Morgenstunde (449. Blog-Notat)

Für die meisten Menschen ist Weihnachten schon am 27. Dezembers vorbei. Bei  anderen bleibt der Christbaum so lange im Haus, wie es nur irgend geht, denn die Weihnachtszeit dauert eigentlich noch viel länger. Mindestens bis die Sternsinger da waren oder gar bis zum 2. Februar mit „Maria Lichtmess“. Nach dem Buch „Wunderweiße Zeit“ von Dr. Lutz Libert reicht die Weihnachtszeit vom Martinstag bis Lichtmess. Und ehrlich, diese Ansage kommt meinem Gespür am nächsten.  Er schreibt zu Maria Lichtmess u.a. „An diesem Tag endete, die Arbeit bei Kerzenschein und die Vorbereitung auf die Tätigkeiten im Frühjahr begann… Weihnachtskrippe und Herrnhuter Stern werden … wieder verpackt, damit endet der liturgische Weihnachtszyklus…“ Man kann das Lichterspiel also noch reichlich genießen, wenn man will, für mich ist es Teil der Dunkelzeit. Das leuchtende Buch im Atelierfenster hat mir übrigens meine Zeuthener Uraltfreudin Dagi zum Fest geschenkt. Jetzt hat es einen würdigen Platz gefunden… DANKE, es passt zu mir 😊.

Morgenstunde (448. Blog-Notat)

Es ist im Blog derzeit ein bisschen leiser, weil ich an erwähntem Auftrags-Cover zeichne und coloriere. Der Rücktitel ist bereits fertig (darf ich nicht zeigen), aber alles dauert inzwischen immer länger als noch vorzeiten. Die Augen wollen nach schlapp zwei Stunden nicht mehr scharf genug schauen, dann beginnen die Linien einfach zu verschwimmen. Also aufhören und irgendwas anderes machen, um dabei die Augen auszuruhen. Wird es eben erst nach dem dritten Punkt…😊 fertig, muss ich zukünftig einplanen, wenn ich Terminzusagen gebe.
Statt Dauerzeichnen gehe raus in den nassen Garten, ein paar dürre Stauden schneiden oder ein Kompostloch glätten. Seit vier Wochen kommen unsere Küchenabfälle gleich in ein Bodenloch, dass wir mit einer Platte abdecken bis es voll (nach drei Eimern) und mit Erde verschlossen ist. Seitdem kommt der Dachs nicht mehr. Hätte ich auch schon früher darauf kommen können, dass der Komposthaufen ein magischer Anziehungspunkt für ihn sein muss. Ausgetrickst 😊! Jedenfalls bis zur Engerling-Zeit, dann wird er wieder die Wiese zum Acker machen ☹. Aber bis dahin ist ja noch ein Weilchen, habt einen schönen Sonntag allerseits!

Morgenstunde (447. Blog-Notat)

Brot und Spiele und die Verwerfungen besser ausblenden. So fühlt sich das Rahmenprogramm der Pandemie gerade an. Ein erstes Aufflammen von Wahlkampf funkt zwischen die Verordnungen und daneben erleben wir Virologen-Kämpfe, in denen Theoretiker gegen Praktiker auftreten und so ganz nebenbei die Modellierer distanzieren. Welch Szenario zum Empfang des jungen Jahres. Währenddessen die Winterspiele in der Blase und die Ballspiele in den Tempeln des Glücks. Die Zuschauer fernab vor den TV-Glotzen. Das Radio spielt IMMER und so fühlt sich manch Moderator als letzte, rettende, alles ausgleichende Kulturinstanz und gibt doch nur der Hofnarren. Denn erfunden und erlitten haben die anderen und waren in ihren Kellerstudios und in Wohnzimmerkonzerten kreativ. Sie, die Musiker mussten erst protestieren, damit diese digitalen Privat-Formate im Öffentlich-Rechtlichen einen Platz bekamen und wahrgenommen werden konnten. Darüber verging das erste halbe Corona-Jahr. Und statt im Sommer eine landesweite digitale Bildungsoffensive startet, mit Schulungen der gesamten Lehrerschaft in digitalen Anwendungen (auch der Beamten in den Behörden…), mit Testungen und Justierungen der digitalen Machbarkeit … wurde der Sommer der Lockerungen gefeiert und verlebt… und die Rufer der zweiten Welle als Unker verprellt.
Von den politischen Unterschieden mal abgesehen, zerlegt sich die Gesellschaft  gerade komplett in die Teilhaftigen und in die Entbehrlichen.  Und immer öfter das Eingestehen: Wir wissen es nicht! Meine Erfahrung sagt mir gerade: Es ist die Stunde der Generalisten, die einen weiten Blick auf das Ganze haben, mit kausalem Denken (wenn, dann), so wie ein Helmut Schmidt in der Hamburger Sturmflut von 1962, der durch beherzten, unbürokratischen Einsatz tausende Leben rettete. Es ist vollkommen unbefriedigend den Taktierereien und dem Machtgeplänkel in der Corona-Politik zuzusehen, ich bin es echt leid, denn ich sehe keine wirkliche Krisen-Strategie, die alle Bürger gleichermaßen  im Blick hat.

Morgenstunde (446. Blog-Notat)

Meine „Sonnenallee“ im Garten wurde heute nochmal ein bisschen überzuckert, doch längst taut die weiße Pracht. Viel abbekommen haben wir leider nicht, aber der Winter beginnt ja gerade erst, ich bleibe hoffnungsvoll.  Heute haben wir das erste Mal mit dem Vater (92) im Erzgebirge geskypt. Das eröffnet Möglichkeiten die 400 Kilometer zu ihm mal anders zu überwinden. Es hat mir sehr gefallen, wie neugierig er die App-Funktionen untersucht hat und welche Freude in seinen Augen stand uns anzuschauen. Wenn es so etwas in dem Auer Pflegeheim gäbe… aber dort ist das Telefon schon das Äußerste, was einfach zu wenig ist für getrennte, hochbetagte Paare. Nachfolgende Generationen haben selbst diese Technik, aber dennoch, kommt das große Vergessen, dann braucht es für den visuellen Kontakt eine helfende Hand. Es wird wohl sehr bald neue Berufe geben (müssen), die die Kommunikation lenken und ermöglichen, nicht nur in Schulen, auch in Pflege- und Altersheimen und nicht nur während der Pandemie. Überall in der Gesellschaft zeigen sich in diesen Monaten Baustellen, die mit einer stoischen Langsamkeit des Seins nicht gut zu bewältigen sind…

Morgenstunde (445. Blog-Notat)

Irgendwie fühlt frau sich schon beobachtet, wenn so ne kleine Kamera auf dem Bildschirm sitzt und einen anschaut. Hab sie sicherheitshalber von mir weggedreht, man weiß ja nie… Aber die kleine Technik-Aufrüstung ist somit am Tag drei des jungen Jahres geschehen und was auch immer noch kommen wird, ich kann jetzt mitskypen. Ob das oft sein wird, ich weiß es nicht, aber ich bin vorbereitet.
Draußen dämpft Schneefall den sonntäglichen Autoverkehr. Den Liebsten graults schon vorm Schneeschieben, aber ich finde Schnee ganz wundervoll, könnte ruhig ein bisschen mehr davon sein. Winter ohne Schnee ist wie Sommer ohne Sonne. Als ich noch in Zeuthen in dem gelben Haus an der Bahnlinie gen Osten lebte, haben wir es immer verschlafen, wenn Schnee fiel, weil die „Rache Nikitas“, die schweren Diesel-Loks vor den langen Güterzügen, kaum noch zu hören waren. Oder wir schreckten in den Betten auf, weil einfach etwas fehlte – der Zuglärm. Also Schnee ist gut für die Ohren und ein treffliches Begleitbild für die Vier-Schanzen-Tournee, die in einer halben Stunde losgeht. Heißt: Beine hoch und einfach mal sonntagsfaul sein. Lasst es Euch gut gehen!

Morgenstunde (444. Blog-Notat)

Gesundes Neujahr wünsche ich Euch! Möge es uns Leichtigkeit zurückgeben und Zuversicht nähren. Die drei Gestalten im Fenster halten wie ich erst mal Ausschau ins neue Jahr, vielleicht sprechen sie ab mit einem Dorfkind, als Überraschung am Wegesrand. Mal sehen. Es sind die kleinen Dinge, die gelegentlich über verbrauchten Pinseln entstehen. Ein Kasper fehlt noch.

Zum Beispiel solche alten Fotos: Zingst 1957 – ich, meine Mam (Ϯ) und meine Schwelle (Ϯ).

Schon vor zwei, drei Jahren hatte ich die Idee, im Garten ab und zu ein Puppenspiel für Kinder zu geben, doch dann ging mir bekanntlich ziemlich die Luft aus. Aber jetzt – wer weiß, die neue Therapie macht nicht gerade einen Leistungssportler aus mir, aber das Atemvolumen hat sich etwas verbessert, noch auf flachem Niveau, aber immerhin. So gehe ich das neue Jahr ruhig an, eher nach innen gewandt. Ich habe nie zu den frischen Neujahrsläufern gehört, die kopfüber in den neuen Kalender reinspringen. Ich schaue erst mal, bedenke mich, sortiere alte Fotos, lese alte Briefe von jenen, die nicht mehr bei mir sind, räume ein bisschen auf, so räkelt sich die Zeit…

 

Morgenstunde (443. Blog-Notat)

Die Rauhnächte lassen mich wieder nicht gut schlafen und wenn, dann träume ich so seltsame Sachen wie: Ich bin mit einem dicken Federbett in der S-Bahn unterwegs. In den Rauhnächten des Vorjahres war ich stets und ständig mit einer Tür unterm Arm in meinen Träumen zugange.  Kommt davon, wenn man am Kalenderwerk dreht, denn als man vom Mond- zum Sonnenjahr überging, waren elf Tage und zwölf Nächte übrig. Damit diese Zwischenzeit vom 25. Dezember bis 6. Januar nicht von Geistern und Dämonen besetzt werden konnte, räucherte man das Haus zum Schutz mit Kräuterwerk aus. Aus diesem Räuchern entstand der Name „Rauhnächte“ und die Träume darin sollen Omen für die kommenden Monate sein. Aber die Deutung lasse ich lieber…
Das Jahr 2020 fällt derweil aus dem Kalender, was hatte man ihm alles unterstellt bevor als anschlug. Golden sollte es sein, was mich verleitete, einen goldenen Herzvogel zu zeichnen, als gutes Omen sozusagen. Was ist draus geworden? Nichts. Ein Schauderjahr ist es geworden, eins für die Tonne. Was vor uns liegt, werden wir sehen, wenn‘s ran ist, ich verkneife mir fortan jegliches Orakeln. Während wir auf den Sommer warten, werde ich weiter technisch aufrüsten. Mein Lieblingsschrauber kommt im Januar und richtet mir das Notwendige für Videobegegnungen ein, bin gespannt. Vielleicht werde ich auf meine alten Tage doch noch meine Technik-Aversion ablegen können, wer weiß.

Zu meinem Neujahrsmärchen geht es hier.

Morgenstunde (442. Blog-Notat)

Starke Windböen aus Süden am „3. Feiertag“, das heißt jede Menge Eichenlaub auf der Türschwelle. Der Wind fegt aus dem Park heraus, was die Stadtarbeiter liegen gelassen haben. Wenn es die Straße langsaust, sieht das wild aus, wie in einem alten Western. Ansonsten atmet das Schorfheidedorf Sonntagsstille. Ab und zu rattert ein Kleinkind auf elektromotorisierten Motorrollern vorbei und hebt dazu lässig die Hand zum Gruß, wie Artur auf dem roten Traktor. Schön, das mag ich. Das Fest ist rum, die Geschichten sind erzählt, die Braten gegessen und die Brettspiele gespielt. Gepokert haben wir auch, zu zweit, das geht schon. Eigentlich wollten wir heute das Terrassenöfchen (unser Weihnachtsgeschenk) ausprobieren, aber bei dieser Windstärke – lieber nicht. Zwischen den Jahren, das war immer die Zeit im Jahr, Freunde zu treffen, die Geschäfte ruhen zu lassen, wirklich die Privatsphäre mit Erlebnissen zu füttern – gibts es dieses Jahr auch nicht. So werde ich mich am Montag wieder an den Zeichenplatz setzen und mit der Reinzeichnung für das Auftrags-Buchcover beginnen. Von den acht Entwürfen entschied man sich für den Fünften und den Sechsten für den Rücktitel. Da hab ich zu tun.

Morgenstunde (441. Blog-Notat)

Dass Viren mutieren wissen wir. Unzählige Mutationen des SARS Coronavirus 2 hat die Wissenschaft inzwischen entdeckt. Ich weiß nicht, ob die Abriegelung Großbritanniens da wirklich etwas bringen wird, denn natürlich ist auch die hochansteckende Variante schon unterwegs in Europa. Deshalb glaube ich, Panik bringt uns kein Stück weiter, sie führt nur ins Chaos. Denn so sehr viele Menschen sich auch vorsehen, selbst isolieren – der Postbote geht von Haus zu Haus, die Handwerker auch, zum Arzt müssen wir, in den Supermarkt und zur Apotheke. Und natürlich erwartet die Familie Hilfe und Zuspruch. Die Corona-Zeit hält inzwischen einfach zu lange an. Wir können uns nicht monatelang einander entziehen. Der Liebste ist zurück aus dem Erzgebirge und zugleich schwappt dieser dumpfe Gedanke ins Hirn: Hat er sich irgendwo infiziert?  Solche Befürchtungen tun nicht gut. Deshalb denke ich, wir können uns nicht vollkommen schützen, nur ein bisschen. Als ich gestern die Vorhänge zuzog, um mich ungestört in ein kompliziertes Buch zu versenken, klopfe es kaum später an die Scheibe. „Fenstern“ ist auch so etwas, dass die Neuzeit wiederentdeckt. Sandra stand da im Schein der Laterne und reichte mir einen Wichtelgruß durch den offenen Spalt (der Fensterflügel lässt sich nur ein wenig öffnen, weil er dann gleich an meine Arbeitsplatte stößt). Sie sah mich überrascht. Ich danke Dir sehr, Du gute Seele! Ja, will sagen, wir müssen uns wohl mit den Umständen in dieser Zeit arrangieren, denn sie wird andauern…

 

Morgenstunde (440. Bolg-Notat)

Koch- und Backtag. Der Liebste nimmt meine bunte Bohnensuppe morgen ins Erzgebirge mit. Der Schwiegervater liebt sie und freut sich drauf. Viel mehr bleibt mir augenblicklich nicht zu tun. Mit meiner Vorgeschichte muss ich das dunkel-dunkel-rote Gebiet meiden. Im Auer Pflegeheim des Schwiegermütterchens ist gestern Corona ausgebrochen. Sie wird sich voraussichtlich nicht noch einmal infizieren, aber nun darf der Schwiegervater erst recht nicht mehr zu ihr in das Haus, selbst wenn er sich einen Schnelltest besorgen könnte. In den letzten sechs Wochen hat er sie nur einmal gesehen. Er ist tieftraurig und wir sind es mit ihm, diese Zeit ist grausam. Ihre Spur wird Brandmahle hinterlassen und Lücken reißen. Ich versuche jedem Tag etwas Gutes abzuringen: Ein duftendes, selbstgebackenes Walnussbrot, eine gelungene Entwurfsskizze, ein aufgeregtes Vorlesevideo für Euch, ein bisschen Dorfpost… Gestern hat der Liebste wieder 30 Kilo Honig „aufgetaut“ (behutsam im Wärmeschrank verflüssigt), gerührt und abgefüllt, ich durfte etikettieren. In der Adventszeit haben sehr viel mehr Menschen den Honig des Imkergattens für sich favorisiert und gleich ne ganze Kiste mitgenommen. Er kann noch auftauen, denn er hat noch nicht den Großhandel mit seinen Schätzen beliefert. Einfach keine Zeit nach Stendal zu fahren. Aber die schöne Nachfrage lässt ihn lächeln und mal einen Augenblick seine Sorge um die Eltern vergessen. Es geht nur so. Und dann sind da noch die Dorfwichtel 😊. Christina & Jürgen, Birgit & Ernst, Marlis, Marina, Marita & Richard – habt alle herzlichen Dank für Eure Aufmerksamkeiten im Advent. Ich wichtele natürlich zurück 😊.