Morgenstunde (595. Blog-Notat)

Nun hat es doch noch geschneit und auch wenn es schon wieder taut, in der Morgenstunde waren die Blicke aus den Fenstern ein Traum. Und doch will in diesen Tagen nicht so recht Adventsstimmung aufkeimen, auch wenn ich den Budenzauber probe und Märchenzeiten streue, die Nachrichten drücken einen einfach immer wieder in den Keller. Am ersten Advent sind wir Zwei in der Dunkelheit zur Bleiche am Fließ gelaufen: Ob vielleicht doch dort ein Feuer lodert? Aber nein, war/ist ja verboten in Brandenburg. Einsam stand der Dorfweihnachtsbaum in der dunklen Kälte. Was waren wir an dieser Stelle schon herzhaft fröhlich miteinander in unserem Dorf. In diesen Tagen trifft man sich nur noch am Zaun oder auf Beerdigungen. Kinner nee. Werde heute einen Schreibtag einlegen, eine Seite für das Roman-Projekt wird vielleicht werden. Könnt Ihr morgen lesen.

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Morgenstunde (594. Blog-Notat)

Es ist gerade noch so dunkel draußen, dass wir schon am Morgen die Kerzen anzünden. Noch weitere 20 Tage, dann ist Wintersonnenwende – also der kürzeste Tag und die längste Nacht. Danach gehts wieder aufwärts, aber augenblicklich stecken wir im tiefsten Dunkel.

Zur Ablenkung gibts hier einen weiteren Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt: “Die Zeit der weißen Wälder”

….Emilia zeichnete. Schwarze, fließende Linien auf langen, weißen Gewebebahnen. Meterlange Lianen, die sich zu Worten wanden, ausstrahlten, um abermals zu zerfließen zu Pfaden, Jahresringen, Lebenslinien. Ihr Thema – das Menschenband, die Verstrickungen der Generationen. Plötzlich wusste Emilia, dass es genau dieser Gedanke war, der sie aufgerufen hatte, ihm Gestalt zu geben. Eine innerliche Initialisierung mit Imperativ: Du musst es zulassen und ihm folgen! All diese Linien ergaben atmende Muster, ein rhythmisches Zusammenspiel, wie ein lebender Organismus. Fieberhaft entwickelte die Frau ihren Stil in absoluter Stille. Kein Radio, kein Fernseher, nur sie und dieses schwarze Acryl auf weißen Bahnen, die an der Decke der einen Wand hingen, abwärts schwebten, über den Boden liefen, um gegenüber an der anderen Wand wieder aufzusteigen. Meterlange Gebilde und mittendrin eine Frau auf der Suche nach dem Gespür dieses großen Zusammenhangs. Sie experimentierte mit natürlichen Pflanzenfarben aus Holunder- und Blaubeeren, aus der Gerbsäure der Walnussfrucht und Spinat. Dieses kräftige Farbspektrum verdrängte das schwarze Acryl vom Malgrund. Emilia hatte das Gefühl, ihre Mutter sah ihr über die Schulter und lächelte. Eine leise Zufriedenheit machte sich in der Suchenden breit. Nur nachts lag sie unruhig und stundenlang schlaflos. Ihre Nachtgedanken kreisten um den Puppenspieler.

Sie war genervt. Seit Tagen baute sie an ihrer Website. Ihr Nacken schmerzte und die Augen waren trocken vom zu langen Starren auf den grellen Bildschirm. Emilia ging ins Bad und träufelte sich Tropfen in die Augen. Dabei dachte sie: Du hast dir den schlechtesten Zeitpunkt für deinen kreativen Aufbruch ausgesucht. Corona verschloss auch diesmal die Kulturstätten und es plante inzwischen niemand mehr wirklich eine Ausstellungszeit. Deshalb wollte sich die Frau eine virtuelle Galerie einrichten, einfach, um sich irgendwie zu zeigen. Ausgang offen – ein Versuch für öffentliche Wahrnehmung. Doch es ging ihr einfach zu mühselig voran. Aber heute könnte sie endlich beginnen, ihre schier endlosen Gewebebänder als Rauminstallation ins Netz zu stellen. Dann könnte sie ihr Wohnzimmer wieder „entkleiden“, aufräumen, um neu zu beginnen.
Während sie den Raum optimal ausleuchtete und zu fotografieren begann, befielen sie wieder diese Selbstzweifel. Was ist es wert? Wer braucht das? Sie änderte ihre Perspektive und schoss im Liegen Ansichten vom Aufsteigen und Fallen der Strukturbänder. Würde sie jemand verstehen? Was löst diese Kunst aus? Könnte sie das Denken beeinflussen? Wegführen von dem detailversessenen Aufflackern von Ideen, die sehr bald wieder niedergerissen werden, ausgelöscht und vergessen? Wäre es möglich, das menschliche Sein als Ganzes anzunehmen. Altes nicht zu verwerfen, sondern einfach Neues dazuzufügen? Um wieviel reicher wäre die Welt? Und man/frau müsste nicht allenthalben Vergessenes neu bergen, um es wieder nützlich zu machen. Das Band der Generationen würde so sichtbar sein. Kein dünner Faden, sondern ein dickes Seil…

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Morgenstunde (593. Blog-Notat)

Gestern Mittag bedankte sich die Druckerei Rahn aus Ahrensfelde für die von mir für sie gezeichnete Weihnachtskarte. Die Antwort war ein bisschen überfällig und ich machte mir inzwischen schon so meine Gedanken… Aber nun – puh – Erleichterung. Auftragsarbeit ist immer ein etwas heikel, weil man nie genau weiß, wie die eigene Interpretation beim Gegenüber ankommt.  Aber sie fanden, es sei „eine tolle Grafik!“, wie schön. Zeigen kann ich sie hier nicht, die Drucker wollen ja damit noch ihre Kundschaft überraschen…

Weil man mich der Letzt fragte, wann könne man mal wieder einen Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt “Die Zeit der weißen Wälder” lesen (?) – Bitteschön:

…„Klar, wovor sonst“, murmelte Hans, der Täuscher und sprach dann fester: „Jeder neue Weg, der gegangen werden will, macht erst einmal Angst. Aber neues Terrain zu erkunden ist auch beflügelnd. Man spürt, wie man wächst, dass macht mit der Zeit sicherer.“
„Aber auch einsam, denn man passt plötzlich zu keinem der alten Gemeinschaft mehr, ist keiner mehr von ihnen, steht außerhalb des Kreises.“ Emilia gestikulierte mit harten Händen. Es sah beinahe so aus, als schmerzten die Worte, die fielen.
Der Puppenspieler räusperte sich, „Du solltest dir neue Gefährten suchen. Menschen, die ähnliche Wege gehen.“
„Wozu? Diese Solisten sind doch alle irgendwie schräg. Völlig gefangen im eigenen Kreisel. Solche Typen wie du, verbieten sich ja sogar zu lieben.“
Da war es raus. Eigentlich wollte Emilia, die Szene am Feuer nicht kommentieren. Aber offenbar hatte seine Zurückweisung doch einen Stachel gesetzt. Schweigen begleitete das Trinken. Emilia holte die zweite Rotweinflasche, entkorkte sie und stellte sie etwas zu heftig ab. Die Becher klirrten. Eine Wucht der Gefühle schwappte wortlos aus ihr.
„Ich bin ja hier, um es zu erklären, wenn es denn geht“, druckste der Mann.
Emilia setzte sich demonstrativ, stemmte die Ellenbogen trotzig auf die Tischplatte und ihr Gesicht in die Hände. Ihre Augen fixierten den hageren Mann. Jedes Wort wäre jetzt das Falsche gewesen. Hans stand langsam auf und zog sie aus ihrer lauernden Position in seine Arme. „Bitte verzeih mir.“
Bittere Küsse erwiderten seine. Das Spröde wurde weicher und zwei Menschen verloren sich aneinander in dieser langen Nacht.

Am nächsten Morgen war der Strom wieder da, aber der Sturm hatte polare Luft herangeschoben. Der Wald hinter dem Haus glitzerte im Raureif.  Hans war zeitig aufgestanden und bereitete ein üppiges Frühstück vor. Der Duft des Kaffees schlich über das Nachtlager und weckte Emilia. Sie fühlte sich erwärmt und geborgen als sie aufstand und in die offene Küche trat.
„Morgen! Aufgehört oder ausgeschlafen?“
„Vom Duft geweckt, bekomme ja nicht jeden Tag ein Frühstück serviert.“
Hans räusperte sich: „Wird auch nie alle Tage sein. Ich muss ja weiter touren.“
Emilia verschloss sich wieder: „Ja, verstehe und was wird das nun? Eine Gelegenheitsbeziehung?“
„Frag nicht, ich weiß es doch auch nicht.“
Sie aßen miteinander, aber die Nähe der Nacht wich einer ungewissen Distanz. Hans, der Täuscher brach nach der zweiten Tasse Kaffee auf. Zu einen Schauplatz in der Lausitz. Ohne eine Verabredung. Als Emilia enttäuscht das Radio anschaltete, warnte eine dringliche Stimme vor der anschwellenden vierten Corona- Welle. Sie fluchte angewidert….

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Morgenstunde (592. Blog-Notat)

Diesen schönen Weihnachtsstern haben uns gestern zwei Herzmenschen aus Wandlitz ins Häuschen getragen. Nein, sie hatten nicht meine Absage des Adventsgeschehen auf dem Hof überlesen, sondern sich gesagt, alleine können wir ja kommen und bringen einfach Glühwein in der Thermoskanne mit. Wir zwei schauten von der Mittagsruhe noch einigermaßen verschlafen aus der Wäsche. Aber das Kichern begann, als die beiden sogar eigene Glühweintassen auspackten. So unter dem Motto: Weiß ja grade keiner so ganz genau, welche Regeln gelten und welcher Verhaltenskodex im Hause herrscht. Aber gut so, denn ich hatte erst gar keinen Glühwein im Hause, weil die Woche so leise verlief, dass ich dachte, bis Neujahr kommt eh keiner mehr… Ein Hauch von Advent schlich sich mit dem Pärchen ins Haus: bei Kerzenlicht Plätzchen verkosten und ein bisschen schnattern über die Zeit. Zwei Bücher nahmen sie mit aus dem Atelier und ihr geschenkter Stern wird nun in meine vorweihnachtliche Zeit leuchten. Habt Dank dafür!

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Morgenstunde (591. Blog-Notat)

Heute back‘ ich, morgen auch. Morgen die Familienplätzchen, heute zwei kleine Stollen. Einen für die hochbetagten Eltern, den anderen für uns. Mehr wird nicht gebraucht. Wir haben es noch erlebt, wie die Großmütter und die Mütter ihren Stollenteig auf dem Schlitten in einer kleinen Zinkwanne zum Bäcker zogen. Sieben, acht Laiber wurden es, die bis Ostern reichten. Das Handgemachte bekomme ich nicht mehr von der Zunge, deshalb mag bis heute keine Industrieware, also selbst ist die Frau. Jetzt liegen die Teile in der Küche und duften vor sich hin, abends kommen sie in Blechdosen und reifen dort bis Weihnachten.
Habt einen schönen ersten Advent, auch wenn die Nachrichten wieder ganz gruselig sind, bleibt alle miteinander tapfer und behaltet die Nerven!

24 Stunden später: Die Böhmischen Familienplätzchen sind fertig, Advent kann kommen…

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Morgenstunde (590. Blog-Notat)

Da ich ja zum Winter hin immer nicht mehr so genau weiß, wen habe ich eigentlich schon zum Geburtstag mit welchem Teil beglückt (?), baue ich für Weihnachten sicherheitshalber neue Künstlerhefte für die Reihe „Kurtschlager Edition“. Das Layouten war gestern und das Falten und Binden hat begonnen. Der 11. Titel namens „Biergeflüster“ enthält drei Mini-Krimis, die ich 2019 für eine Krimipreisverleihung (zur Ausstattung) geschrieben habe, genauer gesagt für das Schwedter Brauhaus Krimibier. Da hingen sie also am Flaschenhals und ich weiß gar nicht, ob sie das immer noch tun, aber ich selbst hatte davon im Grunde nichts. Also zeichnete ich gestern noch eine Vignette dafür und fasste die drei Teile zu einer Ausgabe zusammen, damit sie nicht verloren gehen, sozusagen für das Herrengedeck zum Weihnachtsfest 😊.

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Morgenstunde (589. Blog-Notat)

Ich mag die Ansagen aus dem Gesundheitsministerium nicht mehr umfänglich kommentieren. Einfach nur: kontraproduktiv – Kommunikation ist nicht die Stärke der Macht.

Wir haben indes den Hof geschmückt und freuen uns auf die vor uns liegende Adventszeit, auch wenn wir sie eher nach innen gewandt erleben werden. Es ist ja inzwischen zu sehen, dass sich die Menschen wieder zurückziehen, was verständlich ist. Da ist es tröstlich, aus der Vergangenheit zu wissen, dass die winterliche Einkehr in den Familienkreis auch Genüsse hat: Die Hausmusik, die Plätzchenbäckerei, Geschenke handwerkeln, die heimliche Wichtelei in der Nachbarschaft… Für das weiter Draußen gab (und gibt) es die Weihnachtspost. Meine Großmutter lebte allein, aber in der Adventszeit schrieb sie bergeweise Weihnachtskarten an alle Familienmitglieder bis ins dritte Glied und all die Bekannten.
Wir werden in diesen Tagen alle ein paar Gänge zurückschalten müssen, damit wir nicht Herzmenschen verlieren und natürlich selbst gesund bleiben – dieser Rückzug hätte uns erspart bleiben können…

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Morgenstunde (588. Blog-Notat)

Moin allerseits! Gestern bin ich nach meinem Zeichenvormittag durch den klammen Tag zu meinem Wunschbaum geschlendert, um unter ihm, am Gedenkstein meiner Sippe, eine schöne Winterheide zu setzen – ein Totengedenken. Es war mir irgendwie schwummrig und nicht wirklich wohl, woran auch immer es lag.
Zurück durch den Garten kamen mir auf der 140 Metern Wiesenpiste der Liebste mit unserem Besucher entgegen. Da stand er nun, der Peter aus Sachsen, den ich 20 Jahre lang nicht gesehen hatte. O.K. ich hatte meine Gartenschlumperjacke an… Er hielt ruckartig inne und meinte dann trocken: „Na, wir werden alle nicht jünger.“ Tach, Peter, wirklich charmant. Als die fünf Jahre Ältere hab‘ ich nicht mal gezuckt, ging mir ja eh nicht so dolle. Was macht man nach 20 Jahren miteinander? Reden und schauen, wohin sich der Andere bewegt hat. Zu mehr braucht es neue Verbindungen. Als er ging, wars mir hundekalt, nein, nicht wegen ihm. Ich maß einfach Mal Blutdruck und dachte, ich spinne 110: 192, warum auch immer. Kommt immer mal wieder vor, so unter dem Motto, wenn alle Kumpels im Körper unter zu wenig Sauerstoff ächzten, meint der Blutdruck, er wäre jetzt auch mal dran zu spinnen. Schön ist anders. Kurzum, gestern war nicht mein Tag, heute ist’s besser. Also ran ans Zeichenwerk!

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Morgenstunde (587. Blog-Notat)

Fake News – diese subtile Kriegsführung zerlegt unsere Gesellschaft. Während die Zögerlichen wochenlang unter Deck verhandeln und die Geschäftsführenden lange eher die falschen Signale sendeten, brechen die Flanken des Bootes, in dem wir steuerlos treiben. Es scheint, niemand will sich so recht in die Riemen legen. Die Nachrichten – ein Rondo der immer gleichen Formulierungen, jeden Tag die gleichen Fragen und die stereotypen Antworten dazu auf allen Seiten. Für das Hirn kaum auszuhalten. Die einen wollen vielleicht „nur“ alles richtig machen, aber dieser Nachrichten- (und Politik-) Stil führt in den Overkill der individuellen Meinungen. Die anderen folgen sektengleich den Fake News-Produzenten und driften weiter ab. So stirbt der Gemeinschaftssinn im Boot. Jetzt, wo die Politik abermals den rechtzeitigen  Startschuss zu Abwehr der vierten Welle verschlafen hat, sehen wir parteipolitische Scharmützel – Gott stehe uns bei. Heute überschlagen sich die Meldungen zur Lage. Schlimme Zeiten liegen vor uns und deshalb:

Wir haben uns eben entschieden: es wird keine Veranstaltung auf dem Hof am 1. Advent bei uns geben. Gerne können Honig- und Weihnachtseinkäufe individuell getätigt werden. Bitte nach den geltenden Corona-Regeln. Ich weiß, das nervt, aber zu ungewiss sind die nächsten Wochen. Also, unsere Tür steht weiter offen, aber wir organisieren keine umfänglichen Begegnungen. Es wird dafür wieder eine Zeit kommen – hoffentlich…

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Druckfrisch – Das Nebeltor

Da ist es nun „Das Nebeltor“ und es ist ein feiner Druck gelungen! Die Fantasy-Geschichte für die ganze Familie führt zu den Zaubersprudeln im Quellgebiet der Ucker, um dort das Elixier der Freude aufzuspüren…
Es wird coronabedingt vorläufig keine echte Buchpremiere und Lesungen geben können. Das macht schon traurig. Das kleine Vorlese-Video muss daher erst einmal hinreichen. Ich hoffe und wünsche, die Geschichte findet trotzdem ihren Weg.

Bestellbar ist sie hier.

 

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