Morgenstunde (485. Blog-Notat)

Wir waren gestern in Stendal und haben dem dortigen Honiggroßhandel 270 Kilo der Ernte aus 2020 vermacht. Die kleineren Ankäufer in unserer Nähe sind in der Pandemie bei Ankäufen vorsichtig geworden, denn Restaurants und Hotels fallen ja sein langem als Abnehmer aus, so entstehen für den Imkergatten weite Wege.  Bei 60 bis 80 km/h auf der Landstraße (wegen des schweren Gewichts der Fuhre) ist das eine wahrhaft anstrengende Tour. Für gewöhnlich genehmen wir uns nach der Lieferung einen entspannenden Abstecher vor, einfach, um dem Ganzen eine Art Ausflugstour anzudichten, aber das gelang nicht so ganz. Ich hatte im Netz zuvor gegoogelt, ob die Fischerhütte ihr Imbissangebot noch anbietet. Und ja, es sah so aus, aber ich erwischte leider die unkorrigierten Öffnungszeitenseiten und nun trafen nur gähnende Leere an. Schade, aber der Blick über den See im kühlen Frühlingslicht war es wert, dort zu halten. Hinter Rathenow erhoben sich in den Windböen kleine, wilde Sandstürme von den gepflügten Äckern. Ein abenteuerlicher Anblick. Nach sieben Stunden Kutscherei waren wir zurück auf dem Hof und komplett alle. Man ist eben nichts mehr gewöhnt nach der monatelangen Stubenhockerei…

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Morgenstunde (484. Blog-Notat)

Irgendwie gelingt es mir doch immer wieder, den Stress herauszufordern. Habe Freitag meine allererste Sauerteigkultur angesetzt und wollte heute mein erstes Bio-Roggenbrot backen.
Also hab ich nach dem Frühstück, so gegen 10 Uhr, die Kultur (das Anstellgut) aus dem Kühlschrank geholt und mit einem Teilchen davon, Wasser und Mehl einen Sauerteig angerichtet und warm gestellt. 12 Stunden soll der gehen, äh, 12 Stunden? Dann ist es 22 Uhr und vermengt mit dem Hauptteig muss der dann auch nochmal 2 ½ Stunden so oder so ruhen und rasten. Anschließend 1 Stunde Backen – dann ist es 1:30 Uhr… Herrje, was für ein Blödsinn. Ich hätte den Teig abends ansetzen sollen. Das kann ja heiter werden…
Ansonsten wühlt mich dieser Tage die überhitzte Debatte um die Corona-Politik-Satire auf. Wenn das so weiter geht, dass sich die Debattenkultur nur noch wie ein Shitstorm entäußert, der harte Konsequenzen verlangt, dann sehe ich die Meinungsfreiheit in Deutschland durch Verängstigung und Ausgrenzung in Gefahr. Und mit ihr – die liberale Gesellschaft. Wem die AfD ( auch ungebeten) Beifall klatscht, der hats verschi… Und so gelingt es, das Meinungsspektrum im Land einzuengen.  Schweigen durch Angst, das hatten wir schon …

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Morgenstunde (483. Blog-Notat)

Der Tag will nicht hell werden. Gewöhnlich wäre der Abend des 30. Aprils ein Fest im Dorf, mit Maibaumaufstellen und romantischem Feuer am Fließ. Aber zum zweiten Mal werden keine bunten Bänder im Frühlingswind flattern. Man braucht es nicht unbedingt, klar, aber diese schöne, alte Tradition war gerade im Dorf wiederbelebt worden. Schade. Was tröstet ist die Kälte vor der Tür, da müssen wir uns heute Abend nicht warm anziehen.

Schwebekörbchen auf Wilddraht

Der Dachs war wieder nachts im Garten…, aber wir haben jetzt etwas gefunden, was zumindest ihn am Zaun untergraben hindert: ein altes, sehr stabiles Wilddrahtgeflecht. Vor Jahren fanden wird entsorgte Reste im Wald, die wir für meine „Schwebekörbchen“ mitnahmen. Sie kamen auch als Gerüst für Kletterpflanzen zum Einsatz. Nun hat der Liebste ein Stück des eisernen Drahtgefechts spatentief am Zaun in die Erde gerammt und am Zaun befestigt, das half. Der Dachs hat zwar an seiner beliebten Durchgangsstelle gegraben, doch schließlich aufgegeben.  Bis zum nächsten Mal, aber wir haben ja noch reichlich von dem Zeug. Zurück ist er, wie er kam, über die benachbarten Kompostmauern, aber das macht ja keinen Zaunschaden…
Habt alle miteinander einen schönen 1. Mai!

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Morgenstunde (482. Blog-Notat)

Eine Winterarbeit hat sich realisiert und landete gestern in meinem Briefkasten – das schöne Familienbuch „Wer will schon in den Süden“. Die Geschichten und Gedichte gab der Verlag Tasten & Typen im Auftrag der Friedrich-Bödecker-Kreis für Thüringen e.V. heraus. Mit dem fantasievollen Inhalt habe ich nichts zu schaffen, es ist eine Anthologie namhafter Thüringischer Autoren, ich durfte lediglich die Illustrationen zum Buchcover liefern. Gewünscht waren dafür meine Schrägen Vögel, als Lesende im heimischen Urlaubs-Feeling. Und jetzt kann ich hier zeigen, wie sich meine Reinzeichnung verlegerisch weiterentwickelte. Im Druck wurde mein Sonnengelb nicht ganz getroffen, aber das ist technisch auch schwer und gelang eigentlich nur einmal mit der Fürstenberger Druckerei (Eisenhüttenstadt). Die hatten einen Druckmeister, der den Originalton auf den Punkt traf. Ich stand seinerzeit (2003) mit den Originalblättern zu meinem Kalender „Paradiesvögel“ beim Andruck neben ihm und er sah sofort, dass es ein „Indisch Gelb“ werden muss. Ein seltenes Ereignis, denn im Grunde verändert die Drucklegung meistens die Original-Optik zu einem eigenständigen Werk und ich finde die hier  wirklich gelungen.
„Wer will schon in den Süden“ hat im Geleit den Spruch von Jean Paul: „Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.“ In der Pandemie ein Ausweg, der unter www.verlag-tasten -und-typen.de zu finden ist.

Wer will schon in den Süden, Klappbroschur, fadengeheftet, 244 Seiten, 14,80 €, ISBN: 978-3-945605-47-9

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Morgenstunde (481. Blog-Notat)

Da kommt Freude auf: zum dritten Mal in dieser Woche – Dachsbesuch. Er hat sich eingeschossen auf unser Gartenland und untergräbt die Zäune immer tiefer. Stur wie ein Panzer. Irgendwie müssen unsere Engerlinge besonders schmackhaft sein und die Regenwürmer auf dem frisch umgesetzten Kompost auch… ach. Die Nachbarn sagen, früher wäre das nicht so gewesen, was nur haben die Bewohner damals anders gemacht? Sie verraten es nicht. Da wandert die Fantasie…
Es kommt indes keine rechte Lust auf Leinwand auf. Zu Mitte Mai 21 war die ausgefallene Ausstellung aus Mai 20 verschoben worden, ich denke, sie wird wieder nicht stattfinden. Was brauche ich da neue Leinwände und teure Rahmen? Günstiger und platzsparender sind wohl lose Blätter, vielleicht schöne alte Bäume? Methusalem alt bitte…😊

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Morgenstunde (480. Blog-Notat)

Wie wird es sein, das Leben nach der Pandemie? Wenn wir die Masken ablegen, werden wir darunter noch ein Lächeln finden? Werden die Kinder wieder singen oder nur noch Abstand halten? Und was wird nie wieder sein? In diesen Tagen empfinde ich schmerzhaft die Kontaktarmut, der eine Stille nachfolgt, die nicht mehr Auskunft gibt, darüber, ob eine Arbeit angekommen ist oder nicht. Die Kontaktenden funken nicht mehr. Von Ende Februar bis Mai 2020 schrieb ich an sechs Episoden für ein Wendebuch für Ruhlsdorf. Es sollte zum Museumsfest im Spätsommer seine Premiere feiern, aber dieses Fest verhinderte Corona und die Premiere steht heute noch aus. Ein Teil der Auflage wurde zu Weihnachten den Dorfbewohnern spendiert, aber ich weiß bis heute nicht, wie die Geschichten aufgenommen wurden. Und so geht es mit all den Dingen, die in den vergangenen Monaten entstanden sind. Auch der Verlag schweigt, weil natürlich niemand so recht weiß, wie es weiter geht. Nur – irgendwann entsteht so eine diffuse Lage, in der man sich nicht mehr gewiss ist, ob die Arbeit noch Sinn macht, welchen Gebrauchswert sie hat. Gestern kam eine Nachbarin und holte sich meinen Krimi „Milchmond“. Sie hatte sich das Buch bei einer Freundin geliehen und verlegt. Sie fand es einfach nicht wieder und so kaufte sie es halt, um die Rückgabe zu garantieren. Dabei erzählte sie, wie sehr sie in die Geschichte eingetaucht sei. Sie las auf Empfehlung… und so drehen die Geschichten ihre stillen Runden, aber ich erfahre davon selten. Wie gut, dass manche schusselig ist 😊…

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Morgenstunde (479. Blog-Notat)

VERBLENDET, 40 x 40, Acryl auf Leinwand

“Du fährst in das Land der Kultur.“, sagt die Mutter auf dem Bahnhof zu dem traurigen Kind Marcel Reich-Ranicki im Film. „Das Land der Kultur“ – das war das Markenzeichen Deutschlands, selbst in dessen dunkelster Zeit. Heute ist das Markenzeichen Deutschlands weggeschlossen, seit 14 Monaten. Und auch mit dem Bundes-Lockdown, der gestern mit viel Gezeter den Bundesrat passiert hat, bleibt es bei der neudeutschen Systemrelevanz. Allgemein beklagt wird die schlechte handwerkliche Seite des Gesetzes und die Ignoranz der Pandemieerfahrungen. Die Verhältnismäßigkeit der „letzten Lösung“ namens Ausgangssperre wird nun die Richter beschäftigen. Es ist ein Teufelskreis.  Ich bin mir nicht gewiss, ob diese kraftlose Verordnungs-Manie überhaupt noch etwas bringt. Die Fallzahlen sanken der Letzt nicht wegen der Verordnungen, sondern weil sich so viele Menschen von sich aus streng zurücknahmen und nicht weil die Königin raunte „…ich werde mir das nicht mehr lange ansehen…“  Das Licht steigt, die Tage werden länger und heller und die politische Antwort heißt: Ausgangssperre für die allermeisten Bürger. Wenn diese Zeit einmal vorbei sein wird, werden sich wirklich viele der jetzt politisch Handelnden bei den Menschen entschuldigen müssen. Fraglich, ob sie diese annehmen werden.
Auch wenn derzeit wenig Kultur gebraucht wird, gestern ist in meinem Atelier diese Leinwand entstanden, ich nenne sie „Verblendet“…

 

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Morgenstunde (478. Blog-Notat)

Der Vormittag gehört noch dem Garten, aber wenn das schlechte Wetter kommt, wird es wohl mit dem Weiß auf der Leinwand weitergehen. Das Weiß der Mystiker hat mich schon immer fasziniert. Das Weiß, die hellste aller Farben, die Lichtfarbe, die das Verborgene blitzen lässt. Als Weißerscheinungen. Für Kandinsky war das Weiß ein Symbol einer Welt, in der Farben und alle malerischen Dispositionen verschwunden sind. Eine Sphäre, die nicht antwortet. Das große Schweigen eben, als Raum der Transzendenz. Es gab immer mal diese Hinwendung in meiner Malerei als „Freies Weiß“, wie diese beigestellte Arbeit. Aber dieses Thema ist für mich noch nicht „auserzählt“… und nach dem genauen Zeichnen in den letzten Wochen, wird diese Hinwendung auch eine Art Befreiung sein…


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Morgenstunde (477. Blog-Notat)

Die Aufträge sind vom Zeichentisch und nun genieße ich die Gartenzeit. Der Kopf bekommt, bevor ich mir etwas Neues vornehme, ein bisschen Pause und die Augen auch. Ein Hauch von heilsamem Grün changiert im Land. Die Obstbäume stehen kurz vor der Blüte. Ich hoffe auf nichts, denn seit Jahren erfriert sie uns im Spätfrost, leider, leider. Nördliche Natur. Nach so einem Tag mit Gartenarbeit, spüre ich jeden jaulenden Muskel, frau ist Spätlese geworden. Noch kann das vorgezogene Gemüse nicht ins Freiland, aber tagsüber ich schleppe es schon in die Sonne. Russische Riesentomaten, Minigurken, Zucchini, Hokkaido… Die Hochbeete und die Tomateneimer sind mit frischer Erde befüllt und warten auf die frostfreie Zeit. Inzwischen ist überall gut zu tun. Es gilt den Kompost zu ernten, die Gartenmöbel zu ölen … Der Imkergatte ist auch aus seinem Winterschlaf erwacht und hat mit dem Säubern der Bienenbeuten begonnen. Der Raps ist spät dran in diesem Jahr, also haben die Wanderbienen noch ein bisschen Zeit. Gut so, denn auch im Winterhaus ist noch viel zu erledigen, in den nächsten Tagen öffnen wir wieder die Abdeckung zum Dachgeschoss und ich kann den Bilderspeicher einrichten – alle Jahre die gleichen Verrichtungen…PS vom Abend: Die erste Schwalbe ist eingetroffen.

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Morgenstunde (476. Blog-Notat)

Regnerischer Sonntag – das Wetter half, die Zeichenarbeit abzuschließen und die Schrift einzupflegen, nun ist das Logo für die Waldläufer fertig, mal sehen, wie es angenommen wird.

Jetzt kurz Verschnaufen. Hab dem Sänger WENZEL zugehört, seinem Lied von den „Verlorenen Gelegenheiten“, eine subtile Parodie auf die Zeit. Gelegenheiten haben die Politmacher viele verloren seit November und umso länger die Pandemie läuft, desto kopfloser wirken die Akteure. Wenigstens der K-Hahnenkampf schweigt heute, aus Pietät vor dem Gedenken der Corona-Toten. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt ein Achtungszeichen und das ist bitter nötig. In meinem Atelierfenster leuchtet seit Freitagnacht auch ein Gedenklicht. Wir brauchen diese Rituale für ein WIR in der Krise, eben weil sie uns noch fest im Griff hat und das geistige Chaos immer größer zu werden scheint.

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