Weil die Lesebühnen wieder geschlossen sind, gibt es abermals nun ab und zu Vorlesevideos aus dem Atelier am Schorfheidewald. „Winter- und Weihnachtsgeschichten“ lautet diesmal das Thema der kurzen Lesezeiten, Diesmal: Das Pralinenmädchen.
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Nun, da warten wir also noch eine Woche auf die nächsten Hiobsbotschaften aus der Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten. Immer wieder dieses Vorpreschen, das vorzeitige Rufen aus dem Walde … Geduld vom Bürger verlangen, sie aber selbst nicht aufbringen. Wir beobachten alle diese Zahlen und verstehen. Verständnis wächst auch über die Sprache, aber eben auch Unverständnis. In der offiziellen Sprache menschelt es in dieser Pandemie viel zu wenig. Ein Beispiel: Wer kannte im Februar schon das Wort „vulnerable“? Und warum kennen wir es jetzt? Die meisten mussten bestimmt nachschlagen, ich auch und weiß nun, aha: „vulnerable“ heißt anfällig, verletzlich, verwundbar. Und warum sagt man das nicht(?): Die verletzlichen Gruppen – das klingt eindeutig und ist keineswegs trivial. Jeder weiß sofort worum es geht und so funktioniert „Transparenz“. Also weshalb das Verklausulieren? Der Begriff Vulnerabilität stammt aus dem Lateinischen vulnerable oder vulnerare „verwunden“. Die Gesundheitsbehörden definieren die vulnerable Gruppe als „aufgrund ihrer körperlichen und/oder seelischen Konstitution (z.B. Behinderung, psychische Störung, Schwangerschaft, hohes Alter) oder/und aufgrund ihrer besonderen sozialen Situation (z.B. obdachlose Frauen) verletzlichere (vulnerable) Personenkreise.“ Es stecken also ganz schön viele, sehr verschiedene Menschen in dieser bürokratische Schublade. Das Wort „verletzlich“ lässt sich offenbar nicht gut genug verwalten. Ich jedenfalls mag dieses Wort „vulnerable“ überhaupt nicht, es ist ein hässliches Wort, kein mitmenschliches und ich wünschte, es würde aus den täglichen Ansprachen wieder verschwinden.
Gestern rief mich die Bürgermeisterin von Marienwerder an. Der Museumsführer, der in einem Wendebuch sechs Ruhlsdorfer Episoden von mir (illustriert mit Gemälden von Helga Hagitte) enthält, ist zwar gedruckt, aber das Museumsfest wurde aus den bekannten Gründen im Spätsommer abgesagt. Mein Honorar für diese letzte Winterarbeit sollte sich aus dem Verkauf des Buches im Museum speisen. Aber wo kein geöffnetes Haus, da auch kein Verkauf. Doch es gibt noch Zeichen und Wunder, von sich aus hat mir der federführende Heimatverein eine andersgeartete Vergütung angeboten. Das ist echt schön und auch, dass sie dieses Dorf-Museums-Buch nun anstatt einer Dorfweihnacht in die dörflichen Haushalte verschenken werden. Das ist doch mal eine schöne Geste in dieser sonst so verschlossenen Zeit. Ganz glücklich darüber, hab‘ ich danach gleich zwei neue Märchen-Platten (Alu-Verbund) für unseren Lesegarten als Druckauftrag rausgegeben. Der Lesegarten wächst jedes Jahr ein bisschen weiter, denn es werden auch wieder Zeiten kommen, in denen die Menschen in kleinen Grüppchen ins Atelier und den Bilderspeicher kommen und vielleicht auch den Garten erleben möchten. Ich glaube fest daran. Große Atelierfeste fallen für immer weg, dazu fehlt mir inzwischen einfach die Kraft und vor allem der Atem. Muss ja auch nicht sein. Macht es Euch schön an diesem Sonntag!
Der Bildband in meinen Händen schickt mich auf eine Zeitreise in das alte Athen der 60er Jahre. Er lässt mich diese Stadt mit den Augen der Fotografin Katerina Zoitopoulou-Mavrokefalidou betrachten und ich kann dem Erwachen ihrer Liebe für diese Stadt beiwohnen. Zehn Jahre lebte die junge Griechin in Westberlin, bevor sie 1966 heimkehrte und sofort den Heiligen Felsen bestieg, um das Licht und die Schönheit, den Marmor und die alten Denkmäler in sich aufzunehmen. Sie geht den Weg der Touristen, doch im Abstieg entführt sie eine halb geöffnete Brettertür in die Stadt, in der ihre Liebe für die Athener erwacht. Katerina zeigt uns eine Stadt im Zeitenwandel. Langsam kommt die Moderne, aber die Armut der Menschen ist allgegenwärtig. Doch die fotografierende Frau sieht mehr: „Diese Stadt ist nicht arm. Sie ist reich an Mühsal, an Arbeit, an Leben.“, notiert sie. Sie führt mich an quirlige Plätze mit Kaffeeduft und Musik, daneben warten die Anstreicher auf ihre Tagelöhne und der Schuhputzer auf Kundschaft, ihr blickt er teilnahmslos, aber neugierig nach. Und weiter geht es über den Markt, wo für die Frische noch Eisblöcke sorgen. In dieser Männerwelt fallen aufdringliche Blicke auf die Fotografin, die sich hinter der Optik versteckt. Sie schaut auf die Auslagen und die Menschen dahinter. Und sie denkt dazu: „Götter der Fotografie. Sagt mir, wo sonst ihr solche Gesichter gesehen habt?“ Beim Betrachten ihrer Fotos spüre ich den Atem der Zeit, den Katerina Zoitopoulou-Mavrokefalidou eingefangen hat und ihn in diesem besonderen Bildband ausatmen lässt. Berührende Bilder aus jenen Tagen, in denen die Griechen noch fast unter sich waren. Sie hat den Blick von innen und von außen, denn sie verließ ihre Stadt, um zu studieren und sich zu entfalten. Mathematik an der TU Berlin und Film und Fotografie an der staatlichen Schule für Film und Fernsehen. Sie ist viel rumgekommen, hat Preise bekommen, hat ihr Leben als Filmeditor verbracht und hat sich neben vielem anderen mit der Übersetzung deutscher Literatur befasst. Ein Leben wie im Film, dramatisch und stolz. Ich durfte ihr einst begegnen, der wachen Frau mit dem magischen Blick für starke Bilder.
Der Bildband „Athen“, zweisprachig, mit Fotos von Katerina Zoitopoulou-Mavrokefalidou, erhältlich: kaziou1983@gmail.com, ISBN 978-618-00-2316-9, Preis: 15 €, zzgl. Versand
Es regnete das letzte Goldlaub, als Rosalie erwachte. Der Himmel leuchtete endlich winterblau. Zu lange saß schon ein milder Herbst im Jahr. Kein Mensch dachte daran, dass heute die Adventszeit begann….
Es ist November geworden und Corona herrscht immer noch in der Welt. Ein Leseauftritt nach dem anderen wird wieder gestrichen, deshalb gibt es abermals nun ab und zu Vorlesevideos aus dem Atelier am Schorfheidewald. „Winter- und Weihnachtsgeschichten“ lautet diesmal das Thema der kurzen Lesezeiten…
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Zum selbst lesen findet Ihr diese Adventsgeschichte hier:
Wir siedeln auf Heideland, das sagt wohl alles. Im Grunde bezeichnet dieser Landschaftstyp – ein menschenloses, unbesiedeltes Gebiet, ein nicht urbar zu machendes Land, sauer und mager. Es hat den Großen Kurfürsten nicht gekümmert, er hat trotzdem Kolumnisten auch für dieses Land geholt. Ich nenne es Staub, auf dem seit 275 Jahren hier Menschen ackern, manch einer hat mit großem Gerät das komplette Erdreich seines Gartens metertief ausgetauscht… Wir machen es ‘ne Nummer kleiner: Es gibt seit gestern das zweite Hochbeet im Garten, einfach damit wir auch einmal etwas enten. Die Versuche mit dem ersten Hochbeet auf der Wiese waren vielversprechend, das war dem Imkergatten Anreiz genug, meinen Wünschen zu folgen und so werkelte er zwei Tage und nun steht das schlichte Teil und wir befüllen es derweil mit Laub und Baumschnitt. Im Frühjahr kommt gute Erde drauf. Da haben wie in all dem Nieselgrau doch etwas für die Zukunft geschaffen. Schön. Das bewegte Atmen ist zwar in dieser feuchten Suppe kein Spaß, aber die Mediziner meinen heutzutage, Lungenkranke sollten bei jedem Wetter versuchen, sich draußen zu ertüchtigen, nun denn…
Novemberkalt ist es und klammer Hochnebel hängt über dem Quartier. Da lebe ich meine Sehnsucht nach Meer und Licht in Farben aus. Kein Draußentag eben. Ich habe ein großes Essen für meinen Sohn und seine Süße gezaubert, der Waldspaziergang wurde gestrichen, hinter Lanke soll noch die Sonne scheinen, dorthin wollten sie lieber. Verständlich. So war die seltene Begegnung zweier Haushalte schnell wieder vorbei, das Wiedersehen wird dauern.
21 506 Neuinfizierte – du meine Güte, was werden wir in diesen Tagen noch sehen? Dennoch – die Emotionen sind andere als im März. Panik blockiert nicht mehr das Hirn. Keine Schockstarre – ich gehe meinen Verrichtungen nach. Das große C ist zwar allgegenwärtig, aber man stumpft ab. Es liegt an der permanenten Wiederholung, der immer gleichen Worte und Sachlagen in den Nachrichten, all das ermüdet. Ich frage, mich wozu die Moderatoren noch ein Skript vor der Nase haben, die Corona-Leier müssten sie doch schon auswendig herbeten können. In den Sätzen wechseln lediglich die Zahlen. Die Medien sind im achten Monat fantasielos gefangen in Satzdogmen, immer das Gleiche, seit Tagen, Wochen, Monaten. Die vierte Macht im Staate wirkt hypnotisiert von RKI- und DAX-Infos. Man möchte am liebsten nicht mehr hinsehen, ist sonst nichts los in der Welt?
Gedichte von Eckhard Mieder, Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-78-3, Softcover, 111 Seiten, 12 €
Ich lese in dem Buchgeschenk meines Dichterfreundes Eckhard Mieder „An der Autobahn stand dieser Mann – Gedichte“. Er ist ein Guter und seine Gedichte sind klug und weit, sie helfen mir, mich aus der Trostlosigkeit der alltäglichen Wortgewitter davonzustehlen. Seine Aufforderung hat mich dazu verführt und ich danke ihm dafür. Auf dem Rücktitel heißt es: „…Alles ist Verunsicherung, auch Ratlosigkeit, die vom Leser vermutlich geteilt wird. ‚Für mich sind die vorliegenden Texte eine Wippe‘, sagt Mieder. ‚Sie senkt sich ins Triviale, sie erhebt sich ins All. Sie senkt sich wieder in den Alltag, sie erhebt sich wieder in was Höheres. Was der Alltag ist, weiß ich so wenig wie was das Höhere ist. Ich sitze auf dem einen Sitz, wer auf dem anderen sitzt, weiß ich nicht. Komisch, dass es auf und nieder geht, trotz alldem.‘ Wippen Sie mit.“
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