Retrospektive 1995 bis 2020
Abstrakte Mystik

ATELIER PETRA ELSNER
Retrospektive 1995 bis 2020
Abstrakte Mystik
Hat schon mal jemand versucht, ein iPhone im Funkloch fertig einzurichten? Ich versuche es und verzweifele. Die ersten Schritte haben mir Frauen aus der Nachbarschaft gezeigt bzw. erschaffen. „Braucht nur noch ne Bestätigung!“, hatte ich auf dem Nachhauseweg noch in den Ohren. Aber, aber. Es kam nichts, jedenfalls nicht zeitnah. Nach vier Tagen kam der erste Code. Wohlbemerkt nachdem ich in meinen Mailpostfach den SMS-Empfang eingerichtet hatte. Brauchte ich bisher einfach nicht. Dessen GMX-Code kam aus Sicherheitsgründen mit der Post, danach liefen die Benachrichtigungen so langsam ein. Instagram meinte, ich habe die falsche Telefonnummer. Ein neuer Code führte weiter nur ins Nichts. „Prüfen die Telefonnummer!“ Herrje, sie war/ist korrekt. Em und jetzt? Was mache ich bloß? Ich bin genervt. Wusste ja, dass ich da in den letzten Jahren handytechnisch alles verpasst habe. Für mich reden alle nur irgendwie nur Chinesisch rund um das Teil. Und JEDER denkt, die kann doch Computer, was hat sie denn…? Keine Ahnung eben. Und jeder/jede hat zu jeder App eine andere Meinung. Das verwirrt. „Telegramm – bloß nicht, da sehen alle Deine Kontakte!“ Was brauche ich, was nicht? Fotos hab ich schon geschossen. Das ist ja auch nichts weiter, aber sonst…. ich lerne Klick für Klick…vielleicht… Aber lieber gehe ich den Garten gießen.
Retrospektive 1995 bis 2020
Abstrakte Mystik
Retrospektive 1995 bis 2020
Abstrakte Mystik
Mystik in abstrakter Form betrat schon im Vorspiel zu den Fahnenbildern auf die Leinwand oder den Karton. Diese Farbassoziationen umklammerte ich ab 2014 als FUNKEN DER SEELE, nannte sie aber weiter GEHEIMNISSE. Stilistisch sind es gespachtelte Farbschauer, darin wohnen wieder Zeichen. Aber ihre rätselhafte Natur soll verschwommen bleiben. Diese Phase der GEHEIMNISSE tragen die Farben der Jahreszeiten.
Umhüllt von der Seide
eines frischen Morgens
laufe ich durch nasses Gras
in einen heißen Tag.
Der schiebt
die Zeitensorgen
ächzend übers Land.
Sie bleiben ungeborgen
und quellen brennend rot
in das tiefe Blau am Rand.
27.Juli 2020
© Petra Elsner
Retrospektive 1995 bis 2020
Die Bilderfahnen
DIE GROSSE ERDENMUTTER soll gesundmachende Lebenskraft verströmen. Sie ist der heilige Ort, der die Geheimnisse des Werdens und Vergehens bewahrt, der Urgrund.
Retrospektive 1995 bis 2020
Die Bilderfahnen
DIE GROSSE SCHAMANIN ist für mich ein Sinnbild für die Suche nach verborgenen Welten, den äußeren und den inneren. Sie ist diejenige, die alle Wirklichkeiten wahrnehmen kann und zwischen ihnen vermittelt. Und natürlich ist sie eine Heilerin, die ich brauchte, weil mein Liebster in diese Zeit schwer erkrankte. Zwei schlimme Jahre, ich denen es dicht dran war, ihn zu verlieren. Auch in diesem Zusammenhang sind meine Fahnenbilder zu sehen, die zeitweilig von mir den Namen „Heilbanner“ bekamen.
Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals im Eingangsbereich unseres Häuschens einen Desinfektionsmittelspender anbringen würde. Aber die Zeiten sind so und man/frau sollte auf die Pandemie bezogen nicht sorglos werden. Auch wenn die Besucher nicht eben strömen, sondern sich nur ab und zu ins Atelier aufmachen, es gibt jetzt diese kleine Schutzmaßnahme und das ist gut so, schließlich stiegen die Infektionszahlen in dieser Woche wieder. Den Spender hatte ich vor sechs Wochen (!) online bestellt, aber es musste erst wieder ein Schiff aus China anlegen, um so ein Teil mit verbogenem Druckbügel anschrauben zu können. Der Imkergatte wird noch richten. Ansonsten hatten wir eine merkwürdig müde Woche, da fügt sich so ein schläfriger Sonntag gut an… Lasst es Euch gut gehen und: Seid achtsam!
Retrospektive 1995 bis 2020
Die Bilderfahnen
Den Bilderfahnen gingen ab 2012 kleinteilige Spachtelarbeiten auf Karton und auf Leinwand voraus, die ich „Geheimnisse“ nannte. Etwa 70 solcher „Geheimnisse“ entstanden, bevor ich mich 2014 an größere Formate mit dem Thema wagte. Die Bilderfahne DER GROSSE SCHATTENFÄNGER ist eine Figur, die dem Sich-selbst-Beschützen künstlerische Gestalt gibt. Ich bediene mich dafür alter Kraftzeichen aus dem globalen menschlichen Restwissen, mit dem ich versuche, die Verbindung von Natur und Spiritualität wiederherzustellen, um der allgemeinen Entfremdung zu entkommen.
Retrospektive 1995 bis 2020
Die Bilderfahnen
Zwei Dinge haben mir seit meinem Umzug aufs Land dauerhaft gefehlt: Meine Berliner Stammkneipe und neue großformatige Leinwände. Das kleine Häuschen verfügt nur über 80 Quadratmeter winterfester Wohnfläche und die durchschnittliche Raumhöhe beträgt 219 cm. Das sagt vielleicht, weshalb ich die größeren Bilder im Winter unterm Kaltdach einpackt verstecke und es einfach nicht mehr werden sollten. Das war ärgerlich, hatte ich doch gerade in der Millennium-Reihe zum Großformat gefunden und: Ich liebte es.
In einem nächtlichen Telefongespräch mit meiner Uraltfreundin aus Zeuthen brachte sie mich auf die Idee, textile Werbebanner auszuprobieren. Als Probe nahm ich gebrauchtes Ausstellungsmaterial, dessen Fotoaufdrucke ich einfach mit weißer Acrylfarbe überwalzte und schon hatte ich einen Bildträger im Format 83 x 213 cm und bemalt konnte ich das Fahnenbild auf einer großen Papprolle einfach aufrollen und schon war das Riesenteil verstaut. Problem gelöst und ein neues Experimentierfeld entstand. Figuren wie „Der große Schattenfänger“, „Die große Erdenmutter“ und „Die große Schamanin“ … bekamen ihnen Auftritt. Die Zeichen in den Hintergründen stammen von eigens gefertigten Linolschnitten, die ich unterschiedlich stark farbig druckte und hier und da anschließend wieder leicht überstrich, so dass nur ein Schatten, eine vage Spur des chinesischen Zeichens für Glück, Traum, Kraft u.a. entstand. Für mich sind diese Fahnenbilder kraftspendende Bildwerke.
Die Wächter sind die ersten Bilderfahnen aus schwingenden Leinen als Vorläufer der großen überstrichenen Werbebanner.