Morgenstunde (321. Blog-Notat)

Die Geschichte für die Museumsbroschüre ist endlich fertig geschrieben und geliefert. Ich nenne sie „Sandverwehen“, darin stecken sechs Episoden, die sich in zwei Zeitebenen bewegen. Das Ganze ist schön rund geworden, ich bin jedenfalls zufrieden.  Jetzt werden noch Meinungen der Verantwortlichen eingeholt und dann kann ich das Projekt für 2020 loslassen. Also noch nicht ganz eingetütet, aber ich bin diesbezüglich schon entspannt. Kurz verschnauft, da lese ich: Die Bundesregierung plant einen Corona-Immunitätsausweis einzuführen, der quittiert, dass eine Covid-19-Erkrankung überstanden ist. Ich bin skeptisch, weil so etwas die Bevölkerung spaltet, denn es würde eine Gruppe Deutscher mit besonderen Rechten geben. Seltsame Blüten treibt das Land, zumal die Weltgesundheitsorganisation noch keinen sicheren Nachweis für eine Immunität in der Hand hat. Vom Datenschutz wollen wir mal gar nicht erst reden. Die Süddeutsche Zeitung berichtet ausführlich darüber, wen das interessiert, der klicke hier. Ich finde es jedenfalls besorgniserregend. Es wäre schön, wenn man uns nicht jeden Tag einen neuen Aufreger servieren würde…

Nachtrag:  Besagte Geschichte nannte der Museumsverein schlussendlich „Das Tagebuch“.

Morgenstunde (320. Blog-Notat)

Draußen vor der Tür… wispert die Natur von der Schönheit des Seins… und drinnen im Atelier füllen handgefertigte Künstlerhefte  des neuen Titels „Der Herr Dezember/Der Grasflüsterer“ die erste Kiste…

Ein Heft kostet 7 €, zzg. Versand.

Morgenstunde (319. Blog-Notat)

Gestern Nachmittag wurde nun auch die zweite Leihgabe in Mannheim via Telefon gekauft. Zeichen und Wunder. Das gleicht unsere Verluste von März/April aus, so muss ich nicht nach würdelosen Hilfen hangeln, sehr schön. Die Bilderfahne heißt „Schattenfang“ und wie schon die erste „Seelen im Wald“ hat sie eine ernste Bildsprache. Ein Zeitspiegel mit Schutzzeichen mit einem Hauch intuitivem Schamanenzauber. Vielleicht ist es das, weswegen die Teile gerade jetzt angenommen werden. Der Unwägbarkeiten wegen, wer weiß. In den Menschen hocken neue Erfahrungen von Einschnitten, die womöglich nach einem bildhaften Ausdruck suchen. Ich bin jedenfalls sehr froh darüber. Der Schattenfang hängt jetzt in einem schönem Stadtquartier und nicht verloren im Wind wie hier bei einer Garten-Ausstellung 😊.

Morgenstunde (318. Blog-Notat)

Ich kam mir heute wie ein Mauerblümchen vor – immer an der Wand lang. Es ließ sich nicht vermeiden, aber ich musste ins Labor zum Blutabnehmen. Mit Maske versteht sich. Doch die Birkenpollen lassen mich augenblicklich schon nicht gut atmen, unter der Maske (ich habe die dünnste gewählt, die ich habe) ging noch schlechter, hochrot und Schnappatmung. Echt Schei…benhonig. Im Labor auf Abstand Blutzapfen geht auch nicht, also war die Schwester vollverhüllt wie auf der Intensivstation. Die Arme, den ganzen Tag so, selbst für einen gesunden Menschen stelle ich mir das echt herausfordernd vor. Überhaupt ist das Hineingehen in so eine Arztpraxis beunruhigend geworden. Alle schauen gestresst, ängstlich und übertemperiert unter ihren Tüchern und Masken. Sprechen ist schwierig, man will hier einfach nur schnell wieder raus und nicht wissen, was sich hier so alles versammelt hat. Die meisten verlassen vollkommen grußlos den Ort, die Kommunikation reduziert auf das notwendigste. Kein „Danke“, kein „Tschüss“. Das Leben hat derzeit wirklich absurde Episoden zu bieten.

Morgenstunde (317. Blog-Notat)

Ich baue wieder Bücher für die „Kurtschlager Edition“. Es ist inzwischen der achte Titel in meiner Reihe, die ich seit 2013 herausgebe. Handgefertigt und nummeriert. Ich muss einfach etwas gegen diese Hoffnungslosigkeit tun. Für dieses Projekt sind die Investitionen gering, gutes Papier, Karton und Zellophan-Tütchen … habe ich im Fundus, es braucht nur meine Zeit und Handfertigkeit. Ob irgendetwas 2020 von meinem Schaffen klassisch im Verlag der Ehm Welker erscheint wird – ich habe leider keine Kristallkugel. Geplant war einiges, aber die Existenzbedingungen für Büchermacher haben sich Corona bedingt schwer verändert. So bin ich eben bei meinen Künstlerbändchen, auch wenn ich nicht weiß, wo ich die direkt anbieten kann, denn der Kunstmarkt in Berlin-Pankow und der Tag des offenen Ateliers werden ausfallen. Also vielleicht für das Weihnachtsgeschäft, so es eines geben sollte. Wer weiß. Für den Innenteil dieser Edition habe ich meine jüngsten Festmärchen layoutet: „Der Herr Dezember und der Zeitzauberer“ und „Der Grasflüsterer“. So bekommen die Zeitungsgeschichten jetzt eine nachhaltigere Form…

Zu meinen bisherigen Künstlerheften geht es hier:

Morgenstunde (316. Blog-Notat)

Es müsste endlich regnen. Drei Liter hatten wir bisher im April, das ist im Grunde nichts. Wie im letzten Sommerhalbjahr verbringe ich jetzt schon wieder zwei Stunden des Tages damit, den Garten zu wässern. Noch ist das Meditation und nicht Last. Blütenträume überall, ganz wundervoll. Die sind beste Ablenkung vom Corona-Terror. Lasst Euch von diesen Bilderblicken kurzweilig verzaubern, ich wünsche Euch allen ein spannungsfreies Wochenende und vielleicht gibts ja auch endlich etwas Regen 😊…

Morgenstunde (315. Blog-Notat)

Dieser kalte Ostwind verschlägt mir wie im Winter den Atem, dazu die Birkenpollen – kein gutes Gemisch für eine schwache Lunge. Und ach, die Corona-Politiker haben endlich die vergessenen Künstler wiederentdeckt. Nach wochenlangem Berufsverbot! Aber es brauchte erst unzählige, verzweifelter Aufschreie in den Wohnzimmer- und Küchenstudios, Petitionen und den offenen Brief im „Stern“, der die Bundesregierung mahnte, die Künstlerschaft genauso zu unterstützen wie andere Branchen auch. Seit gestern sprechen sie von „unseren Künstlern“, die ihnen doch so fehlten. Kunst ist kein Sozialfall, Kunst ist ein Wirtschaftsfaktor.  Ich hab mich hier zu den Lebensumständen meiner Kollegen schon oft ausgelassen und will mich nicht wiederholen. Aber wer Veranstaltungen verbietet, muss für den Schaden aufkommen – wenigstens lebenserhaltend. Ich glaube aber dennoch, dass den meisten nicht klar ist, wie diese Einzelwesen wirtschaften. Von einem Honorar zahlt ein Künstler Steuern und Versicherungen, er finanziert daraus sein Leben und die Investitionen für sein Schaffen und seine Auftritte. Statt sich einen Urlaub zu leisten wird Material, Technik und ein Straßenschild angeschafft. Da gilt es abzuwiegen: ein neuer Verstärker, ein Einkauf im Künstlerbedarf (Farben, Leinwände, Rahmen…)  oder ein Wochenende am Meer. Beides geht eher selten. Aber genug, sie haben es ja endlich vage erkannt „unsere“ Politiker, das lässt hoffen.

Morgenstunde (314. Blo-Notat)

Heute im MÄRKER Oranienburg

Montag lese ich weiter aus den Baumriesen vor, aber heute muss ich einfach raus. Die Natur leuchtet ganz wunderfein, ich will ihr dabei zusehen 😊. Sie besänftig, vertreibt den Frust. Gestern wieder bemerkt: Die Obstbäume brauchen kräftig Wasser, sonst bilden die Blüten keinen Nektar und die Bienchen kommen nicht bestäuben. Ansonsten hab ich die alte Singer angeworfen und ein paar Alltagsmasken genäht, denn wer weiß schon, wie lange wir mit sowas rumlaufen müssen. Hat geklappt, wie man sieht, aber in Serie würde ich damit nicht gehen wollen 😊. Richtig gut sprechen lässt es sich unter dieser Maskerade leider nicht. Nun denn, habt ein entspanntes Wochenende alle miteinander!

Morgenstunde (313. Blog-Notat)

Es geht langsam voran, fünf Episoden für die Museumsbroschüre sind geschrieben, acht sollten es werden. Ich wollte sie längst abgeschlossen haben, doch was verbrennen wir augenblicklich Zeit! Wochen der Entschleunigung, in denen sich aber nicht die innere Unruhe legte, denn die Unbekannte in dieser Zeitrechnung atmete Gefahr für Leib und Leben. Und sie geistert noch. Vielleicht wurde übertrieben, vielleicht dies, vielleicht das – ein schwankender Boden. Das Überleben – ein Großraumexperiment, nicht mit Labormäusen, mit Menschen. Morgen werden die Lockerungen kommen und in 14 Tagen werden wir sehen, wohin die Zahlen driften. Was für eine Lage. Ach, lieber Mai und mache… vielleicht gönnt uns das Virus, doch bei frühsommerlichen Temperaturen eine Auszeit und vielleicht gibt es im Herbst, wenn es wieder anhebt zum nächsten Geistertanz, andere Möglichkeiten – vielleicht. Die Unbekannten werden weiter die Oberhand haben, denn zu Gewissheiten finden wir erst später. Es lebt sich gerade nicht gut in diesen beklemmenden Zeiten, die Angst und Ungerechtigkeiten schüren. Wieso eigentlich half Berlin seiner Künstlerschaft mit Zuschusszahlungen beim Überleben und Brandenburg nicht; wieso war das auch so in Baden-Württemberg und in Mecklenburg-Vorpommern nicht? Überall ist in Deutschland gleichermaßen mit dem Lockdown, der Ausgangssperre also, das öffentliche Leben und in ihm alle Konzerte, Ausstellungen, Lesungen abgesagt worden… Sind Künstler in ländlichen Gebieten weniger wert? Die Ungleichbehandlung verletzt den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 3.1 GG und hat nichts mit föderaler Kompetenz zu schaffen. Viele Künstler wissen inzwischen, was dieser markige Spruch „Wir lassen keinen zurück!“ wert war.

Morgenstunde (311. Blog-Notat.

Das Teich-Ei in der Landschaft hat frisches Wasser bekommen, darin sind zwei Kamm-Molche erwacht und im Lesegarten gibt es eine neue Stele – ein Spielzeug, wozu mich Arbeiten von Rudi Eckerle inspirierten. Seine Skulpturen sind allerdings mannshoch, meine ist eine Mini-Anleihe, die nur für mich privat und meinen Garten gedacht ist.

Es gibt auch seltsam Schönes in diesen Zeiten. Gestern rief eine sehr alte Berliner Freundin an, in Eile, aber sie musste mir unbedingt sagen, dass sie gerade in diesen Tagen sehr viel an mich denke. Wegen meines dünnen Lungenvolumens war sie in Sorge, was ich natürlich auch bin. Aber im Quatschen kamen wir auf die neuzeitige Bückdichware – Toilettenpapier zu sprechen. Ich erfuhr, in Berlin sei das kein Thema mehr, aber hier schon.  Wir kaufen gewöhnlich nur, was wir wirklich brauchen, aber die letzte Packung haben wir Anfang März nach Hause gebracht, danach waren die Horter zugange und jetzt wird’s eben eng, und wenn der Liebste unsere Einkäufe verrichtet, sind die Rollen immer noch oder nicht mehr vorrätig. Was meine Freundin dazu brachte, mir ihre ganz spezielle Corona-Hilfe zukommen zu lassen. Ein Paket Toilettenpapier und 2 Masken ist unterwegs, für den Fall der Fälle, ich muss doch mal vor die Tür zum Arzt oder so. Moderne Ostergeschenke sind das wohl… 😊.