Jetzt wird es wieder still, sehr still. Die Radio- und Fernsehleute machen so weiter, wie immer, sie wissen gar nicht, was für ein Glück sie haben. Das gaukelt uns vor, wir könnten Kultur zu Hause erleben. Ja sicher, ein bisschen, Kollegen haben mir schöne Bücher gesandt, das beschäftigt mich eine Woche oder zwei, aber Fernsehen ist echt platt geworden und Radio, naja geht so, die Computer gestylten Töne treffen nicht mein Herz. Alles eine Soße. Heute werde ich erst einmal die Bilder aus dem Speicher räumen und winterfest verstauen. Kommt eh keiner mehr, um sie sich anzusehen. Draußen ist noch genug zu tun, die Gartenlinde schmeißt gerade die letzten Blätter… nachts war der Dachs wieder im Garten, hat sich dafür ein neues Loch im Zaun geschaffen und der Eichkater hat die letzten Nüsse geholt, macht nichts, hab den Busch eh nur für ihn gepflanzt 😊
Die Zeichnung konnte ich noch am Entstehungstag verkaufen…
Wir hatten wieder einen nächtlichen Besucher. Hinterlassen hat er zwei Löcher im Zaum und eine umgerüsselte Wiese, vom Wald bis ran an den gepflasterten Hof. 130 Meter lang. Vielleicht waren es auch zwei, wer weiß, seit Jahren kommen die Dachse aus dem nahen Wald und graben nach Engerlingen in den Gärten. Ich bin ihm dabei nie selbst begegnet, diesem „König der Unterwelt“, aber seinen Werken schon. Riesige Höhlenbauten legen diese geheimnisvollen Tiere an und bewohnen sie über Generationen. So hat wohl schon der Großvater „unserem“ Dachs gezeigt: Hier, unter den Trockenwiesen, gibt es fette Beute. Wir haben keine Chance, müssen uns mit ihm arrangieren. Der große Graue, der statt Marder vielleicht lieber Bär sein möchte, gehört zu den Gespenstern des Waldes, was an seinem extrem guten Geruchssinn liegt – er wittert uns Menschen, lange bevor wir ihn erblicken könnten. Wehrhaft kann er sein, sammelt aber lieber Fallobst oder er gräbt nach Wurzeln, Regenwürmern … „Unser Dachs“ mag sogar Ananas vom Kompost. Ich hab‘ mir heute ein Bild von ihm gemacht 😊…
Nach der düsteren Prognose, die Epidemiologe Klaus Stöhr (ehemaliger Leiter des Global-Influenza-Programms und SARS- Forschungskoordinator der WHO) in der letzten Nacht bei Markus Lanz abgab, lässt es mich fatalistisch zurück. Er meinte so sinngemäß: „Wir können nicht verhindern, dass sich alle infizieren.“ Und: man müsse diese Tatsache akzeptieren und er nannte die Corona-Politik der Regierung „blauäugig“. Das schwante mir gestern auch. Nun denn, da kommt mehr auf uns zu, als uns lieb ist und wir sollten uns besser rüsten, als in Angststarre zu verharren. Ich für mich halte Abstand und bemühe mich, unser Immunsystem zu stärken. Heute gibt’s fette Hühnersuppe aus der Nachtarbeit. Und wir beginnen abends eine Zitronen-Knoblauch-Kur. Täglich zwei Löffel Honig. Alle zwei, drei Trage mit Propolis (5 Tropfen auf ein Glas Wasser) gurgeln, um eine mögliche Infektionslast im Rachen zu minimieren. Im Übrigen machen wir das meiste davon jedes Jahr in der Infektionszeit. Doch wenn ich über diese Aussage von Stöhr tiefer nachdenke, wirken die jüngsten Entscheidungen auf mich noch absurder. Sie führen voraussichtlich zu einem Jo-Jo-Effekt, ob sie ein echter Wellenbrecher sein können? Ich mag gar nicht über die Auswirkungen nachdenken und versuche Ruhe zu bewahren. Das ist nicht gerade einfach, denn Mittwoch wurde die erste Anti-Körper-Therapie für meine schwache Lunge (siehe unten) in der Charité ergebnislos abgebrochen und eine neue begonnen – das letzte Experiment, mehr ist nicht machbar, auch für Könige und Kaiser nicht. Da passt so eine Pandemie nicht gut ins eh schon miese Bild, trotzdem ist es mir lieber, reinen Wein eingeschenkt zu bekommen – im Kleinen wie im Großen …
Manchmal bin ich wirklich irritiert, wie kurzgreifend Politik agiert. Hätte nicht der Sommer genutzt werden müssen, die Krisenszenarien „durchzuspielen“? Was, wäre wenn? Jede Firma ruft den Urlaubsstopp aus, wenn das Hausboot schwankt und Wasser leckt. Warum nicht die Regierung? Weshalb wissen wir heute immer noch nicht, wo genau die Infektionen entstehen? Wir hören: Beim Feiern. Aber was ist im Gedränge des ÖVPs, was in den Ärztewartezimmern, was an den Fließbändern aller Branchen, was in Restaurants, auf Märkten oder im Kino? Wir wissen es nicht. Warum gibt es diese lebenspraktischen Studien in Deutschland nicht? Darum stochert Politik heute immer noch im Nebel und sperrt wieder das Freizeitleben weg. Es ist das Einfachste und AKTIONISSMUS! Warum gelingt es nicht, in so einer Notlage die weit auseinanderdriftenden wissenschaftlichen Denkschulen des ganzen Landes an einen Tisch zu holen, die Grabenkämpfe zu stoppen und das Beste aus der Wissenschaft zielführend zu befördern? Und der Personalmangel in den Gesundheitsämtern? Es gibt so viele Beamte und Verwaltungsangestellte, die gerade ohne Aufgabe sind, weil Kultur u.a. nicht zugelassen ist, warum haben die Länder nicht längst eine Art Callcenter aus ihnen gebildet, die die Nachverfolgung übernehmen? Ich bin enttäuscht und ich sehe, wie abgehoben die Corona-Runde Entscheidungen trifft: Beispielsweise wissen sie nicht, wie Freiberufler (Neudeutsch: Solo-Selbstständige) wirklich leben. Die Idee, 75 Prozent der November-Einkünfte aus 2019 als Grundlage für die Entschädigungen für den November-Lockdown 2020 zu wählen, verrät das deutlich. Es ist das Denken von Gehaltsempfängern. Aber Freiberufler haben schwankende Einkünfte, je nach Auftragslage, mal viel, mal gar nichts, dann zehren sie von den guten Monaten. Lebensnah wäre es gewesen, aus dem Jahreseinkommen, den Monatsdurchschnitt zu ermitteln und den als Grundlage für Sofort-Hilfen zu nehmen, das wäre halbwegs fair. Freiberufler, Künstler, Kleinunternehmer sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie zahlen Steuern, sie haben ein Recht auf Fairness. Ich selbst bin inzwischen Künstlerin mit einer Minirente, muss also nur dazuverdienen, damit es reicht. Das geht ein kurzes Weilchen auch mal ohne, aber meine unzähligen Kollegen, die den kulturellen Ruf dieses Landes in die Welt tragen, haben es verdient, dass man ihren Stolz nicht angreift…
Während ich die Vorhänge öffne, sehe ich die Pracht vom dem Fenster liegen. Nach dem schweren Regen in der Nacht entkleidet sich die Linde, was für ein herrliches Goldgelb sie dazu trägt! Darunter stehend kann frau sich wie Goldmarie fühlen 😊. Doch nach drei Blätterbergen war es schon wieder vorbei mit der Puste, ich komme mir wie Jammerlappen vor, von wegen Goldmarie… Also gut, dann ziehe ich wieder an den Computer und denke mir eine neue Geschichte aus, eine dunkle, mystische vielleicht? Mal sehen, was kommt. Habt ein schönes Wochenende miteinander!
Gestern: 11 287 Neuinfizierte. An diesem Morgen brach der Server zusammen. Alle trauten wohl den Nachrichten nicht und wollten selbst die RKI-Zahlen in Augenschein nehmen. Die zweite Welle schlägt hart an Land. Und nun? Die Ratlosigkeit überrascht mich. Hat irgendwer wirklich geglaubt, das Virus hätte sich im Sommer verflüchtigt? Ein Kinderglaube. Der Liebste ist heute mit einem Topf Suppe ins Erzgebirge zu seinen Eltern gefahren. Der Vater muss das Krankenhaus früher verlassen, sie brauchen die Betten für Corona-Patienten. Was ist das nur für eine Zeit, in der man alle Nase lang befürchten muss, die beiden Hochbetagten nicht mehr besuchen zu können? Ich erwarte Gäste und habe draußen gedeckt, hoffentlich wird nicht zu frisch. Sitzheizung für Gartenstühle – ich weiß nicht. Wärmflaschen? Vielleicht dann doch besser ein Lagerfeuer und Grog. Was werden wir in diesem Herbst-Winter noch für seltsame Begegnungsarten erfinden…
Zwischen den Besuchen im Atelier hab ich gerade das letzte Sonnenlicht eingefangen und dabei immer WENZELS schönes Herbstlied „Es dunkelt schon vor acht“ im Kopf. Das ist ein echter Ohrwurm, vielleicht stimme ich nachher einfach mal meine Gitarre und versuche es zu spielen. Hab ich lange nicht gemacht und kann ich auch nicht gut, aber für ein Weihnachtslied reichts es gerade noch… Der Garten leuchtet wunderschön, überall gibt es was zu entdecken, das hilft mir, meinem Kopf mal eine Pause zu gönnen. Der Liebste ist derweil beim Kopfweidenschnitt, danach sieht es immer wüst aus, aber wenn das nächste Hochbeet gebaut ist, tauchen darin die Weidenruten ab. Wenn die irren Infektionszahlen nicht wären, könnte der heutige Tag rundum schön sein, aber der Liebste muss morgen ins hochrote Corona-Gebiet fahren, ich bin besorgt. Sehr. Vor dem Tor fand ich eben ein Blumengruß (Danke, liebe Sabine😊!), wie schön.
Der Liebste packt gerade seine sieben Sachen für seinen Elternbesuch und lässt mich mit meiner Hexe allein zu Haus, denn ich könnte gerade nicht vier Stunden im Auto sitzen, wechsele auch im Atelier ständig die Positionen. Lange schreiben ist nicht, da treibt mich ein stechender Schmerz hoch, also Stehen und Spachteln und irgendwie Rumlaufen und Hantieren. Das gedankliche Thema zu diesen Arbeiten von gestern (siehe oben) heißt „Unter den Schichten der Zeit“. Warum es mich immer wieder umtreibt, das Nachdenken über die „Zeit“ in Bildern oder Texten – ein Rätsel. Man kann darüber spötteln wie Adams in „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Zeit ist eine Illusion. Mittagszeit umso mehr…“ oder Woody Allen „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.“ Aber das Witzeln ist nicht so meins, ich hab da einen echten Milieuschaden, denn mein Mütterchen erfand einst für eine Radiosendung Witze und ich war diejenige, an der sie ihre Witzedrechselei ausprobierte. Das war nicht komisch… Und so sinniere ich lieber ernsthaft, was dann manchmal in Sätzen wie diesem mündet: Zeit ist das Zauberwort für Glück. Nächste Woche endet wieder die Sommerzeit, damit beginnt für mich die Kerzenzeit. Auch schön. Nehmt Euch Zeit
Der Wind fegt ums Häuschen und reißt das Laub von den Bäumen. Wenn ich die Haustür öffne, fallen mir die rot-goldenen Blätter in den Flur vor die Füße. Intensive Farben mit denen die alljährlichen Hof-Fege-Tage beginnen. Aber nicht bei dem Wind… Also lass ich mich weiter inspirieren und das kam dabei raus (siehe oben): Fantasien in Rot-Gold. Diese Töne begleiten mein Jahr 2020, weshalb auch immer, ein glanzvolles Jahr war es bisher nicht, eher ein hartes. Aber bekanntlich steigt der Einkauf von knallroten Lippenstiften in Krisenjahren, bei mir sind es eher die roten Farbtöpfe …
Rote Spachteleien entstehen augenblicklich im Atelier. Die ersten zwei sind fertig, weitere wachsen gerade. Leider hab ich mich dabei irgendwie dämlich bewegt und zack hat mich die Hexe erwischt. Man/frau kriegt viel zu oft Dinge, die gar nicht bestellt waren. Corona hatten wir uns auch nicht gewünscht und trotzdem haben wir allesamt die Auswirkungen an der Backe. Es nervt und der allgegenwärtige Aktionismus auch. Das Ganze mutet manchmal wie eine landesweite Erziehungsanstalt an. Beherbergungsverbot für Berliner in Brandenburg, wo doch Tausende täglich vom Land in die Stadt zur Arbeit pendeln. Nicht nachvollziehbar! So sicher, wie in den Corona erprobten Hotels ist man derzeit fast nirgendwo: Desinfizierte Zimmer bei der Anreise, Maskenpflicht in den Gängen, im Fahrstuhl, dem Restaurant und im Foyer. Die Branche hat viel gelernt nach dem Lockdown im Frühjahr. Man kann das Zutrauen der Mitmenschen in diesen Tagen verspielen …
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