Morgenstunde (636. Blog-Notat)

Auf der Höhe hinter Zschorlau: Man sagt, im erzgebirgischen Zschorlau strahle der Mond ganz besonders hell. Diesen sagenumwobenen Glanz verdanken die Zschorlauer einzig dem Mondputzer. Der soll einst, in den bitterkalten Nächten des Advents, das Vollmondgesicht, das sich im gefrorenen Teich widerspiegelte, auf Hochglanz poliert haben. Das sprach sich herum und so hieß es fortan, in Zschorlau wohnen die Mondputzer. Heute findet sich vor vielen Häusern im Winter ein leuchtendes Mondgesicht mit Zylinder, denn inzwischen gibt es hier viele Mondputzer… 😊   

Alle Wetter hatten wir auf der Reise ins Erzgebirge und zurück: Auf den Höhen Schnee, Graupel… und in den Tälern Regen und jede Menge Wind. Es war eine anstrengende Elternzeit und wieder bekam meine Erkenntnis neue Nahrung: Heutzutage werden die Menschen viel zu früh und in einem schwachen Zustand aus den Krankenhäusern entlassen. Am dritten Tag nach seiner Heimkehr ging es dem Vater endlich etwas besser. Für meinen Geschmack hätte ich ihn erst so nach Hause geschickt. Von der unvollendeten OP, weil die Medizintechnik kaputtging, will ich gar nicht erst reden. In drei/vier Wochen liegt der 93-Jährige deshalb noch einmal auf der OP-Tisch… Herrje! Wir sind in Sorge, sehr.
Zuhause eingetroffen, habe ich eine Mahnung von der jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft Georgsmarienhütte vorgefunden. Ihr werdet es nicht glauben: Für die Wenzel-Schallplatte, von der ich seit Wochen nicht weiß, woher bzw. von wem sie kam. Das aber schlägt dem Fass den Boden aus. Jemand hat da seinen Schabernack mit mir getrieben und ich soll dafür bezahlen, zzgl., Mahngebühren. Dit is frech! Ich habe dem Geschäftsführer eben geschrieben, mal sehen wie das ausgeht. Die Platte ist ja unberührt und ich kann sie jederzeit zurücksenden. Morgen jedoch brauchen wir erst einmal eine RUHEPAUSE.

Morgenstunde (635. Blog-Notat)

Heute am Werbellinsee

Endlich hatten wir Regen. Der hat meinen Feinschliff von „Die Zeit der weißen Wälder“ begleitet. Nun kann die Novelle in die Hände einer echten Korrektorin gegeben werden. Heute Nachmittag geht es zu Sarah vom Biorama-Projekt in Joachimsthal. Ihre Saison beginnt Ostern und sie wünschte sich ein paar Kleinigkeiten für ihren Touristenshop. Also habe ich die Sagenkarten und die regionalen Kunstpostkarten aus meiner Hand eingepackt und auch eine kleine Künstler-Heft-Kollektion. Ein bisschen Zukunftsoption, vage wie immer, denn die Zeiten sind ungewiss. Der Weg zu diesem tollen 360°-Rundumblick-Aussichtsturm quer durch die Schorfheide ist ein Traum – bei jedem Wetter. Viele meiner Märchen habe ich in diesem Waldgebiet angesiedelt – zwischen dem stahlblauen Großen Döllnsee und dem grünen Wuckersee… beispielsweise die Winterfee aus meinen Schorfheidemärchen. Was haben wir hier doch für ein Glück mit Land und Leuten.
Ansonsten sind wir in Lauer-Position: Der Vater wird im Erzgebirge in den nächsten Tagen unsere Hilfe brauchen, wir warten auf seine Ansage, wann ihn das Krankenhaus entlässt, dann sprinten wir los…

Morgenstunde (634. Blog-Notat)

Böiger Wind jagt Sandwolken über das Kopfsteinpflaster. Ich hoffe, er treibt endlich die Regenschauer heran, denn an den Feldrändern liegt der Sandstaub wellig wie Ostseesand. Es braucht Wasser in Brandenburg!
In den Fenstern der Welt nur das blanke Grauen. Nie hätte ich geglaubt, dass nach den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und all den Kriegsurteilen danach, solche Gräueltaten noch in Europa verübt werden würden. Aber schon in den Balkankriegen wurde offenbar: Der Mensch bleibt verführbar und mancher zieht einfach seine humane Haut aus, wenn er tötet. Das Leid wird unverzeihlich sein.

Morgenstunde (633. Blog-Notat)

Gestern Abend fiel mein Speisekammerschutzengel runter und nun ist jetzt ein bisschen derangiert. Aber ich konnte mich nicht entschließen, ihn zu entsorgen. Er ist der Hässlichste, den ich jemals geschenkt bekommen habe und deshalb ist er in der Kammer gelandet. Aber Schutzengel (und ich habe viele bekommen, damals, als der Krebs wuchs) wirft man nicht weg. Manche versteckt man, aber mehr geht nicht. Ich selbst habe ja auch so einige gezeichnet. Zeichnen ist unverfänglicher, denn lose Blätter fordern nicht so viel Platz. Es gibt Tage im Leben – vom Kummer getränkt oder einer Krankheit besetzt – da braucht man Schutzengel besonders. Und manche in unserem Häuschen hängen ganz abgearbeitet an der Wand und hoffen auf ihr Schichtende. Will sagen: Schutzengel kann man nie genug haben. Habt ein schönes Wochenende allerseits.

Einige meiner Schutzengel:

Morgenstunde (632. Blog-Notat)

Abstraktes Arbeiten mit Acryl auf Papier zum Thema Atem.

Im kalten Himmel Tiefflieger. Schallender Lärm. Ab und zu ist das so über der Schorfheide. Hat mich aus meinen Atemübungen gerissen… irgendeiner stört ja immer. Aber bewusstes Atmen kann Hausapotheke sein. In der 3sat-Mediathek fand ich die wirklich gute Dokumentation „Atmen“, die mir ein paar neue Denkansätze spendiert hat. Kann ich allen stressgeplagten Menschen nur empfehlen, es geht nicht um Lungenkranke…Jeder kann durch Verlangsamung der Atmung seinen Körper entlasten. Die Spezialisten empfehlen zweimal täglich drei Minuten lang bewusste Bauchatmung: 4 Sekunden lang einatmen, 6 Sekunden lang ausatmen. Das dürfte im Alltag praktikabel sein.

Morgenstunde (631. Blog-Notat)

Irgendwie sind das gerade bedeckte Tage. Nicht das Wetter, das Gemüt. Das Tempo trödelt, macht müde und die Laune, naja… Frühjahrsmüde, die Zeitumstellung? Nee, die bleibende Schwäche im Körper nervt. Sechs Wochen (!) nach dem Krankenhaus hatte ich gestern endlich den Termin zur Anschlussbehandlung beim Lungenarzt. Dort durfte ich erst mal zwei Stunden in überfüllten Räumen (mit Termin!) warten. Eine gute Stunde davon im Stehen. Brandenburgische Zustände. Man mutet den Menschen auf dem flachen Lande wirklich eine Menge zu… Also: Der Arzt hörte die Lunge doch noch irgendwas murmeln und so gibt einen CT-Termin usw. ☹. Das Dauerthema ATEM sitzt im Kalender…

Morgenstunde (630. Blog-Notat)

Neues Leben im Fensterbrettgewächs“haus“.

Ich habe Gerhart Baums finstere Prognose mit in die Nacht genommen und logischerweise schlecht geschlafen. Der alte FDP-Mann sprach gestern kurz vor Mitternacht bei Maischberger von einer düsteren Zeit, die vor uns liegt. Und er mahnte die Ampel, den Menschen reinen Wein einzuschenken und sie auf Einschränkungen und Opfer einzustimmen. Ich glaube, der Ampel ist noch immer nicht klar, das mit den geopolitischen Veränderungen die satten Zeiten komplett vorbei sind. Alle sprechen von „Zeitenwende“. Aber was bedeutet die? Biodiversität? Gewiss. Aber die Politik wird die Inflation, getrieben von Spekulation und gestörten Lieferketten, auf Dauer nicht ausgleichen können und so werden die Realeinkommen schwinden und der Wohnstand abschmelzen. Man sollte sich davor nicht ängstigen, denn mit leichtem Gepäck reist es sich schneller durch die Zeit. Nur, wo geht es hin? Mit der atomaren Bedrohung am Horizont lebt es sich nicht mit freiem Herzen und ich ertappe mich bei dem Gedanken, macht es noch Sinn zu dichten, im Garten zu ackern? Tag 29 im Ukrainekrieg, mir scheint die Schlacht um die Ressourcen der Welt beginnt erst.

Morgenstunde (629. Blog-Notat)

Vor ein paar Jahren musste ich mir noch jeden Stock aus dem Wald holen, weil das von uns angepflanzte Gehölz noch kindlich war. Jetzt, nachdem wir seit 14 Jahren in diesem Schorfheidedorf leben, beginnt der Überschuss. Wohin mit dem Strauch- und Baumschnitt? Vor Corona gab es Oster- und Herbstfeuer… aber auch die zunehmende Trockenheit reglementierte die Mengen für die Festfeuer, so dass wir unser Zeug meist nicht mehr loswurden.
Dieses Frühjahr habe ich begonnen, den dürren Strauchschnitt als Totholz- oder Benjeshecke zu arrangieren. Natürlich geht’s auch größer, aber mir haben erst einmal die kleinen Anlagen bei den Kompostpostplätzen gereicht. Im Sommer wird Kapuzinerkresse drüber ranken. Ja und wenn im Herbst der Weidenschnitt obendrauf kommt, dann brühtet vielleicht nächstes Jahr ein Rotkehlchen darin.

Mit dem aufsteigenden Licht grinst überall die Hausarbeit. Nach dem Saharastaub kommt die Birkenblüte, etwas später die Kiefer… Überall Staub, der im Winter eher unentdeckt dämmert… Ich habe es immer noch nicht so richtig drauf, Arbeit zu übersehen, also wusele ich uferlos hier und dort herum, nur die Schwäche treibt mich ab und zu ins Atelier. Das Licht da draußen lock gegenwärtig mehr…
Montag kam ein Ex-Galerist auf eine Kaffeezeit zu Besuch und erzählte uns von seinem Abgang aus seinem Arbeitsleben. Der Glückspilz hatte seine Pension, das Café und seine Galerie am Werbellinsee just 14 Tage bevor Corona in Deutschland auftauchte, aus Altersgründen verkauft. Er ist einer der wenigen, der so schadlos durch diese Zeit kam. Aber so ganz verabschiedet hat sich der Mann von der Kunst dann doch noch nicht: Er entdeckte eine kleine Spachtel-Arbeit für sich in meinem Atelier und kaufte sie spontan. So fing die Woche gut an…

Morgenstunde (628. Blog-Notat)

Büsche auslichten

Das ganze Wochenende Flieder- und Hartriegelbüsche gelichtet und junge Triebe gekappt. Der Wind blies dazu eisig. Aus dem Nachbarzaun klapperten und wankten dazu die vom ersten Frühjahrssturm gelösten Zaunfelder. Ein knarrendes Bruchholzröhren. Aber der Garten lag so wunderfein im Frühlingslicht. Das nährte die Hoffnung, dass der Winter endlich gehen wird. Wenn ich als Kind Ostern meine Großmutter in der Osterglockensenke an der Bache besuchte, war die immer wiederkehrende Frage bei allen Begegnungen „Und, gut über den Winter gekommen?“ Danach beklagten die Alten lange all die Maläsen, die ihnen im Winter zu schaffen machten. Es muss seinerzeit, in den grauen 50er Jahren, durchweg schwieriger gewesen sein, den Winter zu überstehen. Will sagen, es starb sich damals schneller und die Leute haben sich einfach mal länger als heutzutage hingelegt, wenn es ihnen in ihren Winterhäusern nicht gut ging. Der Frühling wird richten…

Frisches Lyrik-Segel

Morgenstunde (627. Blog-Notat)

Gartentage. Auch wenn ich immer noch viele Pausen einlegen muss und die Stimme noch brüchig ist… es geht voran: Die Teiche bekommen frisches Wasser und die vom Winterwind zerzausten Lyrik-Segel werden erneuert. Wassertriebe vom Haselnuss-Strauch dienten mir gestern als Baumaterial für die Rahmen der neuen Märchenplatten im Lesegarten. Da kann jetzt das Sonnenmädchen leuchten… und in die Vogellaube ziehen wieder die Sommergäste ein.
Zwei sehr verrostete Altvögel habe ich gestern mit neuer Farbe versehen. Aber so ganz glücklich bin ich mit dem Ort noch nicht, denn eigentlich war die Grundidee, dort zum kurzweiligen Lesen zu animieren. Sozusagen die kleine Kost im Lesegarten… Die handgemachten Sprüchevögel oder die „weisen Vögel“ luden dazu ein. Aber sie verwitterten so schnell und ich hatte eine Heidenarbeit mit der ständigen Instandsetzung der Falter. So wurde eine schnöde Sammelecke für geschenkte und gekaufte Vögel daraus. Aber ehrlich, die Grundidee war schöner und vielleicht fällt mir ja irgendwann noch eine wetterfeste Variante ein. Ich teste mal laminierte Teile – analog der Lyrik-Segel, schöner wäre Holz, aber das ist eben nach einem Regensommer hin…es gibt genug andere Baustellen in Haus und Hof… Wünsche ein schönes Frühlingswochenende allerseits 😊!