Wenn die Tage keinen Glanz mehr spenden
und das Glück anderswo logiert,
setzt sich die Gewissheit: Das Einzige was
wirklich zählt, ist dein Lachen auf meiner Haut.
© Petra Elsner
Die Märchenbäume der Schorfheide: Tote Eichen
Dieses Totholz steht zwischen Schluft und Kurtschlag am Kurtschlager Damm. Viele skurrile Baumgestalten finden sich hier. Diese alte Eiche könnte „die Riesennase“ sein, die in meinem „Schorfheidekurzkrimi“ mitspielt … hier eine Leseprobe:

Foto: Lutz Reinhardt
Die Geister-Eichen
In einer Vollmondnacht erwachten plötzlich die Blitzgetroffenen zu neuem Leben. Sie scharrten mit ihren losen Wurzeln und schauten einander staunend an: der brüchige Galgen, der schwere Mooshammer und die bucklige Riesennase. Dort, wo die Drei standen, an einem Kreuzpunkt über Wasseradern, wuchsen sie seit über 600 Jahren zu mächtigen Bäumen heran, die allerdings wie Blitzableiter wirkten. Unzählige Male durchzuckten ihre Stämme feurige Schläge, bis sie, gespalten und geköpft, leblos in den Himmel stachen. Ihr morsches Holz zog mit der Zeit ein Moosgewand an, und aus ihren Aststümpfen grinsten Geisterfratzen.
In jener Oktobernacht betrat ein Einhorn schnaufend die Lichtung. Sein Atem dampfte, und es tänzelte nervös auf der Stelle. Seit sieben Jahren kam der weiße Hengst stets in der ersten kalten Herbstnacht an diesen Ort, um nach einer Stute zu rufen, doch nie wurde er bisher erhört. Statt einer schönen Gefährtin holte sein sehnsüchtiger Schrei immer etwas Seltsames ins wirkliche Leben zurück: eine vergessene Blume, einen weisen Druiden, ein Elfenkäuzchen. Dieses Mal weckte er die toten Eichen…
weiterlesen bitte im Buch …
„Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“, 2. Auflage 2010, geschrieben und illustriert von Petra Elsner, 4-farbig, Schibri-Verlag, ISBN: 78-3-8686-040-4, 6 Euro
Die Märchenbäume in der Schorfheide: Die Silkebuche
Es gibt uralte Gesellen in der Baumlandschaft der Schorfheide. Knorriges Holz, dass die Fantasie beflügelt. Die berühmte Silkebuche inspirierte mich beispielsweise zu einem meiner Schorfheidemärchen. Hier ein Auszug:

Foto: Lutz Reinhardt
Die Wunderbuche
… Croll wohnte in der mächtigsten Buche im Wanderland. Wo sie stand, entfalteten sich im April Blütenteppiche aus unzähligen Buschwindröschen. Aber mit dem frischen Austrieb des Blätterdachs begann die Dämmerzeit unter den Buchen. In diesem Schattenlicht wuchsen die Träume und segelten die Fledermäuse.
Crolls Buche war älter als die üblichen Hundertjährigen. Sie thronte schon gut 300 Jahre auf einer Düne östlich des kleinen Pinnowsees. Ihr Stamm sah aus, als wäre er aus einem verschlungenen Baumbündel gen Himmel gewachsen. Über 30 Meter hoch wand sich ihr silbriges Rindenkleid, umweht vom glasigen Blattschleier. Dort oben, in den Wipfeln, erntete Croll immer im Mai rehbraune Knospen. Wozu er sie benutzte, blieb sein Geheimnis …
weiterlesen bitte im Buch …
„Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“, 2. Auflage 2010, geschrieben und illustriert von Petra Elsner, 4-farbig, Schibri-Verlag, ISBN: 78-3-8686-040-4, 6 Euro
Reportagen aus dem Schorfheidewald: Der Stein-Scout

Foto: Lutz Reinhardt
Wenn diese Steine reden könnten, dann würden sie gewiss von Wilddieben und gemeuchelten Förstern munkeln, vom seltsamen Jagdglück von Wilhelm II. oder anderer Größen plaudern und vielleicht auch von einem, der erst als Rentner in die Heide kam, um endlich seinen Traum zu leben: Naturbobachtungen in der Schorfheide. Das Klaus-Hermann Mewes dabei auf die Spur der Steine kam, war dann eigentlich nur eine Frage der Zeit. Denn schon immer hat sich der hellwache Mann für alles was da kreucht und fleucht interessiert.
An diesem Morgen kam der Witwer Klaus-Herman Mewes gerade vom Ufer des Grimnitzsees. Bevor wir miteinander reden können, notiert er erst einmal akribisch in seinen kleinkarierten Block: Datum, Zeit Ort und das Entdeckte: Kriekenten, Kormorane, Höcker- und Singschwäne, ein weißer Bussard. Was er sieht, meldet er den Ornithologenverbänden via Internet. Beobachten und dokumentieren, das ist seine Passion, der er seit dem Jahr 2000 als ehrenamtlicher Horstbetreuer für See- und Fischadler nachgeht. Seine Entdeckungen anderen mitteilen, anschaulich und lehrreich, das ist eine weitere Lust des Naturbeobachters. Und so wundert es kaum, dass Mewes bereits 2003 mit der Herausgabe von Bildbroschüren über das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin begann, und auf Wunsch auch Lichtbildervorträge über seine Landschaftssteine hält. In „Eine Dokumentation über einige von der Eiszeit zu uns überkommenen Findlinge und Geröllsteine, die im Laufe der Jahre von den hier in der Heide ansässigen Menschen zu den unterschiedlichsten Zwecken verarbeitet und genutzt wurden“ beschreibt er über Hundert Hinweis- und Gedenksteine in ihrer landschaftlichen Umgebung. Garantiert hat er noch nicht alle gefunden, weil sich im Schutzgebiet manches gut verborgen hält.
Geduld und Naturtreue sind ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Die Eltern siedelten in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts im Wald von Lindenberg bei Wittenberge. Endlos war dort die Stille. Mit einem ebenso leisen Freund, zog der junge Mewes durch die Baumlandschaften. Sie suchten Vogelnester, registrierten die Brutstätten und malten sich kleine Karten dazu. Ein guter Biologielehrer förderte die Anlagen des Jungen und ernannte ihn zum Helfer des Biologiekabinetts der Oberschule in Wittenberge. Das interessierte ihn: Präparate-Sammlung, Anschauungstafeln, das klapprige Skelett namens Adam. Bald konnte der Schüler Schmalfilme vorführen, darunter war ein Film über Fischadler von einem Doktor Horst Siewert aus Joachimsthal, den sich der Knabe zum Vorbild nahm. Seither überlegte Mewes: Wie kommst du nur in die Schorfheide?
Das sollte dauern. Natürlich hätte der begabte Schüler später Biologie studieren können, aber in seiner Familie gab es eben Mehrfachbegabungen. So wie der Heranwachsende alle Vögel kannte, wusste er auch jeden Flugzeugtyp zu klassifizieren, war er wie sein Vater und Großvater schon ein Techniknarr. Da wurde aus dem Naturfreund Mewes junior erst einmal ein Arbeitsleben lang der Diplom-Ingenieur im Flugzeugbau und Fachbuchautor für Luftfahrtgeschichte. Doch im Ruhestand zog Mewes nun wirklich nach Joachimsthal.
Herr der Steine war dort natürlich schon ein anderer, nämlich Joachim Bandau, der unter historischen Aspekten zu den Steinen forschte. Mit ihm tausche sich der Zuzügler aus. Doch schon bald wurde Mewes selbst fündig, stöberte unbekannte oder vergessene Steine auf, die er minutiös in einer Karte eintrug, inzwischen sind es über Hundert. Der Stein-Scout Mewes ist nun Spezialist für Landschaftssteine. Gemeint sind Exemplare wie „Adderloch“, der eine Schlangengrube benennt. Oder Steine mit Berge-, Seen- und Ortsbezeichnungen wie „Bullenwinkel“, der markiert beispielsweise einen Ort auf der Halbinsel im Großen Glasowsee, wo die Bauern im 30-jährigen Krieg ihr Vieh vor den Schweden versteckten. „Die Molle“ ist schlicht eine Talsenke. „Mönchebude“ beschreibt eine Raststelle der Mönche, die zwischen dem Zisterzienserkloster Chorin und Zehdenick pendelten. „Zollpfahl“ lässt ahnen, man bat an dieser Fürstengrenze zur Kasse. Neben den Landschaftssteinen berichtet Mewes Dokumentation aber auch über Inschriftensteine zu Forstkulturen, und solche mit jagdgeschichtlichen Hinweisen, mit Vermerken zu alten Forsteinrichtungen, Erinnerungs- und Gedenksteine an besondere Personen und Ereignisse und natürlich erzählt er auch über Wegweiser, alte Richtungs- und Meilensteine.
All jene Steintypen hat der Stein-Scout erfasst, fotografiert, die Abbilder mit Erklärungen versehen, so dass wer durch die Heide wandert oder radelt, sich hiernach Routen zu den alten Steinzeichen zusammenstellen kann. Im zweitgrößten Wald- und Naturschutzgebiet Deutschlands sicher ein neues spannendes touristisches Thema. Und wer weiß, vielleicht begegnen Sie ja bei Ihrer individuellen Pirsch durch die Schorfheide jenem kleinen Mann mit dem großen, wachen Blick für alles was da kreucht und fleucht.
PS: Klaus Mewes verstarb am 4. Januar 2016 in Joachimsthal. Seine Kinder Karsten und Ellen haben ihn bis zuletzt zu Hause gepflegt und waren bei ihm, als er ging.
Schräge Vögel auf Landpartie (2)
Maulwurf im Schnee
Schwarz und samtig
hast du dich in meine Nacht gelegt,
eine warme Flut
schwängerte mein Herz.
Hundert Stunden sind indes
zu einem Tag verklebt,
das lange Beben
verschüttete den Schmerz.
Zwischen Tag und Nacht
schmelzen wir uns ein,
seither flocken aus mir
FARBEN.
Werknotiz: Hinter dem Fluss
Eine Zeitlang habe ich zu meiner Malerei Texte geschrieben, vorzugsweise zu meiner „Millennium-Reihe“. Die fragte: Was ist Leben? Woher nimmt es die Kraft? Es ging mir um alte Fragen nach der Magie des Seins. Dazu erfand ich mir eine neue Maltechnik – eine Schichtenmalerei aus Acryl, Kreiden, Kohle, Schellack und Öl. Ich versuchte Farben als Licht einzusetzen, Raum und Zeit als flirrende Teilchen zu sehen, um einem universellen Miteinander Gestalt zu geben. Beispielsweise zu diesem Bild namens Lichtweg.

Hinter dem Fluss: Aus der Hitze der Erde sprudelt das allwissende Wasser.
Mit ihm fließt die Zeit.
Dieses blaue Band ist zugleich Brücke zwischen den Welten.
Dort, hinter dem Fluss, wohnt das friedfertige Licht.
Es ist die helle Ewigkeit, die auch in den Herzen der Menschen leuchtet.
Als Kraft auf Lebenszeit.
Wenn dieses Elixier verbraucht ist, erlischt es nicht.
Es geht ein in die große Energie des Seins.
Und der Mensch wird abermals Lichtgestalt.
© Petra Elsner
Aus der Werkreihe “Millennium” hängt seit dem 15. Oktober 2013 im Auditorium des Hotel Dönnsees eine Dauerpräsentation augewählter Arbeiten.
PS: Ich bin mir sicher, an diese Phase werde ich irgendwann wieder anknüpfen,
falls es die Zeiten hergeben.
Schräge Vögel auf Landpartie (1): Die Radler
… Einige der Cartoons aus der Serie „Schräge Vögel auf Landpartie“ sind inzwischen zu XXL-Kunstpostkarten geworden (aber nicht alle, das wäre für mich wirtschaftlich nicht zu stemmen). Den nächtlichen Stadtflüchigen folgten als erste echte Brandenburger – die Radler. Die sind bei den Pedalrittern als Lebenszeichengruß von den nördlichen Radwegen durchaus begehrt …

gezeichent von Petra Elsner
Stadtflüchtige „Schräge Vögel“
Die erste XXL-Karte, die in meinem Postkartenständer steckte, war meine Abschiedskarte von Berlin (2007/08). Sie hat den gedanklichen Untertitel: Wir verlassen diese Stadt. Bisher hatte ich diese Cartoon-Serie ausschießlich in Schwarz-Weiß gezeichnet. In diesem Motiv erwachen die Farben in den aufbrechenden Gestalten …

gezeichnet von Petra Elsner
Neue Geheimnisse
Neben den vielen Texten, die ich hier in den letzten Wochen serviert habe, zeige ich heute mal wieder etwas aus meinem jüngsten Bildschaffen im September, keine Zeichnung, sondern zwei Geheimnisse auf Leinwand, gespachtelte Farbschauer mit versteckten Symbolen, sichtbare und übermalte … also Such- oder Wimmelbilder.

von Petra Elsner

von Petra Elsner