Morgenstunde (247. Blog-Notat)

Kleine Waldohreule

Dieses Eulchen war ein „Überbleibsel“ aus den Zeichenarbeiten zu meinem allerletzten (versprochen!) Eulenkalender „Flug durch Europa 2018“, nun hat es einen Rahmen bekommen. Ich fand es gestern wieder zwischen all den Schätzchen im Zeichenschrank. In den Mappen steckt inzwischen ein Zeichenwerk von bestimmt 1000 Blättern. Ich habe sie nicht wirklich gezählt, aber die Illustrationen zu Büchern werden immer mehr und die verkaufe ich höchst selten. Notnagel oder Erbe, irgendwas eben, nur später. Aber dieses kleine Eulchen hat mich gestern so angeleuchtet, als wollte es sagen: Lass mich hier raus, ich will fliegen. Nun denn. Da der hintere Bilderflur nun endlich eine bessere Beleuchtung bekommen hat, kann es auch zu entdeckt werden…😊. Die Spannung steigt langsam: Wie werden die zwei Sonntagsstunden am 1. Dezember im besuchsoffenen Atelier gelingen? Es ist winterliches Neuland für das Leben und Arbeiten im kleinen Katen…

Nachtrag vom 29. November: Dieses Eulchen bekam heute telefonisch einen ROTEN PUNKT, ist also vergeben 😊.

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Morgenstunde (246. Blog-Notat)

Vorlesestunde mit dem Schatz der Baumriesen in der Grundschule Gerswalde am 27. November 2019. Foto: Lutz Reinhardt

Es gibt Schulen und Schulen. Die Grundschule Gerswalde (Uckermark) ist eine von den besonderen, eine mit guter Aura, hell und freundlich, familiär, kompetent und modern. Diese heutige Begegnung in der frühen Morgenstunde war für mich richtig toll. Die Kinder aus den Klassen 4, 5 und 6 verwandelten den großen Hort-Raum in eine regelreche Lauscher-Longe. Deshalb machte es mir wirklich Spaß, dort aus dem „Schatz der Baumriesen“ zu lesen und ich glaube, es war spannend für die kleinen Zuhörer.
Lehrerin Sabine Wendt wird nun in ihrem Kunst-Unterricht das Thema aufgreifen und Baumriesengestalten und/oder die Elemente-Kugeln Feuer, Wasser, Luft und Erde der kindlichen Fantasie entlocken. Da bin ich nun gespannt. Vielleicht bekomme ich ja schon etwas davon im Januar zu sehen, wenn ich in dieser Schule noch einmal für die Kleineren lese.

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Morgenstunde (245. Blog-Notat)

Schreibtisch mit Sehnsuchtsblick.

Es verlangt mal wieder nach einem klassischen Bürotag.  Offizielle Post machen, einen Programm-Text für eine Veranstaltung im Mai 2020 verfassen, Termine organisieren. Ist nicht gerade meine Lieblingskost… Gerne habe ich hingegen gestern die Schilder im Fenster erneuert, für alle, die es nicht wissen: Atelier-Besuche sind möglich, immer wenn Licht brennt und die Vorhänge nicht zugezogen sind. Das sollte für die Adventszeit noch einmal gesagt sein, damit man/frau sich auch traut einfach bei uns zu klingeln. Kommt alle gut in die Woche…

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Morgenstunde (244. Blog-Notat)

Das war jetzt wirklich anstrengend: Zweieinhalb Sunden mit Andrea Ringelstetter (Bild rechts), ihrem Kameramann und Tonmeister im Atelier: Reden, reden, reden und die Fasson bewahren.
Als sich der rbb Anfang der Woche ankündigte, hatte ich ganz schön Fracksausen, vor allem, weil ja winterwärts hier alles sehr viel kleiner ist. Der Bilderspeicher unterm Kaltdach ist bereits nicht mehr begehbar. Die Treppe hinauf ist abgedeckt und im Lesegarten ist nun auch nicht mehr als das Grau des Novembers zu sehen. Doch die kleine Mannschaft war sehr interessiert und bewegte sich zweieinhalb Stunden auf den 25 Quadratmetern ausgesprochen gelenkig und einfühlsam. Der ganze Aufwand für anderthalb Minuten ZIBB-Minitour durch die Schorfheide. Wahrscheinlich wird es am 6.12. gesendet, der Termin kann sich aber noch ändern. Bin gespannt, was sie aus all dem Material machen. Jedenfalls war das eine wirklich schöne Begegnung – ich glaube für beide Seiten. Ich bin sehr dankbar, dass die Drei sich auf den weiten Weg gemacht haben.

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Morgenstunde (243. Blog-Notat)

Handgefertigte Vorlesemappen

Welche von den Schönen soll ich nehmen? Die Wahl der richtigen Lesemappe ist für mich so, wie für andere Frauen die Wahl der perfekten Schuhe. Immer, wenn ich eine neue, größere Schreibarbeit beginne, baue ich mir so eine Mappe und bemale oder verspachtele sie. Diese fünf Schätzchen kamen in die engere Wahl für die morgige Lesung bei der Schwedter WOBAG. Letztes Jahr war es dort regelrecht kuschlig und ich freue mich auf die Mietergemeinschaft, die ins Lesecafé kommen wird.
Die Texte sind sortiert und ihr Vortrag geübt, es kann also nicht viel schiefgehen. Und so viele Staus wie heute auf der Stadtautobahn nach Berlin Steglitz, weiter in den Prenzlauer Berg und zurück über Weißensee hinaus aus Berlin, wo im Nichts vor Schwanebeck uns der fünfte Stau erwischte. Keinen Termin hatte ich pünktlich erreicht, obgleich wir reichlich Zeit eingeplant hatten. Es war einfach nur schlauchend und nervend. Das sollte morgen nicht passieren.
„Kling, klang du und ich, die Straßen entlang“… kling, klag du und ich – auf dem stillen Land… Meine Wahl fiel zu guter Letzt auf diese wilde Hülle:

PS einen Tag später:

Später November. Nass-triefendes Land in der Uckermark. Die Lesung im Mehrgenerationenhaus von Schwedt ist gut angekommen. Geschätzt waren 60 Besucher im Saal, die sich 45 Minuten lang gut mitnehmen ließen in Details aus vier meiner jüngeren Bücher. Ich darf wiederkommen, wie schön.

 

 

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Morgenstunde (242. Bolg-Notat)

Ein poetischer Stern hängt schon mal im Hof.

Ist das finster draußen, der Tag duckt sich weg und der Körper schreit schon nach Vitamin D als Sonnenersatz. Wir sind am Rödeln und Wuseln. Der Liebste bei seinem Bauprojekt „Wärmeschrank“ zum Honig „auftauen“ bei schlanken 35 °C und ich schmücke zwischen Bücherbau und Zeichenarbeit langsam, aber stetig schon für den 1. Advent. Wenn man an so einem Tag Ateliergäste erwartet, kann man schließlich nicht erst in letzter Minute damit beginnen. Morgen werde ich die Böhmischen Plätzchen für das „Offene Atelier“ backen, die nächsten zwei Tage sind dann randvoll mit Außenterminen zwischen Berlin und Schwedt an der Oder. Heißt: kurzweilige Blogpause… Habt eine gute Zeit alle miteinander!

… und noch ein paar große Moosmännel….

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Morgenstunde (241. Blog-Notat)

Herrlich, wenn der Winterhimmel ausgesperrt ist. Gestern Abend war die Treppe zum Bilderspeicher wieder mit Platten abgedeckt und schlagartig wurde es im Flur warm. Das ist der Moment, indem bei uns der Winter ausgerufen wird. Dazu gehört naturgemäß auch ein bisschen Spielen, dem kahlen Garten etwas zu spendieren, diesmal ein paar einfache Moosmännel. Im Herbst kamen noch drei große Gläser getrocknete Pilze zusammen, wer hätte das noch diesem trockenen Sommer noch gedacht… Und wo wir schon beim „Ernteschluss“ sind: Hin und her habe ich die letzten Tage überlegt, wie weiter mit den Kurzgeschichten? Ich mag dafür nicht weiter nach einem Verleger suchen, ist mir schlicht zu deprimierend und von einer Eigenproduktion bei Amazon hat mir ein ernstzunehmender Freund inständig abgeraten. Was liegt da näher, als daraus einen Titel in der Reihe meiner Künstlerhefte im A5-Format zu gestalten.  Einen handgefertigten Kunst-Schmöker und da ist er:

„Seltsame Welt“ mit 17 illustrierten Geschichten für Erwachsene auf 54 Seiten, mit Softcover versehen. Man kann diesen “Künstler-Schmöker” bei mir im Atelier für 12 Euro haben oder zzgl. Porto auch bestellen. Wer hier bei mir im Sommerhalbjahr während des ÖFFENTLICHEN SCHREIBENS all dieser Kurzgeschichten mitlas weiß, in ihnen steckt meine literarische Essenz aus der bleiernen Zeit, der Wendezeit und den Verwandlungen hernach. Spannend also 😊.

 

 

Inhalt

Vaters Bademantel                                         
Falsche Federn                                             
Gedehnte Zeit oder die Arten des Wartens          
Sommermorgen                                        
Der Grenzgänger                                         
Teetassen                                               
Seltsame Welt                                                 
Rosenblütenblätter                                  
Blätterwald                                                     
Seitenwechsel                                                 
Versteck unter dem Hut                                
Wagnis                                                           
Am Ende der Zeit                                         
Scherbenkinder                                              
Der Grausammler                                           
Der Schlafwandler 
Die Fährfrau                              

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Morgenstunde (240. Blog-Notat)

Adé Bilderspeicher bis zum Mai. Im Winterhalbjahr werden die Schönen ausgeräumt und weggestellt.
Im Boden wächst gerade der Bilderblock, der zuletzt noch gut abgedeckt wird.

Seit der Morgenstunde geht es bei mir zu wie in einem Couplé meines Großvaters, in dem er als Huxtbitter (Hochzeitsgestalter, Alleinunterhalter, der auch Maler, Glasschleifer, Kinogeiger…. war), was es alles in den zwei Etagen des Reichenbacher Warenhauses zu kaufen gab. Er ratterte immer diesen musikalisch begleiteten Text herunter wie Dieter Thomas Heck. Vom Schnürsenkel bis zur Waschmaschine waren es unzählige Teilchen… die er nach der Devise „Reim dich oder ich fress dich“ verband.
Die Vielzahl meiner Verrichtungen im heutigen Winterrückbau des Bilderspeichers fühlt sich in etwa wie besagtes Couplé an. Eigentlich hofften wir, zum 1. Advent könnte der Bilderort noch begehbar sein, aber, aber, es ist jetzt schon einfach zu kalt. Und bevor die Bilder echt klamm werden, baue ich liebe um. Nun werden die Blicke im Atelier wieder kleinteiliger, aber deswegen nicht uninteressant, denn es ist und bleibt eine Art Zauberwerkstatt, in der die Träume tanzen… Ich geh dann mal weiter Bilder schleppen, die nächste Ladung – die Mittelformate kommen ins Heizhaus …

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Morgenstunde (239. Blog-Notat)

Atelierfenster im November 2019

Ich baue schon wieder Bücher… Die Ottilien sind flüchtig. Sonntagsabend habe ich mein Atelierfenster beleuchtet, wollte sagen: Kommt, ich bin hier. Und wirklich, ein benachbartes Paar klingelte und brachte eine interessierte Freundin mit. Schauen und Stöbern. Wir verlebten eine herrliche Plauderstunde bei einer Riesling-Schorle. Und weil die erstaunte Besucherin sich nicht entscheiden konnte, welches Buch es nun sein sollte, las ich ihr kurzentschlossen eine Geschichte aus der zweiten Wahl vor, da nahm sie beide. Darüber hinaus hatten es ihr meine handgefertigten Künstlerhefte angetan, sie nahm gleich fünf Stück, weil die Teile sich so schön zum Weihnachtsfest versenden ließen. Ja, danach hatten meine Ottilien wieder Schwindsucht … also baue ich nach. Ottilies Nachtwanderung war meine erste illustrierte Weihnachtsgeschichte, die als Geschenkbuch 2006 im Messner Verlag in einer Kleinauflage erschien. Sie wurde geliebt und immer wieder versprach mir die Verlegerin: Aber dieses Jahr mache ich eine Nachauflage. Als meine Weihnachtsgeschichtensammlung („Dezemberlesebuch“, in der zweiten erweiterten Auflage mit neuem Titel versehen: „Von der Stille des Winters) bei Ehm Welk erschien, hätte ich darin gerne auch die Ottilie gesehen, doch abermals bat mich die Verlegerin, den Text nicht in ein anderes Haus zu geben, was ich auch tat. Doch die Zeit verging und nichts wurde mit dem schönen Material. Man muss immer bedenken, dass meine Lebenszeit und Lebensenergie in diesen Arbeiten steckt und ich finde, die gehören nicht unter Verschluss. Nach vielen Jahren entschloss ich mich die Ottilie und den Meander als handgebaute Eigenproduktionen herauszugeben und (mit Ausnahme vom PARKhaus Fürstenberg) gibt es diese Bändchen nur bei mir im Atelier. Und mal ganz nebenbei, diese frühe Sonntagabendstunde mit Spontanbesuchern war genauso, wie ich es mir all die Jahre hier in dem Schorfheidedorf Kurtschlag gewünscht habe. Vielen Dank!

Zum Inhalt:  „Ottilies Nachtwanderung“
Die kleine Weihnachtsgeschichte beginnt in einem verlassenen Dorf, in dem nur noch die Mäuse, die Eule Ottilie und die klagende Dorfteichnixe Spreele hausen. Den Jammerlauten der Nixe entflieht an jenem Wintertag die Eule. In der Dämmerung erreicht sie eine große Stadt und der Heilige Abend bricht an. Doch von Feierlichkeit ist in den Straßenfluchten keine Spur. Die Eule trifft nur höchst eigentümliche Nachtgestalten: eine Alte mit gigantischer Plätzchentüte, einen gestressten Kalendermann, einen Postboten ohne Weihnachtskarten, einen Frommen ohne Kirche, einen Sänger ohne Stimme, einem Naturfreund mit Stadtallergie… Sie alle folgen unwillkürlich der Eule, als wüsste sie, wo das Glück zu finden ist.
Fächerartig entfaltet sich diese schön-traurige Weihnachtsgeschichte für Erwachsene, die, wie es sich gehört, in einem guten Ende mündet. Ich verknüpfe in „Ottilies Nachtwanderung“ klassische Elemente der Fabel mit der Poesie der Realität. Dazu habe ich zehn hintersinnige und farbenprächtige Blätter gezeichnet, die auf die meisten merkwürdigen Begegnungen einen Spot setzen.

Hier geht es zur vollständigen Geschichte:

 

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Morgenstunde (238. Blog-Notat)

Nebel im Tag

Das überbordende öffentliche Gedöns der letzten Tage schlich sich heute Nacht in meine Träume und weckte mich. Ich fand in darin wirklich keine Stimme, die richtig zu mir passte, was mir bestätigte – ich bin und bleibe eine Einzelgängerin. Selbst in der Zeit, die uns kollektiv erzog. Trotzdem oder gerade, weil.  Und selbst wenn ich für staatsnahe schrieb Zeitungen (es gab nicht wirklich andere), gehörte ich nie ganz hinzu. „Die entpolitisiert Texte“ hieß es vom Herausgeber. Doch ich bemühte mich einfach, wenig Stereotypen und entmenschlichte Sprache zu benutzen. Das echte Leben wollte ich, ihm stimmige Worte geben. Irgendwer hielt seine Hand über mich, gab sich aber nie zu erkennen. Das ist Geschichte. Aber dieses einzelne, ganz andere Empfinden – woher das nur rührte? Die Nischengesellschaft hatte viele Fassetten und seltsame Wechselspiele. Ich weiß noch, dass ich in den späten 70ern mit einem Kumpel in eine nächtliche Fete geriet, um ein Rockkonzert im Westfernsehen zu sehen. 4 Uhr morgens irgendwo zwischen Plänterwald und Treptower Park. Ein buntes, junges Völkchen war da versammelt und plötzlich kamen zwei Grenzsoldaten hinzu – mit Waffe. Wegen Ruhestörung rief jemand im Haus die Polizei und wir dachten alle – wegen der Soldaten aus dem Sperrgebiet – jetzt packen sie uns alle ein. Die Grenzer verdrückten sich panisch auf den dunklen Balkon und legten sich flach auf den Boden. Wir hielten alle die Luft an, aber die zwei Polizisten ermahnten uns nur streng und warfen keinen allzu genauen Blick in die Räume. Einfach Glück und man sah sich nie wieder. Berührung anderer Leben, wie ein Tanz, mehr nicht. Mit der Mauer kam nicht nur die Freiheit in die Welt zu gehen und die Welt zu schauen – was ja ganz wunderbar ist, dass ist in all meinem Bedenken jener Zeit nicht die Frage.

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