hut an den Nagel gehängt. War lange zu erwarten – kein Beben also.

Morgenstunde (284. Blog-Notat)

Der Fastvollmond von gestern am Ende unseres Gartens – vor dem Schorfheidewald.

Das bei Sturm ein Baum in die Oberleitungen fällt und ein Walddorf stundenlang ohne Strom ausharrt, ist eher – alle Jahre wieder. Dummerweise läuft in unserem Häuschen alles über Strom: Heizung, Wasser, Licht. Also haben wir mal alle Taschenlampen scharf gemacht, dem Kofferradio neue Batterien spendiert, der Gas-Campingkocher steht bereit und drei Eimer Wasser. Da wir im Funkloch leben, gibt’s auch kein Handy, also wundert Euch nicht, sollten wir morgen und übermorgen nicht erreichbar sein. Vielleicht ist es ja Panikmache, was gerade durch die Medien rauscht, aber ich erinnere mich noch an einen Sturm in den 70er Jahren. Stürme trugen seinerzeit noch keine Namen, aber dieser Novembersturm hatte die Windstärke 9 und das war mächtig. Ich hatte an diesem Tag in Berlin-Mitte eine Ausstellung aufzubauen und wollte meine Mittagspause in der Teestube namens „Tute“ am Alex verbringen. Am ehemaligen Marx-Engels-Forum baute man in dem dahinterliegenden Park an der Spree gerade den Weihnachtsmarkt auf. Und wie ich mich so in den Wind auf der Rathausstraße stemmte, zerlegte es hinter mir die Weihnachtsbuden. Die Seitenwände hoben ab und segelten über die Köpfe der Passanten hinweg. Das hätte Tote geben können. Ein kleiner Junge von vielleicht fünf Jahren wurde von den Böen erfasst. Er rannte und rannte und kam erst an einem dicken Mann mit genug Standfestigkeit zum Halten. Das Kind klebte regelrecht an dem Mann. Was will ich sagen(?): Windstärke 10 bis 12 ist richtig viel mehr und selbst wenn der Sturm heute Nacht sich an und über Land abschwächt, er wird immer noch kräftig genug unterwegs sein, um den einen oder anderen Baum umzulegen … Also passt auf Euch auf – alle miteinander und macht Euch eine kuschlige Sonntagnacht auf dem Sofa. 😊